Würde Perez Ferrari-Angebot ablehnen ?

Sergio Perez sieht sich schon seit einiger Zeit

mit Ferrari-Gerüchten konfrontiert

Felipe Massa fährt diese Saison von Enttäuschung zu Enttäuschung. Das liegt nicht am Auto, denn Fernando Alonso rangiert mit dem F2012 punktegleich mit WM-Leader Sebastian Vettel auf Platz zwei in der Gesamtwertung. Kein Wunder, dass die Gerüchte um einen Rauswurf Massas immer lauter werden.

Der logische Nachfolger wäre der Mexikaner Sergio Perez. Der Sauber-Pilot stammt aus dem Ferrari-Nachwuchsprogramm und gewann dieses Jahr mit einer sensationellen Leistung in Sepang beinahe sein erstes Rennen. Er gilt als eines der grössten Formel-1-Nachwuchstalente. Doch Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali gab schon mehrmals bekannt, dass man nicht riskieren wolle, den Youngster aus seiner gewohnten Umgebung herauszureißen und ihn zu verheizen.

Nun behauptet Perez gegenüber 'Formula1.com', dass er ein eventuelles Angebot von Ferrari, während der Saison zu wechseln, gar nicht annehmen würde: "Sollte es wirklich zu so einer Situation kommen, dann würde ich ablehnen, denn ich würde nicht während der Saison wechseln wollen." Daraufhin gibt er ein Versprechen ab: "Ich habe diese Saison mit Sauber begonnen, werde meine Saison mit Sauber beenden und gebe 100 Prozent für mein Team."

Zudem glaubt er nicht, dass überhaupt etwas an den Gerüchten dran ist: "Dieser Hype über einen möglichen Wechsel wird massiv von den Medien aufgeblasen." Der Mexikaner rechnet sogar damit, dass sich Massa nach seinem schwachen Saisonstart noch einmal fängt: "Ich glaube, dass Felipe zurückschlagen und gute Arbeit leisten wird. Er ist ein starker Fahrer, und er hat ein großartiges Team im Rücken. Hat er einmal zurückgeschlagen, dann werden auch all diese Storys auf einmal verschwinden."

Doch was wäre, wenn Motorenpartner Ferrari seinen Einfluss bei Sauber geltend macht und Perez nach Maranello holt? "Ich denke, dass die Leute nicht Motoren und Fahrer vermischen sollten", meint der Sauber-Pilot. "Die Gerüchte gibt es schon seit einer ganzen Weile, und natürlich habe ich eine Verbindung zu Ferrari und zur Fahrerakademie von Ferrari. Dennoch ist meine Position klar: Ich fahre für Sauber, und dort werde ich bleiben."

Sauber: Keine Eile bei der Fahrerwahl


Mit dem Japaner Kamui Kobayashi und insbesondere dem seit Platz zwei in Malaysia hoch gehandelten Mexikaner Sergio Perez hat das Sauber-Team zwei Fahrer, mit denen man durchaus auch für 2013 planen könnte. Laut "Radio Fahrerlager" hat aber keiner der beiden einen Vertrag über die Saison 2012 hinaus.

Wer nächstes Jahr in den Sauber-Boliden sitzen wird, dürfte auch noch länger nicht feststehen: "Wir sind nicht in Eile", winkt Neo-Anteilseignerin Monisha Kaltenborn ab. Auch Teamchef Peter Sauber will sich erst irgendwann "vor Weihnachten" mit dieser Frage beschäftigen - und ergänzt: "Das ist eine ernste Antwort. Es gibt Jahre, da ist es wichtig, dass man das möglichst schnell macht, und in anderen Jahren ist es besser, man legt es etwas nach hinten." Eine der Fragen ist, wen Ferrari als Nachfolger für Felipe Massa verpflichten wird. Dass Massa spätestens am Saisonende gehen muss, gilt als beschlossene Sache, aber neben Perez gibt es weitere Kandidaten, allen voran Paul di Resta und Adrian Sutil. Bei Sauber könnte theoretisch mit Esteban Gutierrez ein weiterer Mexikaner intern nachrücken, aber: "Ich glaube nicht, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um über Fahrer zu sprechen", sagt Sauber, auf den Testfahrer angesprochen.

Kaltenborn ergänzt: "Wir hatten schon vor unserer Partnerschaft mit Telmex Kontakt zu ihm und holten ihn unter BMW als 'angehörigen Fahrer' an Bord, wenn ich mich richtig an die Bezeichnung erinnere. Diese Verbindung hielten wir aufrecht, als BMW ging. Das Team ist von seinem Talent überzeugt, aber jetzt muss er sich auf die Serie konzentrieren, in der er gerade fährt, und dann werden wir sehen, was in Zukunft passiert."

Kaltenborn: "Ein grosser Vertrauensbeweis"


Schon seit Saisonbeginn ist bekannt, dass Peter Sauber das Zepter des Teamchefs in Hinwil ab 2013 an seine langjährige Partnerin Monisha Kaltenborn übergeben möchte,
doch dass der Österreicherin schon seit Monaten auch ein Drittel der Sauber-Anteile gehören, war bis vor einigen Tagen neu - zumindest für die Öffentlichkeit: "Die Übertragung haben wir im letzten Jahr gemacht", verrät Sauber.

"Ich glaube, es ist wichtig, dass man die Zukunft aktiv plant - nicht so, dass man in ein gewisses Alter kommt, wo die Ereignisse die Zukunft diktieren. Dafür gibt es ja Beispiele", meint der 68-Jährige. "Monisha und ich arbeiten sehr lange zusammen und ich habe es im letzten Jahr als wichtigen Schritt empfunden, sie möglichst gut einzubinden. Wir beide betrachten das als eine klare Verpflichtung und nicht als irgendeinen Bonus - denn als Bonus wäre das zu gross."

Schon seit Jahren bei Sauber

Warum gerade Kaltenborn die ideale Nachfolgerin ist? "Es ist sehr, sehr schwierig, jemanden zu finden, der ein Team leiten kann", sagt Sauber. "Wir arbeiten jetzt schon seit vielen Jahren zusammen. Monisha war schon in vielen wichtigen Funktionen, zum Beispiel beim Aushandeln des letzten Concorde-Agreements, gemeinsam mit BMW. Schon davor hatte sie eine Funktion bei Sauber Petronas Engineering, immerhin eine Firma mit damals 60 Mitarbeitern."

Schon lange vor dieser Zeit verdiente sich die indisch verwurzelte Juristin bei den Vereinten Nationen ihre ersten Sporen als Rechtsanwältin, ehe sie über einige andere Stationen 1998 bei der Liechtensteiner Fritz-Kaiser-Gruppe landete. Kaiser war damals Anteilseigner des Sauber-Teams, sodass Kaltenborn in ihrer damaligen Tätigkeit erstmals mit der Formel 1 in Berührung kam. Schon zwei Jahre später übersiedelte sie dann von Liechtenstein nach Hinwil.

"Ich fühlte mich von Anfang an wohl im Team. Ich hatte das Gefühl, dass ich hier wachsen kann", erinnert sie sich. "Am Anfang kümmerte ich mich ja nur um die juristischen Belange. Die erstrecken sich natürlich auf alle Bereiche einer Firma, aber mir wurde die Freiheit gegeben, mich mehr und mehr in verschiedene Bereiche zu entwickeln. Ich kam im Jahr 2000 zum Team nach Hinwil. Davor arbeitete ich von Liechtenstein aus für Sauber. 2001 wurde ich ins Management-Komitee bestellt. Dadurch erhielt ich einen viel besseren Einblick in die Deals mit Bernie und der FIA. Dadurch fühlte ich mich mehr und mehr als Teil des Teams. Das wurde über all die Jahre immer stärker", so Kaltenborn. "Mir wurde immer die Gelegenheit gegeben, Herausforderungen anzunehmen, die sich boten, und es waren viele Herausforderungen, auch schon vor der BMW-Zeit." Darüber, wer die Idee hatte, Kaltenborn Anteile zu überschreiben, wird bei Sauber ebenso geschwiegen wie darüber, ob in die Transaktion auch eine finanzielle Gegenleistung involviert war. Tatsache ist, dass Kaltenborn mit einem Verkauf ihrer Anteile reich werden kann, auch wenn man davon ausgehen muss, dass im Vertrag eine befristete Verkaufs-Sperre festgeschrieben wurde. Klar ist nur: "Ich wurde nie in irgendetwas hineingedrückt", unterstreicht sie.

Gleiche Werte wie Sauber

"Das ist das Schöne an unserer Zusammenarbeit: Wir sind vielleicht in vielerlei Hinsicht ziemlich unterschiedlich, aber wir teilen die wichtigen Werte für das Team", sagt sie über Sauber. "Für uns beide ist das Team am wichtigsten. Wenn diese Werte übersteinstimmen, ist man sich hinsichtlich der Grundlagen, wie man etwas anpacken will, meistens einig. Wenn sich dann solche Situationen ergeben, passen sie einfach und entwickeln sich ganz von selbst, auf natürliche Weise." Damit, ein Drittel der Teamanteile überschrieben zu bekommen, hätte sie eigenen Angaben nach "nie gerechnet. "Für mich ist es ein grosser Vertrauensbeweis, dass man mir gemeinsam mit Peters Sohn Alex zutraut, diese Firma in Zukunft zu leiten - nach den Werten, die Peter als Firmengründer wichtig sind. Er ist nicht nur unser Gründer, sondern er gibt mit seiner Persönlichkeit auch den Charakter der Marke Sauber vor. Diesen wollen wir in Zukunft beibehalten. Das funktioniert seit 40 Jahren, was im Motorsport eine sehr lange Zeit ist, wenn man bedenkt, welche grossen Namen währenddessen von der Bildfläche verschwunden sind. Und all das aus einem Land heraus, das nicht wirklich für Motorsport bekannt ist und keine Motorsport-Industrie hat. Speziell zu Beginn der Geschichte des Teams stellten sich dem Team daher grosse Herausforderungen", sagt Kaltenborn über den Standort in der Schweiz.

Die Anteile empfindet sie nicht als Geschenk oder Bonus, der sie in einigen Jahren reich machen könnte, sondern aufgrund der Geschichte des Teams vielmehr als "eine grosse Verantwortung, die man in einem 40 Jahre alten Team, 20 davon in der Formel 1, übernimmt. Auch aus der Formel 1 sind in diesen 20 Jahren große Namen verschwunden, aber wir sind immer noch hier. Wir wollen sicherstellen, dass das so bleibt", kündigt Kaltenborn an.

24.5.2012