Lotus enthüllt den E20 für die Saison 2012

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Als fünftes Team nach Caterham, McLaren, Ferrari und Force India präsentierte Lotus am Sonntag virtuell aus dem Hauptsitz Enstone das neue Auto für die Formel-1-Saison 2012. Der E20 stellt für den ehemaligen Weltmeister-Rennstall aus Enstone den Aufbruch in eine neue Ära dar, sowohl was die Identität des Teams wie auch was die Fahrerbesetzung angeht.

Denn Witali Petrow und Bruno Senna wurden ersetzt (Petrow trotz eines bestehenden Vertrags für 2012), weil ihre Leistungen nach Ansicht der Teamführung nicht ausreichend waren. Die neuen Fahrer heissen Romain Grosjean und - der Transfercoup des Jahres - Kimi Räikkönen. Letzterer hatte nach zwei Jahren Rallye-WM wieder Lust auf Rundstrecken-Rennen und entschied sich im November gegen Williams und für Lotus.

Seine ersten Testrunden drehte er im Januar in Valencia - und laut Teamangaben gelang es ihm auf Anhieb, schnelle Zeiten zu erzielen. "Ich hatte es mir schwieriger vorgestellt", meinte er anschliessend. "Ich bin glücklich, wieder zurück zu sein", sagt der 32-Jährige. "Es ist immer schön, das neue Auto zum ersten Mal zu sehen. Es sieht schön aus, aber es kommt nur darauf an, ob es schnell ist oder nicht. Das werden wir beim Testen und in den ersten Rennen sehen. Ich bin zuversichtlich, dass wir ein gutes Jahr haben können. Okay, die Formel 1 hat sich verändert, aber nicht extrem. Es gibt neue Reifen und ein paar neue Regeln, aber die Strecken und die Gesichter sind immer noch die gleichen."

Das Team erwartet sich viel vom "Iceman", auch wenn der zwei Jahre lang in keinem Formel-1-Auto gesessen ist. Auch das Beispiel Michael Schumacher könnte verunsichern. Aber: "Kimi ist ein Weltmeister. Er ist für grosse Teams gefahren, hat viel Erfahrung, ist schnell und motiviert", erklärt Teamchef Eric Boullier. "Und Romain haben wir in den Nachwuchsklassen genau beobachtet, schon seit langer Zeit. Wir wissen, was wir von ihm erwarten können." Grosjean fuhr schon 2009 seine ersten Rennen für das damalige Renault-Team, war in der vergangenen Saison Testfahrer und bekommt diese Saison eine zweite Chance. Hilfreich war sicherlich, dass er dem von Boullier geleiteten Gravity-Fahrerkader angehört und von Mineralölhersteller Total mit einem Millionenbetrag subventioniert wird. Wie viel Total für Grosjean in die Hand genommen hat, ist jedoch nicht bekannt. "2011 war eine fantastische Saison für mich", so der amtierende GP2-Meister. "Ich denke, dass ich sehr viel von Kimi lernen kann. Wir müssen zusammenarbeiten, damit wir das Auto in der Startaufstellung so weit wie möglich nach vorne bringen können. Das ist unser Hauptziel. Ich bin sehr froh, neben ihm fahren zu können. Ich denke, dass es gut für mich und das Team ist. Hoffentlich können wir etwas Starkes aufbauen."

Etwas eleganter als der Ferrari

Wie auch sein Vorgängermodell R31 kommt der E20 in schwarz-goldenen Farben daher - eine Lackierung, die sehr an die legendären John-Player-Special-Lotus-Autos der 1970er-Jahre erinnert. Ganz ähnlich wie der Ferrari verfügt auch der Lotus reglementbedingt über einen Höcker auf der Nase, dieser wirkt jedoch optisch nicht ganz so plump. Auffällig ist ansonsten auch die stark ausgeprägte Cola-Flaschenform der schmalen Heckpartie. Neu ist zudem die Identität des Teams, das im Vorjahr noch Renault hiess. Der Name konnte erst nach einem Rechtsstreit mit Caterham-Teamchef Tony Fernandes geändert werden, der 2011 noch als Team Lotus in der Formel 1 am Start war. Doch während Fernandes nur Namensrechte besass, steckt hinter dem aktuellen Lotus-Rennstall tatsächlich der gleichnamige Automobilhersteller. Geleitet wird die Lotus-Gruppe vom ehemaligen Red-Bull- und Ferrari-Manager Dany Bahar.

Allerdings ist Lotus nicht Eigentümer des Formel-1-Teams, sondern nur Hauptsponsor. Die tatsächliche Kontrolle obliegt unverändert dem Investmentunternehmen Genii Capital von Geschäftsmann Gerard Lopez. Allerdings könnte sieht der Sponsoringvertrag vor, dass Lotus eines Tages Anteile von Genii übernehmen könnte. Bisher gab es dazu jedoch keine offizielle Kommunikation seitens der Beteiligten.

Sportlich hat sich Boullier nach dem fünften Platz 2011 (mit zwei Podestplätzen am Saisonbeginn, dann aber einer Rückwärtsentwicklung) "zwei Ziele" gesetzt: "Erstens wollen wir uns in der Weltmeisterschaft verbessern und mindestens Vierter werden", sagt er dem direkten Gegner Mercedes den Kampf an. "Das zweite Ziel ist, den Aufwärtstrend fortzusetzen, um eine gute Basis für die nächsten Jahre zu haben."

Technische Daten des Lotus-Renault E20


Während die meisten Formel-1-Teams mit den technischen Daten ihrer Autos sehr restriktiv umgehen, zeigt sich Lotus anlässlich der Präsentation des neuen E20 verhältnismässig offen. Zwar verraten auch die Briten keine brisanten Geheimnisse, doch immerhin schildern sie detailliert diverse Konfigurationen und verraten sogar die PS-Zahl des Weltmeister-Motors von Renault, die demnach bei 750 liegt.

Chassis: Monocoque aus formgepresstem Kohlefaser- und Aluminium-Honigwaben-Verbundstoff, produziert vom Lotus-Team und designt für maximale Stärke bei minimalem Gewicht, RS27-2012-V8-Motor vollintegriert eingebaut
Vorderradaufhängung: oben- und untenliegende Querlenker aus Kohlefaser bedienen eine innenliegende Wippe über ein Schubstangen-System, das mit der Drehstabfederung und Stoßdämpfern verbunden ist, die vorne innen ins Monocoque eingebaut sind, Aluminiumbolzen und Felgen von OZ aus Magnesium
Hinterradaufhängung: oben- und untenliegende Querlenker aus Kohlefaser mit zugstrebengesteuerten Drehstabfedern und diagonal montierten Stoßdämpfern oberhalb des Getriebes, Aluminiumbolzen und Felgen von OZ aus Magnesium
Kraftübertragung: halbautomatisches Titangetriebe mit sieben Gängen und Rückwärtsgang, Schnellschaltung
Benzinsystem: kevlarverstärkte Gummizelle von ATL
Kühlung: separate Öl- und Wasserkühler in den Seitenkästen sowie Kühlung durch den Luftstrom bei Vorwärtsbewegung
Elektronik: Standard-Steuereinheit von MES-Microsoft
Bremssystem: Scheiben und Beläge von Brembo, Sattel von AP Racing, Masterzylinder von AP Racing und Brembo
Cockpit: entnehmbarer Fahrersitz aus anatomisch geformtem Kohlefaser-Verbundstoff mit Sechs- oder Achtpunktgurt von OMP Racing, Lenkrad mit Schalt- und Kupplungswippen sowie Heckflügel-Verstellmöglichkeit
KERS: Generator ist vorne an den Motor angebunden, mit Batterien als Energiespeicher, Generator von Renault Sport F1, Elektroniksteuerung von Magneti-Marelli
Spurweite vorn: 1.450 Millimeter
Spurweite hinten: 1.400 Millimeter
Länge: 5.038 Millimeter
Höhe: 950 Millimeter
Breite: 1.800 Millimeter
Gewicht: 640 Kilogramm mit Fahrer, Kameras und Ballast

Motor:

Typenbezeichnung:
RS27-2012
Konfiguration: 2,4 Liter Hubraum, V8
Zylinder: 8
Ventile: 32
Hubraum: 2.400 Kubikzentimeter
Gewicht: 95 Kilogramm
Zylinderbank-Öffnungswinkel: 90 Grad
Maximale Drehzahl: 18.000 Umdrehungen pro Minute
Benzin: Total
Schmierstoffe: Total
Leistung: 750 PS
Kolben: Aluminiumlegierung
Motorblock: Aluminiumlegierung
Pleuel: Titanlegierung

6.2.2012