Ferrari mit gewissen Zweifeln in China

Der Sieg in Sepang linderte den Druck,

der auf Ferrari lastete

China ist für Ferrari einer der wichtigsten Märkte. Daher kam der erste Saisonsieg der Roten in Sepang gerade zur rechten Zeit, zumal Ferrari-Star Fernando Alonso nun als WM-Leader nach Schanghai kommt. Der Shanghai International Circuit erwies sich für das italienische Traditionsteam auf Anhieb als guter Boden. Bei der Formel-1-Premiere 2004 siegte Rubens Barrichello, 2006 war Michael Schumacher an der Reihe, 2007 schlug Kimi Räikkönen zu.

Doch seit dem Sieg des Finnen wartet man auf einen weiteren Triumph. Felipe Massa war 2007 und 2008 immerhin Dritter und Zweiter, Fernando Alonso siegte 2005 - allerdings in einem Renault-Boliden. Das möchte der Spanier, der Ferrari in China noch nicht einmal einen Podestplatz bescherte, rasch ändern. "Ich hätte nach der Art und Weise, wie die Wintertests verliefen, natürlich nie damit gerechnet, als WM-Leader in China anzukommen", zeigt sich Alonso angesichts seines starken Saisonstarts selbst überrascht. "Das zeigt, dass wir gute Arbeit geleistet und all das Potenzial, das uns zur Verfügung stand, genutzt haben - wir haben das Beste aus jeder Gelegenheit gemacht."

Alonso setzt auf Zusammenhalt

Der Spanier stimmt ein Loblied auf sein Team an: "Seit ich das erste Mal nach Maranello kam - das war Anfang 2010 - habe ich miterlebt, wie das Team in allen Bereichen, die sich auf die Aktivitäten auf der Strecke beziehen, gewachsen ist - von der Strecke über die Arbeit in der Garage bis zu den Boxenstopps. Ich weiß, dass ich mich auf eine sehr starke Truppe verlassen kann, was sehr wichtig ist, und wir teilen die gleichen Ziele." Alonso hat den Eindruck, dass die Entwicklung in die richtige Richtung geht: "Wir wissen, dass unsere Auto noch nicht auf dem Niveau ist, das wir uns zu Saisonbeginn gewünscht hätten, aber alle reagieren gut, wir ziehen an einem Strang, so wie es sich für ein echtes Team, das seine Ziele erreichen will, gehört." Trotz des Sieges halten sich die Erwartungen des Spaniers derzeit noch in Grenzen: "Bei diesem Rennen rechne ich verglichen mit Australien und Malaysia nicht mit Überraschungen. Es ist wahr, dass fast drei Wochen vergangen sind, aber das heisst nicht, dass die Zeit ausreichte, um das Auto in so kurzer Zeit auf den Kopf zu stellen: Wir werden ein paar kleine Updates haben, aber nichts besonders signifikantes. Darüber hinaus müssen wir damit rechnen, dass die anderen Teams ebenfalls ein paar neue Teile bringen werden."

Arbeiten wie die Ameisen

Der Ferrari-Star schwört sein Team darauf ein, weiter konzentriert zu bleiben und Punkte zu holen: "Wir werden bei diesem Grand Prix unsere Herangehensweise nicht verändern: Um ein gutes Ergebnis einzufahren, müssen wir uns auf uns selbst konzentrieren, versuchen, so perfekt wie möglich zu arbeiten, und jede Möglichkeit nutzen, die sich uns an diesem Wochenende bietet." Das Ergebnis spielt bei der Zielsetzung eine untergeordnete Rolle: "Ich werde mich mit Aussagen zurückhalten, dass es unser Ziel ist, in dieser oder jener Position ins Ziel zu kommen, da diese Diskussionen die Zeit nicht wert sind. Wir müssen das Maximum herausholen und so viele Punkte wie möglich mitnehmen - ein bisschen wie Ameisen, die an einem Tag etwas beginnen und wissen, dass etwas Wertvolles für die Zukunft dabei herauskommt." Alonso zeigt sich von seinen ersten Eindrücken in China durchaus beeindruckt: "Ich würde sagen, dass es in der Bevölkerung eine grosse Begeisterung gibt - vor allem bei den Jüngeren. Gestern Nachmittag waren da viele Jungs und Mädchen, die auf mich beim Flughafen und sogar vor dem Hotel gewartet haben. Es ist immer schön, die Begeisterung der Fans zu spüren, vor allem in einem Land, wo die Formel 1 kein Teil der Geschichte ist. Das zeigt, dass das Spektakel und die Spannung, die unser Sport bietet, nach wie vor attraktiv sind."

Massa und seine fanatischen chinesischen Fans

Teamkollege Felipe Massa
kommt verglichen mit seinem Teamkollegen in einer völlig konträren Situation nach China. Während Alonso in Sepang siegte, manövrierte sich der Brasilianer mit Platz 15 noch tiefer in die Krise. Doch die Begeisterung der Fans zaubert ein Lächeln auf sein Gesicht: "China ist ein grosses Land, aber der Enthusiasmus der Chinesen für die Formel 1 ist noch grösser. Ich muss ehrlich sagen, dass man während der Saison nur schwer einen anderen Rennschauplatz finden wird, wo die Leidenschaft der Fans grösser ist - vielleicht erreicht sie nur in Italien oder Brasilien ein vergleichbares Niveau." Auch Massa und sein Sohn wurden am Flughafen von zahlreichen Fans mit Geschenken überrascht. "Sogar vor dem Hotel wartet immer jemand, egal ob es wie in der vergangenen Nacht regnet, oder die Sonne scheint", freut sich Massa, der sich bereitwillig mit den chinesischen Anhängern fotografieren liess. "Ich mag diese Wärme und diesen Enthusiasmus - das gibt mir Energie. Auch diese Stadt strotzt vor Energie: Sie ist riesig, chaotisch - nennt es wie ihr wollt, aber sie ist definitiv lebendig." Der 30-Jährige zieht einen Vergleich zu seiner Heimatstadt: "Ich habe bereits einmal gesagt, dass mich Schanghai an Sao Paulo erinnert. Natürlich sind wir Brasilianer ganz anders als die Chinesen, aber die Lebendigkeit der zwei Städte sind sehr vergleichbar. Man kann viel unternehmen, und ich fand die vergangenen zwei Tage mit Raffaela und Filipinho, der das erste Mal in China ist, sehr entspannend."

Bewältigt Massa die Krise?

Da China für Ferrari und seine Sponsoren zu einem der wichtigsten Märkte zählt, hatte der Brasilianer im Vorfeld des Rennens einige Sponsorentermine. "Das ist normal in einem Land, das sich wie China in rapidem Wachstum befindet - das ist übrigens eine weitere Sache, die es mit meiner Heimat Brasilien verbindet. Morgen Nachmittag fangen wir dann mit den üblichen Besprechungen mit den Ingenieuren an, um uns auf das Rennen vorzubereiten." Ein Rennen, das für Massa nach den vergangenen Enttäuschungen von grosser Bedeutung ist: "Ich hoffe wirklich, dass ich diesmal von Freitag an einen normalen Grand Prix ohne Probleme haben werde. Das ist fundamental, um am Ende ein gutes Ergebnis zu holen. Ich weiß, dass es nicht leicht wird - auch, weil ich nicht glaube, dass wir mit neuen Elementen rechnen dürfen, zumindest nicht kurzfristig. Wir müssen den letzten Tropfen herauspressen - so, wie es Fernando in Australien und Malaysia gelungen ist." Um dies zu schaffen, bereitete sich Massa nach dem Malaysia-Grand-Prix in Maranello vor: "Ich habe mit dem Simulator gearbeitet, um auf die kommenden zwei Rennen so gut vorbereitet wie möglich zu sein, und habe jedes kleinste Detail, das in Melbourne und Sepang nicht funktioniert hat, genau studiert, um es in China und Bahrain hinzubekommen."

Widerstand gegen enorme Kritik

Das wird notwendig sein, denn der Druck auf den Schultern des Ferrari-Piloten ist enorm: "Es handelt sich für mich um eine knifflige Zeit, und es kann so nicht weitergehen, und ich will auch nicht, dass es so weiter geht - das ist sicher. Ich weiß, dass ich von außen stark kritisiert werde, aber daran habe ich mich gewöhnt, denn es ist bei weitem nicht das erste Mal, dass das passiert. Ich habe das Gefühl, dass mir das Team vertraut, und das ist das Einzige, was zählt. Da ich die Erfahrung schon mehrmals in der Vergangenheit gemacht habe, weiss ich, dass es oft nur sehr wenig braucht, damit das Pendel vom Negativen ins Positive umschwingt." Im Vorjahr kam Massa in Schanghai sogar vor Alonso ins Ziel: "Ich beendete das Rennen als Sechster, und ich bekam erst in der Endphase auf den härteren Reifen Probleme, weil ich nicht das gleiche Tempo gehen konnte wie auf der weichen Mischung. Das war schade, denn in der 43. Runde war ich noch Zweiter. Ich war schon zwei Mal in Schanghai auf dem Podest: 2007 auf der dritten und 2008 auf der zweiten Stufe."

Lange Gerade schadet Ferrari

Die Strecke selbst könnte es Ferrari aufgrund der mehr als einen Kilometer langen Geraden schwer machen: "Es gibt viele verschiedene Kurven und eine sehr lange Gerade, wo man sogar vor den Zeiten von DRS überholen konnte. Dieses Jahr werden wir sicher etwas leiden, vor allem beim Topspeed, und daher wird es für uns nicht leicht werden. Dennoch ist es noch lange nicht sicher, dass der Schnellste am Ende gewinnt..." Technikchef Pat Fry erklärt die Charakteristik des Schanghai International Circuit: "Es gibt lange langsame Kurven, wo die Front des Autos wichtig ist. Außerdem muss man gleichzeitig bremsen und einlenken, daher ist es besonders wichtig, von der ersten in die zweite Kurve Speed mitzunehmen. Es gibt aber auch ein paar schnelle Kurven und die 1,3 Kilometer lange Gerade - die DRS-Zone am Ende sollte das Rennen interessant machen."

Wie stark ist Ferrari wirklich?


Bei den Wintertests wurde Ferrari gescholten, jetzt kommt Fernando Alonso als WM-Leader zum dritten Saisonrennen. Damit hätte wohl niemand gerechnet. Auch nicht Technikchef Pat Fry, der noch beim Grand Prix von Melbourne unter enormem Druck stand, als die Ferrari-Piloten Alonso und Felipe Massa im Qualifying auf die Plätze zwölf und 16 kamen. Eine Blamage. "Für Fernando ist es grossartig, die Weltmeisterschaft anzuführen", sagt der Brite, der im Vorjahr Aldo Costa ablöste. "Damit hätte ich vor ein paar Wochen nicht gerechnet." Doch wie stark ist Ferrari nun wirklich? Beim von wechselhaften Wetterbedingungen gezeichneten Grand Prix von Malaysia wirkten die Favoriten McLaren und Red Bull zahnlos und liessen sich von Ferrari und Sauber die Show stehlen.

Alonso als entscheidender Faktor

Dennoch glaubt man bei den Roten aus Maranello nicht, dass es sich dabei um ein repräsentatives Bild handelt. "Unsere Position lässt sich durch eine Kombination von Umständen begründen", versucht sich Fry in einer Erklärung. "Vor allem liegt es an der Tatsache, dass Fernando zwei sehr gute Rennen hatte. In Melbourne machte Fernandos guter Start und eine sehr gute erste Kurve die Probleme im Qualifying wett", geht er ins Detail. "Beim vergangenen Rennen spielten uns die Wetterbedingungen in die Hände, da unser Auto da gut funktionierte und er das Beste aus seinen Möglichkeiten machte. Wir hatten die richtige Boxenstrategie, und die Boxencrew leistete fantastische Arbeit. Jedes Mal, wenn Fernando in die Boxengasse einbog, machten wir entweder Plätze gut oder bauten unsere Führung aus."

Ferrari fehlen acht Zehntel

Und nun reist man als WM-Leader nach China, dabei sagt man selbst, dass man dort eigentlich nicht hingehören würde. "Ich hätte nicht damit gerechnet, dass einer unserer Fahrer die Weltmeisterschaft anführt", wundert sich Fry. "Bereits sehr früh bei den Testfahrten hatten wir erkannt, dass wir ein paar Probleme haben, die wir aussortieren müssen. Jeder in der Fabrik hat hart daran gearbeitet, zumal noch ein weiter Weg vor uns liegt." Doch wo steht Ferrari derzeit unter normalen Bedingungen? "Ich denke, dass unsere Performance im Qualifying bei trockenen Bedingungen immer noch acht Zehntel hinter der Spitze liegt, dabei wollen wir die Besten sein. Feuchte Bedingungen mit wenig Grip liegen unserem Auto und überspielen einige Probleme, die wir derzeit mit dem F2012 haben. Das konnte man am Freitag in Melbourne sehen und auch beim Rennen in Malaysia."

Massa hadert mit der Balance

Ein beliebter Spruch im Formel-1-Fahrerlager ist, dass der Ferrari nur so gut wie Massa ist - für den Rest würde der Ausnahmefahrer Alonso sorgen. Schenkt man dieser Sichtweise Glauben, dann sieht es für die Scuderia düster aus. Der Brasilianer kam in Melbourne überhaupt nicht zurecht und schob die Schuld auf das Chassis. Nach einem Wechsel in Sepang zeigte sich Massa zwar im Qualifying tatsächlich verbessert, Platz 15 offenbart aber einmal mehr, dass sich der Vizeweltmeister 2008 in der Krise befindet - zumal sein Teamkollege den Sieg einfuhr. Aus diesem Grund sagte Massa seinen Heimaturlaub ab und arbeitete mit Technikchef Fry in der Fabrik in Maranello an Lösungen für seine Probleme. "Das Auto ist recht schwer zu fahren, und Fernando hat es geschafft, das Maximum herauszuholen, während wir bei Felipe daran scheiterten, die Balance nach seinem Geschmack herzustellen", erklärt Fry die Probleme des 30-Jährigen. "In Malaysia kam noch dazu, dass Felipe auf Intermediates war, als die Rote Flagge herauskam, wir aber viel Untersteuern hatten und daher einen zusätzlichen Boxenstopp einlegten - ein Poker, der sich nicht auszahlte", fügt er hinzu. "Die Tatsache, dass die Reifen nur unter Graining litten, aber nicht verschlissen waren, sorgte für die einzige Fehlentscheidung, die wir beim letzten Rennen am Kommandostand machten. Das war ein Rückschlag für Felipe - einer von vielen unglücklichen Umständen für ihn."

Frys durchwachsene Bilanz

Bei der Bilanz der ersten zwei Saisonrennen zeichnet Fry, der eine lange Zeit für die Konkurrenz von McLaren arbeitete, ein differenziertes Bild. "Ich würde unterschiedliche Bereiche des Unternehmens unterschiedlich bewerten", meint er. "Das Team und die Mechaniker an der Strecke haben sehr gut gearbeitet: In Melbourne hatten wir die schnellsten Boxenstopps, und in Malaysia sorgten die Geschwindigkeit der Boxencrew und die Strategie dafür, dass wir im Vergleich zu anderen Positionen und Zeit gewannen, als wir stoppten." Auch die Reaktion des Teams in harten Zeiten und "der Umgang mit der Stresssituation, im Rückstand zu sein", bemerkt er positiv. "Die Herstellungsabteilung, die an unseren aggressiveren Aufträgen arbeitete, reagierte sehr gut", zählt er weiter auf. "Das war eine tolle Teamleistung, aber wir haben keine gute Arbeit dabei geleistet, mit dem Auto auf Anhieb an der Spitze zu liegen."

Fünf Updates in China

Die Entwicklung eines Formel-1-Autos läuft üblicherweise auf zwei Ebenen ab: Man folgt einem Plan, der festgelegt wird, wenn das Auto designt und gebaut wird. Dazu kommen die Erfahrungen, die man bei den Tests und an der Rennstrecke sammelt. Bei Ferrari sieht man sich nun aber dazu gezwungen, eine dritte Ebene einzuführen: Man muss die Entwicklung beschleunigen und Updates früher als ursprünglich vorgesehen einsetzen, um den fehlenden Boden gutzumachen. "Wir arbeiten ständig daran, unsere Probleme zu lösen", erklärt Fry die Herangehensweise von Ferrari. "Neue Teile werden fertig und wir versuchen, sie so schnell wie möglich an die Rennstrecke zu bringen - wir werden in China fünf Updates einsetzen. Einige sind klar sichtbar, andere weniger. Zudem ist für Spanien ein grösseres Update-Paket geplant. Es wäre schön, darauf schon früher zurückgreifen zu können, aber wir haben bereits einige Teile vorgezogen, die wir für Spanien entwickelt hatten, und wir sollten sie in China dabei haben."

Ferrari ändert Entwicklungsplan

Fry ist bewusst, dass sein Team noch deutlich Luft nach oben hat, will man die vor der Saison angepeilten Leistungen erreichen. Doch wie schätzt er die Konkurrenz der Scuderia ein? "Ich war etwas überrascht, dass es Red Bull an Tempo fehlte", sagt er. "McLaren war relativ schnell, aber ich hätte die beiden Teams umgekehrt eingeschätzt, wenn man mich vor einem Monat gefragt hätte. Mercedes scheint auch schnell zu sein, aber sie haben ähnliche Probleme wie in der Vergangenheit mit dem Abbau der Hinterreifen. Während sie im Qualifying gut aussehen, fällt ihr Renntempo ab. Lotus ist ein weiteres Team, das gute Arbeit geleistet hat - sie sehen seit dem ersten Test in Jerez gut aus."

Alonso denkt noch lange nicht ans Aufhören


Viele Rennfahrer kommunizieren über das soziale Netzwerk Twitter mit ihren Fans in aller Welt. Seit einigen Wochen nutzt auch Fernando Alonso diese Möglichkeit, und seine Fans danken es ihm. Innerhalb eines Monats hat der Spanier über 300.000 Follower gewonnen, und auch dem Ferrari-Piloten selbst macht das twittern offensichtlich Spass. Vor kurzem veranstaltete der 30-Jährige eine Art virtuelle Pressekonferenz, bei der er Fragen der Fans beantwortete. Dabei stellte er zunächst klar, dass er selbst und nicht sein Management die Kurznachrichten bei Twitter verfasst: "Alle Nachrichten stammen von mir, die schönen und die schrecklichen. Ich werde das keinen anderen machen lassen." Einige der Fragen waren sicherlich repräsentativ für viele Fans. So wollte beispielsweise ein Anhänger wissen, woran Alonso während des Fahrens denken würde: "Das ist unterschiedlich, für gewöhnlich denke ich an die nächste Kurve, wie ich sie schneller als in der vorherigen Runde fahren kann", antwortet der Spanier, der jedoch zugab, manchmal mit seinen Gedanken auch von der Strecke abzuschweifen: "Aber bei Tests oder einem Longrun denke ich auch schon einmal daran, war ich in den nächsten Tagen tun werden oder dass ich noch ein Visum für die nächste Reise benötige. Völlig alltägliche Dinge also." Unmittelbar vor dem Rennstart ist dann jedoch volle Konzentration angesagt: "Dann müssen wir einen bestimmen Ablauf einhalten und Einstellungen an der Kupplung, Gaspedal, Getriebe und KERS vornehmen. Ausserdem überlege ich mir, welche Linie ich in der ersten Kurve nehmen will. Dort bleibt keine Zeit, um an andere Dinge zu denken", beschreibt Alonso das Prozedere. Anschliessend ist dann eine schnelle Reaktion gefragt: "Beim Erlöschen der Startampel betrug meine Reaktionszeit in der vergangenen Saison im Durchschnitt 0,185 Sekunden. Im Training geht es sogar noch schneller", so der Ferrari-Pilot.

Auf die Frage eines Fans, ob er noch mit 45 Jahren in der Formel 1 fahren werde, antwortet der Spanier: "So lange ich mich konkurrenzfähig fühle, in der Lage bin Rennen zu gewinnen und dem Team helfen kann, werde ich weiter fahren. Ich hoffe, das wird noch ziemlich lange der Fall sein." Obwohl Formel-1-Fahrer die ganze Welt bereisen, fällt der Speiseplan ziemlich einheitlich aus: "Die Teamköche bereiten für gewöhnlich an jedem Rennwochenende die gleichen Gerichte zu, egal, wo wir gerade sind", antwortet Alonso auf die Frage nach seinem Lieblingsessen in den jeweiligen Ländern. "Es ist eine Diät, die auf Pasta, Gemüse, Fleisch, Fisch und Obst basiert. Abseits der Strecke gehen wir meistens in japanische Restaurants, aber mehr auch nicht. Wir stehen ziemlich unter Kontrolle!" Ein Gericht aus seiner Heimat muss Alonso auf seinen Reisen zu den Rennstrecken der Welt entbehren: asturischen Bohneneintopf. "Der von meiner Mutter ist der Beste! Früher habe ich den gar nicht so gemocht, aber heute vermisse ich ihn sehr."

Der 30-Jährige verriet auch, dass er in seiner Freizeit gerne zockt: "Vor allem wenn ich ausserhalb Europas unterwegs bin, habe ich immer meine Playstation und einen Computer mit Spielen bei mir." Lediglich bei der recht persönlichen Frage nach seinen Tattoos hielt sich Alonso bedeckt: "Jedes Tattoo hat für eine bestimmte Person eine tiefere Bedeutung. Der genaue Grund ist sehr persönlich, den werde ich für mich behalten. Ich kann nur so viel verraten: Mit allem will ich meine Familie ehren."

12.4.2012