Kimi Räikkönen erwartet Steigerung in China

Kimi gewöhnte sich in Australien und Malaysia

schnell wieder an die Formel 1. Und an die Ganzkörpersonnenbrillen...

Ex-Weltmeister Kimi Räikkönen fuhr bei den ersten beiden Rennen nach seinem Comeback auf Anhieb zweimal in die Punkteränge. Auf Platz sieben in Melbourne ließ der "Iceman" Rang fünf in Sepang folgen. Dank neuer Teile für den Lotus-Renault E20 hofft er im Hinblick auf Schanghai auf weitere Fortschritte. Im Interview spricht Räikkönen über seine ersten beiden Formel-1-Rennen nach dreijähriger Pause, über das Potenzial des E20, über seine Erwartungen für den Grand Prix von China und über sein Verhältnis zum Team.

Frage: Kimi, wie fühlst du dich nach deinen ersten beiden Rennen nach langer Pause?

Kimi Räikkönen: Ich würde sagen, zwei Rennen sind gefahren, 18 stehen noch an. Bisher lief es für mich ganz gut und die Rennen unterscheiden sich nicht davon, was ich aus der Vergangenheit gewohnt war. Der E20 fühlt sich gut an. Lediglich an der Lenkung müssen wir noch arbeiten um sie so hinzubekommen, wie ich mir das vorstelle. Das wird aber in Kürze der Fall sein. Die Geschwindigkeit des Autos ist jetzt schon gut - sowohl im Qualifying als auch im Rennen. Meine Startpositionen waren bei den ersten beiden Rennen nicht berauschend, aber dafür gibt es Gründe. In Australien wären wir unter normalen Umständen nicht von so weit hinten losgefahren und in Malaysia kostete uns der Getriebewechsel unterm Strich auch Platzierungen im Rennen, aber das ist Motorsport.

Das Potenzial des E20 scheint sehr gross zu sein. Wie schätzt du es ein?

Ich kann mich nicht beschweren. Das Auto erwies sich in beiden Qualifyings als sehr schnell. Romain fuhr in Australien die drittschnellste Zeit, ich in Malaysia die fünftschnellste. Dabei hätte ich in Sepang sogar noch mehr herausholen können. Bei meinem letzten Versuch in Q3 machte ich ein paar Fehler, die mich einiges an Zeit kosteten. Ohne diese Fehler wäre ich wohl auf Platz drei oder vier gelandet. Das Auto war dazu auf jeden Fall in der Lage.

Mit der schnellsten Runde am Sonntag machtest du deutlich, dass auch das Tempo im Renntrimm stimmt. Wie beurteilst du den Grand Prix von Malaysia rückblickend?

Grundsätzlich war es angesichts der Bedingungen ein sehr schwieriges Rennen. Ich entschied mich dafür, dass es das Beste sei, den fünften Platz nach Hause zu bringen. Als ich das erste Mal mit Slicks rausging, war es so dunkel, dass man die trockene Spur kaum sehen konnte. Als ich die Ideallinie dann ausmachen konnte, fuhr ich nur so schnell wie nötig, um meine Position zu halten. Im Auto steckte zu diesem Zeitpunkt noch mehr Tempo, aber ich wollte kein unnötiges Risiko eingehen. Die schnellste Rennrunde ist schön, aber nicht vergleichbar mit einem Sieg.

Wie kamst du mit den Pirelli-Regenreifen zurecht?

Ich war das erste Mal mit der neuesten Generation der Regenreifen unterwegs. Als die Ampel ausging, liess ich es zunächst ruhig angehen, da ich nicht wusste, wie sich die Reifen verhalten würden. Da ich zuvor lediglich eine Installationsrunde damit unterwegs war, wussten wir nicht einmal, wie wir den Frontflügel für Regen einstellen sollten. Der Start an sich war aber gut, ich konnte sofort ein paar Positionen gutmachen. Dann gab es vor mir einen Zwischenfall und ich musste wie schon in Australien übers Gras ausweichen. Dabei verlor ich wieder ein paar Plätze, aber immerhin kam ich heil durch die erste Runde.

Wie beurteilst du den Shanghai International Circuit?

Für mich ist es nicht mehr und nicht weniger als eine weitere Rennstrecke. Ich habe keine ausgewiesenen Lieblingsstrecken. In Bezug auf die Anforderungen ans Auto ist Schanghai dem Albert Park und Sepang recht ähnlich. Wir sollten also wieder gut aussehen. Zudem haben wir einige neue Teile dabei, die sich positiv auswirken sollten. Wo wir damit genau stehen, müssen wir aber abwarten, da ich mir sicher bin, dass auch die anderen Teams Updates im Gepäck haben werden.

In der Vergangenheit warst du in China recht erfolgreich. Gehst du mit einem guten Gefühl ins Rennen dort?

Im Jahr 2007 gewann ich dort. Das war natürlich ein grossartiges Gefühl, da mir der Sieg den Weg zum Titel ebnete. Die Strecke an sich gefällt mir gut, es gibt einige gute Überholmöglichkeiten. Mit unserem Auto bin ich ebenfalls zufrieden. Lasst uns abwarten, was wir auf dieser Strecke erreichen können.

Wie beurteilst du die Entwicklungsarbeit am E20 und dein Verhältnis zum Team?

Jeder im Team gibt alles, um uns auf dem richtigen Weg zu halten. Das Positive ist, dass unser Auto bisher auf allen Strecken schnell war. Angesichts des Wetters und anderer Umstände, die ausserhalb unserer Kontrolle lagen, konnten wir bisher nicht das volle Potenzial ausschöpfen. Was mein Verhältnis zum Team angeht, kann ich nur sagen, dass ich mich sehr wohl fühle. Es ist offensichtlich, dass die Jungs im Team genau wie ich 'Racer' sind. Das ist immer die beste Voraussetzung, um gute Ergebnisse einzufahren.

Verbesserungen sollten zwei Zehntel bringen


Der Lotus-Renault E20 erwies sich an den ersten beiden Rennwochenenden des Jahres vor allem im Qualifying schon als sehr wettbewerbsfähig. Für die an aufeinanderfolgenden Wochenenden anstehenden Grands Prix in China und Bahrain plant das Team laut Technikchef James Allison den nächsten Schritt. Im Interview spricht Allison über die Herausforderung zweier direkt aufeinanderfolgender Rennen, über die Bereiche, in denen sich das Team und die Fahrer Kimi Räikkönen und Romain Grosjean noch verbessern können und über den aktuellen Stand der Entwicklungen beim Thema Servolenkung für den Finnen.

Frage: James, wie fällt dein Gesamturteil nach zwei Rennen aus?

James Allison: Die Performance des Autos stimmt uns froh. Obwohl wir unsere Stärke bis dato nur im Qualifying und in den trockenen Phasen des Sepang-Rennens zeigen konnten, haben wir allen Grund anzunehmen, dass wir sowohl im Qualifying als auch im Rennen schnell sind. Wenn wir das Setup richtig hinbekommen, bereitet uns der Reifenverschleiß keine Sorgen und wir können die im Qualifying gezeigte Leistung im Rennen bestätigen. Das ist positiv.

Welche Veränderungen wird es am Auto für China geben?

Wir werden ein paar neue Teile dabei haben, die in Summe rund zwei Zehntelsekunden pro Runde bringen sollten. Das klingt vielleicht nicht viel, aber wenn man bedenkt, wie eng es in den beiden bisherigen Qualifyings zuging, ist das eine Menge. Wir hoffen natürlich, dass wir damit einen größeren Sprung machen als andere Teams.

In welchen Bereichen des Autos genau wird es Verbesserungen geben?

Wenn wir uns in puncto Rundenzeit verbessern wollen, müssen wir uns alle Bereiche des Autos genau ansehen. Ein Bereich, auf den wir spezielles Augenmerk gelegt haben, sind die Standzeiten an der Box. Dort werden wir künftig noch mehr Anstrengungen unternehmen, um schneller zu werden. Ich spreche hier vor allem von den Radmuttern und den Schlagschraubern. Wenn ich mir unsere Gegner ansehe wird klar, dass wir auf diesem Gebiet noch Luft nach oben haben.
Welche besonderen Herausforderungen bringen zwei direkt aufeinanderfolgende Übersee-Rennen mit sich?

Die Herausforderung besteht in erster Linie hinsichtlich der Logistik, der Planung und der Produktion. Wir müssen sicherstellen, genügend Teile dabei zu haben, um zwei komplette Rennwochenenden zu absolvieren. Dazwischen bleibt bekanntlich keine Zeit, nachzuliefern. Auch für das Rennteam sind zwei Rennen an aufeinanderfolgenden Wochenenden eine Tortur, da pausenloser Einsatz verlangt wird. Die Arbeitstage sind sehr lang und es gibt keine freien Tage. Dazu kommt, dass die Jungs die Wintertestfahrten noch in den Knochen haben. Was die Weiterentwicklung des Fahrzeugs betrifft, so ist der Rennkalender schon lange im Voraus bekannt. Die zuständigen Mitarbeiter in Enstone können sich also schon früh darauf einstellen, die Teile zum geforderten Zeitpunkt fertig zu haben. Das heißt im Klartext, dass wir für das zweite Rennen in einem Back-to-Back-Zyklus keine tiefgreifenden Upgrades vorgesehen haben.

Was kennzeichnet die Strecken in China und Bahrain in Bezug auf die Anforderungen für das Auto?

Die ersten beiden Strecken, die wir besuchten - Melbourne und Sepang - verlangten in erster Linie hohe aerodynamische Effizienz, da es dort viele schnelle und mittelschnelle Kurven gibt. In Schanghai und in Bahrain kommt es eher auf die Geschwindigkeit in langsamen Kurven an. Inklusive der Testfahrten im Winter waren wir mit unserem neuen Auto bis jetzt auf vier Strecken unterwegs und der E20 erwies sich auf jeder einzelnen als stark. Wir reisen daher mit einem guten Gefühl nach China und Bahrain.
Bei Lotus fahren in diesem Jahr zwei Fahrer, die nach einer Pause zurückgekehrt sind. Glaubst du, dass ihre Leistungen bei den anstehenden Rennen noch weiter nach oben gehen werden?

Beide haben ganz eindeutig das Zeug für mehr. Sobald es uns gelungen ist, Kimi ein angenehmeres Gefühl im Auto zu vermitteln, wird er sich weiter steigern. Romain war bisher im Qualifying schon sehr stark. Leider kam er in den Rennen nicht weit, weshalb ein verlässliches Urteil seiner Rennperformance noch nicht möglich ist. In diesem Punkt sind wir aber alles andere als beunruhigt.

Wie ist der aktuelle Stand zur Lenkung für Kimi. Hat das Team inzwischen eine Lösung gefunden, die dem entspricht, was er sich vorstellt?

Leider ist dieses Problem nicht so einfach zu beheben wie ein Vertauschen der Knöpfe auf dem Lenkrad. Unsere neueste Variante verleiht ihm in schnellen Kurven schon ein sehr gutes Gefühl. Wir befinden uns aber weiterhin auf der Suche nach einer Lösung, die es ihm ermöglicht, mit der nötigen Finesse zu Werke zu gehen. So wie Kimi das Auto fährt, ist es ihm vor allem wichtig, die Vorderachse genau zu spüren und das übrige Auto dann auf das Limit an der Vorderachse abzustimmen. Das kann nur funktionieren, wenn ihm die Servolenkung eine verlässliche Rückmeldung gibt. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, ihm die perfekte Ausrüstung zur Verfügung zu stellen, so dass er die letzten Zehntelsekunden im Qualifying abrufen kann.

Lopez: "Nur geringfügig langsamer als McLaren"


Lotus ist mit grossen Zielen in die aktuelle Saison gegangen und konnte bisher lediglich in einzelnen Sessions das Potenzial des E20 in Ergebnisse umwandeln. In den Rennen hatten Kimi Räikkönen und Romain Grosjean bisher Pech und konnten nicht die möglichen Ergebnisse einfahren. In China soll sich das ändern. "Ich würde behaupten, dass wir geringfügig langsamer sind als McLaren, auch wenn Kimi meinte, er hätte in Malaysia auf die Pole-Position fahren können. Doch dann unterliefen ihm zwei kleine Fehler", wird der Lotus-Vorstandsvorsitzende Gerard Lopez von 'Autosport' zitiert. Das Team benötigt nach den jüngsten Änderungen bei der Finanzierung schnellstmöglich gute Ergebnisse, um Sponsoren zu erreichen. "Alle arbeiten in die richtige Richtung. Das Auto ist schnell. Das steht ausser Frage", bemerkt Lopez, der der verpassten Chance im Vorjahr nachtrauert: "Ich habe immer wieder gesagt, dass wir ein ganzes Jahr verloren haben, als wir auf Robert Kubica verzichten mussten. Aus diesem Grund liegen wir ein Jahr zurück."
Nun gilt es, zu zeigen, wozu das neue Auto in der Lage ist. Dazu benötigt das Team ein Wochenende ohne Zwischenfälle. "Wenn wir ein normales Wochenende haben würden, dann könnten wir unser Tempo unter Beweis stellen und viele Punkte einfahren", ist sich Lopez sicher. Nach den ersten beiden Saisonrennen belegt das Team dank Räikkönens Punkten Platz fünf bei den Konstrukteuren.

Lotus möchte endlich das Pech abschütteln


Lotus erlebt derzeit turbulente Zeiten. Die Lotus-Gruppe hat ihr Engagement als Sponsor beim Rennstall aus Enstone gekündigt, doch in der kommenden Wochen schreitet man wieder zur Tagesordnung: Der Grand Prix von China in Schanghai steht auf dem Programm. Bisher verlief die Saison für das Team durchwachsen - Kimi Räikkönen sicherte sich als Siebter und als Fünfter in beiden Rennen WM-Punkte, Teamkollege Romain Grosjean schied jeweils von guten Startplätzen schon in der Anfangsphase aus. Nun erhofft man sich endlich ein Rennwochenende ohne Komplikationen. Auch Räikkönen, der das erste Qualifying der Saison - auch aufgrund eines Timingfehlers seines Teams - völlig verpatzte und in Sepang wegen eines Getriebewechsel um fünf Startpositionen zurückversetzt wurde. "Bisher lief es mehr oder wenig gut für mich - das Rennfahren ist nicht anders als früher", hat sich der Finne in der Formel 1 gut eingelebt. "Der E20 fühlt sich auf jeden Fall gut an."

Räikkönen und die Servolenkung

Bisher haderte Räikkönen bloss mit der Servolenkung - sie ist zwar präzise, aber für seinen Geschmack zu wenig leichtgängig. "Wir arbeiten daran, die Lenkung für mich perfekt hinzukriegen - und wir haben es fast geschafft", erkennt er Fortschritte. "Der Speed des Autos ist gut - das gilt für das Qualifying und für das Renntempo. Das waren aufgrund der Startpositionen zwei frustrierende Rennen. Wir hätten in Australien nicht so weit hinten starten sollen, und die Strafe für den Getriebewechsel vor dem Grand Prix von Malaysia kostete am Ende auch Positionen, aber so ist der Motorsport." Obwohl sich Räikkönen im Qualifying von Sepang immerhin auf Platz fünf einreihte, sieht er noch Verbesserungspotenzial: "Ich machte auf meinem letzten Run in Q3 ein paar Fehler. Ich verlor etwas Zeit - es war also mehr als Platz fünf möglich, vielleicht Platz vier oder sogar drei. Ich spürte, dass der Speed da war. Der Lotus ist ein gutes Auto im Qualifying."

Kein Risiko, aber Schnellste Runde in Sepang

Das gilt auch für das Rennen - Räikkönen ist mit Platz fünf in Sepang zufrieden: "Bei diesen Bedingungen war es ganz ehrlich die beste Herangehensweise, den fünften Platz zu verteidigen. Als ich das erste Mal auf Slicks rausfuhr, da war es schon dunkel, und es war schwierig, die trockene Spur auf der Strecke zu sehen. Als ich die Linie erkannt hatte, fuhr ich schnell genug, um meine Platzierung zu halten. Ich spürte zwar, dass das Auto ein besseres Tempo ermöglicht hätte, aber ich wollte keine Risiken eingehen." Dennoch fuhr er die Schnellste Runde: "Das ist schön, aber nicht so gut wie ein Sieg." Der 32-Jährige probierte auch erstmals die neuen Pirelli-Regenreifen aus: "Als die Lichter ausgingen, nahm ich es leicht, denn ich wusste einfach nicht, wie sie sich verhalten würden. Wir hatten mit ihnen im Vorfeld nur eine Installationsrunde gedreht, also wussten wir nicht, wie wir den Frontflügel einstellen sollten. Dennoch war mein Start in Ordnung, wir konnten ein paar Plätze gutmachen, doch dann gab es vor mir einen Zwischenfall mit ein paar Autos, also musste ich wie in Australien aufs Gras ausweichen, um vorbeizukommen. Ich verlor ein paar Plätze, aber immerhin überstand ich die erste Runde."

Räikkönen hofft auf neue Teile

Doch nun geht es zum Shanghai International Circuit - eine von Räikkönens Lieblingsstrecken? "Es ist einfach eine weitere Rennstrecke", zuckt er mit den Schultern. "ich habe keine speziellen Favoriten oder so etwas. Der Kurs ähnelt dem Albert Park und Sepang in Bezug auf das, was er dem Auto abverlangt - das sollte uns entgegenkommen. Außerdem haben wir ein paar neue Teile für den E20, das gilt aber wahrscheinlich auch für all die anderen Autos, also wissen wir nicht wo wir stehen, bis wir dort sind." Dennoch hat der Lotus-Pilot gute Erinnerungen an China: "Ich habe dort 2007 gewonnen, und das war ein gutes Gefühl, denn es war das Jahr, in dem ich Weltmeister wurde. Es handelt sich um eine ordentliche Rennstrecke, und es gibt gute Überholmöglichkeiten." Man darf also gespannt sein, was die Updates beim E20 bringen: "Das Team arbeitet hart, damit wir uns weiterhin in die richtige Richtung bewegen. Wir bauen glücklicherweise auf einer guten Basis auf - das Auto war bisher überall schnell. Nur das Wetter und andere Umstände sorgten bei den bisherigen zwei Rennen dafür, dass wir es noch nicht so richtig gesehen haben. Ich habe auch eine gute Beziehung zum Team. Es ist klar, dass sie Racer sind, so wie ich - so können wir diese Saison das Maximum herausholen."

Grosjeans verspäteter Saisonstart

Für Teamkollegen Grosjean beginnt die Saison in China von neuem. Seine bisherigen zwei Rennen dauerten nur wenige Runden lang - in Australien war Williams-Pilot Pastor Maldonado für den Ausfall mitverantwortlich, in Malaysia war es ganz klar der Fehler des Franzosen. "Wenn man Fehler macht, dann muss man es zugeben und darf den Fehler nicht noch einmal machen. Wenn es aber nicht dein Fehler ist, dann ist es nicht dein Fehler", sagt er. "Die ersten zwei Rennen waren hart, und wir holten kein Ergebnis. Andererseits weiß ich, dass wir in den kommenden Rennen viel erreichen können. Meine Saison beginnt erst in China so richtig." Das Potenzial erkennt er an den Qualifying-Leistungen: "Wir konnten beide Mal um die erste Startreihe kämpfen. Jetzt hoffe ich, dass wir in China ein normaleres Rennen haben werden, bei dem alles in Ordnung sein wird." Für den Franzosen ist es das erste Antreten auf dem Shanghai International Circuit: "Es gibt auf den ersten Blick zahlreiche schöne, interessante Kurven. Wenn wir ein gutes Ergebnis einfahren, dann bin ich mir sicher, dass ich diese Strecke lieben werde." Auch die Erfahrung mit dem E20 sollte ihm in die Hände spielen: "Ich bin sicher, dass wir das Setup in Schanghai schneller finden werden als bei den ersten beiden Rennen, und ich denke, dass es noch Spielraum gibt, damit ich mich im E20 noch wohler fühle. Dennoch ist das Auto gut zu fahren, und mit dem neuen Aerodynamikpaket sollte es noch besser sein."

Boullier mit lachendem und weinendem Auge

Teamchef Eric Boullier blickt auf einen durchwachsenen Saisonstart zurück: "Teile davon waren zufriedenstellend - darunter das Tempo des E20, das in Rennen und Qualifying stimmt. Beide Fahrer haben starke Performances gezeigt - Romain in Australien und Kimi in Malaysia. Kimi hat bewiesen, dass er nicht lange benötigte, um sich daran zu erinnern, was von einem Formel-1-Fahrer erfordert wird. Er ist bei der Musik dabei - das hat er in Anbetracht seiner Startpositionen in zwei starken Rennen gezeigt. Auch der Abbau der Reifen ist ermutigend - das gilt zudem für die Reaktion des Autos auf Setup-Änderungen." Doch nicht alles lief perfekt: "Romain spulte nur eine Handvoll Runden im Rennen ab, Kimi startete aus unterschiedlichen Gründen in beiden Rennen von weiter hinten als erwartet - schlechtes Timing durch das Team und ein Getriebewechsel in Malaysia. Das Ergebnis davon ist, dass wir in der Konstrukteurs-WM nur 16 Punkte haben, obwohl wir das Potenzial für viel mehr hätten. Ich persönlich bin ein bisschen frustriert, dass wir nicht das abgeliefert haben, was wir hätten abliefern sollen. Wir wissen, dass wir es besser können, und wir hoffen, dass wir das bei den nächsten Rennen zeigen können. Andererseits bin ich sehr stolz auf die Errungenschaften des Teams im Winter. Aus diesem Grund kann ich mir ein Lächeln im Gesicht nicht verkneifen."

Platz vier weiter im Visier

Aus diesem Grund ist Boullier weiterhin zuversichtlich, dass sein Team - wie ursprünglich als Ziel festgelegt - "um Platz vier in der Konstrukteurs-WM" kämpfen kann: "Das Aerodynamikpaket, das wir nach China bringen, beweist, dass wir nichts unversucht lassen. Wir sind fokussiert, den E20 zu entwickeln und zu verbessern, während beide Fahrer ihre Ziele kennen und gut mit dem Team arbeiten. Ein Grossteil der negativen Aspekte der ersten beiden Rennen beruhen auf Pech oder Faktoren, aus denen wir lernen werden. Wir rechnen mit weiteren soliden Punkten in der nahen Zukunft - mit beiden Autos in den Top-8." Die unerfüllten Erwartungen des Vorjahres erweisen sich dieses Jahr als Triebfeder: "Nach dem enttäuschenden Saisonende haben die Leute noch härter gepusht, um - wie es James Allison sagt - das beste Auto, das je in Enstone produziert wurde, zu kreieren. Nur ein Topteam ist zu so einer Reaktion fähig. Vor der Saison hatten wir das Gefühl, dass der E20 ein solides Potenzial hat - das haben die ersten zwei Grands Prix auch bewiesen. Natürlich haben wir noch Arbeit vor uns, aber die starken Performances haben die Fabrik in Enstone wachgerüttelt. Der E20 ist gut, aber wir versuchen unermüdlich, ihn besser zu machen.

Komplimente für die Fahrer

Boullier spricht auch seinen Fahrern ein Lob aus: "In Anbetracht dessen, dass beide nach zwei Jahren in die Formel 1 zurückgekehrt sind, waren ihre Performances stark. Kimi hat gezeigt, dass er nichts von seinem Tempo verloren hat. Er ist im Qualifying schnell und im Rennen zudem sehr konstant. Die Art und Weise, wie er mit den Reifen umgeht, ist beeindruckend, während sein technisches Feedback sehr präzise ist. Er schlug sich in beiden Rennen sehr gut, und seine Schnellste Runde in Malaysia zeigt, dass er genau das gleiche abliefert wie früher. Romain hat auch ein gutes Tempo gezeigt. Er muss nur ein paar Rennrunden absolvieren - seine Saison beginnt in China." Trotz des Endes der Sponsoring-Partnerschaft mit Lotus sieht er eine tolle Zukunft auf das Team zukommen: "Dass wir dieses Jahr Namen wie Mircosoft oder die Unilever-Marken Clear und Rexona auf dem Auto haben, beweist, wozu wir als Team fähig sind. Diese Marken erkennen nicht nur den Wert der Formel 1, sondern auch den Wert unseres Teams. Wir hier in Enstone bauen auf einem großen Erbe auf und wir hoffen, dass wir das mit starken Resultaten in der Zukunft untermauern können. Dass wir in der aktuellen Wirtschaftslage solche Namen anziehen können, ist eine fantastische Errungenschaft aller Teammitglieder."

11.4.2012