Williams: Mussten viel zu lange warten

Erst gestern feierte Frank Williams

seinen 70. Geburtstag nach

Teamchef Frank Williams sprach nach dem Triumph seines Piloten Pastor Maldonado beim heutigen Spanien-Grand-Prix seinem Team ein grosses Lob aus. Zudem erklärte der Brite, der seit 35 Jahren den Rennstall leitet, dass man für seinen Geschmack viel zu lange auf den Sieg warten musste. Zuletzt war Williams im Jahr 2004 mit Juan-Pablo Montoya erfolgreich gewesen, damals noch mit BMW als Motorenpartner.

"Natürlich sind wir ganz begeistert und auch erleichtert", sagt Williams nach dem Rennen gegenüber 'RTL'. "Der letzte Grand-Prix-Sieg ist schon viel zu lange her. Das hat mich sehr geärgert. Aber wir haben nie aufgehört, an uns selbst zu glauben, wir alle, die Techniker, die Ingenieure, die Leute in der Fabrik." Williams wies dabei vor allem auf die jüngsten Fortschritte hin: "Ich habe mich sehr über die Fortschritte gefreut, die wir in den vergangenen Wochen und Monaten erzielt haben." Besonderen Dank richtete er dabei an Patrick Head, Technikchef und Miteigentümer, mit dem Williams Ende der 70er Jahre das Team aufbaute. "Er hat tolle neue Leute ins Team geholt, die wirklich den Unterschied ausgemacht haben", lobt der 70-Jährige seinen Kollegen und Freund. "In der Formel 1 geht es natürlich um die Fahrer, aber die Autos sind auch ganz wichtig."

Der Sieg Maldonados ist in Williams' Augen Teil der Unberechenbarkeit des Rennsports. Gerechnet habe er damit aber nicht: "Wenn mir am Donnerstag jemand gesagt hätte, dass wir am Sonntag gewinnen, hätte ich demjenigen gesagt, dass er spinnt. Aber so kommt es halt trotzdem. Das Wochenende lief zwar stark, aber man kann in der Formel 1 eigentlich nie davon ausgehen, dass etwas schon feststeht."

Williams: "Nach 600 GPs flippt man nicht mehr aus"


Sir Frank Williams feierte Mitte April seinen 70. Geburtstag. Der Brite führt seit mittlerweile 35 Jahren sein Formel-1-Team, das zu den erfolgreichsten in der Königsklasse gehört. Aufgrund seiner disziplinierten Art und seiner enormen Disziplin bekam er einst den Spitznamen "Rollstuhlgeneral". 1986 war Williams bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt worden und sitzt seither im Rollstuhl.

Diese Behinderung hielt den ehemaligen Rennfahrer aber selten davon ab, persönlich bei den Rennen zu erscheinen. Mittlerweile berühmt ist auch seine fehlende Reaktion bei noch so unglaublichen Erfolgen seines Teams. So verzog Frank Williams etwa keine Miene, als Jacques Villeneuve 1997 in Jerez beim Kampf um die Weltmeisterschaft mit Michael Schumachers Ferrari kollidierte und nach dem Ausfall des Deutschen praktisch den Titel sicher gewonnen hatte. Um Williams herum flippte der Rest des Teams derweil vollkommen aus. Übermässig euphorisch wird Williams wohl in diesem Leben nicht mehr werden. Auch nachdem Pastor Maldonado gestern in Barcelona auf Pole gefahren war, blieb Williams gelassen. "Nach 600 Grands Prix flippt man nicht mehr aus", sagt Williams im Rahmen des Spanien-Grand-Prix gegenüber 'Sky Sports F1'. "Wir haben aber genug Leute im Fahrerlager, die begeistert von dem sind, was wir machen. Als wären wir ein Fussballverein, zu dem sie immer halten."

Williams' Tochter Claire: "Jetzt wird gefeiert"


Williams erzielte heute beim Grand Prix von Spanien dank Pastor Maldonado seinen ersten Formel-1-Sieg seit dem Jahr 2004. Nachdem man nach der Saison 2005 BMW als Motorenpartner verloren hatte, ging es beim britischen Team deutlich bergab und man konnte sich erst an diesem Wochenende wieder richtig fangen. Die Freude ist dementsprechend groß, vor allem weil wohl niemand so wirklich mit dem heutigen Triumph gerechnet hatte.

"Ich muss mich erst einmal kneifen, dass wir das Rennen wirklich gewonnen haben", freut sich Williams-Marketingchefin Claire Williams, Tochter von Teamchef Frank Williams, gegenüber 'RTL'. "Ich haätte damit nie gerechnet. Man wartet einfach ab und hofft, dass der Vorsprung bleibt und dass die Reifen halten. Dass er die Ferraris und Red Bulls hinter sich halten und dass er Alonsos Druck standhalten konnte, war super." Sichtlich gerührt fügte sie hinzu: "Das ganze Team hat so hart dafür gearbeitet, da wieder hinzukommen. Mein Vater hat ja gerade seinen 70. Geburtstag gefeiert und das ist jetzt ein tolles Geschenk. Jetzt wird gefeiert!"
Es war nicht nur Pastor Maldonados erster Formel-1-Sieg, sondern auch der erste Podiumsplatz des Venezuelaners in der Königsklasse. Viele Zuschauer werden den GP2-Meister von 2010 daher heute zum ersten Mal wahrgenommen haben. Maldonado erinnert Claire Williams an einen bekannten ehemaligen Williams-Fahrer. "Pastor erinnert mich so ein bisschen an Juan-Pablo Montoya", so die Britin. "Er ist ein sehr sanfter, netter, freundlicher Mensch, ein richtiger Gentleman."

Maldonado: "Ich hatte alles unter Kontrolle"


Nüchterner Südamerikaner - ein Widerspruch in sich? Offenbar nicht, denn genauso emotionsarm wie die Gratulation von Renningenieur Xevi Pujolar im Boxenfunk erklang, so gelassen gibt sich auch Pastor Maldonado nach seinem ersten Grand-Prix-Sieg in der Formel 1. "Mein erstes Podium, mein erster Sieg. Sie können sich vorstellen, wie ich mich fühle", sagt der Venezolaner und vermeidet es, über seine Emotionen zu sprechen.

Freude und Erleichterung klingen in seiner Stimme aber durch, wenn er sagt: "Es ist ein wunderbarer Tag, nicht nur für mich, sondern für das Team. Wir haben so hart gearbeitet." Und auch sein Heimatland - die Petrodollar von dessen Präsident Hugo Chavez fliessen - vergisst Maldonado nicht. "Es ist ein wirklich wichtiger Sieg für Venezuela. Wir sind ein junges Land", betont er bei 'RTL'. "Ich habe die ganzen Fans im Rücken - und jetzt gewinne ich noch."

Reifenabbau zerrte an den Nerven

Den Sieg noch süsser macht, dass er die achtjährige Abstinenz der Williams-Mannschaft auf der obersten Stufe des Podestes beendet. "Seit dem letzten Jahr haben wir versucht, uns Rennen für Rennen zu verbessern - und jetzt sind wir da", meint Maldonado. Er ist von seinem Wochenende begeistert: "Gestern hatten wir ein großartiges Qualifying, heute einen grossen Tag", so Maldonado, der unter dem Helm gleich mehrere Gründe zum Schwitzen hatte. Nummer eins: die Pirelli-Pneus. "Es war ein hartes Rennen, speziell, weil die Hinterreifen nach ein paar Runden stark in Mitleidenschaft gezogen wurden", analysiert er. "Wir haben nur darauf geschaut, den Reifenabbau in den Griff zu bekommen. Ich habe irgendwie versucht, sie am Leben zu erhalten." Grund Nummer zwei: Fernando Alonso. Maldonado sah das rote Auto immer grösser in den Rückspiegeln, behielt aber die Nerven. "Fernando kam so dicht heran - speziell am Ende der Geraden", erinnert sich der Williams-Pilot. Auf seine Nerven und den FW34 konnte er sich aber verlassen."Ich habe den Abstand kontrolliert, hatte alles unter Kontrolle. Das Tempo des Autos war wirklich stark, Team und Auto waren fantastisch", resümiert Maldonado.

Zittern beim letzten Stopp

Und auch seine Crew spielte mit bei der gro^ssen Maldonado-Show, als eine Radmutter beim letzten Halt kurz klemmte: "Wir haben beim letzten Boxenstopp einen kleinen Fehler gemacht, aber das hat unserer Leistung keinen Abbruch getan", freut sich der Venezolaner für sein Team. Das hatte ihm einen perfekten Boliden in die Garage gestellt. "Das Auto war so konkurrenzfähig - von der ersten Runde an. Fernando hat einen besseren Start erwischt als ich, aber ich konnte sein Tempo mitgehen", so Maldonado. Folgt der nächste Streich auf einer Strecke, auf der der 27-Jährige schon im vergangenen Jahr aufhorchen liess? Maldonado über den nächsten Grand Prix in Monaco: "Eine grosse Gelegenheit für uns, wieder ein starkes Rennen zu liefern. Ich werde mein Bestes geben, das Team kümmert sich um das Auto." In der Herzschlagsaison 2012 fordert er Stetigkeit: "Wir müssen so weitermachen wie bisher, die Konstanz wird aber das Wichtigste in diesem Jahr sein."

13.5.2012