Monaco 2012 - die Bilder zum Rennen

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Die Formel-1-Saison 2012 bleibt unberechenbar: Beim Grand Prix von Monaco gab es den sechsten Sieger im sechsten Rennen - und die sechs bestplatzierten Fahrer kamen innerhalb von sechs Sekunden ins Ziel! Nach 78 Runden sicherte sich Mark Webber zum zweiten Mal nach 2010 den Sieg im Fürstentum an der Cote d'Azur.

Als es zehn Runden vor Schluss stellenweise zu regnen begann, bahnte sich schon ein finaler Showdown in Monte Carlo an, letztendlich kam es auf den vorderen Positionen aber zu keinen Verschiebungen mehr. So gewann Red-Bull-Pilot Webber 0,6 Sekunden vor Nico Rosberg (Mercedes) und 0,9 Sekunden vor Fernando Alonso (Ferrari), der mit dem heutigen Ergebnis die alleinige WM-Führung übernimmt, je drei Punkte vor den beiden Red-Bull-Piloten.

Vettel: Langer erster Stint

An Spannung konnte die 260-Kilometer-Schlacht nicht ganz mit den bisherigen Saisonrennen mithalten, knapp war es aber allemal. Und beinahe wäre der Reifenpoker von Vorjahressieger Sebastian Vettel (Red Bull) aufgegangen: Der Deutsche startete als einziger Top-10-Fahrer mit den härteren Soft-Primes von Pirelli und konnte somit einen 46 Runden langen ersten Stint fahren. Zum Vergleich: Seine direkten Konkurrenten waren schon um Runde 30 reingekommen. Vettel baute seinen Vorsprung in jener Phase auf bis zu 17,4 Sekunden aus, weil die härteren Reifen von Webber und Co. ein paar Runden brauchten, um ihre Performance voll zu entfalten. "Mit dem Regen war es schwierig, die harten Reifen aufzuwärmen", erklärt Rosberg, und Webber schildert: "Sebs Reifen bauten nicht wirklich ab, während ich zu Beginn des zweiten Stints wenig Grip hatte. Seb zog vorne weg. Ich habe nur geschaut, dass er nicht die magischen 21 Sekunden holt." Doch gegen Ende des Stints ließen auch Vettels Zeiten nach, sodass Webber vor Rosberg und Alonso in Führung blieb. Vettel verbesserte sich aber vom sechsten auf den vierten Platz und kam vor Lewis Hamilton (McLaren) wieder auf die Strecke. Bis dahin war "jede Runde voll am Limit", so Vettel, denn: "Die Reifen waren älter als die der anderen. Dann kam ich aus der Box. Man profitiert von den Reifen, aber am Limit war ich nicht, denn ich bin im Verkehr festgehangen."

Prozession statt Überhol-Action

An der Spitze war es von da an eine Prozession. Am Ende der 69. Runde lagen zwar die fünf Führenden innerhalb von 2,1 Sekunden (Ferrari-Pilot Felipe Massa auf Platz sechs hatte 3,4 Sekunden Rückstand), doch keiner wagte mehr eine ernsthafte Attacke. Die meiste Spannung bezog das Rennen aus der unsicheren Wetterlage: "Es haben wohl alle auf Regen gehofft, nur ich nicht", schmunzelt Webber. "Für den Ersten ist es immer am schwierigsten." Tatsächlich knickten die Rundenzeiten zwischendurch um mehr als fünf Sekunden ein, gegen Ende hin trocknete die Strecke aber wieder ab. Rosberg ließ bis in die letzte Runde nicht locker, doch als Webber ausgangs Tunnel ein paar Wagenlängen Vorsprung hatte, war das Rennen gelaufen. "Wahrscheinlich hatten wir das schnellste Auto, im Qualifying wie im Rennen", glaubt Rosberg. "Leider ist es nicht perfekt gelaufen, aber ich freue mich auch über Platz zwei."

So war im Nachhinein betrachtet wohl der Start die entscheidende Situation. Das war bisher eigentlich nicht Webbers Stärke, aber: "Ich wusste sofort, dass es reichen würde, um als Führender in die erste Kurve zu gehen", kann er im Nachhinein lächeln. Auch Rosberg muss einsehen: "Ich bin eigentlich sehr gut weggekommen, aber Mark auch. Bis zum ersten Boxenstopp war ich echt gut unterwegs, hatte auf jeden Fall das beste Auto. Aber hier kommt man einfach nicht vorbei."

Reifen wieder entscheidender Faktor

"Es ging dann nur ums Haushalten mit den Reifen. Ich bin überrascht, wie gut wir da waren", freut sich der Mercedes-Pilot. Webber setzte sich um teilweise mehr als zwei Sekunden ab, doch richtig lösen konnte er sich nie. "Auf den Supersofts konnte ich einen kleinen Vorsprung herausfahren. Danach ging es nur darum, diesen zu kontrollieren", gibt der nunmehr zweimalige Monaco-Sieger erleichtert zu Protokoll. Eine weitere entscheidende Szene war Rosbergs Boxenstopp in Runde 27 - eigentlich hätte man den Supersofts bis zu 35 Runden zugetraut -, der wegen des sogenannten "Undercuts" auch Webber und Co. dazu zwang, früher zu wechseln. Das war eigentlich nicht geplant: "Es drohte ständig Regen, also hätte man lieber länger gewartet, aber Nico kam früher rein, sodass dann alle anderen reagieren mussten", erklärt Webber. Ein makelloses Rennen fuhr Alonso, der in der Anfangsphase Mühe zu haben schien, seinen Teamkollegen Felipe Massa abzuschütteln. Doch als sich Massa erkundigte, ob Alonso ein Problem habe, kam vom Kommandostand nur retour: "Er schon die Reifen. Solltest du auch!" Alonso legte nur dann an Tempo zu, wenn es strategisch wichtig war, gewann schon am Start eine Position und ging dann beim Boxenstopp an Hamilton vorbei.

Alonso, das Punkte-Eichhörnchen

"Unser Ziel war, vor Sebastian und Lewis ins Ziel zu kommen. Nächstes Mal müssen wir uns auf Mark konzentrieren, der jetzt WM-Zweiter ist. Jedes Rennen ist eine Überraschung", erklärt der Spanier, der einer von nur zwei Fahrern ist, die 2012 jedes Mal gepunktet haben. "Das Rennen lief reibungslos, nur am Start hatte ich eine Berührung mit Grosjean. Zum Glück war das Auto trotzdem okay. Hamilton haben wir mit einem perfekten Boxenstopp überholt."

Die Startkarambolage um Romain Grosjean (Lotus) war an einem sonst wenig aufregenden Nachmittag wohl die Szene des Rennens: Der Franzose drängte Michael Schumacher (Mercedes) in die Mauer, geriet dadurch selbst ins Schleudern, berührte Vettel leicht am Hinterrad, der deswegen (wie einige andere Fahrer auch) Sainte Devote abkürzen musste - und kollidierte mit Kamui Kobayashi, der ein paar Runden später aufgab. "Es war eine seltsame Situation, er hat sich auf der Geraden gedreht", bedauert der Sauber-Pilot. "Ich hatte ein Problem mit der Aufhängung. Es wäre sehr gefährlich gewesen, wenn ich weitergefahren wäre. Schade, so einen Rennverlauf hatte ich nicht erwartet, aber das Auto ist kaputt." Doppelt bitter, dass auch Sergio Perez keine Punkte für Sauber holte, obwohl der Mexikaner über weite Strecken der schnellste Fahrer im Feld war.

Perez schnellster Mann im Feld

Nach dem Wechsel von Supersoft auf Soft kam Perez immer besser in Schuss, drehte eine schnellste Runde nach der anderen, war phasenweise um drei, meistens um ein bis zwei Sekunden schneller als alle anderen. Als er sich im Finish überrunden liess, war das nicht aufgrund des Tempos: "Man kann sehen, wie schnell der Sauber ist, wenn er mit der Spitzengruppe locker mitfährt. Er ist der schnellste Mann da vorne", so Experte Marc Surer im Sky-Kommentar. Schlussendlich wurde es Platz elf für Perez - in einem Rennen, in dem 15 Autos die Zielflagge sahen: Grosjean schied bereits am Start aus, Pastor Maldonado (Williams) wurde ebenfalls ein Opfer der ersten Runde und Schumacher gab wegen eines Problems mit der Benzinzufuhr auf. "Es ist nicht gelaufen, wie wir es uns vorgestellt haben", seufzt der Schnellste von gestern. "Ein Podium war realistisch, aber das wurde schon am Start zunichte gemacht."

Pech hatte Jean-Eric Vergne (Toro Rosso), der nach Schumachers Ausfall an siebter Stelle lag, beim halben Heim-Grand-Prix aber ein mögliches Punkteresultat verlor, als er von Toro Rosso ein zweites Mal zum vorgeschriebenen Reifenwechsel an die Box geholt werden musste. Das Juniorteam von Red Bull spekulierte mit starkem Regen und ging das Risiko ein, in der Schlussphase auf Intermediates zu wechseln - ein Schuss, der völlig nach hinten losging: Platz zwölf.

Räikkönen ohne Chance

Hinter den Top 6, die von Hamilton und dem starken Massa abgerundet wurden, landete das Force-India-Duo Paul di Resta und Nico Hülkenberg auf den Plätzen sieben und acht. Hülkenberg wurde während der letzten Runden gewarnt, er solle auf seinen Benzinverbrauch achten. Kimi Räikkönen (Lotus), der viel Boden verloren hat, als vor dem ersten Boxenstopp seine Reifen abbauten, und Bruno Senna (Williams) komplettierten die Punkteränge. Eine tolle Performance lieferte indes Heikki Kovalainen (Caterham) ab, der rundenlang Jenson Button (McLaren) zur Verzweiflung brachte und den Ex-Weltmeister am Tunnelausgang zu einem gewagten Manöver verleitete, das nicht funktionierte. Wenig später verlor Button dann am Schwimmbad die Geduld - und fuhr Kovalainen hinten auf. Anschliessend fuhr Kovalainen dann in Sainte Devote auch noch gegen Perez seine Ellbogen aus, ehe er ein zweites Mal an die Box kommen musste.

In der Weltmeisterschaft führt nun Alonso mit 76 Punkten vor Vettel und Webber (73), Hamilton (63), Rosberg (59) und Räikkönen (51). Bei den Konstrukteuren hat Titelverteidiger Red Bull (146) die Nase relativ deutlich vor McLaren (108), Ferrari und Lotus (je 86). Sechs von 20 geplanten Rennen der Saison 2012 sind nun absolviert. Weiter geht's in zwei Wochen jenseits des Atlantiks mit dem Grand Prix von Kanada in Montreal.

28.5.2012