Vettel trifft in Düsseldorf auf Petrow

Sebastian Vettel peilt am Wochenende

den ROC-Einzelsieg an

Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel tritt beim Race of Champions am Wochenende (Samstag, 19:00 Uhr und Sonntag, 14:00 Uhr) in der Gruppenphase gegen Formel-1-Konkurrent Witali Petrow, GP2-Meister Romain Grosjean und Le-Mans-Rekordsieger Tom Kristensen an. Michael Schumacher bekommt es in Düsseldorf mit Jenson Button, Brian Deegan und Juho Hänninen zu tun. Dies ergab die Auslosung am Donnerstag. Der ehemalige Formel-1-Pilot Heinz-Harald Frentzen und DTM-Profi Timo Scheider zogen die Gruppen.

Vettel und Schumacher müssen sich als Team Deutschland am Samstag bei der Titelverteidigung mit dem Team Slavic (Petrow/Jan Kopecky), dem Team Grossbritannien (Button/Andy Priaulx) und dem All-Stars-Team (David Coulthard/Filipe Albuquerque) auseinandersetzen. Vettel und Schumacher haben den Nations-Cup bei den vergangenen vier Auflagen gewonnen.

Da DTM-Champion Martin Tomczyk, Schumacher und Vettel in verschiedenen Gruppen starten, ist rein theoretisch ein deutsches Finale möglich. Frentzen ist mit der Auslosung jedenfalls zufrieden. "Wenn ich mir die Gruppenzusammensetzung so anschaue, dann muss man sagen, dass schon einige sehr interessante Duelle zu sehen sein werden. Formel-1-Stars gegen Rallye-Asse, DTM-Fahrer gegen Sportwagen-Piloten: Da ist alles dabei", so der Mönchengladbacher, der in dieser Saison im GT-Masters selbst wieder ins Lenkrad griff.

Vettel: "Es darf einem nicht zu Kopf steigen"


Sebastian Vettel ist Formel-1-Dominator und -Fan in einer Person. Der Heppenheimer macht keinen Hehl daraus, dass ihn die Geschichte seines Sports fasziniert, in Monaco verfolgte er einmal auf der grossen Videoleinwand im Hafen voll konzentriert die Wiederholung des Freien Trainings, an dem er selbst teilgenommen hatte - aus purer Begeisterung für die Königsklasse des Motorsports. Doch inzwischen ist Vettel selbst Teil der Geschichte. "Ich versuche, nicht daran zu denken", gibt er zu, dass sich der das für ihn seltsam anfühlt. "Das ist ein bisschen Selbstschutz. Ich liebe die Formel 1, liebe es, diese Autos zu fahren, interessiere mich sehr für die Geschichte. Es ist grossartig, Teil eines Sports zu sein, in dem man sich eines Tages mit Alain Prost, Senna, Michael vergleichen kann - oder Jackie Stewart, Jochen Rindt, wenn man noch ein bisschen weiter zurückgeht. Das ist außergewöhnlich."

Vettel: Wie lange hält das Hoch noch an?

Noch will er seine Erfolge aber nicht mit zu viel Bedeutung füllen. "Diesen Gedanken hin und wieder mal zuzulassen, ist ganz schön und in Ordnung, aber er darf einem nicht zu Kopf steigen." Die Gefahr ist gross, sich zu sehr fallen zu lassen, den Moment zu sehr zu geniessen, und so den Biss für zukünftige Herausforderungen zu verlieren. Denn Vettel weiss: Es geht schneller als man glaubt und man befindet sich mitten im Feld, anstatt um den Sieg zu kämpfen. "Es gibt keine Garantien", sagt er. "Vielleicht müssen wir nächstes Jahr kämpfen, um überhaupt in die Punkte zu kommen, vielleicht müssen wir manchmal kämpfen, um auf das Podium zu kommen. Das macht umso besonderer, was wir erreicht haben." Dem Heppenheimer ist bewusst, dass starke Leistungen in der Formel 1 nicht immer die Wertschätzung erhalten, die sie verdienen würden. Daher fühlt er sich privilegiert: "Ich nehme es nicht als selbstverständlich hin, vorne zu starten und auf dem Podium zu landen, denn vor nicht allzu langer Zeit bin ich Toro Rosso gefahren, war 18. in der Startaufstellung, fuhr ein starkes Rennen, wurde 16. - aber es hat niemanden interessiert. So ist es halt. Damals habe ich davon geträumt, irgendwann einmal auf dem Podium zu stehen."

Wenn Siege zur Normalität werden

Inzwischen ist der Red-Bull-Pilot allerdings 21-facher Grand-Prix-Sieger. "Natürlich werden manche Dinge normal", gibt er zu. "Wenn du ein schlechtes Rennen hast und Fünfter wirst, obwohl du gewinnen hättest können, wirst du nicht zufrieden sein. Man muss die Dinge immer in die richtige Perspektive setzen und darf nicht vergessen, wo man herkommt." Genauso wichtig ist es für Vettel, sich manchmal aus dem Leben in der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Der zweifache Weltmeister gibt kaum etwas über sein Privatleben Preis und weiss die Zeit im Winter gut zu nutzen, um sich für die nächsten Herausforderungen zu rüsten. "Man vergisst manchmal, wie lang die Saison eigentlich ist", gibt er Einblicke in sein Leben. "Es geht Mitte Januar los, im Februar die Tests - und dann geht es das ganze Jahr lang fast jeden Tag dahin. Jetzt haben wir fast Dezember. Da bleibt in der Offseason nicht viel Zeit, um die Batterien aufzuladen, also hat das jetzt oberste Priorität."

Schumacher will Feier ohne Kater, Vettel den Sieg


Michael Schumacher freut sich auf die Feier, fürchtet aber den Kater, Sebastian Vettel will endlich seinen ersten Sieg im Fußballstadion: Die beiden deutschen Formel-1-Weltmeister werden beim Race of Champions am Wochenende (Samstag, 19.00 Uhr, Sonntag, 14.00 Uhr/Sat.1) erneut als Team Deutschland an den Start gehen und wollen den Fans in Düsseldorf nicht nur eine große Gaudi, sondern möglichst auch erstmals zwei Titel bieten. Der Nationen-Cup, den das deutsche Star-Duo zum fünften Mal in Serie gewinnen kann, sei "ähnlich wie die Konstrukteurs-WM in der Formel 1, wo man gemeinsam für ein Ziel kämpft", sagt Vettel: "Doch ich habe definitiv das Ziel, auch den Fahrer-Titel beim Race of Champions zu gewinnen." Was DTM-Pilot Mattias Ekström aus Schweden im Gegensatz zu Vettel und Schumacher schon geschafft hat - und das bereits dreimal, weshalb er wieder zu den Favoriten zählt. Die Veranstaltung in der Düsseldorfer Multifunktionsarena, die seit der Nacht auf Dienstag in einem 72-Stunden-Marathon umgebaut wird, bezeichnet Fussball-Fan Vettel als "schon fast magisch, ein bisschen, wie ein Fussballspiel in einem vollen Stadion. Ich kann es kaum noch abwarten, bis es endlich losgeht."

Gleiches gilt für Schumacher, den neben der "Spielzeug-Rennbahn" auch das Drumherum begeistert. "Das Feiern mit Sebastian hat sich mittlerweile zu einer sehr spassigen Tradition entwickelt", sagt er: "Darum wäre ich absolut happy, wenn es uns gelingen würde, den Nations-Cup erneut zu gewinnen - auch wenn die anschliessende Party üblicherweise dazu führt, dass wir am kommenden Tag in der Fahrer-Konkurrenz mit gewissen Fitness-Problemen zu kämpfen haben."
Kämpfen müssen die Piloten im extrem prominent besetzten Starterfeld auf der 600 Meter langen und 7,50 Meter breiten Piste bei identischen Bedingungen. Denn sie fahren in identischen Autos, vom mehr als 500 PS starken Audi R8 LMS über den Skoda-Rallyeboliden Fabia S2000 und den Volkswagen Scirocco reicht die Palette bis hin zum agilen Buggy. Die Fahrer erfahren erst kurz vor dem jeweiligen Lauf, in welchem Gefährt sie antreten werden und müssen sich blitzschnell darauf einstellen.
Im Vorjahr siegte im Einzelrennen sensationell der Portugiese Filipe Albuquerque, der diesmal gemeinsam mit Mercedes-DTM-Pilot David Coulthard aus Schottland in einem All-Star-Team antritt. "Das Race of Champions 2010 war ein Wendepunkt in meinem Leben", sagt Albuquerque, der danach einen Werksvertrag von Audi für die Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft erhielt: "Das Überraschungsmoment habe ich dieses Jahr natürlich nicht mehr auf meiner Seite, aber ich werde einfach wieder mein Bestes geben."

In Timo Glock, der gemeinsam mit dem zweimaligen DTM-Champion Timo Scheider das Team Deutschland II bildet, Vize-Weltmeister Jenson Button aus England und dem Russen Witali Petrow sind drei weitere Formel-1-Piloten am Start. Hinzu kommen aus Frankreich GP2-Meister Romain Grosjean und der künftige VW-Pilot und aktuelle Deutschland-Rallye-Sieger Sébastien Ogier sowie - wenn auch nur in der Einzelwertung am Sonntag - der aktuelle DTM-Champion Martin Tomczyk aus Rosenheim. Im Rahmenprogramm fahren am Sonntagmittag zudem Altmeister wie Heinz-Harald Frentzen oder Hans-Joachim Stuck den Legenden-Cup aus. Für die Fahrer ist es ein grosser Spass mit Wettkampf-Charakter. "Während der Saison müssen wir alle immer voll konzentriert sein. Deshalb ist es einfach schön, dass man hier auch mal die Zeit hat zu sagen: 'Hey, lass uns heute Abend zusammen einen Trinken gehen'", sagt Schumacher: "Das ändert allerdings nichts daran, dass wir alle professionelle Fahrer sind: In dem Moment, in dem das Visier heruntergeklappt wird, will jeder von uns nur noch gewinnen." So oder so sei das Race of Champions "definitiv eine coole Art, das Wochenende zu verbringen", sagt der siebenmalige Formel-1-Champion: "Für all die, die Autos, Musik und Action mögen, gibt es an diesem Wochenende keine Alternative."
Nur das Wetter scheint noch nicht so recht mitzuspielen. "Bin gerade in Düsseldorf angekommen, starker Regen", teilt Formel-1-Pilot Glock via 'Twitter' mit. Doch selbst das sollte der Party keinen Abbruch bereiten. "Hoffentlich haben sie das Stadiondach geschlossen."

2.12.2011