Offiziell: Sauber bestätigt Gutierrez als Fahrer

Esteban Gutierrez

Das Sauber F1 Team ist aufgestellt für die Saison 2013: Zweiter Stammpilot wird Esteban Gutiérrez. Der 21-jährige Mexikaner wird damit Teamkollege von Nico Hülkenberg (DEU). Der Holländer Robin Frijns, nur zwei Tage jünger als Gutiérrez, übernimmt die Rolle als Test- und Ersatzfahrer.

Gutiérrez begann seine Karriere im Kartsport, wurde 2007 Zweiter der amerikanischen Formel BMW, ehe er ein Jahr später die europäische Formel BMW für sich entschied. Über die Formel-3-Euroserie stieg er 2010 in die GP3-Meisterschaft auf, die er mit fünf Siegen souverän gewann. Es folgten zwei Jahre in der GP2. 2012 siegte Gutiérrez drei Mal und beendete die Meisterschaft auf Rang drei. Bereits 2009 hatte er erstmals Gelegenheit, für das damalige BMW Sauber F1 Team zu testen. In den folgenden Jahren kamen weitere Einsätze hinzu, zuletzt pilotierte er am 7. und 8. November den Sauber C31-Ferrari bei den Young Drivers Days in Abu Dhabi.

Teamchefin Monisha Kaltenborn: «Esteban gehört schon lange zum Team, entsprechend intensiv haben wir seine Karriere verfolgt. 2010 haben wir ihn als ‚Affiliated Driver‘ an Bord genommen, 2011 und 2012 war er unser Test- und Ersatzfahrer. Wir haben ihn Schritt für Schritt an die Formel 1 herangeführt. Esteban besitzt sehr viel Talent, und er ist jetzt reif für diesen Sprung. Wir sind überzeugt, mit Nico Hülkenberg und Esteban Gutiérrez eine schlagkräftige Fahrerpaarung für die Saison 2013 zu haben.»

Esteban Gutiérrez sagt: «Ich bin jetzt seit drei Jahren mit Sauber verbunden und sehr dankbar für die Aufmerksamkeit, die mir entgegengebracht wurde und all die Informationen, die mich kontinuierlich auf die Formel 1 vorbereitet haben. Die anderen Rennserien waren die Einführung, aber jetzt geht es um die echte Herausforderung, in der Königsklasse des Motorsports Erfolg zu haben. Die Unterstützung von meiner Familie und von meinen Sponsoren war ein Schlüssel, um so weit zu kommen. Ich bin allen Menschen, die dazu beigetragen haben, sehr dankbar. Ich freue mich darauf, in einem Team mit einem so erfahrenen Piloten wie Nico Hülkenberg zu sein. Er wird mir eine gute Orientierung sein, damit ich mich möglichst schnell in der F1 zurechtzufinden kann und wir das Auto mit dem Team bestmöglich entwickeln können.»

Die Rolle des Test- und Ersatzfahrers im Sauber F1 Team übernimmt Robin Frijns. Der 21-jährige Holländer begann seine Karriere ebenfalls im Kartsport. 2008 stieg er in den Formel-Sport ein, steigerte sich kontinuierlich und gewann 2010 die europäische Formel BMW mit sechs Siegen. Ein Jahr später wurde er Meister des Formel Renault Eurocups, ehe er sich 2012 den Titel in der hart umkämpften Formel Renault 3.5 Serie holte.

«Ein Blick auf Robins Weg im Rennsport zeigt», so Kaltenborn, «wie viel Potenzial er besitzt. Nicht zuletzt deshalb haben wir ihm die Chance gegeben, den Sauber C31-Ferrari bei den Young Drivers Days in Abu Dhabi zu fahren. Er hat seine Sache sehr gut gemacht. Wir werden ihn nun sorgfältig an die Formel 1 heranführen. Das ist ein langer Weg, aber Robin hat die Voraussetzungen, ihn erfolgreich zu beschreiten.»

Robin Frijns sagt: «Ich freue mich sehr, vom Sauber F1 Team diese Chance zu erhalten. Ich möchte mich bei Monisha Kaltenborn und Peter Sauber für das in mich gesetzte Vertrauen bedanken, mich als Test- und Ersatzfahrer an Bord zu nehmen. Ich will das Team bestmöglich unterstützen und lernen, wie in der hochprofessionellen Welt der Formel 1 gearbeitet wird. Ich freue mich schon sehr auf die Saison 2013 mit dem Team.»

Monisha Kaltenborn spricht noch die aktuellen Fahrer an: «Es ist mir ein grosses Anliegen, ein Wort zu Kamui Kobayashi zu sagen. Wir haben ihn in den drei Jahren nicht nur als starken Kämpfer auf der Strecke, sondern auch als grossartigen Menschen und fantastischen Teamplayer erlebt. Jeder in unserer Mannschaft hat grössten Respekt vor ihm, und sein Podestplatz in Japan war für uns alle ein besonderes emotionales Erlebnis. Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht, aber wir haben uns dennoch für einen Neuanfang entschieden, entsprechend geht unsere gemeinsame Zeit mit Kamui nach den beiden letzten Rennen der Saison zu Ende. Wir wünschen Kamui für die Zukunft nur das Beste. Und wir möchten uns auch bei Sergio Pérez bedanken, der dem Team bisher drei Podestplätze beschert hat und nun bei McLaren-Mercedes die Chance erhält, sein grosses Talent in einem der erfolgreichsten Teams der Formel-1-Geschichte zu zeigen. Auch ihm wünschen wir alles Gute und viel Erfolg.»

Gutierrez: "Ich wünsche den Fahrern alles Gute"


Die Saison 2012 schloss Esteban Gutierrez als Gesamtdritter der GP2-Serie ab. Parallel kam der Mexikaner seinen Verpflichtungen als Test- und Ersatzfahrer für Sauber in der Formel 1 nach und bestritt am Indien-Wochenende das erste Freie Training im Auto von Stammfahrer Sergio Perez.

Zur kommenden Saison steigt Gutierrez bei Sauber zum Stammfahrer auf und wird damit Teamkollege von Nico Hülkenberg, der von Force India zum Team stösst. "Das sind wirklich tolle Neuigkeiten", kommentiert der 21-jährige Mexikaner seine Beförderung gegenüber 'Sky Sports F1' und versichert: "Ich danke dem Team dafür, dass man mir das Vertrauen schenkt und mir den nächsten Schritt ermöglicht. Die kommende Saison wird mit Sicherheit interessant werden."
Zwar wurde der Vertrag mit Gutierrez am Freitag in Brasilien offiziell bestätigt. Im ersten Freien Training kamen jedoch die beiden Stammfahrer Perez und Kamui Kobayashi zum Einsatz. "Das Hauptaugenmerk im Team liegt an diesem Wochenende darauf, den fünften Platz in der Konstrukteurswertung noch zu erringen", erklärt Gutierrez mit Blick auf die zwölf Punkte Rückstand auf Mercedes.

Im Zusammenhang mit dem Bemühen des Teams, den Rückstand auf die "Silberpfeile" noch aufzuholen, versichert der nächstjährige Stammfahrer: "Ich wünsche den Fahrern bei diesem Unterfangen alles Gute." Während Perez in der kommenden Saison für McLaren an den Start geht, steht Kobayashi derzeit auf der Strasse. Der Japaner macht sich Hoffnungen auf die Rolle des offiziellen Testfahrers für Reifenhersteller Pirelli.

Hülkenberg: Es gibt keine taktischen Überlegungen


Mit einem Top-Ergebnis beim Saisonfinale in Sao Paulo könnten Nico Hülkenberg und Paul di Resta Force India in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft noch an Sauber vorbeibringen. Der Deutsche wechselt zur kommenden Saison ins Schweizer Team, doch das hält ihn nicht davon ab, bei seinem letzten Auftritt für Force India noch einmal das bestmögliche Ergebnis einzufahren.

Im Interview spricht Hülkenberg über seine Ziele im letzten Rennen für Force India, über ein kurioses Geschenk seiner Crew zum Abschied und über seine Erwartungen hinsichtlich des für Sonntag angekündigten Regens.

Frage: Nico, du wechselt im nächsten Jahr zu Sauber. Derzeit liegen zwischen Sauber und Force India 25 Punkte in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft. Ist das eine zweischneidige Situation für dich: Einerseits willst du zusammen mit Paul di Resta noch so viele Punkte wie möglich holen. Andererseits willst du deinem zukünftigen Team ja nicht das Geld für die Platzierung wegnehmen oder?

Nico Hülkenberg:
Ich bin Rennfahrer und das letzte Rennen zählt für mich. Ich werde alles geben und da gibt es keine taktischen Überlegungen in dieser Hinsicht. 25 Punkte ist eine Menge Holz. Dafür müssen Paul und ich schon sehr weit vorn ins Ziel kommen, aber theoretisch ist es nicht unmöglich. Mal schauen, wo wir von der Performance her sind. Vielleicht ist Sauber schneller, vielleicht sind wir schneller. Geschenke gibt es jedenfalls keine. Ich werde weiterhin einen guten Job machen und hoffentlich einen schönen Abschied haben an diesem Wochenende hier.
Du hast kürzlich von Force India eine Kuckucksuhr geschenkt bekommen. Was hat es damit auf sich?

Die Engländer glauben, dass die Kuckucksuhr aus der Schweiz kommt. Da ich zu einem Schweizer Team wechsle, war das eben ein Gag von ihnen. Für den Engländer kommt die Kuckucksuhr halt aus der Schweiz, aber wir wissen ja alle, dass sie aus dem Schwarzwald kommt.

Ist der Kurs in Sao Paulo tatsächlich so wellig wie immer behauptet wird?

Das kann ich noch gar nicht sagen. Ich bin nur zwei Installationsrunden gefahren und habe noch nicht wirklich Gas gegeben. Die Strecke fühlte sich aber gut an. Wie wellig es ist, werden wir später sehen. Ich glaube nicht viel mehr, als sonst auch.

Für den Sonntag wird Regen vorausgesagt. Beeinflusst das die Abstimmungsarbeit?

Man muss das schon im Auge behalten. Für Sonntag wird ja wirklich 100 Prozent Regen vorausgesagt. Dann müssen wir schon schauen, dass wir mit der Abstimmung ein bisschen auf Regen gehen oder einen Kompromiss finden. Mal sehen, wie sich der Wetterbericht noch verändert. Wir haben ja bis morgen vor dem Qualifying Zeit, unser Auto abzustimmen. Man muss es aber auf jeden Fall im Auge behalten. Es ist zwar schön, wenn man samstags gut aussieht, aber die Punkte gibt es halt nur am Sonntag.

Hülkenberg sorgt sich nicht um Saubers Form


Time to say Goodbye für Nico Hülkenberg: Am Wochenende bestreitet der Emmericher in Sao Paulo seinen letzten Formel-1-Grand-Prix für Force India, die Sache stimmt ihn melancholisch. "Es ist eine Portion Traurigkeit mit dabei, weil ich zwei Jahre bei diesem Team verbracht habe", erinnert Hülkenberg daran, dass Vijay Mallya ihn nach dem Williams-Aus zunächst als Testfahrer aufnahm. "Ich mag die Leute sehr. Wir müssen uns jetzt voll auf den Job konzentrieren und dann liegt eine neue Herausforderung vor mir."

Seien Vorfreude auf den Arbeitsplatz in Hinwil trübt das nicht. Und auch Saubers nachlassende Leistungen im Saisonverlauf seien für ihn kein Dämpfer, erklärt Hülkenberg: "Es ist schwierig zu beurteilen. Ich bin ja noch nicht im Team und es ist kaum zu bewerten, aus welchen Gründen es dort nicht so gelaufen ist wie immer", hütet er sich vor einer Ferndiagnose. "Aber die Formel 1 ist ein schnelllebiges Geschäft, nächstes Jahr gibt es neue Autos", zeigt sich der 25-Jährige abgeklärt.
Nervenberuhigend wirkt auch die Analyse des Datenmaterials: "Wenn ich mir die Rundenzeiten im Rennen ansehe, erkenne ich, dass das Auto absolut konkurrenzfähig ist und teilweise auch schneller als ich." Die Herstellerwertung hat ebenfalls das Potenzial, Hülkenbergs Nächte weniger schlaflos zu gestalten. "Sauber liegt einen Platz vor uns in der Konstrukteurs-WM. Sie haben sich stark entwickelt, vier Podiumsplätze eingefahren. Da sehe ich viel Potenzial", erklärt er.

Sauber am Sonntagabend auf Rang fünf - und damit vor Mercedes - zu sehen, würde Hülkenberg gefallen. "Da hätte ich nichts dagegen", meint er mit einem breiten Grinsen, würde dafür aber nicht zu weit gehen, wenn Sergio Perez oder Kamui Kobayashi im Rennen hinter ihm fahren sollten. "Dann soll er mich überholen. Jetzt bin ich hier, nächstes Jahr bin ich da, aber das ändert für dieses Wochenende gar nichts", erklärt Hülkenberg, der keine Angst vor einem schlechten C32 hat.

"Das kann mir hier genauso passieren", spielt er auf Force India an. "Dann lernt man eben als Rennfahrer weiter." Auch bei Sauber freut man sich auf Hülkenbergs Ankunft: "Er zeigt seit den vergangenen Rennen, dass er ein sehr schneller, ein sehr guter Fahrer ist und seine Chancen vor allem auch nutzen kann", so Monisha Kaltenborn, die voll auf ihren Neuzugang setzt: "Das spüren wir ja auch leider, was die Punkte betrifft! Wenn wir effizienter gewesen wären, unsere Chancen umzusetzen und Punkte nach Hause zu fahren, dann wären wir vielleicht in der Weltmeisterschaft woanders."

Rost abgeschüttelt, Hochglanz aufgelegt


53 WM-Punkte, zehn Mal in den Top 10 und das Karrierehighlight Spa-Francorchamps, als ihm Platz vier glückte - die Bilanz des Nico Hülkenberg kann sich 2012 mehr als sehen lassen. Klar, dass der Emmericher kein Trübsal bläst. "Es war ein sehr positives Jahr. Ich habe mich als Fahrer entwickelt und Stück für Stück verbessert. Wir hatten grossen Erfolg und viele gute Resultate, ich ziehe ein positives Resümee", freut sich der Force-India-Pilot, der in der kommenden Saison für Sauber ins Lenkrad greifen wird.

Nach einem Jahr Pause als Einsatzfahrer zurückgekommen zu sein, war für ihn dennoch keine leichte Aufgabe: "In den ersten Rennen habe ich das schon gemerkt. Hier verändert sich auch viel: die Regularien, die Reifen", erklärt Hülkenberg, der keine Möglichkeit sieht, ohne Cockpit auf dem Stand der Dinge zu bleiben. "Und was kommt denn an das Tempo der Formel 1 ran? Nichts", stellt sich der 25-Jährige eine rhetorische Frage und sieht als Nummer drei im Team kein Vorankommen.

Ein Jahr als Testfahrer hatte Fernando Alonso und Felipe Massa vor vielen Jahren allerdings bei ihren Karrieren geholfen. "Damals war es ja noch eine andere Situation", spielt Hülkenberg auf die nicht existenten Testbeschränkungen an. "Sie haben Tausende von Kilometern geschrubbt." Und dennoch konnte er aus der Zeit hinter Adrian Sutil und Paul di Resta Wertvolles ziehen. "Die Erfahrungen aus dem ersten und dem zweiten Jahr, das Selbstbewusstsein, das kommt dann alles zusammen."

Das Resultat sind Ergebnisse, wie sie Hülkenberg 2012 zu verzeichnen hatte: "Man hat mehr Vertrauen ins Auto, es läuft immer runder, die Zusammenarbeit mit dem Ingenieur klappt auch immer besser. Das sind Dinge, die auf dem Tableau etwas ausmachen", betont er, dass Erfahrung WM-Zähler wert sein kann. In Sao Paulo will er für einen gelungenen Abschluss im Vijay-Mallya-Team sorgen, schliesslich hat Hülkenberg beste Erinnerungen an das Autodromo Carlos Pace. 2010 fuhr er im Williams bei Mischbedingungen eine sensationelle Pole-Position heraus. Der Deutsche bezeichnet sie als "speziell" und präzisiert: "Gerade, wie sie zustande gekommen ist. Es war schön, mal in die Startaufstellung zu kommen und niemanden vor mir zu haben." Jeder erinnere ihn dieser Tage an den Moment, doch es sei eine ganz andere Situation gewesen. "Ich glaube nicht, dass man darauf setzen sollte, dass bei Regen das Gleiche nochmals passiert", bremst Hülkenberg die Erwartungen.

23.11.2012