Hülkenberg: Der Sauber C31 ist der Wahnsinn

Der C31 erwies sich bisher als das

Überraschungsauto des Jahres 2012

Sauber war die ganz grosse Überraschung des Grand Prix von Malaysia. Sergio Perez überzeugte bereits im Qualifying mit seinem neunten Startplatz, doch was er im Rennen zeigte, war eine Sensation. Der Mexikaner raste nicht nur auf Platz zwei nach vorne, sondern setzte Leader Fernando Alonso sogar unter enormen Druck. Viele glauben, der Sauber-Pilot hätte ohne seinen Fehler wenige Runden vor Schluss sogar gewonnen.

Force-India-Pilot Nico Hülkenberg ist anderer Meinung. "Selbst wenn Perez den Fehler ein paar Runden vor Schluss nicht gemacht hätte, an Alonso wäre der nie vorbei gekommen", meint er. "Dafür ist der einfach zu abgebrüht." Der unerwartete Ferrari-Triumph ging vor allem auf die Kappe des Spaniers - das Auto ist noch lange nicht top, wie der 15. Platz von Felipe Massa zeigt. Hülkenberg fiel aber auch auf, dass der C31 ein fantastisches Auto ist: "Der Sauber war so viel besser als der Ferrari. Wie der in den schnellen Kurven liegt, ist der Wahnsinn." Tatsächlich erwies sich der Sauber-Bolide im schnellen Sektor zwei als bestes Auto im Rennen. Auch im Training kam er dort immerhin auf Platz sechs.

Sauber weiter ein Reifenflüsterer

Auffällig ist, dass der Bolide von Perez und Kobayashi unter Rennbedingungen deutlich besser funktioniert als im Qualifying - eine alte Eigenheit des Sauber. So gelang es den Piloten im Vorjahr oft, einen Boxenstopp einzusparen. Wenn es darum geht, eine schnelle Runde in den Asphalt zu brennen, dann hat man oft Schwierigkeiten, die Reifen auf die richtige Betriebstemperatur zu bringen. Was also im Qualifying ein Nachteil ist, wird im Rennen zum Vorteil: Die Gummis halten länger als bei der Konkurrenz. Man darf gespannt sein, ob sich Sauber auch bei den kommenden Rennen in ähnlich glänzender Verfassung zeigen kann. In Malaysia spielten die hohen Temperaturen und der raue Asphalt dem Schweizer Rennstall auf jeden Fall in die Karten. Doch bereits in Melbourne bewies Perez unbemerkt, wie stark der C31 ist: Er fuhr nach einem Getriebewechsel von ganz hinten los und sicherte seinem Teams als Achter immerhin vier WM-Punkte.

F-Schacht als Wundermittel gegen Quali-Schwäche?

Nun gilt es vor allem, die Qualifying-Schwäche auszumerzen. Ein möglicher Weg wäre es, das F-Schacht-System von Mercdes zu kopieren. Die Stuttgarter sehen sich 2012 im Vergleich zu Sauber mit der konträren Situation konfrontiert: Da DRS im Qualifying freigegeben ist, profitiert man mit dem von verstellbaren Heckflügel ausgelösten Frontflügel-F-Schacht auf einer schnellen Runde - im Rennen fährt man hinterher. Während die Topteams längst an eigenen F-Schacht-Systemen entwickeln, spielt in Hinwil auch der Faktor Geld eine entscheidende Rolle. Das Team, das dieses Jahr sogar auf einen Technikchef verzichtet, steht finanziell mit dem Rücken zur Wand. Die teure Entwicklung des umstrittenen F-Schacht-Systems, das möglicherweise nachträglich verboten wird, wäre daher ein enormes Risiko.

Warum der F-Schacht ein Risiko ist

"Wenn wir heute mit einem weissen Blatt Papier beginnen würden, wären wir in zwei Monaten fertig", erklärt Chefdesigner Matt Morris die schwierige Situation. "Es würde richtig ins Geld gehen. Wir müssten uns überlegen, ob sich das für uns lohnt, oder ob es nicht besser wäre, Rundenzeit durch konventionelle Schritte zu gewinnen. Die großen Teams können so eine Entwicklung parallel zum normalen Programm betreiben. Bei uns geht das nicht." Den Entscheidungsträgern in Hinwil wird bei dieser Frage unweigerlich das Vorjahr einfallen, als man als einer von wenigen Rennställen aus finanziellen Gründen auf die ausschlaggebende Entwicklung der Saison verzichtete und nicht mit einem abgasangeblasenen Diffusor nachrüstete. Aus diesem Grund fiel man in der zweiten Saisonhälfte immer weiter zurück. Der große Unterschied: Mercedes gewinnt mit dem F-Schacht-System zwar eine halbe Sekunde pro Runde, allerdings nur im Qualifying.

31.3.2012