Schwacher Trost für Sauber

Sergio Perez im Tunnel von Monte Carlo

Die schnellste Rennrunde ist ein schwacher Trost für das Sauber F1 Team nach dem Grossen Preis von Monaco. Sergio Pérez war aus der letzten Reihe gestartet, zeigte ein starkes Rennen und kam als Elfter ins Ziel. Sein Teamkollege, Kamui Kobayashi, schied nach sechs Runden wegen einer beschädigten Radaufhängung am Sauber C31-Ferrari aus. Der Japaner war in der ersten Kurve in einen Unfall verwickelt worden.

Sergio Pérez: 11. «Wir waren hier sehr schnell, aber von meinem 23. Startplatz aus war es schwierig, sich nach vorn zu arbeiten. Nach der Durchfahrtsstrafe konnte ich ein paar Positionen gutmachen, aber im Grunde ging mein Rennen gestern im Qualifying verloren. Im Rennen heute hatten wir auf Regen gehofft, es fielen aber nur ein paar Tropfen. Es ist sehr schade, dass wir hier nicht mehr erreicht haben, aber wir sollten das bei den kommenden Rennen nachholen können, denn unser Auto ist schnell.»

Kamui Kobayashi: Ausfall nach sechs Runden. «Ich hatte einen klasse Start. Ich kämpfte mit Sebastian Vettel und hätte vielleicht an ihm dranbleiben können, heute lag wirklich ein gutes Ergebnis drin. Romain Grosjean rutschte erst auf die Innenseite der Strecke und kam dann plötzlich nach aussen zurück. Ich versuchte, ihm auszuweichen, aber er stand wohl nicht auf der Bremse. Sein Auto traf mein Hinterrad und beschädigte die Aufhängung. Mit einem Fahrrad wäre ich da vielleicht durchgekommen, aber für mein Auto war da einfach kein Platz mehr. Letztlich war es dann zu gefährlich, mit dem Schaden weiterzufahren, und ich musste aufgeben.»

Peter Sauber, Teamchef: «Sergio fuhr nicht nur die schnellste Rennrunde, er war über weite Strecken der schnellste Mann im Feld. Das zeigt deutlich, was man erreichen könnte, wenn alles passt. Nun liegt es am ganzen Team, diese Möglichkeiten erfolgreich umzusetzen.»

Giampaolo Dall’Ara, Leitender Ingenieur an der Rennstrecke: «Nach diesem Rennen weiss man gar nicht, ob man lachen oder heulen soll. Einerseits freuen wir uns, dass unser Auto so schnell ist, zumal auf einer Strecke, die uns in der Vergangenheit nicht unbedingt lag. Auf der anderen Seite waren wir immer mittendrin, wenn irgendwas schief ging. Kamui hatte einfach Pech, dass er in der ersten Kurve von Romain Grosjeans Lotus getroffen wurde. Dabei wurde eine Radaufhängung derart beschädigt, dass wir Kamui nach sechs Runden reinholen mussten. Sergio verdient Respekt dafür, dass er angesichts des schlechten Startplatzes und dichten Verkehrs nicht aufgebeben hat. Er hat ein paar gute Überholmanöver gezeigt. Von Strategieseite her haben wir ihm nicht gerade geholfen. Der ideale Zeitpunkt für seinen Reifenwechsel von der superweichen auf die weiche Mischung wäre früher gewesen. Aber wir erwarteten mehr Regen und haben ihn deshalb noch etwas länger fahren lassen. Später im Rennen wiederum war es ein Vorteil für ihn, dass er frischere Reifen hatte als andere. Unterm Strich muss man sagen: Wir wollten hier ganz klar Punkte holen und haben keine.»

Sauber hätte locker Punkte holen können

Unter den Augen von Roman Abramowitsch geht das Sauber-Team in Monte Carlo leer aus. Kamui Kobayashi muss das Rennen aufgeben. Sergio Pérez verpasst als Elfter die Punkteränge. Den Sieg holt sich Mark Webber.

Unmittelbar nach dem Start nimmt das Sauber-Unheil seinen Lauf. Romain Grosjean steht noch vor St. Devot quer, Kamui Kobayashi fährt auf den Lotus des Genfers auf und hebt für einen kurzen Moment ab. Bei der Landung bricht die Lenkung. Der Japaner quält sich einige Runden durch die engen Kurven, bevor er in die Boxengasse abbiegt und den Wagen abstellt. Teamchef Peter Sauber jammert: «Immer dieser Grosjean!» Bereits in Barcelona vor zwei Wochen fuhr der Lotus-Pilot beim Start einen Sauber (Pérez) zu Schrott. «Ich konnte nicht ausweichen», sagt Kobayashi. Grosjean verteidigt sich: «Alonso hat mich berührt».

Sergio Pérez, der im Qualifying bei seiner ersten fliegenden Runde zwischen den beiden Schwimmbad-Schikanen die Kontrolle über den Wagen verlor, crashte und deshalb das Rennen von der 23. Startposition in Angriff nehmen muss, räumt das Feld zu Beginn von hinten auf. Nach 30 Runden hat sich Pérez auf den elften Rang vorgearbeitet – direkt hinter Jenson Button. Die tolle Aufholjagd wie jäh gestoppt, als er beim Einbiegen in die Boxengasse Kimi Räikkönen den Weg abschneidet. Die Rennleitung mit dem Berner Chefkommissär Paul Gutjahr fällt rasch ein Urteil: Durchfahrtsstrafe für «Checo».

Pérez beendet das Rennen als Elfter ausserhalb der Punkte, nachdem er kurz vor Schluss auch noch von Heikki Kovalainen ins Abseits gedrängt worden ist.

Dabei wäre der Sauber-Bolide bereit gewesen für den grossen Wurf. Pérez gelingt die schnellste Rennrunde. Keiner kann ihm diesbezüglich das Wasser auch nur annähernd reichen – 1,1 Sekunden und mehr nimmt er der Konkurrenz ab. Eine halbe Ewigkeit.

Der C31 hätte locker für Punkte gereicht. Das weiss auch Peter Sauber und ist dementsprechend sauer. Hinzu kommt noch, dass das Hinwiler Team ausgerechnet vor den Augen von Roman Abramowitsch leer ausgeht. Der Chelsea-Besitzer und Öl-Oligarch ist erstmals an einem Formel-1-Grand-Prix anwesend.

Im Kampf um den Tagessieg im Fürstentum bleibt es bis zum Schluss ultraspannend. Pole-Mann Mark Webber führt das Spitzensextett in die finale Runde, behält auf den letzten 3340 Metern die Nerven und feiert seinen achten GP-Sieg im 182. Rennen. Der Australier ist der sechste Triumphator im sechsten Rennen in dieser Saison – das gab’s noch nie in der Formel 1.

Hinter Webber klassieren sich Nico Rosberg, Fernando Alonso, Sebastian Vettel und Lewis Hamilton. Ferrari-Fahrer Felipe Massa, bisher fuhr er nur in Bahrain als Neunter in die Punkte, wird Sechster. Michael Schumacher, der im Qualifying der Schnellste war, scheidet aus (kein Bezindruck).

Die Platzierungen der Red-Bull-Boliden sind inzwischen ebenfalls in Stein gemeisselt. McLaren und Ferrari wollten vor dem Rennen gegen die roten Bullen Protest eingelegen, weil beim Red Bull zwei mysteriöse Löcher im Unterboden einen aerodynamischen Vorteil bei der Luftzufuhr am Diffusor bringen sollen.

Die Strecke bleibt – abgesehen von ein paar Tropfen am Schluss – bis zum Rennende trocken. 16 Minuten später steht sie unter Wasser.

28.5.2012