Vettel will ersten Saisonsieg

Sebastian Vettel bei den Dreharbeiten mit

Martial-Arts-Star Celina Wade

Sebastian Vettel will zurückschlagen: Nach dem sportlichen Fehlstart und der moralisch zweifelhaften "Stinkefinger-Affäre" plant Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel für Schanghai das Comeback im Titelrennen und hat sich darauf ganz speziell vorbereitet. Für Sponsor Infiniti schlüpfte er in China in eine ganz neue Rolle und drehte mit Martial-Arts-Star Celina Wade den Kurzfilm "Kung Fu Vettel - Drive of the Dragon".

Kampfeslustig hatte sich der Red-Bull-Pilot schon zuvor geäussert: "Wir haben noch 18 Rennen vor uns und werden alles unternehmen, um unsere Titel zu verteidigen", so Vettel. "Ich habe volles Vertrauen ins Team, das Auto und mich selbst. Wir haben viel zu tun, aber wenn wir als Team zusammenhalten, können wir alles erreichen."

Erstmaliger Kontakt mit Martial-Arts-Film

Besonders, wenn er jetzt auch auf Erfahrungen mit fernöstlicher Kampfkunst zurückgreifen kann: "Es war das erste Mal, dass ich in einem Martial-Arts-Film mitgewirkt habe, und es hat grossen Spass gemacht", sagt Vettel über den Streifen, der im Mai veröffentlicht werden soll. "Es war etwas völlig Neues, und ich liebe neue Herausforderungen. Man braucht Balance, Kontrolle und Technik, um im Kung Fu gut zu sein", erklärt der Formel-1-Champion, der nach der Kung-Fu-Einheit mit der in Hongkong geborenen Schauspielerin und Sängerin noch ein paar schnelle Runden im Auto drehte: "Am Sonntag werde ich auf der Strecke sicher auf meine üblichen Techniken vertrauen." Ob das ausreicht, um ausgerechnet im "Reich der Mitte" wieder in die Erfolgsspur zurückzufinden, scheint angesichts der jüngeren Vergangenheit aber fraglich. Bei keinem Rennen holte Vettel in seinen beiden Weltmeister-Jahren insgesamt so wenig Punkte wie in Schanghai. Doch Hoffnungen setzt Vettel auf die diesmal dreiwöchige Pause seit dem letzten Rennen in Malaysia. Zum einen hat sein Team in den drei Wochen hart gearbeitet, zum anderen ist der Ärger über den von ihm als "Gurke" und "Idiot" verunglimpften Inder Narain Karthikeyan verraucht, die Diskussion über seine Reaktion abgeebbt. Und so müht sich Vettel wieder um Gelassenheit - die 17 Zähler Rückstand auf den führenden Fernando Alonso in der WM-Wertung beunruhigen ihn noch nicht: "Ich gebe zu, dass die ersten zwei Rennen nicht gerade perfekt waren - aber so schlecht waren sie auch wieder nicht. Wir haben bewiesen, dass wir mit den stärksten Teams mithalten können, und das ist sehr wichtig."

Konkurrenz schläft nicht

Was Vettel beunruhigen müsste, ist jedoch die Stärke der McLaren in den ersten beiden Rennen. Lewis Hamilton und Jenson Button hatten offensichtlich das schnellste Auto, die beiden Doppelsiege im Qualifying drückten dies deutlicher aus die Rennergebnisse. "Dass wir die kompletten ersten Startreihen nur zu einem Sieg umgemünzt haben, ist schade", erklärt Teamchef Martin Whitmarsh, "aber alle im Team sind extrem angestachelt durch die Schnelligkeit, die wir ganz offensichtlich haben." Zudem haben der zweimalige Sieger Hamilton und Button drei der letzten vier Schanghai-Rennen gewonnen. Whitmarsh ist sich jedoch auch sicher, "dass die Rivalen in den letzten drei Wochen nicht geschlafen haben".

Das gilt auch für Mercedes. Im Qualifying waren die Silberpfeile in dieser Saison bisher stark, im Rennen dafür umso erfolgloser. "Punkte gibt es nur im Rennen", meint Sportchef Norbert Haug angesichts von nur einem mickrigen Zähler auf der Habenseite. Seit Malaysia habe sein Team aber "vor allem den bisher schwierigen Umgang mit den Reifen analysiert. China wird zeigen, welche Fortschritte wir hier gemacht haben."

Nico Rosberg hat an Schanghai "gute Erinnerungen": 2010 holte er als Dritter einen von fünf Podestplätzen, im Vorjahr 14 seiner bisher 61 Führungsrunden in der Formel 1. "Ich mag den Kurs sehr", sagt der 2012 noch punktelose Rosberg. "Die ersten beiden Rennen verliefen für mich nicht nach Plan, also beginnt die Saison für mich erst in China richtig."

Rückkehr zum Ort, wo alles begann


Nach dem Grand Prix von Australien in Melbourne hoffte man im Lager des Weltmeisters noch, dass die Schwäche beim Saisonauftakt ein Ausrutscher war und man aufgrund fehlender Tests den RB8 noch nicht verstanden hat. In Malaysia wusste man dann aber endgültig: Red Bull hat ein Problem. Auch wenn das Team meint, man habe im Vergleich zu Australien große Fortschritte erzielt. Vor allem im Qualifying leidet der RB8 mit wenig Sprit an den Balanceproblemen: die Front und das Heck harmonieren noch nicht. Man darf gespannt sein, ob Adrian Newey die dreiwöchige Pause nutzen konnte, um den Red-Bull-Boliden wieder auf Touren zu bringen. Grundsätzlich ist der Shanghai International Circuit ein guter Boden für das österreichische Team mit Sitz in Milton Keynes, denn dort feierte man 2009 durch Sebastian Vettel den ersten Sieg in der Teamgeschichte. Mark Webber als Zweiter machte den Erfolg perfekt.

Vettels Sternstunde

"Ich hatte dort schon ein paar gute Rennen in der Vergangenheit", erinnert sich Vettel. "Wir erreichten 2009 ein gutes Resultat, als wir den ersten Sieg für das Team einfuhren. Das gilt auch für 2011, als wir Zweiter wurden. Hoffentlich erreichen wir auch dieses Jahr ein gutes Ergebnis und nehmen einige Punkte mit." Der Kurs fällt laut dem 24-Jährigen vor allem durch seine enorme Grösse auf: "Die breite Strecke lässt genügend Raum für Überholmanöver, und es gibt sehr grosse Auslaufzonen. Sogar in den sonst oft so engen Boxen hat man in Schanghai viel Platz."

Webbers Aufholjagd 2011

Auch Webber hat gute Erinnerungen an den Kurs in Schanghai: "Auf dieser Strecke lief es in der Vergangenheit gut für mich. Ich laufe zwar noch meinem ersten Sieg hinterher, aber ich hatte einige Podestplätze, die mir in Erinnerungen geblieben sind - vor allem der beim Regenrennen 2009 und mein dritter Platz von Platz 18 in der Startaufstellung." Dieses Jahr geht der "Aussie" mit viel Selbstvertrauen in das Wochenende. Kein Wunder, konnte er doch entgegen dem Trend aus dem Vorjahr seinen Teamkollegen bei den ersten zwei Saison-Qualifyings hinter sich lassen. Webber kommt mit dem RB8 trotz der Probleme deutlich besser zurecht als mit dem weltmeisterlichen Vorgänger, was am Verbot des abgasangeblasenen Diffusor liegt.

Chinas verrückte Fans

"Ich rechne dieses Jahr mit einem aufregenden Rennen", sagt der Routinier. "Ich werde mich aber vor allem um eine deutlich bessere Startposition bemühen. Grundsätzlich ist es dort sehr kühl, also ganz anders als in Malaysia. Es wird interessant sein, wie sich die lange Gerade auf das Leistungsvermögen der unterschiedlichen Teams in Sachen Topspeed auswirken wird", spielt er auf die niedrige Höchstgeschwindigkeit des RB8 an. "Die restliche Strecke ist flüssig, und das genieße ich sehr. Am besten gefällt, dass die Strecke sehr abwechslungsreich ist. Es gibt schnelle und langsame Kurven - die Gerade eignet sich hervorragend für Überholmanöver", fasst er die positiven Aspekte der Rennstrecke zusammen. Doch auch abseits dessen fühlt er sich in China wohl: "Die Fans sind sehr wild. Sie treffen uns auf dem Flughafen, sie sind beim Hotel, sie folgen uns zur Rennstrecke. Sie sind sehr hartnäckig und ziemlich einzigartig."

Vettels Vertrauen ins Red-Bull-Team ungebrochen


Obwohl der Saisonauftakt mit einem zweiten Platz in Australien und einer Nullnummer in Malaysia nicht so gut wie erhofft verlaufen ist, lässt Sebastian Vettel den Kopf nicht hängen: "Ich gebe zu, dass die ersten zwei Rennen nicht gerade perfekt waren, aber so schlecht waren sie auch wieder nicht", erklärt der zweimalige Weltmeister. "Wir haben bewiesen, dass wir mit den stärksten Teams mithalten können, und das ist sehr wichtig." Die Dominanz, die Red Bull seit 2009 phasenweise hatte, scheint aber verflogen zu sein. Während Vettel zweimal nur in der dritten Startreihe stand, erzielte McLaren jeweils die Positionen eins und zwei. In der Weltmeisterschaft liegt Vettel mit 17 Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Fernando Alonso auf Rang sechs. Wäre er in Malaysia nicht mit Narain Karthikeyan kollidiert, wäre er in etwa gleichauf mit den McLaren-Piloten. "Wenn du, wie ich in Malaysia, ein Missgeschick hast, kannst du nichts machen, aber so ist die Formel 1 halt", sagt Vettel und ergänzt: "Wir haben jetzt noch 18 Rennen vor uns und werden alles unternehmen, um unsere Titel zu verteidigen. Ich habe volles Vertrauen ins Team, das Auto und mich selbst. Wir haben viel zu tun, aber wenn wir als Team zusammenhalten, können wir alles erreichen."

"Muss manchmal im Cockpit ein Drecksack sein"


Der zweimalige Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel sieht keinen Grund, "ausserhalb des Cockpits ein Arsch zu sein". Im Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin 'Focus' räumte der 24-Jährige allerdings ein, sobald er in den Rennwagen steige, müsse er auch mal ein "Drecksack" sein: "Nicht ständig und immer, aber das gehört dazu." Fairness und Respekt sind Vettel jedoch stets wichtig: "Ich strebe immer an, auf der guten Seite der Härte zu stehen. Und ich finde, dass mir das bis heute ganz gut gelungen ist. Ich denke, man darf es bis an die Grenze treiben, aber für mich ist wichtig, diese nicht zu überschreiten." Vettel äusserte sich in dem Gespräch auch über seinen guten Freund Michael Schumacher. "Michael hat Fehler gemacht, wie alle anderen auch - unterm Strich eben weniger als alle anderen. Er hat also aus seinen Fehlern mehr gelernt als der Rest", sagte Vettel. Als Kind sei er von Schumacher begeistert gewesen und habe versucht, ihm nachzueifern: "Das kleine Kind hörte von Michael Schumacher, der aus Kerpen kommt, der also genau auf der Kartbahn gross geworden ist, auf der ich auch ein paar Rennen fuhr. Das war natürlich das Grösste, was es überhaupt gibt."

Vettel: "Will nicht den Smiling Boy spielen"


Nach dem Grand Prix von Malaysia stand Sebastian Vettel im Kreuzfeuer der Kritik. Der Weltmeister war beim Überrunden mit Narain Karthikeyan kollidiert, wobei der linke Hinterreifen des Red-Bull-Boliden aufgeschlitzt wurde. Vettels vierter Platz war damit dahin - er verpasste als Elfter sogar die Punkteränge. Unmittelbar nach dem Manöver, für das der Inder eine 20-Sekunden-Zeitstrafe erhielt, zeigte ihm Vettel wütend den "Stinkefinger" - nach dem Rennen bezeichnete er den HRT-Piloten als "Gurke" und als "Idiot". Vettel-Kritiker meinten daraufhin, ein derartiges Verhalten sei eines Weltmeisters nicht würdig - der 24-Jährige könne nicht verlieren. Doch der Red-Bull-Pilot steht gegenüber 'Sport Bild' zu seiner Reaktion: "Es stimmt, ich kann nur schlecht verlieren. Warum sollte ich da lügen? Wenn ich gut verlieren könnte, wäre ich nicht in der Formel 1. Es stimmt auch, dass ich enttäuscht war."

Vettel setzt auf Authentizität

Vettel zieht es aber laut eigenen Angaben vor, authentisch zu reagieren, als etwas vorzuspielen: "So kurz nach dem Rennen habe ich mich so gegeben, wie ich mich gefühlt habe. Das finde ich ehrlicher, als den Smiling Boy zu spielen, dem es eigentlich gar nicht zum Lachen zumute ist." Dass seine Aussagen und das enttäuschende Wochenende in Sepang so hohe Wellen schlagen, hätte er sich nicht erwartet. Ihm fällt aber auf, dass manche Medien zu Übertreibung neigen. "Von Drama war die Rede. Drama ist nun wirklich was anderes. Rein sportlich habe ich nach zwei Rennen mehr Punkte, als ich es in meiner WM-Saison 2010 hatte", sieht er die Situation durchaus positiv. "Da schaue ich jetzt nur nach vorne." Für ihn selber war die Meinungs-Verschiedenheit mit Karthikeyan am Tag nach dem Rennen kein Thema mehr. Er gibt aber zu, dass seine Äusserungen im TV direkt nach der Zielflagge in der Hitze des Gefechtes entstanden sind: "Manchmal reichen zehn Minuten nach dem Rennen aus, um wieder runterzukommen, manchmal eben nicht. Am Montag war meine Stimmung schon wieder normal. Ich kann Dinge abhaken und positiv nach vorne schauen, wenn ich eine Nacht darüber geschlafen habe."

Von Omis und Supermärkten

Zudem sei er ein Pilot, der Fehler auch zugibt und mit ihnen auch umgehen kann. Er gibt gegenüber 'Sport Bild' ein Beispiel: "Als ich in Spa 2010 Jenson Button aus dem Rennen warf, habe ich mich am nächsten Tag bei ihm entschuldigt." Und auch abseits dessen, will er nicht den Eindruck aufkommen lassen, vom Ehrgeiz zerfressen zu sein: "Selbst wenn ich das Wettbewerbs-Gen in meinen Adern habe, kann ich zwischen Wettkampf und Leben noch unterscheiden. Ich dränge bestimmt keine Omis ab, nur weil sie vor mir in der Supermarktschlange stehen."
Und dann gab es noch das Gerücht, dass Vettel in Milton Keynes zum Rapport musste, weil er seinen Boliden nicht wie vom Team befohlen in den Schlussrunden abgestellt hatte, um einen Getriebewechsel zu ermöglichen. Stattdessen argumentierte er nach dem Rennen, dass sich so etwas "nicht gehört". Der Heppenheimer gibt zu, dass er tatsächlich in der Fabrik war, allerdings aus anderen Gründen: "Ich war zweimal im Simulator und gehe optimistisch nach China. Das ist der Grund, warum ich in der Fabrik in England war."

Vettel: "Dafür muss man sich nicht schämen"


Der vieldiskutierte Emotionsausbruch während des und nach dem Grand Prix von Malaysia, wo er Narain Karthikeyan nach einer Kollision zunächst den Stinkefinger zeigte und später vor laufenden TV-Kameras als "Idiot" beschimpfte, ist für Sebastian Vettel abgehakt. Die FIA hat bereits angedeutet, dass keine Disziplinarmassnahmen zu befürchten sind, also kann sich der Weltmeister nun wieder voll und ganz auf die Mission Titelverteidigung konzentrieren. Allerdings weiss er, dass sein Verhalten nicht bei allen Fans und Beobachtern gut angekommen ist, weshalb der Red-Bull-Pilot um Verständnis bittet: "Auf einem soliden vierten Platz die Punkte so zu verlieren, ist natürlich enttäuschend", so Vettel am Rande einer Preisverleihung in Paris. "Im ersten Moment zeigt man da ein bisschen Emotionen, aber ich glaube, dafür muss man sich nicht schämen. Das gehört zum Sport dazu." In Schutz genommen wird er auch von seinem Arbeitgeber: "Man muss die Situation so sehen: Für Vettel war's ein sicherer vierter Platz. Er hat zu dem Zeitpunkt drei bis fünf Zehntel auf Hamilton aufgeholt, und Hamilton ist bekannt dafür, dass er die Reifen mehr strapaziert. Also wäre auch ein dritter Platz in Reichweite gewesen", erklärt Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko gegenüber 'ServusTV' und stellt klar: "Vettel hat ganz normal überrundet."

Wollte Karthikeyan Windschatten schinden?

"Wenn man die rückwärtige Kamera nimmt, schaut es so aus, als wäre Vettel zu nahe an ihn herangefahren", räumt Marko ein, aber: "Aus der anderen Kameraperspektive sieht man genau, dass Karthikeyan offensichtlich versucht hat, in den Windschatten von Vettel zu kommen. Er war ja mit Pic im Marussia, der knapp vor ihm lag, im Clinch. Also wollte er das ausnutzen, aber dabei hat er sich verschätzt, was beim Inder ja leider schon öfter vorgekommen ist." Red Bull hat daraus eine Lehre gezogen: "Wir haben schon unseren Teammanager beauftragt, sowohl mit Marussia als auch mit HRT zu reden, dass deren Piloten einfach mehr aufpassen müssen. Die fahren in einer anderen Liga, sind teilweise sechs bis acht Sekunden langsamer im Renntrimm. Da muss man halt mehr aufpassen", ermahnt der Österreicher und sagt über Karthikeyans Kritik, Vettel sei ein "weinerliches Baby": "Das sind zwölf Punkte, die in der WM entscheidend sein können." Die Behauptung, ein Weltmeister müsse Vorbild sein und habe sich nicht so zu verhalten wie Vettel in Malaysia, lässt Marko ebenfalls nicht unkommentiert: "Da kämpft man, es sind die letzten Runden, er sieht die Chance auf den dritten Platz - und dann passiert das. Dass er da natürlich empört ist, ist ganz menschlich - es ist ja Kampfsport zwischen einzelnen Individuen. Da gehören Reaktionen und auch entsprechende Emotionen dazu", relativiert er. Um Abkühlung zeigt sich Red Bull auch bemüht, was die Funkspruch-Affäre angeht: "Letzten Endes muss man da ein bisschen die Luft rausnehmen", sagt Vettel und erklärt die widersprüchlichen Befehle vom Kommandostand, die im TV zu hören waren: "Beim letzten Rennen herrschte aufgrund der Bedingungen sehr viel Chaos. Ab dem Restart hatten wir keine Funkverbindung mehr, also kamen alle Ansagen, die gemacht wurden, nie bei mir an."

Kein Funk nach der Safety-Car-Phase

Marko bestätigt: "Nach dem Safety-Car-Restart, nach ein oder zwei Runden, wurde die Funkverbindung immer schlechter und war dann komplett weg. Das heisst: Weder Vettel konnte uns hören noch konnten wir Vettel hören. Man hat vielleicht auf den Fernsehbildern dieses hektische Agieren mit der Anzeigetafel gesehen. Wir waren auf das nicht mehr eingerichtet", erinnert sich der ehemalige Formel-1-Pilot gegenüber 'ServusTV'. "Dann hat Newey - da gibt es eine interne Kommunikation mit verschiedensten Personen - innerhalb relativ kurzer Zeit entschieden: 'Nein, es ist unsicher, wir müssen ihn hereinholen.' Also haben wir mit allen möglichen Mitteln versucht, das an Vettel zu transportieren. Scheinbar ist es auch irgendwie angekommen", gibt Marko, der nicht selbst am Kommandostand sitzt, aber den Boxenfunk mithören kann, zu Protokoll. "Dann kam aber zwei Runden vor Schluss wieder ein Signal, dass sich die Temperaturen wieder in einem halbwegs erträglichen Mass befinden. Es waren ja nur noch zwei Runden, also haben wir gesagt: 'Okay, er kann draussen bleiben'", schildert Marko. Es sei aber nie Absicht gewesen, nur deshalb aufzugeben, um das Getriebe wechseln zu dürfen: "Da gab es keinerlei taktische Überlegungen oder sonst irgendwas. Unser Getriebe ist intakt. Das brauchen wir nicht", winkt der 68-Jährige ab und ergänzt: "Wir hatten einen Schaden beim letzten Test in Barcelona, aber der war auf ein anderes Problem zurückzuführen - da hat es überhaupt nichts gegeben. Dann haben wir gesagt, er kann jetzt draussen bleiben. Aber, noch einmal: Vettel hat von uns keinen Befehl bekommen, weil wir ja nicht einmal direkt mit ihm sprechen konnten."

12.4.2012