Kaltenborn: Sauber-Team hat viele Träume

Die Experten sind sich einig: Sauber hat momentan das beste Formel-1-Auto im Feld, wenn man das Preis-Leistungs-Verhältnis anschaut. So startet Kamui Kobayashi (25) am Sonntag im Sauber sensationell aus der dritten Position!
«Einfach nur Weltklasse», loben die RTL-Kommentatoren Niki Lauda und Christian Danner. «Das mag ich meinem früheren Team von Herzen gönnen. Grossartige Leistung», sagte Kimi Räikkönen zu SonntagsBlick. Der Finne steht am Sonntag beim Start zur 56-Runden-Schlacht mit dem schwarzen Lotus sieben Meter versetzt hinter Kobayashi. Wer gewinnt das kurze Sprint-Duell bis zur langgezogenen ersten Kurve hinter den beiden Silberpfeilen?

«Ich bin kein Träumer. Das wird vom ersten Meter an eine heisse Mission. Ich muss einfach heil aus der ersten Runde kommen», sagt der Japaner vor seinem 43. Grand Prix. Sein Sauber-Teamkollege Sergio Pérez (25) startet bei seinem 20. WM-Lauf neben Hamilton aus der vierten Reihe. Der Brite verlor wegen eines Getriebewechsels fünf Startpositionen!

Der Mexikaner weiss nach dem zweiten Platz in Malaysia: «Ein kleiner Fehler – und du bist weg!» Vor drei Wochen kostete ihn ein Kiesbett-Ausrutscher im Duell mit Alonso (Ferrari) sogar den Sieg. Denn wie gesagt. Sauber hat das momentan schnellste Auto. Eine Sensation mit einem Mini-Budget von knapp 100 Millionen Dollar. Oder drei- bis viermal weniger als die Topteams raushauen!

«Ich habe Peter Sauber sofort per SMS gratuliert», verriet Team-Chefin Monisha Kaltenborn (40), die in Hinwil die Geschicke schon lange als CEO leitet. Kaltenborn weiter: «Endlich ist es gelungen, die schlechten Qualifikationen zu verbessern. Jetzt können wir vom Start weg vorne mitgeigen. Und dann ist alles möglich. Denn Träume haben wir viele. Und ohne Träume bist du in diesem harten Geschäft fehl am Platz.»

Hat die härteste Formel-1-Lady keine Angst, dass die beiden relativ noch unerfahrenen Piloten den Start verbocken? «Nein, ich habe volles Vertrauen. Beide wissen, was für ein Team wie Sauber auf dem Spiel steht. Denn wir brauchen jeden WM-Punkt.» Die Botschaft ist klar: Keine Harakiri-Aktionen in den ers­ten Kurven. Beim Saisonstart in Melbourne waren sich die Sauber-Piloten in die Kiste gefahren. Kobayashi hatte danach hinten und Pérez vorne ein krummes Auto – das ganze Rennen. Trotzdem gab es zwölf WM-Punkte: 6. Kobayashi, 8. Pérez. Da waren wohl die grauweissen Panzer aus Hinwil unterwegs.

Bleibt Sauber auch im dritten Grand Prix 2012 im Hoch? Geht das Wunder weiter? Kann man sogar den 4. WM-Rang verbessern? Die Schweizer Fans dürfen heute ab 9 Uhr MEZ (TV live) auf einen Krimi hoffen. Die spannendste Formel 1 der letzten zehn Jahre ist unterwegs. Favoriten werden gestoppt, Aussenseiter rasen ins Rampenlicht. Mittendrin das kleine Privatteam aus dem Zürcher Oberland mit knapp 300 Mitarbeitern.

Monisha Kaltenborn: «Unsere Erwartungen sind auch intern gestiegen. Wir jagen hier in China viele Punkte. Die dritte Chance in dieser Saison ist da – jetzt müssen wir sie eben wieder packen.»

15.4.2012