Peter Sauber: Der geradlinige Racer

Peter Sauber hält sich seit einem Jahr aus dem

Tagesgeschäft oft heraus

Der Name ist Programm. Peter Sauber geniesst als Formel-1-Teamchef den Ruf eines geradlinigen Racers und verantwortungsvollen Unternehmers. Keine Yachten, keine Skandale, ein gepflegtes Glas Rotwein und eine gute Zigarre sind das Maximum an Verwegenheit, das er gelegentlich erkennen lässt. Er ist seit über vier Jahrzehnten mit derselben Frau verheiratet und benennt unverdrossen seine Rennwagen nach ihr - das C steht für Christiane Sauber. Das Paar hat zwei erwachsene Söhne und zwei Enkelkinder.

Der Schweizer hat sein Team in seinem Heimatland aufgebaut, in dem der Rennsport nicht eben populär war, und er hat es über 40 Jahre durch manche Turbulenz geschifft. 2010 kehrte er an die Boxenmauer zurück, nachdem er sein Unternehmen Ende 2009 von BMW zurückgekauft hatte. "Das war kein Wunsch", stellt er klar, "es war die einzige Möglichkeit, die Arbeitsplätze und den Technologiestandort zu retten."

Mittlerweile 68 Jahre alt, hat er seine Rolle so definiert, dass es passt: Er ist Teamchef, Teambesitzer, Präsident des Verwaltungsrates und führt die Mannschaft an der Rennstrecke. Aber er greift nicht mehr ins operative Geschäft in Hinwil ein. Das besorgt das Führungsteam unter der Leitung von Geschäftsführerin Monisha Kaltenborn. Mit zur Geschäftsführung gehört seit 2010 auch Saubers jüngerer Sohn Alex, geboren 1973, als Marketing-Direktor. Die neu installierte Struktur, allen voran die Führungsposition von Monisha Kaltenborn, brachte frischen Wind ins Unternehmen und lässt Sauber auch etwas Luft zum Atmen. Er lebt zeitweise in seiner Wohnung in Wilen am Zürichsee und zeitweise an seinem Zweitwohnsitz in Laax. Wenn es die Zeit erlaubt, schwingt er sich gerne mal für einen Ausritt auf sein Motorrad, oder er schnallt sich die Skier an.

Im Januar 2006 wurde Peter Sauber vom Fernsehpublikum aus allen Schweizer Sprachregionen zum Schweizer des Jahres 2005 gewählt. Damit würdigten seine Landsleute nicht nur seine sportlichen Leistungen, sondern vor allem die unternehmerischen. Als Rennfahrer hätte es der gelernte Elektromonteur zumindest nach eigener Auffassung nicht sehr weit gebracht, obwohl er 1970 mit dem C1, seinem ersten selbst konstruierten Rennsportwagen, sogar den Schweizer Meistertitel geholt hatte.

Die Leidenschaft für das Konstruieren war grösser, der Mut zur Selbstständigkeit passte dazu, und mit seiner Fähigkeit, andere zu überzeugen, hat er es weit gebracht. Das gilt zum einen in der Innenwirkung. Die Formel 1 laugt die Leute schnell aus, dennoch sind einige Mitarbeiter nun seit über 20 Jahren an Bord. Seine Überzeugungskraft setzte Peter Sauber aber auch im Dialog mit Konzernchefs erfolgreich ein. Er holte Mercedes Mitte der 1980er-Jahre in den internationalen Motorsport zurück, und es war sein Team, mit dem BMW eine Zukunft in der Königsklasse plante. In der Aussenwirkung ist er Frontmann, im Tagesgeschäft hält er sich im Hintergrund.

8.2.2012