Mercedes: Schumacher crasht und Rosberg punktet

Michael Schumacher kracht in das Heck

von Bruno Sennas Williams

Für das Mercedes-Team verlief der Grosse Preis von Spanien in Barcelona enttäuschend. Nico Rosberg konnte sich als Siebter zwar WM-Punkte sichern, doch man präsentierte sich nicht konkurrenzfähig, hatte im Ziel über 77 Sekunden Rückstand auf den Sieger des Rennens, Überraschungsmann Pastor Maldonado im Williams. Für Teamkollege Michael Schumacher war das Rennen bereits in Runde 13 zu Ende, als er Bruno Senna im Williams am Ende der Start-Ziel-Geraden ins Heck krachte. Für den Deutschen war es bereits der dritte Ausfall im fünften Rennen.

"Das war ein schwieriger Tag für uns und ein seltsames Rennen", befand Rosberg. "Wir fanden nicht den richtigen Zugang beim Reifen-Management, dadurch verlor ich gegen Ende des Rennens auf meinem 26 Runden langen, letzten Stint zwei Positionen. Positiv war, dass ich meinen Platz gegen Lewis Hamilton verteidigen konnte - dadurch bin ich Siebter statt Achter geworden. Heute sahen wir erneut einen überraschenden und verdienten Sieger; das ist sehr gut für die Formel 1. Glückwunsch an Pastor Maldonado und mein altes Williams-Team! Jetzt freue ich mich auf mein Heimrennen in Monaco, bei dem wir einige Updates für das Auto haben werden."

"Selbstverständlich bin ich über diesen Rennausgang nicht glücklich - wir hätten heute einige Punkte sammeln können", glaubt Schumacher. "Aber solche Momente gehören manchmal zum Rennsport dazu. Ich weiss, dass es auf den TV-Bildern nur schwierig zu erkennen war, aber Bruno Senna zog nach rechts, um die Innenseite zu verteidigen. Dann kam er kurz vor dem Bremspunkt plötzlich wieder nach links. Wenn man beim Anbremsen so nah zusammenliegt, hat man keine andere Wahl, als zu reagieren und zu versuchen, eine Kollision zu vermeiden - aber es war leider schon zu spät. Das war wie gesagt sehr schade, aber jetzt richte ich meinen Blick nach vorne auf das nächste Rennen und will dort wieder angreifen."

"Wir haben heute Nachmittag hart gegen Red Bull und McLaren gekämpft, allerdings ging es nur um Plätze in der zweiten Hälfte der Top 10", so Bob Bell, Technischer Direktor des Teams. "Uns fehlte heute die nötige Pace, ausserdem wurden wir von Schwierigkeiten mit dem Auto beeinträchtigt. In den Daten konnten wir einen Abtriebs-Verlust erkennen, der es für Nico noch mehr erschwerte, schonend mit den Reifen umzugehen. Jetzt müssen wir analysieren, ob dies durch einen Schaden oder einen anderen Faktor ausgelöst wurde. Natürlich war es enttäuschend, Michael so früh im Rennen zu verlieren - seine Pace sah im ersten Stint vernünftig aus. Das Team hat bei den Stopps gute Arbeit geleistet und ich glaube, dass wir die richtigen taktischen Entscheidungen trafen, um Nicos Platz zu einem kritischen Zeitpunkt des Rennens zu verteidigen - obwohl er so in den Schlussrunden seines langen letzten Stints an Grip verlor. Die grundlegende Erkenntnis des heutigen Tages ist, dass wir unsere Pace steigern müssen. Das wollen und werden wir in den kommenden Rennen versuchen."

"Ein schwieriges Rennen für uns", zieht Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug ein Fazit. "Nico fiel in den letzten Runden vom fünften auf den siebten Platz zurück, weil unser Auto die Reifen auf einem so langen Stint nicht bis ans Ende nutzen konnte, so konnte er seine vorherigen Rundenzeiten nicht wiederholen. Michael hatte einen Unfall mit einem Auto, das er überholen wollte. In fünf Rennen hat die Formel 1 2012 fünf verschiedene Sieger aus fünf verschiedenen Teams gesehen und ich habe gehört, dass es das zuletzt vor 30 Jahren gegeben hat. Glückwunsch an das Williams Team und Pastor Maldonado. Das war gute Arbeit und ist großartig für sie, auf einer so anspruchsvollen Strecke zu gewinnen. Nach fünf Grand Prix und dem ersten Saisonviertel liegt Nico jetzt 20 Punkte hinter dem WM-Führenden. Wir müssen uns in den kommenden Rennen und dem Rest der Saison steigern, aber ich bin überzeugt, dass alle unsere Teammitglieder sehr hart arbeiten werden, um die nächsten Fortschritte zu erzielen und ein besseres Performance-Level zu erreichen, als wir es heute gezeigt haben."

Rosberg: "Das war ein Rückschlag"


Nach dem grandiosen Silberpfeil-Sieg in China folgte in Bahrain ein solider fünfter Rang für Nico Rosberg, am heutigen Sonntag in Barcelona nur Rang sieben. Der MGP W03 konnte das Tempo an der Spitze nie mitgehen, Michael Schumacher fiel nach einer Kollision frühzeitig aus. "Das war heute ein Rückschlag für uns", sagt Rosberg gegenüber 'Sky'.

Der Weltmeistersohn kämpfte bei stabilen Bedingungen in Spanien mit abbauenden Reifen und musste sein Fahrzeug regelrecht ins Ziel tragen. Gleichzeitig schaffte es Rosberg, den schnelleren Lewis Hamilton hinter sich zu halten. "Das war mein kleines Erfolgserlebnis", lacht er. "Wenn man aber bedenkt, dass er von ganz hinten gestartet ist, dann naja. Unser Auto hat die Reifen ziemlich gefressen. Das waren unsere Schwierigkeiten. Wir haben noch Arbeit vor uns, auf jeden Fall."
Nach dem Sieg von Williams-Pilot Pastor Maldonado stellt Rosberg bei 'RTL' die Frage: "Was ist denn los mit der Formel 1? Wer ist denn jetzt der Beste?" Er selbst findet keine Antworten - Irritation beim geürtigen Wiesbadener. "Ich weiss es nicht - unglaublich. Vor zwei Rennen standen wir noch an der Spitze und nun wieder so weit hinten. Von Strecke zu Strecke und bei anderen Bedingungen ändert sich alles." Dies ist Kuriosität und Hoffnung zugleich. "Monaco ist wieder eine ganz andere Strecke. Mal sehen, wie es dort sein wird. Ich habe keine Ahnung. Wir könnten richtig gut sein, aber wer weiss es schon", blickt der Wahlmonegasse auf sein Heimrennen voraus. "Wir bekommen für Monaco noch einmal viele neue Teile. Die anderen haben vielleicht jetzt schon ein bisschen mehr gekriegt. Dort kann es wieder ganz anders aussehen."

13.5.2012