Boxenstopp-Festival am Sonntag?

Drohen trotz der harten Reifenmischungen im Rennen

drei Stopps und mehr?

Nachdem schon nach dem Rennen in Melbourne, vor allem bei Mercedes, über den Reifenverschleiss diskutiert wurde, stehen die Pneus auch in Sepang wieder im Mittelpunkt. Hier war jedoch von vorneherein klar, dass die Reifen durch die heissen Temperaturen und den rauen Asphalt der Strecke aufs Äusserste gefordert würden. Daher ging Pirelli auf Nummer sicher und lieferte mit der harten und der Medium-Mischung seine beiden härtesten Reifen.

Diese sind jedoch nicht mehr so hart wie in der vergangenen Saison. Der superweiche Reifen dient als Referenzreifen für den Härtegrad (100 Prozent). Der weiche Pneu ist um zehn Prozent härter als die superweiche Mischung, der Medium-Reifen um 25 Prozent und der harte Slick um 31 Prozent. Im vergangenen Jahr war der softe Reifen um 25 Prozent härter, der harte Slick sogar um 70 Prozent. Das macht deutlich, wie dicht die Mischungen zusammengerückt sind. Daher war der Zeitunterschied zwischen beiden Mischungen vergleichsweise gering. Zwar erklärte Nico Hülkenberg, der Performance-Unterschied liege wie schon in Melbourne bei rund einer Sekunde, doch hier widerspricht Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery: "Der Zeitunterschied zwischen den beiden Mischungen liegt bisher bei etwa einer halben Sekunde."

Beide Mischungen bauen ab

Entscheidender als die reine Rundenzeit dürfte im Rennen jedoch die Haltbarkeit der Reifen sein. Hier zeigte sich am heutigen Trainingstag, dass bei beiden Mischungen vor allem die besonders belasteten Hinterreifen schon nach wenigen Runden abbauen. Hülkenberg jedoch hatte mit Schlimmerem gerechnet. "Besser als ich geglaubt habe", ließ der Deutsche ausrichten. "Wir haben bei den Longruns nur den Medium-Reifen verwendet, daher weiss ich nicht, wie es bei der Hard-Mischung aussieht. Beim Medium-Reifen fühlte es sich aber ganz okay an. Bei den harten Reifen schien es aber etwas schlechter zu sein, was eine Überraschung war."

Sein Landsmann Sebastian Vettel hingegen war weit weniger glücklich: "Ich denke, es ist ziemlich schwierig mit den Reifen - gerade wenn man länger draussen ist, fängt das Auto ziemlich stark an zu rutschen. Die Reifen bauen ziemlich schnell ab, alle rutschen ziemlich durch die Gegend. Wir auch." Das ist gar nicht nach dem Geschmack des Weltmeisters. "Leider rutschen wir noch ein bisschen zu viel. Ich würde mir ein etwas berechenbareres und stabileres Auto wünschen", so Vettel. Die stark abbauenden Reifen machen für ihn auch die Abstimmung des Autos kompliziert. "Es ist nicht ganz einfach. Gerade hier, wenn die Reifen stark abbauen, ist es natürlich schwierig, wirklich was gegeneinander auszutesten, aber das ist für alle gleich."

Button rechnet mit zahlreichen Stopps

Für Reifenfragen ist auch Jenson Button immer ein kompetenter Ansprechpartner. Der Brite zeichnete ein deutlich positiveres Bild der Pneus: "Am Nachmittag legten wir dann einige solide Runden auf beiden Reifenmischungen zurück. Wir hatten die mittlere Pneuvariante für einen Longrun am Auto und das schien okay zu sein. Am Ende stellte sich aber ein gewisser Verschleiß ein. Das wird im Rennen aber jeden hier betreffen." Der Brite erklärte, dass die Fahrzeuge dieses Jahrgangs die Reifen grundsätzlich mehr forderten: "Es ist in diesem Jahr generell einfacher, die Hinterreifen zu sehr ranzunehmen - vor allem aus langsamen Kurven heraus. In schnellen Passagen verhalten sich die Autos kaum anders als 2011." Nach den Eindrücken des Trainings rechnet der McLaren-Pilot daher am Sonntag mit einer Vielzahl von Boxenstopps: "Wenn sich die Strecke aber nicht noch dramatisch weiterentwickelt, werden wir wohl zahlreiche Boxenstopps sehen."

Reifenmann Hembery wagt sogar schon eine konkrete Prognose:"Nach einer ersten Einschätzung werden es wohl drei Stopps pro Team sein", sagt der Brite, der diese Schätzung jedoch nur vorläufig abgibt: "Der harte Reifen hat sich bei den längeren Stints gut gehalten. Doch wir müssen zunächst sämtliche Daten genau analysieren, um sagen zu können, wie viele Runden dieser Reifen genutzt werden kann. Danach wissen wir auch, wie viele Boxenstopps wir zu erwarten haben."

Hembery ist nach einer Auswertung des Rennens in Melbourne der Meinung, dass der hohe Reifenverschleiss von Nico Rosberg vor allem dessen Rennverlauf geschuldet gewesen sei: "Er war ständig in einer Position, aus der er Fahrzeuge vor sich angreifen oder seinen Platz verteidigen musste. Daher ist er vielleicht aggressiver gefahren als sonst. Man muss immer den Gesamtzusammenhang sehen und den Druck, unter dem er stand. Das war vielleicht der Hauptgrund."

Regen-Wahrscheinlichkeit in Q3 am grössten


Das Wetter in Malaysia stellt Meteorologen und Formel-1-Teams jedes Jahr auf eine harte Probe. Das weiss auch Marc Surer, der die unberechenbaren Bedingungen aus jahrelanger Erfahrung kennt: "Es gibt zwei Dinge, die man in Malaysia immer braucht: einen Regenschirm und eine Sonnenbrille." Glaubt man dem Wetterbericht für den Samstag, dann müssen die Piloten vor allem in der Schlussphase des Qualifyings mit einem möglichen Schauer rechnen. Nach derzeitiger Prognose steigt die Regenwahrscheinlichkeit im Laufe der Session von Anfangs 10 Prozent auf 65 Prozent an. Die Temperatur dürfte sich bei knapp über 30 Grad einpendeln.

2(unbenannt) 3.3.2012