«Magic Koba» Kobayashi kein Fan von Monaco

Kamui Kobayashi ist mit seinem Sauber noch nicht

restlos glücklich

Starker Trainingsauftakt in Monaco für das Sauber-Team. Während Sergio Perez im Gesamtergebnis auf den beachtlichen fünften Platz fuhr, kam Teamkollege Kamui Kobayashi, der kein Fan des engen Kurses im Fürstentum ist, immerhin auf den neunten Gesamtrang. Auf die Bestzeit von McLaren-Pilot Jenson Button fehlten ihm 1,292 Sekunden.

Dennoch erlebte der Japaner, der in Spanien grossartiger Fünfter wurde, keinen problemlosen Trainingsstart. Er klagt gegenüber 'Sky Sports' über mangelnden Abtrieb: "Ich verwende den gleichen Unterboden wie mein Teamkollege, aber im Vergleich zu ihm vermissen wir aus einem unbekannten Grund etwas Abtrieb. Aus diesem Grund hatten wir hier ein paar Probleme."

Das Team wechselte daher auf den Ersatz-Unterboden. Auch die Umstände machen es dem Sauber-Piloten nicht leicht: "Die Strecke ist immer ziemlich schmutzig - es ist sehr rutschig. Daher ist es immer sehr schwierig, das richtige Setup zu finden, aber ich denke, dass es in Ordnung ist. Wir sind nicht so weit weg. Am Samstag werden wir dann sehen, was das Wetter macht. Die Streckenbedingungen sind hier an diesem Wochenende eine ziemliche Unbekannte - und das macht es sehr knifflig."

Obwohl am Freitag für die Formel-1-Piloten Ruhetag ist, wurde Kobayashi von seinem Team eingeteilt: "Ich habe einen etwas seltsamen Zeitplan. Es gibt eine Autogrammstunde an der Strecke, was eine Überraschung ist. Ich muss also leider zur Strecke kommen." Obwohl er den Kurs nicht für eine wirkliche Formel-1-Strecke hält, kann er dem Rennen etwas abgewinnen: "In Monaco ist die Aufregung immer sehr gross - und das ist gut für die Formel 1."

Kobayashi kein Monaco-Fan: "Es geht nur um Glück"


Beim Grand Prix von Spanien glänzte Kamui Kobayashi mit tollen Überholmanövern, die ihn schliesslich auf den grossartigen fünften Platz brachten. Ob es ihn Monaco ähnlich gut läuft, ist allerdings fraglich, denn in den Häuserschluchten von Monaco wird selbst Überhol-Spezialist Kobayashi Schwierigkeiten haben, an anderen Piloten vorbeizugehen - zudem gilt das Qualifying nicht gerade als große Stärke des Japaners. Im Tischgespräch macht er aus seiner Abneigung gegen das Traditionsrennen kein Geheimnis, spricht über seine Qualifying-Schwankungen und gibt Einblicke in die schwierigen Umgang mit den Pirelli-Reifen.

Frage: Kamui, glaubst du, dass diese Strecke eurem Auto eingekommen wird?


Kamui Kobayashi: Das Auto ist gleich wie zuletzt, wir nützen nur den maximalen Abtrieb, der uns zur Verfügung steht. Hier gibt es viele langsame Kurven. Vielleicht sind wir besser als im Vorjahr, aber es ist schwer zu sagen. Es ist nicht einmal hundertprozentig sicher, dass wir viel stärker als im vergangenen Jahr sein werden.

Im Qualifying von Barcelona lag das andere Auto im dritten Sektor auf Rang fünf oder sechs. Das lässt darauf schliessen, dass es euch hier gutgehen könnte.

Ich hoffe, dass uns das hilft. Bei dieser Strecke kann man kaum etwas sagen, denn wir verwenden hier einen anderen Reifen. Wir nützen die Randsteine mehr als in Barcelona, wo das keine große Rolle spielt. Daher kann man es nicht wirklich vergleichen. Vielleicht läuft es besser als letztes Jahr.

Was erwartest du von den Reifen? Ihr verwendet hier die Mischungen Soft und Supersoft.

Das ist gut für mich. Vielleicht hätte ich sogar gerne mehr Supersupersoft-Reifen. Selbst im Vorjahr bin ich mit einem Stopp durchgekommen. Dieses Jahr ist die Soft-Mischung vielleicht etwas weicher, aber dennoch ist ein Stopp möglich. Ich würde in Monaco gerne vier, fünf Stopps sehen, denn viele Boxenstopps machen es viel herausfordernder. Manche Teams machen vielleicht Fehler, da kann es kleine Katastrophen geben. So macht Monaco meiner Meinung nach mehr Spass.

Glaubst du, dass hier ähnliche Dinge passieren könnten wie im Qualifying von Barcelona, wo plötzlich einigen Teams in Q3 die weichen Reifen ausgingen?

Nein, das glaube ich nicht. Alle werden fahren. Das ist Scheisse - ich bin beim letzten Rennen in Q3 nicht gefahren. Sonst hätte ich vielleicht vom siebten Startplatz starten können.

Die Reifen werden hier also nicht so eine grosse Rolle spielen?

Das ist in Ordnung. Mit den Supersoft-Reifen ist es glaube ich möglich, zwei drei Runden lang die Rundenzeit zu halten. Es wird also anders sein.

Hier kann es sich wohl kaum jemand leisten, Reifen im Qualiying zu sparen, denn man benötigt eine gute Startposition. Man kann hier im Rennen drei Sekunden langsamer fahren, und der Kerl hinter dir kann trotzdem nicht überholen...

Ja, das ist wahr.

In Barcelona hattest du dieses Qualifying-Problem, und am Ende des Rennens warst du an der Spitze dieses grossen Pulks. Wie weit vorne hättest du mit einer Startposition wie dein Teamkollege landen können?

Ich hätte mit der Spitze kämpfen können. Wenn ich meinen letzten Stint analysiere - da war ich ähnlich schnell wie Maldonado, vielleicht schneller. Ich hätte definitiv eine grosse Chance gehabt. Ich hatte aber ständig Verkehr. Da kann man nichts machen.

Kann der Fahrer hier einen grösseren Unterschied machen?

Ich denke, dass es hier auf das Selbstvertrauen ankommt. Mit dem nötigen Selbstvertrauen könnte hier jeder eine gute Rundenzeit fahren. Ich weiss nicht. Ich komme hier gut zurecht. Es handelt sich um einen Stadtkurs, das ist keine richtige Formel-1-Strecke. Da geht es eher darum, in Monaco mit der Formel 1 eine Show zu machen. Fast alle Strecken sind heute mittelschnell oder schnell. Das sind eher Strecken, wo wir eine Formel-1-Performance zeigen können. Hier müssen wir einfach das Rennen durchziehen und so viele Punkte wie möglich mitnehmen.

Welche Kurven sind hier am aufregendsten?

Die Haarnadel.

Warum?

Weil wir nicht ordentlich lenken können. Das ist recht witzig für die Formel 1.

Und die Schwimmbad-Passage? Du scheinst von dieser Strecke nicht wirklich begeistert zu sein...

Nein.

Ist sie dir zu langsam?

Die Geschwindigkeit ist niedrig, man ist nur nahe an den Mauern.

Spielst du mit den Mauern?

Manchmal kann man sie berühren. Manchmal versuche ich wirklich, sie zu berühren - um zu wissen, wo das Limit ist. Das ist einfach.

Wo ist es einfach, die Mauern zu berühren oder die Randsteine zu nutzen?

Man muss immer am Limit sein. Aber das ist nicht mein Lieblingsort, um Rennen zu fahren. Rennfahren bedeutet für mich hohe Geschwindigkeit und Überholmanöver. Hier ist es eher eine Show. Natürlich brauchen wir hier Glück, und wenn wir Glück haben, dann schaffen wir es vielleicht in die Punkte. Ohne Glück ist das hier eine Katastrophe. Man weiss nie, ob das Safety-Car herauskommt, wann die anderen Autos an die Box fahren. Selbst mit einem guten Reifen kann man nicht überholen. Es geht die ganze Zeit nur ums Glück. Grundsätzlich passiert hier sehr oft das Unerwartete. Es passiert nicht das, womit man rechnet. Ich konzentriere mich mehr auf das Fahren und glaube dem Team. Wir warten auf das Glück.

Du bist im Qualifying nicht immer konstant. Hängt das von der Strecke ab?

Das liegt am Auto.

In China warst du sehr gut. Warum...

Selbst in Barcelona hätte es gut laufen können, aber ich bin nicht gefahren. (lacht) man darf nicht nur auf die Zahlen schauen. Vielleicht waren wir in Bahrain nicht gut, Schanghai war gut, Melbourne war in Ordnung. Wir konnten nur die Reifen nicht auf Temperatur bringen.

Das Team hat im Winter hart am Umgang des Autos mit den Reifen gearbeitet. Wie gut versteht ihr die Reifen jetzt?

Wir versuchen, die Reifen zu verstehen, und lernen ständig dazu. Es entwickelt sich gut, und wir sind wirklich zuversichtlich. Aber ich brauche etwas Glück. (lacht)

Der Grip kann sich hier von einem auf den anderen Moment verändern.

Wirklich? Das glaube ich nicht.

Manche Fahrer sagen, dass es ihnen am ersten Tag gut geht, aber am zweiten Tag ist alles anders.

Ja, weil die Strassenautos hier fahren. Aber von einer Minute auf die andere? Nein.

Manchmal verändern sich auch die Temperaturen um zwei, drei Grad...

Nein. Vielleicht gibt es kleine Unterschiede, aber das ist für alle gleich. Das passiert auf jeder Strecke, nicht nur in Monaco. Wir haben dieses Problem ständig. Manchmal läuft es gut, manchmal nicht. In Schanghai im letzten Qualifying, da waren wir vor Q3 um drei, vier Zehntel schneller, aber dann ging nichts mehr.

Seltsam...

Das ist nicht seltsam. Das ist der Reifen. Das kann passieren. Es ist nicht die Strecke. Ich hatte mich verbessert, und deswegen ist es mir davor gelungen. Wenn ich früher gefahren wäre, wäre ich viel schneller gewesen.

Man muss den Reifen in das Arbeitsfenster bringen...

Das ist nicht so einfach. Alles hängt mit dem Reifendruck zusammen, mit dem Aufwärmen und anderen Dingen. Ich denke, dass nicht einmal Williams genau weiss, was sie genau getan haben. Vielleicht haben sie bei den letzten Rennen gut gearbeitet bla bla bla, aber bei diesem Reifen weisst du nie. Man muss immer gut arbeiten, man muss die Sache immer planen und die Reifentemperatur vielleicht jede Minute überprüfen. Ich glaube nicht, dass irgendjemand diesen Reifen versteht. Es ist verblüffend - wir haben nie eine Antwort, man weiss nie was passiert.

Glaubst du, dass DRS hier im Rennen eine Wirkung haben wird?

Nein.

25.5.2012