Sauber sicherte sich den 6. WM-Platz

Eine letzte Umarmung von Mama Kaltenborn

für den scheidenden Sauber-Piloten Kamui Kobayashi

Das Saisonfinale der FIA Formel-1-Weltmeisterschaft 2012 in Brasilien war ein Krimi, in dem das Sauber F1 Team verschiedene Rollen spielte. In der Opferrolle sah sich Sergio Pérez, der bereits in der ersten Runde nach einem unverschuldeten Unfall ausschied. Kamui Kobayashi profilierte sich einmal mehr als überragender Kämpfer. Der Japaner war als 14. gestartet und kam als Neunter ins Ziel. Bei wechselhaftem Wetter mit immer wieder leichtem Regen und trotz Schwierigkeiten beim Boxenstopp holte der Japaner in Interlagos zwei WM-Punkte.

Das Sauber F1 Team beendet damit seine 20. Formel-1-Saison auf Platz sechs der Weltmeisterschaft der Konstrukteure. Nach 20 Rennen 2012 stehen 126 WM-Punkte zu Buche, im Vorjahr waren es 44 Zähler nach 19 Grands Prix. Vier von seinen insgesamt 27 Podestplätzen erzielte die Mannschaft in der abgelaufenen Saison – zwei zweite Plätze durch Sergio Pérez bei den Grossen Preisen von Malaysia und Italien sowie je einen dritten Platz durch Pérez in Kanada und Kamui Kobayashi in Japan. In Malaysia schien sogar der zweite Sieg in der Geschichte des viertältesten Formel-1-Teams in Reichweite. Mit je 20 Punkten am Rennsonntag wurden die Grossen Preise von Deutschland und Italien die besten Teamresultate. Ihre besten Startplätze hatten die Piloten in Spa mit Kobayashi auf Position zwei und Pérez auf Platz vier. Dennoch wurde dieser Grand Prix eines von insgesamt acht Rennen, bei denen das Team leer ausging.

Sergio Pérez beendet seine zweite Formel-1-Saison auf Platz zehn (66 Punkte), Kamui Kobayashi ist am Ende seiner dritten vollen Saison Tabellenzwölfter (60 Punkte).

Kamui Kobayashi: 9. «Ich hatte einen guten Start und konnte mich aus allem Gerangel heraushalten. Am Anfang lief das Rennen gut für mich. Dann wurden die Streckenbedingungen infolge des Nieselregens heikel, und ich hatte eine Berührung mit Mark Webbers Auto. Deshalb mussten wir auch die Fahrzeugnase tauschen, als ich nach acht Runden auf Intermediate-Reifen wechselte. Nach 18 Runden wechselte ich auf harte Trockenreifen. Dieser zweite Boxenstopp dauerte aus irgendeinem Grund länger als üblich, dennoch konnte ich mich später wieder bis auf Platz sechs vorarbeiten. Ich denke, unseren letzten Boxenstopp haben wir eine Runde zu spät gemacht. Die Bedingungen waren erneut richtig für Intermediate-Reifen, der Wetterbericht sagte allerdings etwas anderes, und darüber hinaus hatten wir vorne links ein Problem. Am Ende war ich schneller als Michael (Schumacher) und versuchte ihn noch zu überholen, allerdings war es innen deutlich nasser als auf der Ideallinie. Ich habe das Heck verloren. Insgesamt war es ein gutes Rennen. Ich konnte ganz ich selbst sein und kämpfen. Ich freue mich für das Team und für mich, dass wir im letzten gemeinsamen Rennen noch Punkte geholt haben. Ich möchte mich beim Sauber F1 Team für die guten Zeiten, die wir zusammen hatten, bedanken. Nun werde ich versuchen, ein Formel-1-Cockpit für das nächste Jahr zu finden.»

Sergio Pérez: Ausfall Runde 1 «Ich wünschte mir wirklich, dass ich die Saison anders hätte beenden können. Es war eine tolle Saison mit drei Podestplätzen, und ich möchte mich bei allen im Sauber F1 Team bedanken. Ich wünsche dem Team alles Gute und werde nun eine neue Herausforderung annehmen. Ich habe selbst nicht richtig verstanden, was nach dem Start heute passiert ist. Ich bin auf die Innenbahn gezogen, um anderen auszuweichen, und dann wurde ich getroffen.»

Monisha Kaltenborn, Teamchefin: «Das war ein höchst spannendes letztes Rennen, das für uns leider nicht nach Wunsch gelaufen ist. Kamui hat wieder einmal gezeigt, was für ein grosser Kämpfer er ist. Leider konnten wir das nicht in ein entsprechendes Resultat umsetzen, und Sergio wurde bereits in Runde eins ohne seine Schuld ins Aus befördert. Mit dem Grossen Preis von Brasilien geht für das Sauber F1 Team eine spannende und spektakuläre Saison zu Ende. Natürlich sind wir im Moment enttäuscht, dass wir den fünften Rang in der Konstrukteurswertung nicht mehr erobern konnten, aber wenn wir die Saison mit ein wenig Distanz betrachten, dürfen wir stolz sein darauf, was wir in diesem Jahr erreicht haben. Wir haben vier Podiumsplätze erzielt und insgesamt 126 Punkte eingefahren, das sind 82 mehr als im vergangenen Jahr – eine beeindruckende Steigerung. Natürlich wissen wir auch, dass wir mit mehr Konstanz noch deutlich mehr Zähler hätten einfahren können. Darauf werden wir für die kommende Saison hinarbeiten. Das Rennen in Interlagos war auch das letzte mit unseren beiden Piloten Kamui Kobayashi und Sergio Pérez, bei denen ich mich für ihren grossen Einsatz herzlich bedanken möchte. Sergio erhält die Chance, sein Talent bei McLaren-Mercedes unter Beweis zu stellen, und Kamui wünschen wir von Herzen alles Gute und eine erfolgreiche Zukunft im Rennsport. Herzlichen Glückwunsch an Sebastian Vettel zum dreimaligen Gewinn der Weltmeisterschaft in Serie.»

Giampaolo Dall’Ara, Leitender Ingenieur an der Rennstrecke: «Beide Piloten hatten einen guten Start, doch dann wurde Sergio bereits in Kurve vier unverschuldet Opfer einer Kollision. Kamui war auf den harten Reifen gestartet und konnte Plätze gutmachen. Als es dann zu regnen anfing, traf Kamui eine gute Entscheidung, als er zum richtigen Zeitpunkt auf Intermediates-Reifen wechseln liess. Er konnte weiter Boden gutmachen, und auch der Wechsel zurück auf Trockenreifen passte gut. Kamui konnte die Rundenzeiten von Ferrari und Red Bull fahren. Als es dann wieder zu regnen begann, lief jedoch alles schief. Kamui verlangte über Funk erneut Intermediates-Reifen, doch bevor wir wechseln konnten, drehte er sich. Wir haben viel Zeit verloren, und auch der Boxenstopp lief nicht optimal. Gegen Ende des Rennens hatte Kamui dann noch einen Dreher, als er Michael Schumacher angriff. So blieb am Schluss leider nur Rang neun.»

26.11.2012