Lotus mit Respekt nach Monaco

Der E20 zählt definitiv zu den schnellsten

Fahrzeugen im Feld

Lotus kommt nach den ersten fünf Rennen der Saison als drittbestes Team der WM nach Monaco. Kimi Räikkönens Formkurve zeigt nach zwei Podestplätzen steil nach oben. In der Fahrerwertung liegt der Finne bereits auf Platz vier und hat lediglich zwölf Zähler Rückstand auf Sebastian Vettel und Fernando Alonso. Romain Grosjean holte in den vergangenen drei Rennen 35 Punkte und ist damit WM-Achter.

"Bereits zwei Mal auf dem Podium gestanden zu haben, ist gut. Leider klappt das aber eben nicht immer. Wenn man die Chance hat, sollte man sie nutzen", ist sich Räikkönen bewusst, der bereits wieder an Siege denkt: "Hoffentlich können wir so weitermachen. An einem bestimmten Punkt wird es schon klappen, da bin ich mir sicher. Wir haben uns bisher gut entwickelt und das Auto war immer stark."

Räikkönen will mehr

"Monaco ist etwas anders. Schwierig zu sagen, wie es dort laufen wird. Bisher hat das Team gut gearbeitet. Wir haben aber immer noch Arbeit vor uns und Dinge, die wir verbessern können", erklärt er. "Wir sind noch nicht zu 100 Prozent zufrieden, weil wir noch nicht gewinnen, aber das ist normal. Ich freue mich fürs Team." Beim Grand Prix in Monaco ist immer wieder die Rede von einem besonderen Status. "Es ist sinnlos, Rennen zu kategorisieren, weil mir alle wichtig sind", relativiert der Finne. "Dennoch gibt es wohl kein spezielleres Rennen als das in Monaco. Es gibt kein schöneres Gefühl, als wenn es dort gut läuft. In den Straßen von Monte Carlo zu fahren unterscheidet sich stark von allem anderen. Es ist eine Herausforderung, auf die ich mich jedes Jahr freue. Es ist sehr schwierig, beinahe unmöglich, ein perfektes Wochenende zu haben. Ich habe es bisher erst einmal geschafft, alles richtig zu machen. Zu gewinnen, ist das schönste Gefühl. Mein Sieg 2005 ist einer der erinnerungswürdigsten. Wieder zu gewinnen, wäre etwas Besonderes", so Räikkönen. "Es ist solch eine kurvige und schmale Strecke. Man muss auf jedem einzelnen Meter besonders scharfsinnig und fokussiert sein."

Qualifying ist extrem wichtig

"Überholen war in der Vergangenheit so gut wie unmöglich. Damit es Spass macht, sollte man also vorne sein", bemerkt er. "Es ist ein interessanter Ort mit vielen Fans und Partys - wurde mir gesagt. Die Atmosphäre ist komplett anders als irgendwo anders. Wir konzentrieren uns aufs Qualifying", stellt Räikkönen klar. "2009 steckte ich hinter Rubens fest und konnte trotz KERS nicht überholen. Wir müssen abwarten, wie sich die Reifen verhalten werden und ob es eine passende Strategie gibt. Doch das Qualifying ist am wichtigsten. Es ist schwierig vorherzusagen, wie gut das Auto in Monaco funktionieren wird. Das kann man nicht simulieren. Bisher konnte man es auf keiner Strecke simulieren, auf der wir dieses Jahr fuhren. Wir können sagen, dass der E20 auf jeder anderen Strecke schnell war. Es besteht also auch für Monaco Hoffnung."

Grosjean endlich in der Formel 1 angekommen

Teamkollege Grosjean ist nach zwei Nullern zu Saisonbeginn endlich in der Formel 1 angekommen und kann den Rennsport mittlerweile geniessen: "Es ist sicher schön. Deswegen lieben wir die Formel 1: für den Druck, die schlechten Nachrichten, aber eben auch manchmal guten Ergebnisse. All diese Höhen und Tiefen machen es so besonders. Ich genieße das Leben in der Formel 1. Ich hoffe, hier noch eine Weile dabei zu sein, weil ich mich hier wohlfühle. Hoffentlich klappt es eines Tages mit dem ersten Sieg, später weiteren und dann mit dem WM-Titel. Ich denke, Monaco wird ein toller Event. Für mich ist es mit Sicherheit ein sehr besonderes Rennen. Es werden viele französische Fans da sein. Ich freue mich auf deren Unterstützung", berichtet er. "Die Atmosphäre ist echt verrückt. Als Fahrer muss man ruhig und entspannt bleiben. Man muss versuchen, seine Arbeit zu machen. Die Strecke erlaubt keine Fehler. Man muss sie respektieren. Das ist der Schlüssel zum Erfolg. Hoffentlich können wir ein weiteres gutes Ergebnis erzielen." Eine Prognose möchte Grosjean aber noch nicht wagen: "Schwierig zu sagen, ob Monaco dem Auto liegt oder nicht. Auf den Geraden ist es sehr wellig und die Oberfläche ist sehr rutschig. Deshalb kann man nicht vorhersagen, was einen erwartet. Auf einer konventionellen Strecke weiß man eher, wie es laufen könnte. Ich hoffe, dass wir freudig überrascht werden und das Auto den Herausforderungen in Monaco gerecht wird. Das wäre schön."

Lotus kauft neue CNC-Maschinen


Bei Lotus in Enstone wird weiter aufgerüstet. Das Team um Eric Boullier hat vor kurzem drei neue Maschinen für die Produktion erhalten. "Wir haben drei neue CNC-Maschinen gekauft, die für die Herstellung von Verbundwerkstoffteilen benötigt werden", erklärt Colin Watts, der für die Produktion von Verbundteilen verantwortlich ist.

"Die drei Maschinen ersetzen zwei ältere Modelle, die wir seit vielen Jahren verwenden. Alle drei Maschinen verrichten grundsätzlich die gleiche Arbeit. Nur die Grösse der Projekte unterscheidet sich", fügt der Lotus-Mitarbeiter hinzu.

Boullier: "Sind jetzt reicher als früher"


Obwohl das Team aus Enstone diese Saison erstmals offiziell unter dem Namen Lotus an den Start geht, köchelt die Zusammenarbeit mit der Lotus-Gruppe nur noch auf kleiner Flamme. Der durch einen Besitzerwechsel in finanzielle Turbulenzen geratene Automobilhersteller stieg als zahlender Sponsor beim Rennstall aus, obwohl man bis 2017 Namensgeber und exklusiver Lizenznehmer für Lotus-Formel-1-Merchandising bleibt.

Teamchef Eric Boullier legt grossen Wert darauf, dass man durch die neu aufgesetzte Struktur der Zusammenarbeit den Titelsponsor nicht verloren hat. "Das ist falsch", erklärt der Franzose gegenüber 'Formula1.com'. "Wir haben den Titelsponsor nicht verloren - das Wort verloren trifft vom Wortsinn her nicht zu." Stattdessen habe man selbst die Entscheidung getroffen: "Wir haben uns entschlossen, den Vertrag oder das Abkommen, das wir mit ihnen Mitte letzten Jahres hatten, zu beenden." Doch was bewog die luxemburgische Investorengruppe Genii Capital, die Zusammenarbeit mit dem Titelsponsor zu beenden? "Wir wollten unsere Strategie ändern, und eigentlich sind wir jetzt - wenn man das so sagen kann - reicher als davor."

Boullier spielt darauf an, dass das Team einen umfangreichen Sponsorenvertrag mit der Unilever-Gruppe, die mit Marken wie Rexona und Clear auf dem Boliden wirbt, abgeschlossen hat. Die Zusammenarbeit mit Microsoft soll sogar noch ausgebaut werden. "Unser Budget ist dieses Jahr grösser, und wir werden das Lizenz-Abkommen mit Lotus weiterführen", gibt er in Einblicke in die Strategie. Auf die Verträge mit Unilever und Microsoft ist man besonders stolz: "Das sind zwei wirklich grosse Namen. Als ich im Scherz - oder eigentlich nicht wirklich im Scherz - gesagt habe, dass wir jetzt reicher sind als früher, da meinte ich das ernst."

19.5.2012