Sauber: Keine Eile bei Suche nach Perez-Nachfolger

Monisha Kaltenborn will ihr Team auch für

Topfahrer attraktiv machen

Spätestens seit gestern steht fest, dass sich Sauber für die kommende Saison auf die Suche nach einem neuen Teamkollegen für Kamui Kobayashi begeben muss. Nachdem Sergio Perez lange bei Ferrari gehandelt wurde, sicherte sich schliesslich McLaren die Dienste des Mexikaners und verpflichtete ihn als Nachfolger von Lewis Hamilton, der zu Mercedes abwandert. Bei der Suche nach einem Nachfolger für Perez will Sauber nichts überstürzen.

"Wir gehen mal davon aus, dass wir vor Suzuka keine Entscheidung in der Fahrerfrage treffen", sagt Geschäftsführerin Monisha Kaltenborn dem 'BLICK'. Überraschend kam der Abgang ihres Schützlings für die 41-Jährige nicht: "Die Situation hat sich nach dem Perez-Transfer für uns ja kaum verändert, da wir irgendwie damit rechnen mussten", so Kaltenborn.

Einer der potenziellen Nachfolger ist auch Michael Schumacher, der nach langem Zögern über seine Zukunft von Mercedes abserviert wurde. Teambesitzer Peter Sauber hatte seinen ehemaligen Junior-Fahrer selbst ins Gespräch gebracht und kann sich durchaus vorstellen, den Rekordweltmeister zu verpflichten. "Ich glaube, viele Teams wären interessiert, mit ihm zu sprechen. Auch wir", so Sauber. "Aber noch gab es keinen Kontakt."

Der Weggang von Perez ist für Sauber eine Art Déjà-vu. Bereits mehrfach musste der Schweizer Rennstall einen talentierten Piloten zu einem grösseren Team ziehen lassen. So wurden Kimi Räikkönen und Felipe Massa nach ihren ersten Formel-1-Schritten bei Sauber von McLaren bzw. Ferrari abgeworben. Kaltenborn will das Image des Ausbildungs-Teams jedoch gerne ablegen. "Wir müssen für die Fahrer eine attraktive Plattform werden. Es ist der einzige Weg, der endlich verhindern kann, dass wir Piloten immer nur ausbilden und sie dann an die Konkurrenz verlieren", sagt die Österreicherin. "Der erste Schritt ist diese Saison gemacht worden." Sauber kämpft derzeit mit Mercedes um Platz fünf in der Konstrukteurswertung. Ein möglicher Wechsel Schumachers müsste als nicht unbedingt ein Abstieg sein.

BLICK: Kommt jetzt Hülkenberg nach Hinwil ?


Da sich 2013 die Regeln kaum ändern, sollte der neue C32 auch nächstes Jahr vorne dabei sein. Aber wer sitzt im Auto? Dass jetzt in der Schweiz der 2012 sieglose GP2-Siebte Fabio Leimer (23) ins Spiel gebracht wird, muss als Scherz abgetan werden! Erstens will Sauber keinen Schweizer («ausser er wäre ein Riesentalent») – und wenn, dann wäre Buemi erste Wahl. Aber ausgerechnet dessen früherer Gegenspieler Nico Hülkenberg steht kurz vor Hinwil ...

Quelle: SonntagsBlick

Reaktionen der Presse: "Und jetzt, armer Schumi?"


Die überraschende Trennung von Michael Schumacher und Mercedes beschäftigt die internationalen Medien. Vor allem in Italien, wo Schumacher aufgrund seiner Erfolge mit Ferrari nach wie vor hohes Ansehen geniesst, ist die Anteilnahme am Schicksal das Rekordweltmeisters gross. Die italienischen Zeitungen sind sich einig, dass die Karriere des Deutschen ein solches Ende nicht verdient habe, gleichwohl schwingt die Hoffung mit, dass Schumacher den Helm doch noch nicht an den Nagel hängt. Eine Schweizer Zeitung empfiehlt ihren Landsleuten von Sauber, sich um die siebenmaligen Weltmeister zu bemühen.


Italien:

Gazzetta dello Sport:
"Gefeuert: Mercedes lässt Schumi fallen und setzt Hamilton ein. Eine Phase geht zu Ende, doch vielleicht nicht die Ära Schumacher in der Formel 1. Schon spricht man über einen möglichen Wechsel zu Sauber. Der Mythos Schumacher wackelt auch unter seinen vielen Ex-Fans von Ferrari. Laut Umfrage erklären sich 57 Prozent der Gazzetta-Leser gegen eine Rückkehr Schumachers zu Ferrari als zweiter Pilot neben Alonso".

Corriere dello Sport: "Ciao Schumi! Schock in der Formel 1, Scheidung bei McLaren. Hamilton wechselt zu Mercedes, das Schumacher feuert. Zwischen Lächeln und giftigen Kommentaren ist die Ehe zwischen Schumacher und Mercedes aufgelöst worden. Die Leistungen Schumachers haben alles andere als Mercedes' Erwartungen entsprochen."

Tuttosport: "Und jetzt, armer Schumi? Nicht einmal ein Abschied ist ihm gegönnt worden, der seiner glorreichen Karriere entspricht. Er hat nicht einmal die Möglichkeit, seine Zukunft anzukündigen. Denn der Wille des fast 44-Jährigen entspricht nicht den Beschlüssen von Mercedes. Die zweite Karriere des erfolgreichsten Piloten in der F1-Geschichte geht nach drei Jahren zu Ende. Oder will er weitermachen? Es ist schwierig für ihn auf eine Chance zu hoffen, es sei denn, Maranello bietet ihm einen Platz an".

Repubblica: "Mercedes feuert Schumacher. Armer Schumi, eine traurige Pensionierung für den grössten Piloten aller Zeiten! Ein bitteres Ende von drei Jahren, in denen der Deutsche niemals seine vergangene Größe erreicht hatte. Sein zweites Lebens als Pilot hat Schumis unvergleichliche erste Karriere überschattet. Jetzt hofft er noch, in einen Sauber-Boliden einzusteigen. Es ist aber besser, sich nur an die schönen alten Schumi-Zeiten zu erinnern".

Corriere della Sera: "Schumi, vom Mythos zum Arbeitslosen. Der beste Pilot aller Zeiten ist zwangspensioniert worden. Kann eine Legende so enden? Das ist das grausame Gesetz des Sports und der Natur. Niemand hätte sich bei Schumis Comeback 2009 vorstellen können, dass er in drei Saisons keinen einzigen Sieg, ein einziges Podium und eine einzige Pole-Position zustande bringen würde. Die großartige Vergangenheit hat nicht eine immer enttäuschendere Gegenwart in Ordnung bringen können".

England:

Mirror:
"Diesmal ist es vorbei. Michael Schumacher übergibt den Staffelstab und gratuliert Lewis Hamilton zu seinem Mercedes-Wechsel. Der unermüdliche Deutsche soll in Gesprächen mit anderen Teams über seine Zukunft sein."

Schweiz:

Blick:
"Will Sauber in den Schlagzeilen bleiben, muss man sich jetzt ernsthaft um Schumi kümmern. Der Deutsche wollte eigentlich weiterfahren, aber dazu braucht er ein schnelles Auto! Und dieses kann ihm in der Formel 1 (neben Ferrari) momentan nur Sauber bieten."

Frankreich:

L'Equipe:
"Im Alter vom 43 erkennt Schumacher das Scheitern der Zusammenarbeit mit Mercedes an. Seine Zukunft lässt er aber offen."

Der Hamilton-Wechsel und seine Folgen


Die Katze ist aus dem Sack. Lewis Hamilton fährt 2013 für Mercedes und Sergio Perez ersetzt ihn bei McLaren. Doch was wird aus Michael Schumacher, Nico Hülkenberg, Paul di Resta, Felipe Massa, Kamui Kobayashi, Adrian Sutil und Heikki Kovalainen? Schon bahnt sich eine neue Sensation an. Paul di Resta könnte bei Ferrari landen.

Das Unvorstellbare ist passiert. Lewis Hamilton verlässt seine Ersatzfamilie. Das Team, das ihn betreut, seit er zehn Jahre alt ist. Nur einmal hatte sich Hamilton von McLaren getrennt. 2005, als er nach der verlorenen Formel 3-Meisterschaft gegen den Rat von McLaren direkt in die GP2-Serie aufsteigen wollte. Hamilton fand keine Sponsoren und kehrte reumütig in den Schoß von McLaren zurück. Wenn das mal kein schlechtes Omen für seine Zukunft ist. Für Mercedes ist Lewis Hamilton Chance und Risiko zugleich. Der Weltmeister von 2008 zählt unbestritten zu den drei Top-Piloten. Was er kann, wenn ihm sein Team ein konkurrenzfähiges Auto auf die Räder stellt, zeigte er in den letzten acht Rennen. Hamilton gewann drei Mal, blieb aber auch vier Mal unverschuldet stehen. Mit dem 27-jährigen Engländer gibt es für Mercedes keine Ausreden mehr. Wenn man nächstes Jahr nicht an der Spitze fährt, dann geht das definitiv auf das Auto und das Team.

Hamilton und Perez bringen Transferkarussell in Bewegung

Der Wechsel von Hamilton zu Mercedes hat weitreichende Konsequenzen für den Transfermarkt. Nur zwei Stunden nachdem die ersten Gerüchte über den Sensationstransfer durchs Netz schwirrten, gab McLaren Sergio Perez als Ersatz für Hamilton bekannt. Die Fachwelt ist gespalten, ob das eine gute Wahl war. Perez hatte unbestritten seine Highlights. Die Podiumsplätze in Malaysia, Kanada und Italien waren weltmeisterlich. Allerdings hatte er mit dem Sauber auch das Auto dafür, das ihm diese Aufholjagden ermöglicht hat ohne dabei die Reifen zu ruinieren. Zwischendrin ist Perez immer wieder abgestürzt. Seine Leistungen schwanken stärker als die von Paul di Resta und Nico Hülkenberg. Selbst Ferrari war unsicher, ob man Felipe Massa durch Sergio Perez ersetzen soll. Das Zögern aus Maranello hätte McLaren eigentlich stutzig machen sollen. Ferrari hat Informationen über den 22-jährigen Mexikaner aus erster Hand. Stefano Domenicali konnte sich jederzeit bei Sauber erkundigen. Perez könnte für McLaren deshalb auch eine strategische Wahl gewesen sein. Die Gerüchte, dass Hauptsponsor Vodafone Ende 2013 aussteigt, wollen nicht verstummen. Mit Perez hat man Kontakt zu Geld aus der Firmenkette von Carlos Slim. Hamilton und Perez sind seit ein paar Stunden fixe Grössen. Doch was heisst das für die restlichen offenen Stellen im Fahrerlager? Und die Piloten, die noch keinen bestätigten Stammplatz für 2013 haben? Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen.

Die Akte Schumacher:

Michael Schumacher ist bei Mercedes nicht freiwillig gegangen. Vielleicht hätte er im April Tatsachen schaffen können, wenn er seinen Vertrag damals schon verlängert hätte, doch seit dem GP Kanada Mitte Juni flirtet Mercedes mit Hamilton. Und seit dem Zeitpunkt lag es nicht mehr in Schumachers Hand, wie es weitergeht. Der Rekordsieger macht zudem nicht den Eindruck, als wolle er aufhören. Er bekam in diesem Jahr schwarz auf weiss die Bestätigung dafür, wovon er seit seinem Comeback überzeugt war. Er kann so schnell fahren wie Nico Rosberg und damit auch wie der Rest der jungen Garde, wenn man ihm das richtige Auto dafür gibt. Die Alternativen zu Mercedes sind dünn gesät. Eigentlich kämen nur Ferrari, Sauber und Williams in Frage. Beim Thema Ferrari behaupten Insider: Das wird nicht passieren. Frank Williams war immer ein grosser Schumacher-Fan. Doch das allein genügt nicht mehr. Williams braucht Geld. Die Fachwelt tippt auf Pastor Maldonado und Valtteri Bottas. Zu Sauber gibt es Kontakt. Peter Sauber würde den siebenfachen Weltmeister lieber heute als morgen an Bord nehmen, wenn er ihn finanzieren kann. Schumacher meinte, als wir ihn in Monza darauf ansprachen, mit einem Augenzwinkern: "Warum nicht?" Was damals vielleicht noch nicht ganz ernst gemeint war, scheint inzwischen mehr als nur ein Hirngespinst zu sein.

Sauber hat früher als sonst mit der Entwicklung des 2013er Autos begonnen. Der Chef meinte optmistisch: "Die Daten sagen uns, dass es noch einmal deutlich besser wird als das aktuelle." Mit Schumacher an Bord liessen sich Sponsoren finden. Der Abgang von Perez bedeutet übrigens nicht, dass Sauber seine mexikanischen Sponsoren verliert. Der Telmex-Vertrag ist langfristig und nicht an Perez gebunden. Es liegt jedoch auf der Hand, den Mexikanern mit Esteban Gutierrez einen Gefallen zu tun. Gutierrez wäre aber für Peter Sauber ein grosses Risiko. Dann braucht er einen wie Schumacher als sichere Bank im Team. Kamui Kobayashi ist keine Nummer eins. Kommt Schumacher nicht, steigen die Chancen auf ein Comeback von Adrian Sutil.

Die Akte Hülkenberg:

Nico Hülkenberg hängt zwischen vielen Stühlen. Force India drängt ihn zu einer Unterschrift. Lieber heute als morgen. Die Option McLaren ist weg. Die von Ferrari ein Poker mit ungewissem Ausgang. Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo hat sich in der Massa-Frage in dieser Woche weitere Bedenkzeit erbeten. Jetzt schwankt Hülk zwischen Force India und Sauber. Bedingung ist, dass es Optionen gibt, nach einem Jahr wieder auszusteigen. Der Deutsche hätte aber gerne 2014 Handlungsspielraum, weil dann in vielen Teams wieder Plätze frei werden. Bei Ferrari, sollte Massa noch ein Jahr bleiben. Und bei Lotus, wenn Kimi Räikkönens Vertrag ausläuft. Zu lange warten kann ins Auge gehen. Das kennt Hülkenberg von 2010, als er bei Williams in letzter Minute abserviert wurde.

Die Akte di Resta:

Der Name Paul di Resta tauchte bei allen Spekulationen auf dem Transfermarkt kaum auf. Deshalb kam es überraschend, dass sich McLaren für Perez entschied und nicht für den Schotten, auf den man über Force India leichter Zugriff gehabt hätte. Doch di Resta ist mittellos. Mit Perez eröffnen sich für McLaren neue Sponsormärkte. Di Resta muss bei Force India ausgekauft werden. Das Team hält eine Option für ihn. Die letzten Gerüchte sagen, dass Ferrari offenbar bereit ist, für den Vierten von Singapur eine Ablösesumme zu zahlen. Das würde erklären, warum Fernando Alonso nach dem Rennen in Singapur nicht bester Stimmung war. Der Spanier hat wohl geahnt, dass di Resta mit seinem vierten Platz nur 3,8 Sekunden hinter Alonso das Ticket für Ferrari gelöst hat. Sollten bei Force India beide Fahrer gehen, wäre das eine Chance für Fahrer wie Sebastien Buemi, Jaime Alguersuari, Adrian Sutil oder Jules Bianchi. Vielleicht sogar Rubens Barrichello.

Die Akte Massa:

Felipe Massa wird weiter auf die Folter gespannt. Eigentlich sollte er Mitte der Woche Bescheid bekommen. Nach seinem guten Rennen in Singapur sollten die Chancen nicht so schlecht stehen für den Brasilianer. Mit Perez ist einer seiner Konkurrenten vom Markt. Doch vielleicht hat genau diese Rochade Ferrari nachdenklich gemacht. Wenn McLaren bereit ist, Hamilton durch Perez zu ersetzen, sollte man dann nicht auch selbst über etwas mehr Risiko nachdenken. Die möglichen Alternativen sind jedoch dünn gesät. Von den jungen Piloten kommen nur di Resta und Hülkenberg in Frage. Von den erfahrenen Sutil und Kovalainen. Offenbar hat Di Resta das Rennen gemacht. Fernando Alonso machte zuletzt vehement Werbung für Felipe Massa. Am Renntag von Singapur aber muss irgendetwas bei Ferrari passiert sein, was dem WM-Spitzenreiter die Laune vermiest hat. Beobachter meinen, es könnte etwas mit der Besetzung des zweiten Cockpits zu tun haben. Das spräche dann gegen Massa und für di Resta.

Die Akte Sutil:

Adrian Sutil steht bei Sauber auf der Liste. Genau wie Nico Hülkenberg. Heikki Kovalainen dagegen nicht. Der Finne hatte offenbar nie Interesse für Sauber gezeigt. Am liebsten hätte Sutil natürlich den Platz von Massa. Doch da stehen noch andere vor ihm an. Die besten Chancen hat Sutil bei Force India, wenn einer der aktuellen Stammpiloten geht. Zu Williams gab es 2011 Kontakt. Aber mit Bottas und Maldonado haben auch dort zwei Piloten bessere Karten. Zwei Jahre will sich der Bayer nicht auf die Ersatzbank schieben lassen. Sonst bleiben aber nur noch der Job als Pirelli-Tester oder ein Wechsel in die DTM.

Die Akte Kobayashi:

Die Tage von Kamui Kobayashi dürften gezählt sein. Der Japaner überlebt nur, wenn Sauber für Perez einen Ersatz vom Kaliber eines Michael Schumacher findet. Zusammen mit einem Youngster wie Gutierrez wäre Kobayashi überfordert. Zu inkonstant waren die Leistungen des Japaners in diesem Jahr. Zu gross der Abstand zu Perez in der WM-Wertung.

Die Akte Kovalainen:

Für Heikki Kovalainen gibt es offenbar nur zwei Optionen: Caterham oder Ferrari. Doch vorsichtig. Bei Caterham klopfen auch andere Fahrer an die Tür. Zum Beispiel Sebastien Buemi. Wer zu lange pokert, kann schnell seinen Platz verlieren. Zumal Kovalainen nicht ganz billig ist.

Die Akte Alguersuari:

Jaime Alguersuari wirbt öffentlich mit einem grossen Sponsorpaket. In Singapur brachte er sich über Medienvertreter bei Sauber ins Gespräch. Doch dort weiss man nichts. "Es gibt keinen Kontakt", hiess es nur. Damit bleiben als einzige Alternativen für den Spanier nur noch Caterham und HRT.

Quelle:
Auto Motor & Sport

30.9.2012