Peter Sauber über die verlorene Sekunde

ĞMagic Kobağ Kamui Kobayashi und Temchef

Peter Sauber

Wie kaum ein anderes Team haben wir dem Saisonfinale in Brasilien entgegengefiebert: Es ging um viel, und wir haben den Zweikampf mit Toro Rosso für uns entschieden. Dieses Duell war am Ende enger geworden, als uns lieb sein konnte. Nach Korea hatten uns einige Beobachter sogar abgeschrieben, prophezeiten uns Rang 8 in der Team-WM.

Am Ende lagen sie falsch. Wir haben die Italiener in Interlagos aus eigener Kraft besiegt. Entsprechend ausgelassen war die Stimmung. Es war wichtig, die Saison emotional positiv abzuschliessen. Das galt insbesondere auch für Kobayashi, der ein schwieriges Jahr hinter sich hat. In der zweiten Saisonhälfte war bei ihm der Wurm drin, insofern waren das Finale und der 9. Platz für ihn ein grosser Befreiungsschlag. So kennen wir Kamui – und so werden wir den Japaner auch 2012 wieder sehen.

Bei aller Freude über den 7. Platz haben wir nicht vergessen, dass wir mehr wollten. Wir lagen bei Saisonmitte solide auf Rang 6, dann hat uns aber Force India bald überholt. Verantwortlich dafür waren das Thema angeblasener Diffusor und das so genannte «Off-Throttle-Blowing», also das Nutzen von Auspuffabgasen, die mittels elektronischer Motorsteuerung erzeugt werden, obwohl der Fahrer gar kein Gas gibt und das Triebwerk keine Leistung produziert. Wir stoppten diese Entwicklung, nachdem die FIA ein Verbot angekündigt hatte. Das erwies sich als Fehler, weil die FIA einen Rückzieher machte und diese bizarre Technologie wieder zuliess.

So gerieten wir in der zweiten Hälfte arg in die Defensive. Die Konkurrenz optimierte diese Systeme und erzielte Vorteile von deutlich über einer Sekunde pro Runde. Das Thema ist jetzt erledigt. Die Regeln für 2012 verbieten das System und schränken auch die Architektur der Diffusoren ein.

Ansonsten sind die Regeländerungen moderat. Deshalb wird unser C31 keine Revolution, sondern eine gezielte Evolution. Die Änderungen sind zahlreich, und natürlich liegt auch beim neuen Auto das Augenmerk auf der Aerodynamik. In diesem Bereich haben wir uns verstärkt: Seit Mitte November ist dort wieder Willem Toet Chef, der diese Funktion auch in unserer Zeit mit BMW ausübte.

Was die Fahrer betrifft, herrscht Stabilität. Sergio Pérez wird in seine zweite Saison gehen, Kamui in die dritte. Beide werden mit denselben Renningenieuren arbeiten wie 2011. Ein gutes Zusammenspiel zwischen Fahrer/Ingenieur ist wichtig, schlägt sich direkt in der Leistung nieder.

Nach einem sehr turbulenten Jahr 2010 haben wir in der abgelaufenen Saison mehr Stabilität ins Team gebracht. Das gibt Kraft – die Richtung für die Zukunft stimmt! Peter Sauber

Quelle:
BLICK

6.12.2011