Peter Sauber: Es kommen noch viele Punkte

Teamchef Peter Sauber

Teamchef Peter Sauber analysiert die Lage nach dem GP von Italien in Monza und vor dem Nacht-Rennen in Singapur (23. September).

Mit dem Rennen in Monza endete bereits die Europa-Saison der Formel 1, obwohl noch sieben Rennen ausstehen. Der Grosse Preis von Italien war für uns ein Abschluss nach Mass! Sergio Pérez hat uns mit dem zweiten Rang, seiner bereits dritten Podiumsplatzierung in diesem Jahr, alle überrascht. Es wäre auch vermessen gewesen zu erwarten, dass er in einem Rennen ohne aussergewöhnliche Zwischenfälle von Startplatz zwölf auf Rang zwei nach vorne fährt. Natürlich ging dabei unsere Strategie, mit den härteren Reifen zu starten, voll auf. Aber insbesondere in der zweiten Rennhälfte fuhr er wie in einer eigenen Welt. Natürlich war es beeindruckend, wie er beide Ferrari überholte, aber am besten hat mir sein Zweikampf mit Kimi Räikkönen gefallen. Das war Rennsport auf höchstem Niveau: hart, aber fair und zentimetergenau. Die beiden haben sich nichts geschenkt. Aber sie hatten den nötigen Respekt voreinander. Dieser Zweikampf war auch ein Stück Anschauungsunterricht, wie man auf der Strecke miteinander umgehen sollte. Zusammen mit den Punkten, die Kamui einfuhr, kamen insgesamt 20 weitere Zähler auf unser Konto, auf dem nun genau 100 Punkte stehen. Das sind bereits 56 mehr als 2010 und 2011, als wir jeweils 44 Punkte einfahren konnten. Und ich bin sehr zuversichtlich, dass da 2012 noch viele hinzukommen.

Nicht wenige Experten hatten uns einen Einbruch zu Mitte Saison prophezeit, weil sie davon ausgegangen sind, dass wir das Entwicklungstempo unserer Konkurrenten nicht würden mithalten können. Aber genau das Gegenteil ist eingetreten: Wir sind noch stärker als zu Beginn der Saison!

Entscheidend ist, dass wir das Auto, das von Beginn an schnell war, erfolgreich verbessert haben. Das erste Entwicklungspaket brachten wir in Barcelona, das nächste in Silverstone, und beide haben voll eingeschlagen. Das ist keineswegs selbstverständlich, zumal es ja während der Saison nicht mehr laufend Testfahrten gibt wie früher. Drei Tage Mugello – das war alles.

Ich bin überzeugt, dass der klare Aufwärtstrend kein Zufall ist, sondern das direkte Resultat unserer gesamten Organisation. Viele Experten waren überrascht, als wir im Frühjahr unsere Struktur ohne einen Technischen Direktor bekanntgaben. «Das geht unmöglich», habe ich mehrfach gehört. Aber die Resultate sagen etwas anderes. Wir wollen auch keinen Personenkult mehr. Das Teamwork in den verschiedenen Abteilungen überstrahlt alles.

Viele Schlagzeilen produzieren seit einigen Wochen die Gerüchte rund um die Fahrertransfers. Nicht umsonst nennen die Briten diese Jahreszeit «Silly Season», weil die verrückte Phantasie mit einzelnen Journalisten durchgeht. Von unserer Seite gibt es zu diesem Thema nichts Neues. Die Lage ist seit Wochen unverändert: Wir stehen nicht unter Zeitdruck und werden unsere Piloten für 2013 zur gegebenen Zeit kommunizieren. Eine Deadline dafür gibt es nicht. Tatsache ist, dass das Interesse an unserem Team sehr gross ist.

In einer Woche geht die WM in Singapur weiter. Ein Rennen, auf das ich mich besonders freue. Der Nacht-GP findet erst zum fünften Mal statt, aber er hat sich bereits zu einem Saisonhöhepunkt entwickelt. Die Flutlicht-Atmosphäre ist wirklich einzigartig. Von Peter Sauber

Quelle: SonntagsBlick

18.9.2012