Überwindet Sauber die Qualifiying-Schwäche?

Neukonstruktion: Der neue C31 hat mit dem alten C3

nur wenig gemein

Zum Saisonstart 2011 präsentierte sich das Sauber-Team in einer ausgezeichneten Form und kämpfte gegen Mercedes und Renault. Doch Mitte der Saison fiel das Team immer weiter zurück und entfernte sich von den Top 10. Schuld daran waren die Regeländerungen zur Saisonmitte, die dann doch keine waren. Das Thema angeblasener Diffusor warf Sauber zurück.

Doch mit dem Verbot schöpft das Team um Peter Sauber Hoffnung. "Wir wollen regelmässig Punkte sammeln", erklärt der Teamchef. "Das muss eines unserer Ziele sein. Wir müssen unsere Position in der Weltmeisterschaft deutlich verbessern. Wir müssen im Qualifying in die Top-10 kommen, wann immer das möglich ist.

Gefestigte Strukturen

Auch Geschäftsführerin Monisha Kaltenborn geht von einer soliden Saison aus: "Wir sind gut vorbereitet. Auf der einen Seite haben wir Kontinuität und Stabilität, vor allem bezüglich der Piloten und unserer Ingenieure. Unsere bisherigen Partner bleiben an unserer Seite, gleichzeitig verhandeln wir noch mit weiteren potenziellen Partnern. Ich sehe uns also für das erste Rennen gut gerüstet. Auf der anderen Seite haben wir unsere Firma in Hinwil noch erweitert. Wir haben jetzt rund 300 Mitarbeiter. Auch in diesem Bereich haben wir uns für die Zukunft gut aufgestellt", so Kaltenborn. Bei der Konstruktion des neuen C31 entschied sich Sauber für eine ähnliche Höckernase, wie sie auch Konkurrenten wie Ferrari oder Lotus verwenden.

"Wir haben die neuen Vorgaben für die Fahrzeugfront umgesetzt, die sich in der Nase niederschlägt, die man bei fast allen Teams in diesem Jahr sehen wird", schildert Chefdesigner Matt Morris. "Alle Teams wollen im Rahmen des Regelwerkes an die Grenzen gehen. Die FIA schreibt im Reglement an der Fahrzeugfront neue Maximalhöhen vor. Jeder will die Nase möglichst hoch tragen, um viel Luft unter das Auto zu bekommen. Die Stufe in der Nase ist eine logische Konsequenz daraus." Warum McLaren diesem Trend nicht folgt, versteht Morris jedoch nicht und scherzt: "Vielleicht wollten sie es einfach schön aussehen lassen."

Viele Neuteile

"Wir haben kaum etwas von dem alten Auto übernommen, zumindest was die einzelnen Bauteile anbelangt. Teile der Designphilosophie haben wir natürlich übertragen. Zum Beispiel war es uns wichtig, dass wir trotz einer komplett neuen Aufhängung immer noch schonend mit den Reifen umgehen", so Morris. Kehrseite des Reifenflüsteres C30 war, dass man Probleme hatte, die Reifen schnell auf Temperatur zu bringen. "Im vergangenen Jahr haben wir oft im Qualifying unsere Probleme gehabt. Um diesen Bereich mussten wir uns also konsequent kümmern", erläutert Morris. "Wir haben viel Arbeit in die Verbesserung der Aufhängung gesteckt. Die neuen Teile geben uns mehr Spielraum beim Setup. Wir wollten jenes Problem aus der Welt räumen, dass uns im vergangenen Jahr oftmals kein gutes Qualifying ermöglicht hat. Wir haben ausserdem Veränderungen an der Kompaktheit vorgenommen, die uns nun verschiedene Möglichkeiten der aerodynamischen Entwicklung lässt. Auch zwischen dem heutigen Tage und dem ersten Rennen in Melbourne. Es war eines unserer grossen Ziele, dass wir unsere Vorteile bezüglich der Reifennutzung trotz der veränderten Aufhängungen behalten können", stellt der Chefdesigner klar. "Im Moment haben wir keinen festen Zeitplan für die Updates in diesem Jahr. Nach diesen ersten Testfahrten werden wir deutlich mehr wissen."

Profitiert Sauber von den neuen Regeln?

"Die neuen Regeln bezüglich des Auspuffs werden erhebliche Auswirkungen haben. Wir sind nun mit einer Basisversion unseres Autos hier beim Test und werden nun verschiedene Möglichkeiten am Heck ausprobieren", berichtet Morris. "Unser Auto ist so flexibel gebaut, sodass wir unterschiedliche Wege gehen können." Ob Sauber aber den kompletten Rückstand des angeblasenen Diffusors aufholen wird, glaubt Morris jedoch nicht. "Das wäre schön, aber das wird nicht so sein. Wir haben uns gut vorbereitet und sind zuversichtlich, dass wir ein Auto haben, mit dem wir auf Grundlage der neuen Regeln das Beste herausholen können. Die Positionen der Auspuffendrohre sind fest vorgeschrieben. Man hat allerdings Spielraum beim Umgang mit dem Luftfluss am Heck", bemerkt er. "Die Regeln sind eigentlich ziemlich eindeutig formuliert."

Sauber: "Beide Fahrer haben großes Potenzial"


Am heutigen Montag stellte das Sauber-Team sein neues Fahrzeug für die Formel-1-Weltmeisterschaft 2012 vor. Die Piloten Kamui Kobayashi und Sergio Perez enthüllten den Sauber-Ferrari C31 auf der Rennstrecke im spanischen in Jerez de la Frontera, wo am Dienstag die offiziellen Formel-1-Testfahrten beginnen. Für Filmaufnahmen wird der der C31 bereits heute seine ersten Runden drehen. Sauber nimmt seine 20. Saison in der Formel-1-Weltmeisterschaft mit unveränderter Fahrerbesetzung in Angriff. Mit Kamui Kobayashi, Sergio Perez und Ersatzmann Esteban Gutierrez im neuen C31 will sich die Schweizer Mannschaft 2012 weiter steigern. Teamchef Peter Sauber gibt vor: "Wir wollen die kommende Saison so stark beginnen wie die vergangene und dieses Niveau dann über das ganze Jahr halten. Ziel ist, regelmäßig Punkte zu sammeln, damit wir uns in der WM deutlich verbessern." Das Team von Peter Sauber ist das viertälteste der bestehenden Formel-1-Teams. 2011 hatte für den traditionsreichen Rennstall stark begonnen, zur Saisonmitte war die Formkurve eingeknickt, nachdem das Team bei einer umstrittenen Technologie nicht mitgezogen war. "Der Sauber C31-Ferrari verfügt über zahlreiche und vielversprechende Neuerungen, in anderen Bereichen ist er eine konsequente Weiterentwicklung seines Vorgängers", so Sauber. "Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit mit unseren ebenso jungen wie talentierten Piloten. Kamui steht vor seiner dritten Saison. Im vergangenen Jahr haben wir ihm bereits eine Führungsrolle im Team abverlangt, daran ist er weiter gereift", sagt der Teamchef. "Sergio hat seine Rookie-Saison nun hinter sich und geht in sein zweites Jahr, was oft das schwierigste in einer Formel-1-Karriere ist. Beide Fahrer haben grosses Potenzial und werden dies in der Zusammenarbeit mit denselben Renningenieuren wie 2011 weiter entfalten." Gutierrez wird die mannschaft als Test- und Ersatzpilot weiter begleiten. "Esteban bestreitet hauptamtlich seine zweite GP2-Saison und hat spätestens beim Test im November bewiesen, dass er auch einen Grand-Prix-Einsatz übernehmen könnte, falls dies erforderlich wäre", lobt Sauber den Youngster aus Mexiko.

Jung & schnell

Vor allem mit seinen beherzten und fairen Überholmanövern ist Kobayashi in der Formel 1 sofort zum Publikumsliebling avanciert. Der sympathische Japaner sagt: "2012 wird nicht nur meine dritte Saison in der Formel 1, sondern auch die dritte mit demselben Team. Wir haben eine Menge miteinander erlebt und können unsere gemeinsamen Erfahrungen nutzen. Im ersten Jahr hatten wir einen schlechten Start, aber eine gute zweite Saisonhälfte. Im zweiten Jahr war es genau andersherum. Im dritten Jahr sollten wir kontinuierlich und zuverlässig Punkte holen. Ich freue mich sehr auf die neue Saison."
Perez will umsetzen, was er 2011 in seiner turbulenten und viel beachteten Rookie-Saison gelernt hat. "Mein erstes Formel-1-Jahr fühlte sich an wie drei Jahre, weil es so viel Neues zu erfassen gab", sagt der Mexikaner. "Jetzt bin ich in der Formel 1 angekommen. Ich will mich 2012 auf jeden Fall steigern und regelmäßig bessere Ergebnisse erzielen."
Für Gutierrez stehen die Rennen in der GP2-Serie im Vordergrund. "Parallel", sagt der zweite Mexikaner im Team, "freue ich mich auf die weitere Zusammenarbeit mit dem Sauber-Team. Ich lerne viel dabei, die Professionalität und Intensität der Teamarbeit derart integriert mitzuerleben und analysieren zu können. Das ist eine gute Vorbereitung für mich."

6.2.2012