Sauber als letzte Chance für Schumacher?

Michael Schumacher und Peter Sauber kennen

einander seit vielen Jahren

Vieles deutet darauf hin, dass Michael Schumacher nach der Trennung von Mercedes, wo er durch Lewis Hamilton ersetzt wird, ein zweites Mal in den Formel-1-Ruhestand verabschieden könnte. Doch eine Möglichkeit, seine Fahrerkarriere doch fortzusetzen, besteht Gerüchten zufolge noch: Theoretisch könnte er anstelle von McLaren-Neuzugang Sergio Perez bei Sauber andocken.

Peter Sauber signalisierte schon vor Schumachers scharf kritisierter Kollision mit Jean-Eric Vergne in Singapur Interesse am siebenmaligen Weltmeister: "Ich würde Michael sofort nehmen." Laut Medienberichten wurde Schumachers Managerin Sabine Kehm am Rande des Nacht-Grand-Prix dann tatsächlich in Gesprächen mit dem Sauber-Management gesehen. Was Thema des Gesprächs war, entzieht sich aber unserer Kenntnis.

Sauber hält sich zu den Gerüchten derzeit bedeckt: "Wir geben die Fahrer zur gegebenen Zeit bekannt. Namen kommentieren wir nicht", lässt ein Sprecher in Abwesenheit von Peter Sauber, der sich gerade im Ausland aufhält, auf Anfrage ausrichten. Als mögliche Sauber-Kandidaten wurden in den vergangenen Wochen unter anderem auch Jaime Alguersuari, Heikki Kovalainen und Adrian Sutil gehandelt.

Das Schumacher-Camp will die Spekulationen nicht kommentieren: "Das ist heute einfach kein Thema", wird Kehm von der 'dpa' zitiert. Indes berichtet 'Autosport' in Übereinstimmung mit Informationen, dass es Schumacher bis zum Ende der Sommerpause selbst in der Hand gehabt hätte, eine einseitige Option für 2013 zu ziehen. Doch weil er sich damals noch nicht festlegen wollte, intensivierte Mercedes die Gespräche mit Hamilton...

Kehm: Schumacher hatte es selbst in der Hand


Hat Michael Schumacher seine Chance, bei Mercedes zu bleiben, leichtfertig verstreichen lassen? Wie nun klar wird, war der Abgang bei den Silberpfeilen, der seit Freitag beschlossene Sache ist, nicht seine eigene Entscheidung. Managerin Sabine Kehm erklärt gegenüber der 'BBC', der Deutsche "wäre in der Lage gewesen, zu unterschreiben, wenn er das schon im Sommer gewollt hätte". Doch Schumacher zögerte, Mercedes trat an Lewis Hamilton heran und hat nun Nägel mit Köpfen gemacht.

Kehm sagt, dass der Rekord-Weltmeister aber nicht den unbedingten Willen gehabt hätte, eine weitere Saison in der Formel 1 durchzuziehen: "Michael ist nicht bei Mercedes geblieben, weil er sich nicht sicher war, ob er fahren will, und das hat sich mit der Zeit nicht verändert." Für die Zukunft scheint also alles offen, vom Karriere-Ende bis zum Vertrag bei einem anderen Team. So wurde Kehm am Singapur-Wochenende in der Sauber-Hospitality gesehen.

Im Fahrerlager führte sie bei den Schweizern lange Gespräche, spielt diese aber herunter: "Es stimmt, dass ich bei Sauber war. Ich war dort ziemlich oft. Ich kenne sie seit vielen Jahren", meint Kehm. "Aber das bedeutet nichts. Ausser, dass ich öfter dort bin." Aber vielleicht, dass sie bald noch öfter dort sein wird? Peter Sauber hat bereits sein Interesse an einer Zusammenarbeit mit Schumacher bekundet, sollte dieser zur Verfügung stehen.

Weber: "Ich glaube, Michael wird Mercedes-Berater"


Ex-Manager Willi Weber glaubt nicht an einen Wechsel von Michael Schumacher zu Sauber und schlägt ihm stattdessen Verhandlungen mit Ferrari vor

Frage:
Herr Weber, was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie gehört haben, dass sich Mercedes von Ihrem ehemaligen Schützling Michael Schumacher trennen wird?

Willi Weber: Ich war schon betroffen und berührt. In habe ihn in Monza das letzte Mal gesehen - er war voller Elan und Ehrgeiz, er hat mich voll überzeugt. Dort bin ich davon ausgegangen, dass mit Mercedes schon alles in trockenen Tüchern ist und er weiterfährt.

Was ist schiefgelaufen?

Schwer zu sagen. Fakt ist aber, dass Mercedes Michael nie ein Auto zur Verfügung gestellt hat, das um Siege oder Titel mitfahren kann - so wie sie es von Beginn an vollmundig angekündigt haben. Zu keiner Zeit war man dazu in der Lage. Und Fakt ist, dass Michael alles in seiner Macht stehende getan hat, um dem Team weiterzuhelfen. Er ist ein Perfektionist.

Dennoch stand auch Schumacher zuletzt in der Kritik, die nach seinem Unfall in Singapur ihren Höhepunkt hatte. Seitdem wurde auch immer wieder sein Alter angeführt...

Ich konnte diese Diskussion nie nachvollziehen. Auch Nico Rosberg war nie in der Lage, mit dem aktuellen Auto etwas auszurichen. Und: Das Pech, das Michael in dieser Saison an der Hufe hatte, war grausam. Wenn ein Auto stehen geblieben ist, war es seins. Nichts rechtfertigt diese Diskussion.

Die nächste Diskussion dreht sich um seine berufliche Zukunft...

Ich bin der Meinung, dass Michael schon seit langem mit Mercedes diskutiert, dass er künftig in ihren Reihen eine Berater- oder Botschafterfunktion einnimmt. Ich glaube, er geht diesen Weg.

Also endet die unvergleichliche Karriere des Rekord-Weltmeisters am 25. November in Sao Paulo?

Nichts ist unmöglich. Ferrari ist so eine Idee von mir. Wäre ich noch sein Manager, würde ich jedenfalls noch heute ins Auto steigen, nach Italien fahren und mich mit Luca di Montezemolo unterhalten. Dort hatte Michael seine erfolgreichste Zeit.

Und Sauber?

Nein, er bräuchte ein Angebot von einem Team, das gewinnen will und kann. Nichts gegen Sauber, die gerade ein schnelleres Auto haben als Mercedes, aber ich glaube nicht, dass es das ist, was Michael will. Ich denke, er würde sich mit einem Wechsel von einem Weltkonzern in ein Privatteam keinen Gefallen tun. Infrage kommen aus meiner Sicht nur Ferrari und McLaren - und McLaren ist besetzt.

Was wünschen Sie Michael Schumacher?

Ich wünsche ihm, dass Mercedes ihm in den letzten Rennen ein Auto hinstellt, mit dem er noch mal gewinnen kann. Und darüber hinaus, dass er das gute Händchen behält, das er bislang immer bei seinen Entscheidungen hatte.

Zetsche über Schumacher: "Ziele nicht erreicht"


Das Mercedes-Team hat sich für Lewis Hamilton und gegen Michael Schumacher entschieden. Das war offenbar auch eine Entscheidung im Sinne des Vorstands des Daimler-Konzerns, der den Abschied vom siebenfachen Weltmeister und die neue Fahrerpaarung dem Vernehmen nach bei einer Sitzung am Mittwoch in Stuttgart offiziell abgesegnet hat.

"Wir hatten eine gute Zeit mit Michael Schumacher", erklärt der Vorstandsvorsitzende Dieter Zetsche gegenüber der 'Welt', "und es hat Spass gemacht. Allerdings haben wir die Ziele nicht erreicht, die wir uns vorgenommen haben. Damit war eine Voraussetzung für eine Vertragsverlängerung nicht mehr gegeben. Über die Erwartung, die man an seinen Nachfolger Hamilton hat, gibt es im Daimler-Konzern nur ein Wort: gewinnen!"

Ob Schumacher dem Mercedes-Team in einer anderen Funktion, etwa als Berater oder Botschafter, verbunden bleiben wird, steht noch nicht fest. Der 43-Jährige hatte stets betont, Details über seine Zukunft frühestens im Oktober bekannt geben zu wollen. Aktuellen Gerüchten zufolge könnte er unter Umständen auch Nachfolger von Sergio Perez bei Sauber werden.

28.9.2012