Montezemolo: "Perez braucht mehr Erfahrung"

Luca di Montezemolo möchte keine voreiligen

Entscheidungen treffen

Luca di Montezemolo schliesst eine baldige Verpflichtung von Sergio Perez als zweiten Stammfahrer neben Fernando Alonso aus. Laut des Ferrari-Präsidenten müsse der derzeitige Sauber-Pilot erst noch mehr Erfahrung sammeln ehe er als ein passender Kandidat für ein Cockpit beim italienischen Traditionsrennstall in Frage käme.

"Perez ist ein guter Fahrer", lobt di Montezemolo gegenüber 'Reuters' den jungen Mexikaner. "Aber um bei Ferrari fahren zu können, braucht man mehr Erfahrung. Ich denke, dass er einer der potenziell besten jungen Piloten für die Zukunft ist. Aber bevor man einen jungen Piloten in einen Ferrari setzt, sollte er erst einmal Erfahrung sammeln und mehr Resultate einfahren."

Perez ist bereits Teil des Fahrer-Nachwuchsprogramms von Ferrari und sorgte beim diesjährigen Grand Prix von Malaysia für Aufsehen. Damals schloss er mit riesigen Schritten und Top-Rundenzeiten auf den Ferrari von Fernando Alonso auf und hätte ihn unter normalen Umständen vermutlich auch überholen können. Allerdings leistete sich der 22-Jährige kurz vor Schluss einen folgenschweren Fahrfehler, der den Premierensieg zunichte machte.

Anschliessend kursierten Gerüchte wonach Perez Felipe Massa bei Ferrari ersetzen könnte. Massa fährt seit 2006 bei Ferrari, griff zuvor ebenfalls bei Sauber ins Lenkrad. Er kam im Alter von 25 Jahren und nach drei kompletten Saisons bei Sauber zu Ferrari und brachte damit deutlich mehr Erfahrung mit als es Sergio Perez täte, wechselte er jetzt zu der Scuderia. Denn der frühere Vizemeister der GP2-Serie hat erst eine volle Formel-1-Saison vorzuweisen.

Unterstützung für Felipe Massa

Luca di Montezemolo möchte offenbar nicht das Risiko eingehen, mit einer Verpflichtung Perez' einen Fehlgriff zu tätigen und will ihn stattdessen lieber noch ein wenig beobachten. Was Massa angeht, der derzeit mit zehn Punkten deutlich hinter Teamkollege und WM-Leader Alonso liegt (76), verspricht sich di Montezemolo noch eine Steigerung des Brasilianers.

"Nachdem was ich in Monte-Carlo schon gesehen habe, denke ich, dass sich Felipe noch verbessern wird", so Montezemolo. "Er war einer der fünf schnellsten Piloten, sowohl im Rennen als auch im Qualifying. Also hoffe ich, dass er so weitermachen wird. Momentan treffen wir keine Entscheidungen für die Zukunft, weil es einfach zu früh ist." Massas Vertrag bei Ferrari läuft noch bis zum Ende der Saison.

"Meisterschaft liegt in unseren Händen"


Vom Sorgenkind zum Hoffnungsträger. Während es nach den ernüchternden Wintertests zu Beginn der Saison nicht danach aussah, als sei Ferrari mit dem F2012 ein Kandidat für die vorderen Ränge, hat sich nach fünf Rennen das Bild gewandelt. Nachdem Fernando Alonsos Sieg beim Regenrennen in Sepang von vielen Experten noch als Zufallstreffer eingeschätzt wurde, steht spätestens seit dem Rennen in Barcelona fest, dass der Spanier im Kampf um die Weltmeisterschaft ein Wörtchen mitreden wird.

Denn in Spanien war Alonsos zweiter Platz nicht durch ungewöhnliche Wetterbedingungen begünstigt, vielmehr scheinen die Weiterentwicklungen des Teams ein wirklicher Fortschritt zu sein. Wohl kaum ein Beobachter hätte vor Saisonbeginn darauf gewettet, dass Alonso nach fünf Rennen gemeinsam mit Sebastian Vettel die WM-Wertung anführt. Die vor wenigen Wochen noch völlig unerwartete WM-Führung nimmt Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo zum Anlass, sein Team auf den Kampf um die Weltmeisterschaft einzuschwören.

"Die Meisterschaft ist völlig offen und dauert noch sehr lange, bis jetzt gibt es niemanden, der dominiert", schreibt di Montezemolo in einem Brief an die Ferrari-Mitarbeiter. "Durch besondere Umstände, die Anstrengungen zur Verbesserung des Autos und Alonsos großartige Fähigkeiten führen wir nach fünf Rennen die Weltmeisterschaft an. Daraus müssen wir Kapital schlagen", fordert der Italiener. "Jeder Einzelne, sowohl hier in der Fabrik als auch an der Rennstrecke, muss sein Bestes geben."

Im folgenden Satz wendet sich der Ferrari-Präsident sogar persönlich an einen seiner Mitarbeiter. "Das schliesst auch Massa ein, der die Ergebnisse liefern muss, die wir von ihm erwarten." Diese klare Ansage, geäussert in einem offiziellen Schreiben an die gesamte Belegschaft, erhöht den Druck auf den Brasilianer und gibt Spekulationen über dessen baldige Entlassung neue Nahrung. Hinter vorgehaltener Hand wird darüber gemunkelt, dass schon das Rennen am kommenden Wochenende in Monaco, Massas letzter Einsatz für die Scuderia sein könnten. Während sein Teamkollege die WM anführt, findet Massa nach wie vor nicht zur Form früherer Jahre zurück. Gerade einmal zwei WM-Punkte kann der 31-Jährige nach fünf Rennen vorweisen - zu wenig für die Ansprüche von Ferrari, die Massa deshalb schon bald durch einen anderen Fahrer ersetzen könnten. Als heiße Kandidaten werden derzeit Paul di Resta und Adrian Sutil gehandelt, nachdem ein kurzfristiger Wechsel von Sergio Perez von Sauber zu Ferrari offenbar vom Tisch ist.

Wegen der Schwäche des Brasilianers ist Alonso derzeit in der Weltmeisterschaft ein Einzelkämpfer. Dennoch traut di Montezemolo ihm und seinem Team zu, die Fahrerwertung zu gewinnen. "Ich weiss von Domenicali, mit dem ich ständig in Kontakt steht, wie hart ihr alle arbeitet. Davon bin ich überzeugt, denn die Meisterschaft zu gewinnen, liegt in unseren Händen. An unseren Fähigkeiten, unserer Kreativität, unserer Entschlossenheit und der Leidenschaft allen zu beiweisen, dass wir die besten sind."

3.6.2012