Perez über Ferrari-Gerüchte geschmeichelt

Sergio Perez lässt sich von den Ferrari-Gerüchten

nicht aus der Ruhe bringen

Anfang September weiss Sergio Perez nach wie vor nicht, für welches Team er im kommenden Jahr an den Start gehen wird. Ein Verbleib bei Sauber steht genauso im Raum wie die seit Monaten nicht abklingen wollenden Gerüchte über einen Wechsel des Mexikaners zu Ferrari.

Beim Ferrari-Heimspiel in Monza an diesem Wochenende steht Perez unter besonderer Beobachtung. Nachdem er am vergangenen Sonntag in Spa-Francorchamps unschuldiges Opfer der Startkollision in der La-Source-Haarnadel wurde, braucht der aus dem Ferrari-Nachwuchsprogramm hervorgegangene Youngster am Sonntag unbedingt ein zählbares Ergebnis. Derweil gibt sich der 22-Jährige bezüglich seiner noch unklaren Zukunft entspannt. "Dieses Thema musste ja an diesem Wochenende wieder hochkommen", antwortet Perez gegenüber 'Formula1.com' auf die Frage, was denn an den Ferrari-Gerüchten dran sei. "Um ehrlich zu sein, fühle ich mich dadurch geschmeichelt, aber ich konzentriere mich komplett darauf, 100 Prozent und mehr für mein Team zu geben. Dann werden wir sehen, was passiert."

Angesichts des fortgeschrittenen Stadiums der aktuellen Saison verbleibt nicht mehr allzu viel Zeit, bis eine Entscheidung sowohl auf Seiten des Mexikaners als auch auf Seiten der Scuderia Ferrari getroffen werden sollte. "Keine Panik. Die Entscheidung wird kommen", sagt Perez und fügt vielsagend hinzu: "Natürlich rückt sie näher und näher, aber wir sind noch nicht ganz da." Neben dem aktuell auf Platz neun der Gesamtwertung liegenden Sauber-Piloten wird unter anderem auch Nico Hülkenberg (Force India) für die Nachfolge von Felipe Massa bei Ferrari gehandelt.

Domenicali: "Nichts Neues" in der Massa-Frage


Von den Medien werden schon Nico Hülkenberg, Sergio Perez oder sogar Michael Schumacher in den zweiten Ferrari geschrieben, dabei deutete zuletzt wieder mehr darauf hin, dass Felipe Massas Vertrag doch noch einmal verlängert wird. Der Brasilianer belegte beim Grand Prix von Belgien vor Mark Webber den fünften Platz und nahm damit zumindest einem von Fernando Alonsos Titelrivalen Punkte weg.

Seit Ferrari die Option auf Massa am 25. Juli verstreichen liess, hat sich im Vertragspoker aber nichts mehr getan: "Da gibt es nichts Neues. Wir haben wie gesagt keine Eile", erklärt Teamchef Stefano Domenicali. "Ich bin sehr froh, dass Felipe heute im Rennen sehr gut gefahren ist. Natürlich ist es wichtig, das Qualifying zu verbessern, denn sonst fällt es ihm im Rennen immer schwerer, aber Felipes heutiges Renntempo war wirklich gut. Das freut mich für ihn und auch für uns."

Weniger gut lief es für Fernando Alonso, der ein Opfer der Startkollision in der ersten Kurve wurde. Statt 40 Punkte Vorsprung auf Mark Webber hat er nun nur noch 24 auf Sebastian Vettel - was bedeutet, dass der Spanier seine WM-Führung in Monza zumindest theoretisch verlieren könnte. Aber Domenicali trägt's mit Fassung, denn Ferrari hat gestern nicht aus eigenem Unvermögen Boden verloren: "Es war einfach Pech, wir waren zur falschen Zeit am falschen Ort."

"Wir müssen aber den Frust hinter uns lassen und versuchen, uns auf Monza vorzubereiten", sagt der Italiener vor dem Heim-Grand-Prix im legendären Autodrom. "Monza ist ein wichtiges Rennen für uns - nicht nur, weil es in Italien stattfindet, sondern auch weil wir um die Meisterschaft kämpfen. Der Frust muss also sofort aufhören. Ich finde ermutigend, dass wir hier einen guten Topspeed hatten. Das ist in Monza sehr wichtig." Wichtig für die Zukunft der Formel 1 ist, dass eine der letzten großen Schwachstellen der Sicherheit, das offene Cockpit, eliminiert wird. "Heute hatten wir Glück, dass sich Fernando nicht am Kopf verletzt hat", weiss Domenicali. Schon seit längerer Zeit setzt sich das FIA-Institut mit entsprechenden Schutzmaßnahmen auseinander. Zuerst standen durchsichtige Kuppeln zur Diskussion, inzwischen scheint man eher an eine Käfiglösung zu denken.

Von einer Umsetzung in die Praxis ist man aber noch weit entfernt: "Wir arbeiten mit dem Verband am richtigen System", erklärt Domenicali. "Bei den Dingen, die wir testen, können auch Probleme auftreten. Ich denke da zum Beispiel an ein Feuer, denn dann muss man einen Cockpit-Schutz schnell öffnen können. Wir müssen mit all diesen Dingen also sehr behutsam umgehen. Wir arbeiten mit dem Verband an einer Lösung."

Perez fordert neues Strafsystem


Sergio Perez war eines der Unfallopfer von Romain Grosjean in Spa. Der Mexikaner durfte sich in Belgien Hoffnungen auf ein Podium machen. Dann war nach 250 Metern alles vorbei. Perez fordert für die Zukunft einen klar verständlichen StrafenkatalogMit Romain Grosjean verbindet Sergio Perez keine guten Erinnerungen. In Barcelona startete der Sauber-Pilot von Platz fünf. Nach drei Kurven hatte er einen Plattfuß. Grosjean hatte ihm einen Reifen aufgeschlitzt. Aus der Traum von zweistelligen WM-Punkten. Spa war ein Spiegelbild von Barcelona. Start von Platz vier, Ende aller Hoffnungen in Kurve eins. "Ich wollte innen an Alonso vorbei, da spürte ich beim Einlenken von hinten einen harten Schlag. Das war extrem ärgerlich, denn wir hatten eine sehr gute Chance auf ein gutes Resultat."

Ist die Sperre von Grosjean damit eine Genugtuung? "Du wünschst keinem Kollegen etwas schlechtes", antwortet Perez. "Aber das ist ein richtiges Signal. Wir müssen mehr Respekt voreinander haben. Einige werden sich in Zukunft besser überlegen, was sie machen, weil sie jetzt die Konsequenzen kennen. Es gibt ein paar Fahrer im Feld, mit denen kannst du nicht kämpfen. Du hast schon ein schlechtes Gefühl, wenn sie auf der Strecke nur in deiner Nähe sind." Grosjean ist einer. Der andere dürfte Pastor Maldonado sein, mit dem Perez in Silverstone aneinander geraten war. In den kleineren Rennserien sind Kollisionen laut Perez unvermeidlich. Irgendwo muss man sich ja als Rennfahrer die Hörner abstossen. "Aber wenn man es mal in die Formel 1 geschafft hat, solltest du dich eigentlich unter Kontrolle haben. So ein Unfall wie in Spa zerstört nicht nur dein Rennen, sondern auch die Arbeit von 300 Leuten in deinem Team."

Einheitliche Beurteilung gefordert

Perez fordert von den Sportkommissaren eine einheitlichere Bestrafung. "Gut wäre ein klarer Katalog, bei dem jeder weiss: Wenn ich das mache, dann bekomme ich diese oder jene Strafe."

"Immer die richtige Strafe zu finden, ist für die Rennkommissare nicht einfach", sagt Sebastian Vettel. "Die Strafe für Romain, ihn hier nicht fahren zu lassen, ist hart. Man versucht immer einen Vergleich zu finden. Das ist die Schwierigkeit für die Rennkommissare. Nicht jede Strafe ist immer die richtige."

In Monza wird sich zeigen, ob die Fahrer aus der Sperre für Grosjean ihre Lehren gezogen haben. Auch das ist ein heikler Start. Michael Schumacher sieht keine Probleme: "Es fehlt ja einer." Gemeint war Romain Grosjean.

8.9.2012