Ferrari: Die Hoffnung stirbt zuletzt

Fernando Alonso macht sich zumindest Hoffnungen

auf das Rennen

Das Ferrari-Team fährt erwartungsgemäss auch auf der Rennstrecke von Sepang der Konkurrenz hinterher. Fernando Alonso schaffte am Freitag immerhin den Sprung in die Top 10, beendete den Tag mit 0,719 Sekunden Rückstand auf Hamilton auf der sechsten Position. Teamkollege Felipe Massa belegte mit 2,099 Sekunden Rückstand die 16. Position.

"Wie üblich ist es hier am Freitag in Malaysia eine der Hauptaufgaben, sich so schnell wie möglich an die extremen Bedingungen zu gewöhnen", so Alonso. "Besonders in der Garage leidet man unter der Hitze wenn man sich im Cockpit befindet, während man zumindest auf der Strecke etwas Luft bekommt, auch wenn man diese kaum als kühl bezeichnen kann! Heute Morgen haben wir beim Vergleich verschiedener aerodynamischer konfigurationen jede Menge Arbeit geleistet. Das war ein wenig so, als würde man ein Puzzle zusammen fügen, indem man versucht, die beste Kombination zu finden. Am Nachmittag widmeten wir uns dann den üblichen Freitagjobs mit den Reifen, fuhren mit verschiedenen Mengen Benzin an Bord. Ich würde sagen, dass sich diesbezüglich sowohl die Medium-Reifen als auch die härteren ganz gut verhalten haben. Wir sammelten jede Menge nützlicher Informationen, die es uns erlauben werden, für den Rest des Wochenendes gerüstet zu sein. Heute hat es nicht geregnet, wir wissen jedoch, dass jederzeit ein Schauer niedergehen kann. Wir müssen also für jede Eventualität gerüstet sein."

"Fernando und ich waren mit ziemlich unterschiedlichen Programmen unterwegs", so Massa. "Das ist der Hauptgrund für den Unterschied auf dem zweiten Platz. Besonders am Nachmittag haben wir komplett verschiedene Richtungen eingeschlagen, was in meinem Fall nicht funktioniert hat. Aber zumindest hat es mir erlaubt, ein paar Dinge über das Verhalten des Autos zu verstehen. Nun wissen meine Ingenieure und ich, was die richtige Richtung ist, in die wir gehen müssen. Das stimmt mich im Vergleich zur vergangenen Woche in Melbourne für das Qualifying optimistischer. Es ist klar, dass unser Auto im Moment nicht auf dem höchsten Niveau konkurrenzfähig ist. Ob ich speziellen Druck verspüre? Nein, nicht mehr als üblich, bei Ferrari stehen wir immer unter Druck. Das Wichtige ist zu verstehen, was in Melbourne nicht funktionierte. Ich denke, dass wir alles haben, um genau dies zu tun."

"Beide Fahrer hatten heute ein sehr voll gepacktes Programm", so Pat Fry, Technischer Direktor des Teams. "Zwischen diesen gab es kleinere Unterschiede. Aber sie fokussierten sich auf die selben drei Hauptpunkte: den Vergleich zwischen verschiedenen aerodynamischen Konfigurationen, der Bewertung der Leistung beider Reifentypen, welche Pirelli hierher mitgebracht hat, und das Finden des besten Setups. Wir hatten keine grösseren Probleme, wir waren aus diesem Grund in der Lage, das komplette Programm abzuschliessen. Nun werden wir die Daten analysieren, um die beiden Autos für das Qualifying und das Rennen zu optimieren. Ich würde sagen, dass die Situation auf dem ersten Blick nicht anders ist als jene der vergangenen Woche. Das kann auch gar nicht anders herum sein, denn die Autos sind mehr oder weniger identisch zu jenen, die wir in Melbourne hatten. Wir sahen keine besonderen Balanceprobleme und die Geschwindigkeit auf einem Longrun sieht nicht allzu schlecht aus. Besonders Fernando scheint sich im Auto ein wenig wohl zu fühlen während wir immer noch etwas Arbeit zu erledigen haben, um Felipe die bestmöglichen Bedingungen zu bescheren. Das Ziel für morgen ist es, beide Autos in den dritten Qualifying-Durchgang zu bekommen. Wir sind uns bewusst, dass dies mit unserem aktuellen Potenzial nicht einfach sein wird, aber wir werden alles geben."

Massa: Am Morgen gut, am Nachmittag nicht


Felipe Massa hat den ersten Tag in Malaysia auf Platz 17 abgeschlossen, dennoch ist der Brasilianer zufrieden. Nach einem Debakel in Melbourne konnte er im ersten Freien Training in Sepang mit einem neuen F2012-Chassis schneller fahren als Teamkollege Fernando Alonso. Am Nachmittag verzettelte er sich beim Setup, während alle anderen - auch Alonso - deutlich zulegen konnten. Massa ist guter Dinge, am Samstag angreifen zu können.

Frage: Felipe, war dein Gefühl im Auto hier besser als in Melbourne?


Felipe Massa: Ja, heute Morgen war es gleich ein ganz anderes Gefühl, deutlich besser. Es ist ein anderes Auto, ein normales Auto. Das ermöglichte es mir, deutlich näher an Fernando dran zu sein. Am Nachmittag haben wir ein paar Dinge probiert - so wie wir das auch schon in Australien getan hatten. Ab diesem Zeitpunkt lief dann alles wieder in die falsche Richtung. Es geht einfach darum, eine gewisse Richtung zu definieren, in die wir gehen sollten. Am Morgen lief es wirklich ganz gut. Später haben wir dann zumindest herausgefunden, dass es nicht die richtige Richtung war, in die wir uns bewegt haben. Zum morgigen Tag kann mein Auto schon wieder viel besser dastehen. Es wird viel besser sein als das, was man an den heutigen Rundenzeiten ablesen könnte.

Kannst du morgen im Qualifying also angreifen?


Ja, ich denke einfach, dass mein Auto wieder normal ist. Ich werde alles geben und ich hoffe, das wir hier im Vergleich zu Australien deutlich konkurrenzfähiger sein werden.

Fernando sagt, man müsse im Moment defensiv agieren. Wie interpretierst du das?


Naja, wir müssen eben versuchen, möglichst viele Punkte zu holen. Was hier drin ist, werden wir erst wissen, wenn wir unser Qualifyingergebnis gesehen haben. Dann wissen wir, was wir im Rennen erwarten dürfen. Ich glaube nicht, dass wir ein starkes Auto haben werden, aber dennoch gehe ich davon aus, dass wir um viele Punkte kämpfen können.

Beschreib bitte mal aus deiner Sicht: Wo liegt beim Fahren des F2012 das Problem?


Das Heck unseres Autos liegt nicht stabil. Darunter leiden wir vor allem in den langsamen Kurven. In schnellen Ecken haben wir etwas Untersteuern. Es fehlt überall etwas. Ich kann aber behaupten, dass es bestimmt deutlich besser werden kann. Wir beginnen nun damit, alles besser zu verstehen. Ich bin zuversichtlich. Wenn wir endlich alles verstehen, dann können wir auch einen guten Job abliefern.

Wie erleichtert bist du nach all dem Druck im Anschluss an das Melbourne-Rennen, dass sich bei deinem Auto wieder alles normaler anfühlt?

Das ist natürlich positiv. Ich möchte einfach ins Auto steigen können im Wissen, dass alles in Ordnung ist und dass es das beste ist, was wir derzeit zur Verfügung haben. Das wird morgen der Fall sein. Heute Morgen war es annähernd so, aber es geht noch etwas besser. Morgen kann ich dorthin fahren, wo ich hin gehöre.

Ein "Wohlfühlpaket" für Massa in Malaysia


Felipe Massa und seine Leistung für Ferrari sind weiterhin ein grosses Thema in der Formel 1. Dem Brasilianer wird schließlich nicht erst seit dem Saisonauftakt in Melbourne nachgesagt, nicht mehr allzu lange bei Rot im Cockpit zu sitzen. Beim zweiten Rennen des Jahres tut Ferrari aber offenbar alles dafür, um Massa aufzurichten. Stefano Domenicali arbeitet deshalb mit einem "Wohlfühlpaket". "Für Felipe ist wichtig, das Vertrauen um ihn herum zu spüren", sagt der Ferrari-Teamchef in der FIA-Pressekonferenz. Daraus dürfe man aber keine vorschnellen Schlüsse ziehen. "Es ist nämlich nicht nur Felipe, sondern das gesamte Team steht unter grossem Druck", erklärt Domenicali. Wobei sich Fernando Alonso, Massas Stallgefährte bei Ferrari, fast immer besser in Szene zu setzen weiss. Beim Trainingsauftakt in Sepang fuhr Alonso in 1:38.891 Minuten auf den siebten Platz, Massa wurde in 1:39.896 Minuten auf Rang 17 abgewinkt - die Teamkollegen trennte auf der Strecke fast genau eine Sekunde. Doch Domenicali winkt ab: "Wir arbeiteten mit unterschiedlichen Programmen. Am Samstag sehen wir dann, wie die Situation aussieht." Mehr könne er am Freitag nicht dazu sagen. Dementsprechend lässt sich der Italiener auch keine Einschätzung zur Leistung von Massa entlocken. Nur so viel: "Die Arbeit des Freitags war dazu da, um Felipe am Samstag das beste Auto in bestem Zustand an die Hand zu geben. Das müssen wir ihm bieten. Wir müssen das Beste aus dem machen, was uns zur Verfügung steht." Deshalb greift Ferrari im Falle von Massa zu einer besonderen Taktik. "Bei Felipe wechselten wir auf das Ersatzchassis und tauschten alle Komponenten aus. Wir wollten sicherstellen, dass an dem Auto, das er in Melbourne fuhr, nichts kaputt war", erklärt Domenicali. Er sei sich darüber hinaus der weiteren Baustellen in seinem Team bewusst, merkt der Italiener an. "Wir kennen unsere Probleme. Jetzt werden wir uns darum kümmern, sie zu lösen", sagt Domenicali.

23.3.2012