Kobayashi von Austin nicht beeindruckt

Kamui Kobayashi ist von der Strecke in Austin

nicht sonderlich angetan

Die gesamte Formel-1-Szene jubelt über den "Prachtkurs Austin", nur Kamui Kobayashi bleibt mit seinem Urteil äusserst zurückhaltend. Der Japaner hält die Anlage in Texas für "nichts Besonderes". Allerdings will er genau dort besondere Leistungen im Sauber-Ferrari C31 zeigen und sich somit für eine Weiterbeschäftigung empfehlen. Kobayashi erklärt seine Sicht der Austin-Dinge und seine Fortschritte bei der Suche nach Sponsoren, die ihn im Geschäft halten sollen.

Frage: Kamui, hattest du schon die Möglichkeit, die Strecke zu erkunden und Erkenntnisse zu gewinnen?

Kamui Kobayashi: Ja, es wird schon okay sein. Das Layout bietet schnelle, mittelschnelle und langsame Passagen. Der grundsätzliche Eindruck ist in Ordnung. Aber es ist eine brandneue Strecke, somit haben wir keine Ahnung, wie viel Grip es gibt.

Viele halten die erste Kurve für sehr besonders. Du auch?

Nein, nicht so wirklich. Solche Dinge kennen wir aus Spa-Francorchamps. Es ist eben eine Kurve, wo man bergauf anbremsen muss - nicht sonderlich aussergewöhnlich. Wirklich nichts Besonderes. In Portugal haben wir mal getestet. Dort ist es ähnlich, geht nur noch höher den Berg hinauf. Alle halten den Kurs für spektakulär, aber ich muss ehrlich sagen, dass ich schon tollere Strecken gesehen habe: Spa und Portimao zum Beispiel. In Portimao haben wir damals im Regen getestet. Da ging es teilweise extrem den Berg hinauf und hinab. Bei Nässe hatte ich dort beim Beschleunigen bergab die ganze Zeit durchdrehende Räder. Ich hätte jede Runde heulen können - echt wahr.

Auf solch neuen Strecken ist anfangs immer viel Dreck. Macht dies die Setuparbeit schwieriger, weil sich der Grip im Verlauf des Wochenendes stärker verändern wird?

Zu Beginn wird es sicherlich schwierig sein, weil extrem schmutzig und rutschig. Es ist schwierig einzuschätzen, in welche Richtung man in Sachen Setup arbeiten muss, wenn der Asphalt noch so dreckig ist. Wir machen dann erst einmal Grundlagenarbeit, prüfen den optimalen Downforce-Level. So etwas kann man am Freitag gut machen. Im zweiten Training kann man auch schon an anderen Bereichen arbeiten. Spätestens im dritten Freien Training am Samstag wissen wir ziemlich genau, wie sehr sich die Strecke entwickelt und wie groß der Effekt ausfällt. Dann kann man an den Details des Setups arbeiten. Gleich zum Start ins Wochenende ist das nicht sinnvoll.

Wie steht es denn nun um 2013? Gibt es Fortschritte? Hast du Geld sammeln können?

Ich kann nichts sagen im Augenblick. Es gibt nun noch diese zwei Rennen in dieser Saison. Anschliessend wird man eine Antwort finden. Derzeit habe ich keine Ahnung. Ich lasse mich davon jetzt nicht ablenken, sondern bin voll darauf fokussiert, in den zwei Rennen meinen Job zu machen. Es ist wichtig, dass ich die Saison auf einem Hoch beende.

Neulich hast du zuversichtlich gewirkt bezüglich eines möglichen neuen Sponsors...

Ich bin auch zuversichtlich, aber bislang hat sich an meiner Situation wenig geändert. Es wird schon alles gut gehen. Bezüglich der Finanzen ist meine Situation besser als zuvor. Mal sehen.

Kaltenborn: Kobayashi braucht Leistung, kein Geld


Im Kampf um die verbleibenden Cockpits in der Formel 1 versuchen viele Fahrer, die Mitgift eines Sponsors zu organisieren, um die eigene Attraktivität zu steigern. Kamui Kobayashi habe das bei Sauber nicht nötig, findet Monisha Kaltenborn. Auf die Frage, ob der Japaner für einen Vertrag zwingend auf einen Geldgeber, den er nach eigenen Angaben in seinem Heimatland sucht, angewiesen sei, antwortet die Teamchefin der 'Press Association Sport' mit einem deutlichen "Nein."

Kaltenborn betont, dass die Geldbörse der Piloten bei Sauber auch zuvor keine Rolle gespielt habe: "Wir haben darauf nicht mal Ende 2009 geschaut, als es darum ging, ob das Team fortbesteht", bemerkt die Österreicherin und betont Kobayashis Talent: "Wir nahmen ihn damals nur wegen seiner Fähigkeiten, er hat keinen Sponsor mitgebracht. Auf ihm lastet kein Druck. Es geht nur darum, was er auf der Strecke macht." Das allerdings dürfte Anspannung genug bedeuten.

Die Teamchefin ist bemüht, möglichst viel Last von den Schultern des 26-Jährigen zu nehmen, wenn er in Austin und in Sao Paulo an den Start rollt: "Wir werden nicht nur auf die abschliessenden zwei Rennen schauen und danach beurteilen, ob er gut oder schlecht ist", wirft sie ein. "Egal, ob er Plus- oder Minuspunkte gesammelt hat." Lieber wolle sie sich auf die Erfahrungen verlassen, die sie in den vergangenen drei Jahren mit Kobayashi gemacht hat. Er habe sein Talent demonstriert.

Kaltenborn will nicht, dass Kobayashi, der mitunter zu hitzköpfigen Aktionen wie bei seinem Startunfall in Südkorea neigt, sorgenvoll die letzten Kilometer des Jahres geht: "So gesehen sollte er wissen, dass das Team ihn kennt und ihm vertraut", macht sie ihm Mut.

Kaltenborn gibt sich optimistisch, wenn es darum geht, Mercedes auf Rang fünf der Konstrukteurs-Wertung noch abzufangen: "Man weiss nie, was passiert, und gerade in Sao Paulo kann es Überraschungen geben", weiss die Teamchefin und fordert, den Rückstand auf andere Teams zu verkleinern. Sie blickt voraus: "Wenn ich mir die Charakteristik der kommenden Strecken ansehe, bin ich zuversichtlich, dass wir noch um diese Position kämpfen können."

Sutil und Kobayashi auf Pirellis Wunschliste


Meist unter Ausschluss der Öffentlichkeit führt Reifenhersteller Pirelli regelmässig Testfahrten durch, bei denen die Reifen der Italiener weiterentwickelt werden. Als Testfahrzeug steht Pirelli ein Renault R30 aus der Saison 2010 zur Verfügung, Testfahrer sind derzeit Lucas di Grassi und Jaime Alguersuari. Der Brasilianer di Grassi wird nach Angaben von Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery auch im kommenden Jahr für den Mailänder-Hersteller testen, Ende 2013 läuft sein Vertrag jedoch aus.

"Lucas macht einen grossartigen Job für uns", wird Hembery von 'Totalrace' zitiert. "Ob er über das nächste Jahr hinaus weiterhin für uns tätig sein wird, hängt von unseren Zukunftsplänen ab." Wer 2013 zweiter Testfahrer für Pirelli sein wird, steht nach Angaben von Hembery noch nicht fest: "Als Ergänzung zu Lucas sondieren wir andere Namen, die auf dem Markt sind, wie Sutil oder Alguersuari." Der Spanier würde für Kontinuität stehen, hatte jedoch mehrmals verkündet, dass er nach der Auszeit im Jahr 2012 in der kommenden Saison wieder Rennen fahren möchte. Auch Adrian Sutils Zukunft ist derzeit noch ungeklärt - zumindest offiziell. Zwar wird über eine Rückkehr Sutils zu Force India spekuliert, eine Bestätigung steht aber noch aus. Allerdings läuft seit einigen Tagen auf der Website des Deutschen ein Countdown zum Grand Prix von Australien herunter.

Sollte sich Sutils Hoffnung auf ein Stammcockpit in der Formel 1 nicht erfüllen, wäre der Testfahrerjob bei Pirelli eine gute Gelegenheit, um wieder einen Fuss in die Türe zu bekommen. Ein weiterer Kandidat für Pirelli könnte Kamui Kobayashi sein. Der Japaner steht für 2013 ebenfalls noch ohne Vertrag da, und derzeit deutet vieles darauf hin, dass er, nicht zuletzt auf Druck von Sponsor Telmex, sein Cockpit bei Sauber an bisherigen Testfahrer Esteban Gutierrez verlieren wird.

"Das ist eine Möglichkeit", sagt Hembery mit Blick auf den Japaner. "Wir müssen abwarten was passiert, ich kann mir vorstellen, dass er versuchen wird, ein Renncockpit zu ergattern." Ein Wunschkandidat von Pirelli hat indes bereits abgesagt: Michael Schumacher. Hembery bestätigt, dass er mit dem Kerpener über diese Möglichkeit gesprochen hat: "Ich habe in Japan versucht, ihn davon zu überzeugen, aber es hat nicht funktioniert", grinst Hembery. "Ich denke, er möchte lieber Fallschirm springen oder irgendetwas anderes machen."

Dank Chelsea-Kooperation: Neuer Sponsor für Sauber


Die Zusammenarbeit des Sauber-Teams mit dem FC Chelsea war ein innovativer Schritt und sorgte für viel Medienaufmerksamkeit. Jetzt soll er sich auch finanziell ausbezahlen. Wie Ron Gourlay, Geschäftsführer des Londoner Fussballklubs, bekanntgibt, soll in zwei Monaten ein gemeinsamer Sponsor vorgestellt werden. "Resultate werden schon sehr bald sichtbar", verspricht Gourlay. Um welches Unternehmen es sich bei dem Geldgeber handelt, wollte er auf einer Tagung in Zürich nicht verraten.

Der Chelsea-Verantwortliche spricht davon, dass der Sponsor den ausdrücklichen Wunsch geäussert habe, beide Mannschaften zu unterstützen. Gourlay zieht ein positives Zwischenfazit der Zusammenarbeit mit den Schweizern und betont die globale Reichweite der Formel 1: "Wir wollen beide in unserem Metier Sieger sein und haben die gleichen Werte. Durch unsere Partnerschaft mit Sauber können wir innerhalb einer Saison auf 19 verschiedenen Märkten gleichzeitig agieren."

16.11.2012