Kobayashi auf dem Sprung zu Lotus?

Kamui Kobayashi bemüht sich offenbar um einen

Stammplatz bei Lotus

Erst am Mittwoch hatte der finnische Fernsehsender 'MTV3' Heikki Kovalainen als möglichen Nachfolger von Romain Grosjean bei Lotus ins Spiel gebracht. Nun ist es ausgerechnet die finnische Tageszeitung 'Turun Sanomat', die in Person von Kamui Kobayashi den nächsten potenziellen Teamkollegen für Kimi Räikkönen in der Saison 2013 nennt.

Auf dem Papier ist Grosjean der Favorit. Doch Teambesitzer Gerard Lopez offenbarte dieser Tage "Ich würde Romain gerne im Auto sehen, aber das hängt mehr von ihm ab als von mir" und kritisierte in diesem Zusammenhang vor allem die mangelnde Konstanz des Franzosen, der in der Saison 2012 wiederholt durch hitzige Manöver auffiel und damit sowohl sich selbst als auch das Team um wertvolle WM-Punkte brachte. Andererseits stand Grosjean bei seinen 19 Einsätzen im abgelaufenen Rennjahr dreimal auf dem Podest, was Teamchef Eric Boullier Respekt abringt, indem er sagt: "Das schafft nicht jeder."

Da Boullier neben seiner Funktion als Lotus-Teamchef auch als Manager von Grosjean auftritt und der diesjährige Stammfahrer zudem die Unterstützung von Sponsor Total geniesst, muss sich der WM-Achte um sein Cockpit wohl keine allzu grossen Sorgen machen, zumal weitere freie Arbeitsplätze für die Saison 2013 ohnehin Mangelware sind. Lediglich bei Force India, wo sich inzwischen mehr als nur eine Handvoll Piloten um das zweite Cockpit neben Paul di Resta bemühen, bei Caterham und beim kränkelnden HRT-Rennstall sind noch Stammfahrerplätze zu vergeben.

Wie sicher sitzt Grosjean im Sattel?

'Turun Sanomat' beruft sich im Zuge der Variante Kobayashi/Lotus unter anderem auf die Tatsache, dass der Japaner genau die von Lopez geforderte Konstanz mitbringt. Von seinen vier Ausfällen in der Saison 2012 war Kobayashi nur für jene in Valencia (Kollision mit Felipe Massa) und Yeongam (Kollision mit Jenson Button und Nico Rosberg) selbst verantwortlich. In den übrigen Fällen (Bremsprobleme in Sepang und Kollision mit Grosjean in Monte Carlo, die auf die Kappe des Lotus-Piloten ging) war Kobayashi unschuldiges Opfer.

Unmittelbar nachdem er sein Sauber-Cockpit an Esteban Gutierrez verloren hatte, rief Kobayashi eine Spenden-Website ins Leben, auf der inzwischen weit über eine halbe Million Euro zusammengetragen wurde, um den Japaner auch in der kommenden Saison im Starterfeld der Königsklasse zu sehen. Die Frage bleibt, ob dies und die erwiesenen Qualitäten genug sind, um die zahlreichen Grosjean-Fürsprecher auszustechen. Der viermalige Formel-1-Weltmeister Alain Prost jedenfalls sieht einen Verbleib seines Landsmanns bei Lotus noch lange nicht als sicher an. "Es ist schade für Romain. Die Tatsache, dass er seine Saison in Brasilien nicht besonders gut zu Ende brachte, ist ein Problem", spricht der "Professor" gegenüber 'RMC Sport' den jüngsten Abflug des 26-Jährigen an, welcher sich auf feuchter Piste zutrug und fragt: "Was ist wichtiger, die reine Geschwindigkeit oder die Zuverlässigkeit? Das muss Lotus entscheiden."

Während Räikkönen als einziger Pilot im Feld alle 20 Grands Prix in diesem Jahr beendete, fiel Grosjean in seinen 19 Anläufen sieben Mal vorzeitig aus. Lediglich in Valencia war ein technischer Defekt am E20 (Lichtmaschine) die Ursache. Die als potenzielle Lotus-Piloten gehandelten Kobayashi und Kovalainen waren mit 16 beziehungsweise 19 Zielankünften in 20 Rennen deutlich konstanter als Grosjean.

Spendenaktion: Schon 617.000 Euro für Kobayashi


Ungewöhnliche Umstände erfordern ungewöhnliche Massnahmen: Kamui Kobayashi hat sich diese Binsenweisheit zu Herzen genommen und damit offenbar mehr Erfolg, als man hätte annehmen können.

Der Japaner hat mit seiner am Wochenende initiierten Spendenwebseite, die ihm nach seinem Rauswurf bei Sauber die nötige Mitgift für ein Formel-1-Cockpit in der Saison 2013 bringen soll, bereits 65,8 Millionen Yen (umgerechnet circa 617.000 Euro) gesammelt. Das teilt Kobayashi via 'Twitter' mit. Für einen Arbeitsplatz dürfte das trotzdem nicht reichen. Die Aktion läuft weiter.

1.12.2012