Peter Sauber: C31 ist das beste Auto aller Zeiten

Er wurde wie der Kanada-Dritte Sergio Pérez (22) umarmt, geküsst und gefeiert: Peter Sauber (68). Ein Mann auf der Zielgeraden als Teamchef.

Frage:
Nach den wieder einmal verschenkten Startplätzen am Samstag – am Sonntag das Wunder von Montreal?

Peter Sauber:
Ein Wunder würde ich das nicht nennen. Hinter diesen 17 WM-Punkten steckt harte Arbeit. Aber es stimmt, wir müssen uns in der Qualifikation steigern.

Die Mexikaner sind beim Rennen ausgeflippt. Hunderte sangen auf den Tribünen sogar die Nationalhymne. Im Fahrerlager gabs eine Tequila-Party.

Ja, die Begeisterung ist in Mexiko enorm – und wir tragen dazu einen sehr grossen Teil bei. Das darf man nicht vergessen – und das macht mich stolz.

Was freut Sie am meisten?

Für mich ist dieses Resultat wertvoller als der zweite Platz von Pérez in Malaysia. Der GP Kanada war ein total reguläres Rennen. Es gab keinen Regen, keine Pace-Car-Phase, und es gab auch nur einen Ausfall von Schumi. Da muss man vom 15. Startplatz zuerst einmal aufs Podest fahren.

Wie ist das möglich?

Ich wiederhole mich: Hinwil hat mit dem C31 das beste Auto gebaut, seit wir 1993 in die Formel 1 eingestiegen sind. 75 Prozent des Erfolgs liegen allein in der Aerodynamik. Darum beneidet uns der grösste Teil der Gegner.

Trotzdem ging Sauber in Bahrain und Monaco punktemässig leer aus.

Das ist ärgerlich, denn der C31 ist für alle Streckentypen das ideale und schnelle Auto. Wir müssen vor keiner Piste mehr Angst haben! Wir sind überall konkurrenzfähig.

Liegen die Nullnummern also nur an den Fahrern?

Eine schwierige Frage. Kobayashi ist ein Supertyp. Er ist in Montreal trotz des 9. Platzes nicht abgefallen. Doch er steckte das ganze Rennen im Verkehr fest. Ich glaube, er ist fast wahnsinnig geworden. Zuerst hinter Räikkönen, dann hinter Button und Di Resta. Ich liebe seine Einstellung – und er wird uns noch viel Freude machen.

Pérez führt sich leider schon oft wie ein Superstar auf, auch wenn er dauernd wieder einen groben Fehler einbaut.

Nun, Sergio ist schnell und schont die Reifen. Im zweiten Jahr darf man noch Fehler machen, auch wenn wir das natürlich nicht gerne sehen.

Es gab nach dem Rennen bereits wieder mexikanische Stimmen, die ihren neuen Nationalhelden bald in einem Topteam sehen. Nach Malaysia war er ja sofort zu Ferrari transferiert worden .…

Grundsätzlich ist es ein Kompliment für mich, wenn die Konkurrenz einen Fahrer wirklich will. Dann machen wir ja etwas richtig. Doch ich glaube, Pérez weiss jetzt genau, was er an unserem Auto hat.

Also lassen Sie Pérez unter keinen Umständen ziehen?

Dieses Jahr sicher nicht. Und auch sonst ist es nicht so einfach, unser Team zu verlassen. Ich glaube, dass Pérez für uns noch einige Male im richtigen Moment explodieren kann.

Sie liegen jetzt mit 58 Punkten als bestes Privatteam auf dem angestrebten 6. WM-Platz. Nur noch elf Zähler hinter dem deutschen Werks-Riesen Mercedes …

Es tut gut, wenn man die Silberpfeile in Schlagdistanz hat. Dazu muss ich aber sagen, dass das Pech von Schumi unglaublich ist. So etwas habe ich in der Formel 1 noch nie erlebt. Er tut mir richtig leid.

Und für einmal stand Lotus-Pilot Romain Grosjean Ihren Fahrern nicht im Weg rum – er wurde ja Zweiter!

Kompliment, der Franzose ist sehr gut gefahren. Wir waren im Ziel sehr nahe an ihm dran. Doch Pérez war wohl froh, dass er Vettel, der ja frische Reifen hatte, hinter sich lassen konnte.

Ist die 20. GP-Saison Ihre letzte?

Es bleibt dabei: Mit 70 stehe ich nicht mehr an der Boxenmauer. Und 70 werde ich erst im Oktober 2013 …

Quelle: BLICK

13.6.2012