Sauber arbeitet mit Volldampf am Auto 2013

Chefdesigner Matt Morris sieht Sauber für die

Zukunft bestens aufgestellt

Sauber ist die Überraschung des Formel-1-Jahres 2012. Nach Dreiviertel aller Saisonläufe liegt das Schweizer Team in der Konstrukteurs-WM nur 20 Punkte hinter Mercedes auf Platz sechs und rechnet sich gute Chancen aus, die mit einem deutlich grösseren Budget gesegneten "Silberpfeile" noch abzufangen.

In der Saison 2013 möchte man in Hinwil auf der guten Basis des aktuellen C31 aufbauen. "Es handelt sich um ein neues Auto, doch es ist eher eine Evolution als eine Revolution", sagt Chefdesigner Matt Morris mit Blick auf den nächstjährigen Sauber und stellt heraus: "Wir haben in diesem Jahr ein gutes Fahrzeug und die Regeln verändern sich nicht. Da muss man vorsichtig sein und darf nichts Dummes anstellen." Während Sauber im laufenden Rennjahr auf den Einsatz eines Doppel-DRS verzichtet, denkt man für die Saison 2013 sehr wohl darüber nach. "Im Augenblick schauen wir uns das näher an", sagt Morris und hält fest: "Die Regeln verändern sich nicht, also denken wir vielleicht darüber nach. Ich rede von DR-Systemen, die wir über den Winter möglicherweise entwickeln."

Die Krux mit dem Doppel-DRS

Ein System, wie es Mercedes seit Beginn der Saison 2012 und Red Bull seit wenigen Wochen ebenfalls einsetzt, wird im kommenden Jahr reglementbedingt nicht mehr erlaubt sein - das bei Lotus nach wie vor nicht ganz ausgereifte System allerdings schon. Der Unterschied zwischen den beiden Konzepten besteht darin, dass jenes von Mercedes wie auch das von Red Bull vom Fahrer aktiviert wird, um den Luftwiderstand zusätzlich zu verringern. Bei Lotus hingegen wird der Effekt erzielt, indem die über zwei Öffnungen links und rechts der Airbox zugeführte Luft ohne Einfluss des Fahrers kanalisiert wird. Die Komplexität des Lotus-Systems besteht darin, dass die Betätigung des verstellbaren Flügel nicht im direkten Zusammenhang mit dem Luftstrom im Kanal steht. Stattdessen sorgt einzig der Luftdruck im Kanal für den gewünschten Zusatzeffekt des DR-Systems. Die Schwierigkeit, das System zum Funktionieren zu bringen, ist nicht zuletzt der Grund, warum Lotus bis dato von einem Renneinsatz abgesehen hat und das System auch am kommenden Sonntag in der Garage lassen wird.

So ist die entscheidende Frage, die sich Morris in Bezug auf ein Doppel-DRS bei Sauber stellt, die, inwiefern das System in das Gesamtpaket des Fahrzeugs eingebunden werden kann. "Wenn es gelingt, das System ohne Kompromisse zu integrieren, dann ist es ganz klar ein Vorteil", stellt der Chefdesigner heraus und verweist in diesem Zusammenhang auf den Vorteil einer über den Winter üblichen Neukonstruktion: "Wenn du beim Design ganz von vorn anfängst, kannst du es berücksichtigen, weil es einen Leistungsgewinn darstellt."

Entwicklung für 2013 und 2014 läuft parallel

Während die Entwicklung des nächstjährigen Boliden in Hinwil in vollem Gange ist, lässt Morris durchblicken: "Wir haben auch bereits mit der Arbeit am Auto für 2014 begonnen. Wir müssen die Ressourcen also entsprechend aufteilen. Das Modell des nächstjährigen Autos ist bereits im Windkanal und hinterlässt dort einen guten Eindruck." Bis zum Beginn der ersten Testfahrten in Jerez de la Frontera (5. bis 8. Februar) verbleiben noch vier Monate. Für den Sauber-Chefdesigner angesichts des aktuellen Entwicklungsstands beim C32 genügend Zeit, um zu sagen: "Wir sollten einen guten Start hinlegen können." Im Februar 2012 wusste der Sauber nach anfänglichen Zuverlässigkeitsproblemen sofort zu überzeugen. Einen ähnlich starken Start in die Saison hat man sich in Hinwil auch für den Februar 2013 auf die Fahnen geschrieben.

Kaltenborn: «Jetzt muss der 5. Platz her !»

Monisha Kaltenborn mit Kamui Kobayashi


Vor dem GP Korea in fünf Tagen liegt Mercedes gegen die Schweizer noch mit 136:116 vorne. Auch wenn die Deutschen nach Podestplätzen 3:4 hinten sind. Aber der Sieg von Rosberg in China (25 Punkte) macht den Unterschied.

Wie viel der 5. WM-Platz wert ist, bleibt ein gut gehütetes Geheimnis von Bernie Ecclestone und den Teams. Bekannt ist nur, dass der Unterschied zwischen WM-Rang fünf und sechs rund acht Millionen Franken ausmacht. Viel Geld für Sauber. Deshalb sagte CEO Monisha Kaltenborn (41) zu BLICK: «Jetzt muss dieser fünfte Platz her!» Die Inderin ist zum Glück dem grossen Klub der Schönredner in der Formel 1 nie beigetreten. Sie spricht Klartext. Auch mit den Fahrern!

Und Sauber ist im Vorteil. Die Silberpfeile mit dem längst auf dem harten Boden der Realität angekommenen Nico Rosberg (27) und dem seit Monaten am Erfolg zweifelnden Schumi (43) kämpfen nur noch mit stumpfen Waffen. Vor allem wenn die Reifen nicht ins Temperaturfenster passen, ist Mercedes verloren. Ein Problem, das man trotz vier Technischen Direktoren seit Saisonstart herumschleppt.

Bei Sauber ist der Gummi dieses Jahr kein Sorgenkind. Dafür steht man oft mit langsamen Ecken und dem Topspeed auf Kriegsfuss. Doch der C31 aus Hinwil ist dem W03 aus Brackley (Gb) klar überlegen. Bei Mercedes hatte man Sauber in Japan mit der schwachen Qualifikation den roten Teppich ausgelegt. Leider rutschte der dreifache Podest-Mann Sergio Pérez (22) einmal mehr aus, warf das Geschenk in Form von mindestens acht Punkten (6. Platz) weg. Jetzt weiss man auch, warum sich Ferrari-Boss Luca di Montezemolo gegen Pérez als potenziellen Massa-Nachfolger aussprach. «Pérez ist noch zu unerfahren, macht viele Fehler und ist zu inkonstant!», sagte er.

Heroisch in Suzuka war Podest-Neuling Kamui Kobayashi (26), der sich am Ende von Button im McLaren nicht aus der Ruhe bringen liess. «So nervös waren wir am Kommandostand schon lange nicht mehr», sagte Monisha Kaltenborn, die dort oben sogar ihre Hände faltete. Am Ende lobte sie den oft kritisierten Japaner in dessen Landessprache: «Yoku Yatta» – gute Leistung. Kaltenborn: «Ich musste doch etwas von meinen fünf Japanisch-Sätzen loswerden!»

11.10.2012