Peter Sauber übt Kritik an den Red Bull-«Dosen»

Zwei, die für ihre Interessen eintreten:

Peter Sauber und Monisha Kaltenborn

Die Formel 1 soll über den Tellerrand schauen: Teamchef Peter Sauber und seine designierte Nachfolgerin Monisha Kaltenborn haben mit Vehemenz die Einführung einer Budget-Obergrenze in der Formel 1 gefordert und dabei indirekt Kritik am Weltmeister-Team Red Bull um Champion Sebastian Vettel geübt. Der Brausehersteller war von 1995 bis 2000 Saubers Hauptsponsor.

Der Teamchef fordert am Rande des Monaco-Grand-Prix: "Weitsicht ist wichtig, sofern dies im Sport überhaupt möglich ist. Man sollte immer auch über den Tellerrand schauen. Oder soll ich dem Fall sagen, über den Dosenrand?", fragt Sauber mit einem deutlichen Seitenhieb auf Red Bull. Ohne die Budgetdeckelung, die schon vor Jahren eingeführt werden sollte und 2010 schließlich zu einem Kostenreduzierungs-Vertrag (RRA) wurde, stehe die Formel 1 vor einer unsicheren Zukunft, so der Schweizer weiter.

Formel 1 ist Saubers Kerngeschäft

Sauber wird deutlich: "Mancherorts interessiert es niemanden, ob es die Formel 1 in zehn Jahren noch gibt", sagt der 68-Jährige. Kaltenborn, die seit kurzem ein Drittel der Anteile am Team hält und in absehbarer Zeit seine Nachfolgerin werden wird, stösst in das gleiche Horn. "Die Formel 1 besteht nicht nur aus vier Teams", betont sie: "Für uns ist die Formel 1 das Kerngeschäft, unsere Haupttätigkeit. Wir sind nicht hier, um ein anderes Produkt zu verkaufen, das wir herstellen." Kaltenborn ist sich der Zustimmung der kleineren Teams sicher und hofft auf Verständnis. "Wenn die Grossen über die Situation nachdenken, muss jedem klar sein, dass die Kostendeckelung kommen muss", erklärt sie. "Klar ist das ein grosser Schritt. Aber es muss eine Vorgabe sein, die es den grossen Teams ermöglicht, langsam herunterzufahren. Es muss ja keine Schocktherapie sein", meint die studierte Juristin.

Obergrenze ist kontrollierbar

Gleichmacherei will Kaltenborn aber nicht betreiben, der Einsatz des verbleibenden Budgets soll den Teams selbst überlassen bleiben. "Alle sollten innerhalb des Kostenrahmens das machen können, was sie wollen", schlägt sie vor. "Jedem steht frei, ob er dafür in den Windkanal geht, auf der Strecke testet oder das Geld für etwas anderes ausgibt." Das von vielen Seiten strapazierte Argument der Kontrollierbarkeit lässt die 41-Jährige nicht gelten. "Alles, was man aufschreiben muss, ist auch kontrollierbar", entgegnet sie und betont die Wirkung möglicher Sanktionen. "Zahlen sind eindeutig. Und wer etwas Falsches hinschreibt, hat gegen die Regeln verstoßen. Alles steht und fällt mit den Strafen, die angedroht werden."

Sauber glaubt nicht an Reifenlotterie

Schon die Einhaltung des RRA hatte unter den Teams mehrfach für Unstimmigkeiten gesorgt, auch unter den "grossen Vieren", nämlich Red Bull, McLaren, Ferrari und Mercedes. Vor allem den Österreichern um Teamchef Christian Horner war von den Konkurrenten indirekt vorgeworfen worden, sich nicht an die Spielregeln zu halten. Mit Freude sieht Sauber, dass das Feld in diesem Jahr schon zusammengerückt ist. "Die Grossen jammern nun, weil sie es als selbstverständlich sehen, dass sie vorne sind", bemerkt er. "Und wenn es anders ist und sie keine Erklärung dafür haben, jammern sie eben über die Reifen. Ich glaube nicht, dass es die Reifen sind. Allenfalls die Änderungen des Reglements vor der Saison könnten eine Rolle spielen."

26.5.2012