Peter Sauber ärgert sich über verpasste Chancen

Peter Sauber und Kamui Kobayashi

Obwohl das Hinwiler F1-Team in Monte Carlo klar das schnellste Auto hatte, ging es zum zweiten Mal in dieser Saison leer aus. «Wir hätten deutlich mehr WM-Zähler einfahren können», analysiert Teamchef Peter Sauber in seiner Kolumne.

1:17,296 – diese Zahl deutet an, was für uns in Monte Carlo möglich gewesen wäre. Es ist die schnellste Rundenzeit im Grossen Preis von Monaco, gefahren von Sergio Pérez im 49. Umgang. Diese Zeit war um über eine Sekunde schneller als jene sämtlicher Konkurrenten! Aber Fakt ist, dass für uns am Schluss gerade mal Platz 11 blieb.

Nach den ersten beiden Trainings am Donnerstag hatte es sich abgezeichnet, dass unsere Autos sehr konkurrenzfähig sein müssten. Doch dann lief bereits im Qualifying einiges schief. Sergio landete in den Leitplanken. Das bedeutete: letzte Startreihe. Und Kamui kam im zweiten Qualifying-Abschnitt nicht über Rang 12 hinaus und somit nicht ins Finale, ins Q3.

Im Rennen nahm das Unglück seinen Lauf. Romain Grosjean drehte sich so vor Kobayashi, so dass dieser nicht mehr ausweichen konnte und beim Flug die Aufhängung seines Sauber C31-Ferrari beschädigte.

Pérez seinerseits fuhr ein beherztes Rennen. Obwohl Überholen in Monaco kaum möglich ist, presste er sich auf eindrückliche Art an einigen Rivalen vorbei. Über weite Strecken war er gar der schnellste Mann im Feld. Natürlich weiss ich, dass dabei die Rennsituation eine Rolle spielt, etwa, ob ein Pilot gerade festhängt oder eben freie Bahn hat. Doch Sergios Speed verblüffte.

Natürlich war es ernüchternd, dass angesichts dieser Leistungsfähigkeit von Auto und Pilot letztlich nur dieser 11. Rang blieb, aber was ebenfalls blieb war die Erkenntnis, dass der C31 auch auf einem engen Stadtkurs schnell ist. Das war bei unseren Autos in den vergangenen Jahren durchaus nicht so.

Die Verbesserung der Performance in langsamen Kurven war einer der Punkte im Pflichtenheft bei der Entwicklung des C31, und ich kann unseren Ingenieuren nur dazu gratulieren, wie sie das geschafft haben. Das stimmt mich auch für das nächste Rennen am nächsten Sonntag in Montreal zuversichtlich. Dort spielt gewiss auch die Geschwindigkeit auf den Geraden eine wichtige Rolle, aber die meisten Kurven sind langsam oder mittelschnell.

Wenn Sie mich fragen, ob ich mit den bisherigen Resultaten zufrieden bin, dann muss ich klar mit «Nein» antworten. Wir haben in den ersten beiden Rennen kräftig Punkte gesammelt und danach jedoch viele Zähler liegengelassen. In den meisten Rennen hätten wir deutlich mehr WM-Zähler einfahren können. Die Gründe dafür waren mannigfaltig. Fakt ist, dass wir als Team dringend effizienter werden und jene Punkte erobern müssen, die für uns in Griffweite sind. Keine Frage, unser Auto ist schnell. Das müssen wir jetzt auch umsetzen.

In letzter Zeit wurde immer wieder über den Einfluss der Reifen diskutiert. Vor allem einzelne Top-Teams scheinen nicht ganz glücklich zu sein. Ich finde, dass Pirelli sehr gute Arbeit leistet und die Reifen wesentlichen Anteil an den vielen Überholmanövern und dem spannenden Verlauf der WM haben.

Die Reifen sind für alle Teams gleich, und wir hatten seit den Wintertests Zeit, uns darauf einzustellen. Natürlich mag das frustrierend sein für die Ingenieure, wenn die Reifen nicht das tun, was sie erwarten, aber wir sollten nicht vergessen, dass die Rennen nicht uns gefallen müssen sondern den Fans. Peter Sauber

Quelle: BLICK

4.6.2012