Sauber: «Jetzt kommen die Karten auf den Tisch»

Teamchef Peter Sauber ist voller Zuversicht

Peter Sauber freut sich auf die bevorstehende Formel-1-Saison. «Grundsätzlich bin ich zufrieden, wie die Tests für uns verlaufen sind», schreibt der Teamchef in seiner Kolumne.
Endlich ist die Zeit des Testens vorbei, endlich gehts los! Ab kommendem Freitag müssen in Melbourne alle die Karten auf den Tisch legen, dann wissen wir, wo wir stehen. Noch nie war es so schwierig wie in diesem Jahr, sich ein Bild zu machen. Denn noch nie lag das Feld so eng beisammen. Das hat sich bei den Testfahrten abgezeichnet. Besonders im grossen Mittelfeld herrscht ein dichtes Gedränge. Grundsätzlich bin ich zufrieden, wie die Tests für uns verlaufen sind. Zu Beginn gab es einige technische Probleme, die alle nicht weiter beunruhigend waren, die aber für allzu lange Standzeiten sorgten. Ab Mitte des ersten Barcelona-Tests lief es dann deutlich besser. Unsere Piloten konnten mehr Runden drehen, und die Ingenieure verstanden auch das Auto immer besser. Das schlug sich natürlich in einer optimierten Abstimmung nieder.

Wir haben uns diesmal auch vermehrt auf die Simulation von Qualifyings konzentriert, also einzelne schnelle Runden mit weichen Reifen und vergleichsweise wenig Benzin, was automatisch gute Rundenzeiten ergibt. Das führte zu kritischen Kommentaren von einzelnen Beobachtern, die uns vorwarfen, Showzeiten für die Sponsoren zu fahren. Dazu kann ich nur sagen: Unsinn! Zumal wir auch sehr offen kommuniziert hatten, wie diese Rundenzeiten zustande kamen. Dass wir unseren Fokus mehr als früher aufs Qualifying legten, hat einen ganz einfachen Grund: Wir taten uns 2011 immer wieder schwer, die Reifen für eine schnelle Runde – also eben im Qualifying – auf Temperatur zu bringen. Das hat uns regelmässig wertvolle Zehntel und damit bessere Startplätze gekostet. Unsere Performance im Qualifying war stets schwächer als im Rennen.
Deshalb haben sich unsere Ingenieure diesem Sorgenkind nun angenommen, und tatsächlich gab es bisher keine Probleme. Das ist eine sehr gute Nachricht für uns. Die neuen Pirelli-Reifen der Generation 2012 scheinen in dieser Beziehung unkritischer zu sein. Natürlich sind unsere Piloten auch ausreichend so genannte Long Runs gefahren, also längere Strecken am Stück mit viel Benzin an Bord. Und auch hier waren die Resultate ermutigend. Es zeichnet sich ab, dass die 2012er-Reifen schneller abbauen, was wohl zu mehr Action an den Boxen führt und von Pirelli so gewollt ist.

Eine schöne Überraschung gab es für uns am zweitletzten Testtag. Red Bull hatte angekündigt, erstmals mit einem stark modifizierten Auto zu fahren, so wie es auch in Melbourne zum Einsatz gelangen soll. Diese Entwicklungsstufe verfügt im Vergleich zur ersten Version über eine völlig andere Heckverkleidung, die sich von den meisten Autos deutlich unterscheidet – nicht jedoch von unserem. Der Red Bull und unser C31 verfügen über ein sehr ähnliches Konzept, was die Führung des Luftstroms im Heckbereich betrifft.
Für unsere Ingenieure war das eine zusätzliche Bestätigung, dass sie sich für die richtige Entwicklungsrichtung entschieden haben, nachdem sie zuvor auch andere Lösungen evaluiert hatten. Sie sind überzeugt, dass dieses Konzept Potenzial für weitere Entwicklungen bietet.

Aber ganz am Ende geht es um Rundenzeit und Zuverlässigkeit. Die Wahrheit liegt bis zum Finale in Brasilien auf der Strasse. Und unsere Ziele sind klar: Abschied vom 7. WM-Platz – und regelmässig in die Punkte fahren! Von Peter Sauber

Quelle:
SonntagsBlick
12.3.2012