Überirdisches Lob von Lauda für Perez

Lauda zieht sein «Kapperl» vor Perez

Wenn der dreifache F-1-Weltmeister Niki Lauda (63) öffentlich seine rote Kappe abzieht, dann ist was Aussergewöhnliches passiert. Wie in Monza.

Als der Wiener dem glorreichen Zweiten Sergio Pérez (22) auf dem Podest gratulierte, sagte er zum Mexikaner: «Du warst nicht nur für mich die Sensation des Rennens!» Lauda, der frühere Austria-Renngott: «Pérez war in Italien wie der liebe Gott unterwegs. Und dies im wahrsten Sinne des Wortes. Emotionslos und ohne Fehler. Kein Fahrer hat mich diese Saison mehr bei einem Grand Prix beeindruckt.»

Nach nur 30 WM-Einsätzen und dem dritten Podest-Auftritt nach Malaysia (2.) und Kanada (3.) wurde Pérez also schon geadelt. Und jetzt? Wohin führt sein Weg? Für die meisten Italo-Gazetten ist nach Monza klar: Pérez wird 2013 der Teamkollege von WM-Leader Alonso! Ob sich der bereits als Reifenflüsterer bekannte Pilot damit einen Gefallen tun würde?

Lauda: «Pérez hat sicher Potenzial für grössere Aufgaben. Aber das heisst noch lange nicht, dass er zu Ferrari geht. Und die vielen Gerüchte im Internet kommentiert ein Lauda sowieso nicht!»

Eine halbe Stunde nach dem grössten Tag im Schweizer Team (die vier Jahre mit BMW möchten in Hinwil viele vergessen!) kam der Betreuer von Pérez auf Peter Sauber zu: «Ich habe soeben mit Carlos Slim in Mexiko telefoniert. Er sagt danke – und ich soll dich für ihn herzlich umarmen!» Der Milliardär möchte noch lieber, dass sein Schützling so schnell wie möglich im Ferrari sitzt. Sauber ist für den Slim-Clan nur eine angenehme, nicht zu teure Zwischenstation nach oben. Aber diesen roten Wahn hatte schon das letzte Riesentalent aus dem Land der Azteken: Ricardo Rodriguez. Er kam mit 19 Jahren zu Ferrari, fuhr sechs Formel-1-Rennen. Und weil die Italiener den Nicht-WM-Lauf in Mexiko ausliessen, heuerte Ricardo für dieses Rennen bei Lotus an. Im Training brach in der Steilkurve die Aufhängung – und Mexiko trauerte drei Tage lang um den toten Helden.

Zurück zu Sauber. Wo sieht Lauda die Stärken des Autos? «Eine einfache Konstruktion. Alle Teams sollten sich ein Beispiel an der Schweizer Qualitätsarbeit nehmen! Und dann steht mit Monisha Kaltenborn eine Frau an der Spitze, die alles im Griff hat. Auch vor ihr ziehe ich meine Kappe!»

Perez: Mit mehr Erfahrung noch besser?

Die Siegerpose nach dem Rennen in Monza:

Perez mit der Champagnerflasche vom Monza-Podest


Er ist ein "Reifenflüsterer" und noch dazu ein sehr erfolgreicher: Sergio Perez hat beim Grossen Preis von Italien wieder einmal unter Beweis gestellt, welche Qualitäten er im Sauber-Cockpit hat. Der junge Mexikaner fuhr in einem spannenden Rennen auf den zweiten Platz und rang dabei unter anderem die beiden Ferrari-Piloten Fernando Alonso und Felipe Massa nieder. Eine sehr starke Leistung.

Und vor allem keine Eintagsfliege, wie ein Blick auf den WM-Stand offenbart: Perez war vor Monza schon zweimal auf das Formel-1-Podest gefahren. Schon in Malaysia hatte er einen zweiten Platz ergattert, in Kanada nahm er als Dritter an der Siegerehrung teil. "Dabei dürfen wir aber nicht vergessen: Es ist erst seine zweite Formel-1-Saison", sagt Monisha Kaltenborn bei 'Autosport'.

Die Geschäftsführerin des Sauber-Rennstalls hält nicht erst seit Perez' Top-3-Ergebnissen in diesem Jahr grosse Stücke auf den Nachwuchspiloten. "Sergio ist ein sehr talentierter Fahrer. Das war er schon von Anfang an. Das war auch der Grund, weshalb wir ihn engagiert haben, obwohl wir dafür Kritik einstecken mussten", meint Kaltenborn. Die Fahrerwahl bei Sauber macht sich aber bezahlt. "Du musst ihn halt mit konkurrenzfähigem Material versorgen. Nur so kann Sergio etwas zeigen", sagt Kaltenborn. Und dabei gäbe es - trotz aller Euphorie - durchaus noch Optimierungsbedarf. "Sergio macht immer noch eine Lernphase durch. Wenn alles passt, kann er Topleistungen erbringen", meint Kaltenborn. Um jedoch auf einem konstanten Niveau zu operieren, braucht es viel Erfahrung."

Perez bringt Domenicali in Schwierigkeiten

Perez mit Alonso in Monza auf dem Podest


Felipe Massa weiss selbst am allerbesten, dass er sich diese Saison nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat. Sein endgültiger Rauswurf schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein, als Ferrari am 25. Juli die Option auf eine Verlängerung des bestehenden Vertrags verstreichen ließ, aber inzwischen sieht es so aus, als könnte der 31-jährige Brasilianer doch noch ein weiteres Jahr bleiben.

Ferrari stellte Massa die Rute ins Fenster, machte ihm klar, dass er in Spa-Francorchamps und Monza überzeugen muss, wenn er bleiben will. Und der Fahrer antwortete mit Leistung: Fünfter beim Belgien-, sogar Vierter beim Italien-Grand-Prix - und noch dazu ohne Murren, als er vom Team zwischen den Zeilen gebeten wurde, Teamkollege Fernando Alonso überholen zu lassen, der noch um den WM-Titel kämpft. Das kostete Massa seinen ersten Podestplatz seit Südkorea 2010. Verbittert ist er deswegen nicht: "Wir wissen, wie wichtig das für das Team und Fernando ist und wo ich in der Weltmeisterschaft liege. Da sehe ich nichts Schlimmes daran, es so zu machen. Ich tue das aus gutem Willen heraus, um dem Team zu helfen", zeigt sich der WM-Zehnte kooperativ. Massa scheint also begriffen zu haben, dass seine Chancen auf einen neuen Vertrag dann am besten sind, wenn er sich als klare Nummer zwei fügt.

Kovalainen das "Dark Horse" im Ferrari-Rennen?

"Ich habe in zwei Wochen zwei gute Ergebnisse geholt. Das ist für die Zukunft sehr wichtig", atmet Massa vorerst auf. Aber noch ist die Sache nicht gegessen, denn während von deutschen Medien immer wieder Nico Hülkenberg und Adrian Sutil ("Ferrari sucht einen zuverlässigen zweiten Mann - das traue ich mir zu") mit Ferrari in Verbindung gebracht werden, glaubt der ehemalige Ferrari-Pilot Mika Salo, dass die Scuderia inzwischen nur noch mit zwei Piloten verhandelt: Massa und seinem Landsmann Heikki Kovalainen. Massa hat seine Chancen in Monza sicher gesteigert: "Wir sind sehr stolz auf die Leistung von Felipe im Rennen, aber auch im Qualifying. Das war sehr gut", lobt Teamchef Stefano Domenicali. "Er ist ein grossartiger und professioneller Fahrer, hinter dem ich persönlich stehe. Dieses Wochenende war seine Leistung so, wie wir uns das vorstellen, aber wir haben keinerlei Pläne, die Entscheidung zu beschleunigen. Wir reden miteinander."

Tifosi scheinen Perez zu akzeptieren

Auch mit Sergio Perez? Der Mexikaner im Sauber lieferte einmal mehr eine beeindruckende Leistung ab, überholte in der Schlussphase beide Ferrari-Piloten und stand als Zweiter ausgerechnet in Monza auf dem Podium. Die Tifosi jubelten bei Fernando Alonso natürlich am lautesten, aber während Sieger Lewis Hamilton sogar ausgebuht wurde, gab es für Perez zumindest einen Anstandsapplaus - ein Zeichen, dass man ihn als neuen Ferraristi akzeptieren würde? Domenicali will das nicht überbewerten: "Er ist ein gutes Rennen gefahren, kein Zweifel, und ich gratuliere ihm. Es ist ihm gelungen, die Reifen zu schonen und einen längeren ersten Stint zu fahren. Danach hatte er neue Mediums. Das viele Gummi auf der Strecke hat ihm geholfen, ein bis eineinhalb Sekunden schneller zu fahren als die anderen. Er hat ziemlich schnell aufgeholt", analysiert der Italiener die Fahrt von Perez. Aber die Frage ist: War das Duell gegen Massa auf der Strecke in Wahrheit schon das Duell alter gegen neuer Ferrari-Fahrer? "Das glaube ich nicht", schüttelt Peter Sauber den Kopf, und Massa stimmt zu: "Ich auch nicht. Er ist gut gefahren, aber seine Reifen haben auch deutlich weniger abgebaut als unsere. Wenn er weiter vorne gestartet wäre, hätte er vielleicht gewinnen können, aber es war ein normaler Zweikampf."

Slim möchte Perez im Ferrari sehen

Perez würde zu Ferrari sehr wahrscheinlich einen zweistelligen Millionenbetrag von seinem Förderer Carlos Slim mitbringen, der sich schon lange wünscht, einen Landsmann im roten Renner zu sehen. Allerdings würde Slim wohl nur ungern für eine schon im Vorhinein chancenlose Nummer zwei bezahlen, was wiederum dem Alonso-Camp um den einflussreichen Santander-Mäzen Emilio Botin nicht passen könnte. Und Christian Danner rät Perez sowieso, bei Sauber zu bleiben: "Fernando Alonso ist sowas von unfassbar gut und schwer zu schlagen im gleichen Auto. Da wird sich Sergio Perez schwer tun. Die Frage ist: Will sich Perez das antun? Für Ferrari wäre es schön - die hätten einen netten jungen Mann, der sicherlich ein sehr talentierter Fahrer ist. Aber der wird gefrühstückt vom Alonso, Entschuldigung! Er soll mal schön bei Sauber weiterfahren", so der Formel-1-Experte bei 'ServusTV'.

Perez ist heute übrigens in der Ferrari-Fabrik in Maranello zu Gast. Vertragsverhandlungen stehen dabei (zumindest offiziell) nicht auf dem Programm. Vielmehr handle es sich um einen lange geplanten Besuch der Gestione Sportiva, der Teil des Ausbildungsprogramms von Perez als Mitglied der Ferrari-Akademie ist.

Und noch ein Gerücht aus England

Nach dem zweiten Podestplatz von Sauber-Pilot Sergio Pérez tauchen neue Gerüchte aus England über die Zukunft des Mexikaners auf.

Der Weltverband hat keinen Einfluss hat auf die Gerüchteküche im Zirkus. Da darf sich jeder ohne Aufsicht sein Menü zusammenstellen. Auf der Pole-Postion liegen da die beiden englischen TV-Sender BBC und Sky Sport. Jede Station mit den vielen Experten versucht den oft baren Unsinn sofort zu überbieten. Und seit gestern ist jetzt Sauber-Pilot Pérez plötzlich der Nachfolger von Hamilton bei McLaren. Auch aus wirtschaftlichen Gründen (Telmex). So Sky, das mit 80 Mitarbeitern zu allen Rennen kommt.

BBC hat Schumi bei Mercedes ja schon letzte Woche entlassen und Hamilton für 2013 ins Cockpit gesetzt. Es ist wie immer: Fortsetzung folgt!

12.9.2012