Ferrari verpasst Qualifying-Ziel in Indien

Nachdem es keiner der Ferrari-Piloten im

Indien-Qualifying in die zweite Startreihe geschafft hat, hofft man auf das Rennen

Im Kampf um den WM-Titel darf es sich Fernando Alonso nicht erlauben, allzu weit hinter Sebastian Vettel ins Ziel zu kommen. Vor dem Zeitenfahren war dem italienischen Rennstall klar, dass man keine Chance gegen Red Bull hat, also musste man zumindest versuchen, die zweite Startreihe zu belegen, um nicht McLaren den Vortritt zu lassen.

Dieses Ziel konnte man jedoch nicht erreichen, denn Fernando Alonso muss sich hinter Lewis Hamilton und Jenson Button mit 0,490 Sekunden Rückstand und der fünften Position zufrieden geben. Teamkollege Felipe Massa war an seinem spanischen Teamkollegen knapp dran, hatte als Sechster lediglich 0,084 Sekunden Rückstand. "Wir haben versucht, das Maximale aus dem herauszuholen, was uns zur Verfügung stand", so Alonso. "Aber es gab keine Chance, dass wir es vor die Red Bull und McLaren schaffen würden. Schlussendlich ist der fünfte Platz nicht allzu schlecht, denn es hätte schnell passieren können, dass wir sogar weiter hinten landen, wenn auch nur irgendetwas schiefgelaufen wäre. Es ist klar, dass es unser Ziel ist, vor Red Bull ins Ziel zu kommen, aber heute war es unmöglich, gegen sie zu kämpfen, zumindest im Qualifying. Wenn wir ein ähnliches Auto hatten, war es möglich, mit Vettel zu kämpfen, und wir waren ja sogar schon einmal vor ihn gekommen, aber nun kämpfen wir gegen Newey (Adrian Newey, Chefdesigner bei Red Bull; Anm. d. Red.), und im Moment können wir nicht mit ihm mithalten. Wir haben hier ein paar Updates mitgebracht, welche wie erwartet funktionierten, aber die anderen haben sich während den vergangenen paar Wochen ebenfalls verbessert. Es liegt an uns, zu den letzten drei Rennen eine grössere Verbesserung mitzubringen. Ich bin weder besorgt noch demotiviert, denn ich weiss, dass sich die Dinge sehr schnell ändern können, und dass grosse Erfolge am Samstag schnell in Trauer am Sonntag umschlagen können. Wir müssen versuchen, in der ersten Runde Plätze gutzumachen und Druck auf unsere Hauptgegner auszuüben, um sicherzustellen, dass sie kein einfaches Rennen haben. Es gibt 60 Runden, in denen man arbeiten muss, und wir müssen jede angehen, als wäre es das Qualifying - indem wir attackieren. Klarerweise hoffe ich, dass wir eher früher als später ein konkurrenzfähiges Auto haben, mit dem wir versuchen können, auf gleichberechtigte Art und Weise am Samstag und nicht nur am Sonntag mit ihnen zu kämpfen. Ich bin definitiv keiner, der auf gibt, und das ist meine wahre Stärke."

"Ich bin mit den sechsten Rang ganz zufrieden", so Massa. "Und das, obwohl ich mir auf meinem Versuch im dritten Qualifying-Durchgang in der sechsten Kurve einen Fehler erlaubte, ohne den ich von weiter vorne hätte starten können. Im Qualifying ist Red Bull schneller, während McLaren lediglich einen Tick vor uns ist, und dann kommen wir. In den Rennen sind die Dinge ein wenig anders, und wir hoffen, dass wir mit diesen vier Autos um Top-Platzierungen kämpfen können. Morgen gibt es jede Menge Schlüsselpunkte: den Start, die Strategie, die Abnutzung der Reifen und das Vermeiden von Fehlern. Wir müssen sehr fokussiert sein, denn es wird ein sehr langes Rennen. Heute was nicht einfach, die perfekte Runde hinzubekommen, besonders, da der Asphalt noch ziemlich rutschig war. Wir haben hier Updates mitgebracht, welche zu funktionieren scheinen, aber vielleicht reicht es nicht aus, um vor unsere engsten Gegner zu kommen."

"Wir hofften in der Lage zu sein, aus der zweiten Reihe zu starten, das war unser Ziel", gibt Teamchef Stefano Domenicali zu. "Wir haben das nicht geschafft, und das wird unser Rennen komplizierter gestalten. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir unsere Hoffnungen aufgeben, alles andere als das. Wie gewöhnlich wird das morgige Rennen lang, und auch wenn es auf einer Strecke stattfindet, auf der das Überholen möglich ist, und wir zudem vielleicht Zeuge andere Strategieentscheidungen werden können. Gestern haben wir gesehen, dass unsere Geschwindigkeit im Rennen ganz gut war, aber diesbezüglich scheinen die anderen auch nicht zurückzuliegen. Die Zuverlässigkeit, die Arbeit des Teams in den Boxen und an der Boxenmauer, der Start - die entscheidenden Faktoren werden die üblichen sein. Wir wissen, dass es hart werden wird, und wir werden unser Bestes geben, um ein gutes Ergebnis nachhause zu fahren, das es uns erlauben wird, unsere Ziele für die Saison weiterhin zu verfolgen."

"Wir hatten gehofft, dass wir unsere Autos zumindest in die zweite Reihe bekommen", so Pat Fry, Technischer Direktor des Teams. "Aber wir haben unser Ziel nicht erreicht, selbst wenn wir ihm nahe gekommen sind. Die Ergebnisse spiegeln unser aktuelles Potenzial wider, aber in Bezug auf die Position, wo wir stehen wollten, und wo wir in der Lage waren zu landen, mussten wir heute perfekt sein, und das waren wir nicht. Mit Sicherheit wollen wir das schnellste Auto von allen haben, und das haben wir noch nicht. Für das Auto haben wir hier ein paar Updates mitgebracht, nichts revolutionäres, aber sie haben einen Schritt nach vorn bedeutet, ansonsten wären wir sogar noch weiter hinten gelandet, denn alle anderen Top-Teams machen an der Entwicklungsfront maximal Druck. Es sieht danach aus, als würde das morgige Rennen sehr interessant, besonders da die Abnutzung der Reifen geringer zu sein scheint als für gewöhnlich. Wir müssen versuchen, alles perfekt hinzubekommen, um bis zum Ende im Titelkampf zu bleiben. Alle von uns, hier an der Strecke und zuhause in der Fabrik, machen so viel Druck, wie sie nur können, um zu versuchen, unseren Fahrern das bestmögliche Auto zu geben."

Hoffnung auf Pech bei der Konkurrenz


Während Red Bull wie schon in Suzuka und Yeongam auch in Noida die erste Startreihe komplett für sich beansprucht, muss Ferrari mit den Startplätzen fünf und sechs hinter dem McLaren-Duo Vorlieb nehmen. WM-Aspirant Fernando Alonso steht am Sonntag als Fünfter in der Startaufstellung vier Positionen hinter seinem Rivalen Sebastian Vettel.

"Ich denke, das ist derzeit unsere normale Position - hinter Red Bull und McLaren", analysiert Alonso nach der Zeitenjagd des Samstags und hält fest: "Auch wenn es unterm Strich enttäuschend ist, müssen wir jetzt das Beste daraus machen. Auch Force India und Kimi (Lotus-Pilot Räikkönen; Anm. d. Red.) waren sehr schnell. So gesehen hätten wir auch leicht auf Platz acht oder neun abrutschen können. Platz fünf ist meiner Meinung nach ein realistisches Bild und eine Position, von der wir morgen angreifen können."

Angesichts des jüngsten Aufwärtstrends im Red-Bull-Lager und der Tatsache, dass neben WM-Gegner Vettel auch dessen Teamkollege Mark Webber erneut in Reihe eins steht, sieht Alonso nicht den zweifachen Fahrerweltmeister aus Deutschland als seinen derzeit grössten Gegner an. "Wir kämpfen im Moment nicht nur gegen Sebastian. Wir kämpfen gegen Newey", stellt der Spanier heraus und trifft damit voll ins Schwarze. "Speziell am Samstag fällt es uns nicht leicht", so Alonso mit Blick auf die jüngsten Qualifying-Ergebnisse der Ferrari-Truppe. Die Flinte vorzeitig ins Korn zu werfen, kommt für den zweifachen Weltmeister aus Spanien aber nicht in Frage: "Am Sonntag läuft es für uns normalerweise besser. Wir müssen morgen so schnell wie möglich an den beiden McLaren vorbeikommen, um Druck auf die Red Bull auszuüben. Wenn sie dann einen kleinen Fehler machen, ein Problem beim Boxenstopp haben oder Zuverlässigkeitsprobleme bekommen, dann haben wir eine Chance", deutet Alonso an, dass er aus eigener Kraft kaum um den Indien-Sieg wird mitfahren können und stattdessen auf Schützenhilfe in Form von Schwierigkeiten bei der Konkurrenz angewiesen ist. "Wenn sie vorn auf und davon fahren, wären das für uns denkbar schlechte Neuigkeiten", räumt der Ferrari-Pilot mit Blick auf die Red-Bull-Performance ein.

Auch Teamkollege Felipe Massa glaubt, dass Startreihe drei derzeit das Maximum für Ferrari darstellt: "Red Bull hat gezeigt, dass sie hier sehr stark sind. McLaren ist einen Tick schneller als wir, doch wir liegen nicht weit zurück. Ich hoffe, dass wir im Rennen stärker sind als im Qualifying, um es dann mit den Jungs vor uns aufnehmen zu können." Der Brasilianer kam im Verlauf des Qualifyings zwischenzeitlich vom rechten Weg ab und spricht von schwierigen Bedingungen auf dem Buddh-International-Circuit. "Es war nicht einfach, eine komplette Runde ohne Fehler hinzulegen. Die Strecke ist stellenweise recht rutschig. Ich drehte mich einmal in Q1", so Massa. Auch in Q3 lief es nicht optimal: "Ich habe auf meiner schnellsten Runde ein paar Zehntelsekunden liegenlassen. Wäre das nicht passiert, hätte ich wohl mit Button kämpfen können. Im Hinblick auf das Rennen hätte es aber keinen grossen Unterschied ausgemacht."

27.10.2012