Vorschau auf den GP Ungarn 2012

Enge Kurven wie in Monaco,

Gluthitze wie in Malaysia: Das Rennen in Ungarn zählt zu den schwierigsten Herausforderungen des Kalenders

Inmitten einer schönen, aber staubigen Hügellandschaft eingebettet liegt der Hungaroring. Die Zuschauer erhalten aufgrund der Tatsache, dass rund um die Strecke kleinere und grössere Hügel zu finden sind, einen sehr guten Blick auf die Strecke. Vor und nach dem Rennen ist für die Fans, die in den letzten Jahren zum grössten Teil aus Finnland angereist sind, aber so gut wie immer Geduld angesagt, denn die rund 20 Kilometer ausserhalb von Budapest gelegene Strecke ist über die Autobahn nur via einer einzigen Zufahrtsstrasse zu erreichen.

Lohnenswert ist ein Trip nach Ungarn nicht nur wegen der Formel-1-Strecke, sondern auch angesichts der Hauptstadt des Landes, Budapest. Die Metropole hat rund 1,7 Millionen Einwohner, damit lebt fast jeder fünfte Ungar in "Budapescht", wie die Einheimischen den Namen aussprechen. Von den etwa 20 Millionen Touristen, die jährlich nach Ungarn reisen, statten mehr als die Hälfte Budapest einen Besuch ab. Für die meisten von ihnen gilt die Stadt als schönste Metropole an der Donau. Dort ist ein Urlaub immer noch sehr günstig, es empfiehlt sich allerdings, abgelegenere Restaurants aufzusuchen, da diese keine "Touristenpreise" in ihren Karten stehen haben, sondern sich an dem sehr bescheidenen Einkommen der Ungarn orientieren und so ein reichhaltiges Abendessen mit Vor- und Nachspeise schon für unter 15 Euro zu haben ist. Ungarns Küche gilt als schwer und reich an Fleisch und Fett. Für Vegetarier ist Budapest eine Esswüste. Dank zahlreicher internationaler Einflüsse finden sich unter den rund 5.000 Cafes, Bars, Restaurants und Kneipen der Stadt dennoch viele mit einem schmackhaften Angebot.

Sehenswürdigkeiten

Eines der beliebtesten Fotomotive ist das Parlament mit der majestätischen Donau, das zahlreiche Reiseführer und Stadtpläne schmückt. Der Bau des "Orszahaz" (Haus des Landes) dauerte von 1884 bis 1902. In den fast 700 Räumen wurden 22 Kilogramm Blattgold zur Dekoration verwendet, es verfügte über die erste Klimaanlage in Europa. Die Kettenbrücke, 1849 fertiggestellt, war die erste feste Verbindung über die Donau zwischen dem mittelalterlichen Buda und dem modernen Pest. Ungarns Hauptstadt darf sich Bad Budapest nennen: 123 Thermalquellen - zwischen 20 und 76 Grad warm - sprudeln aus bis zu 1.250 Metern Tiefe jeden Tag 70 Millionen Liter Wasser empor. Das interessanteste ist das Gellert-Bad, an dessen Stelle bereits im 13. Jahrhundert ein Thermalbad stand. Empfehlenswert ist auch der Besuch der Markthalle, die einem die Kultur der Ungarn näher bringt - angefangen von Klöppelarbeiten bis hin zu den fast an jeden Ständen erhältlichen Paprikaprodukten.

Ein Geheimtipp für etwas Lauffaule sind die Besichtigungstouren per Schiff durch Budapest. Bei den Rundfahrten auf der Donau stellen qualifizierte Reiseleiter Besuchern die Sehenswürdigkeiten in 30 verschiedenen Sprachen vor. Die Schiffe befahren tagsüber und in den Abendstunden die Donau auf Höhe des Stadtgebietes der ungarischen Metropole. Teil der Tagesfahrt Donau Bella ist ein einstündiger Zwischenstopp auf der Margarethen-Insel. Bei der Donauer Legende sind abends die beleuchteten Sehenswürdigkeiten Budapests, wie etwa der Budaer Burgberg, die Kettenbrücke oder das Parlament am Pester Donauufer zu sehen.

Grösste Modelleisenbahn der Welt

Wer die Stadt etwas anders motorisiert entdecken möchte, vor allem, wenn man Kinder dabei hat, dem sei die grösste Modelleisenbahn der Welt, die mit einer Geschwindigkeit von 20 km/h über elf Kilometer mitten durch Budapest fährt, empfohlen. An verschiedenen Haltestellen haben Fahrgäste Gelegenheit auszusteigen und sich Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Die Bahn fährt am Szechenyi-Berg in Budapest, unweit der Zahnradbahnstation, ab. Die erste Haltestelle ist der Wintersportplatz Normafa, der gleichzeitig auch einen großzügigen Ausblick auf Budapest gewährt. Die Endhaltestelle befindet sich in der Nähe einer Sportwiese mit kleinem Jahrmarkt. Die Königin der Einkaufsstraßen ist die Vaci utca. In der Fussgängerzone zwischen Vörösmarty ter und Szabad Sajto ut findet man Filialen aller internationalen Modedesigner, dazu Geschäfte für Sport und Freizeit, Leder und Schuhe.

Geschichte und Kultur

Budapest stieg erst nach dem Beginn der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie 1867 zu einer Metropole von Weltformat auf. 1873 wurden die Ortschaften Buda, Obuda und Pest zur gemeinsamen Stadt Budapest zusammengeschlossen. Bis zur Jahrhundertwende 1900 verdreifachte sich die Einwohnerzahl von 300.000 auf fast eine Million. Neben Berlin und Warschau wurde Budapest im Zweiten Weltkrieg am stärksten in Mitleidenschaft gezogen. Alle Donaubrücken wurden gesprengt. Weitere Zerstörungen erlitt die Stadt bei der Niederschlagung der Revolution 1956. Noch heute kann man an manchen alten Fassaden, vor allem in der Pester Innenstadt, Einschusslöcher sehen.

Der Grand Prix von Ungarn

Der Grand Prix von Ungarn wird seit 1986 ausgetragen. Es war das erste motorsportliche Grossereignis im damaligen Ostblock und zog an den drei Veranstaltungstagen 260.000 Zuschauer an. Formel-1-Chef Bernie Ecclestone gelang es, inmitten des Kalten Krieges der Formel 1 auch in Osteuropa ein Zuhause zu geben. Ecclestone war wohl einer der Erfinder des Globalisierungsgedankens, bevor dieser Begriff überhaupt eine Definition erhielt. Seine Idee, hinter dem eisernen Vorhang einen Grand Prix zu veranstalten, stammt aus den frühen 1980er-Jahren. Ursprünglich wollte der Formel-1-Zampano ein Rennen in Moskau, dem Herzen der damaligen kommunistischen Welt, durchführen - die Verhandlungen mit dem Sowjetregime scheiterten jedoch. Ecclestone gab jedoch nicht klein bei und konzentrierte seine Suche auf andere osteuropäische Grossstädte. Im Sommer 1983 besuchte er die ungarische Hauptstadt Budapest und fand für seine Idee Unterstützung beim Magyar-Autoklub und der ungarischen Staatsregierung. Das Kadar-Regime gab eine Machbarkeitsstudie in Auftrag. Anstelle der ursprünglichen Idee eines Strassenrennens in Budapest wurde beschlossen, in der hügeligen Region um die Ortschaft Mogyorod, etwa 20 Kilometer nordöstlich von Budapest, eine permanente Rennstrecke zu bauen. Dass sich der Grand Prix seitdem im Kalender hielt und neben Monaco und Monza das einzige Rennen ist, das in den vergangenen 27 Jahren ohne Pause ausgetragen wurde, ist auch auf Tamas Frank zurückzuführen. Der Ungar, der über hervorragende Kontakte zu Formel-1-Boss Ecclestone verfügte, veranstaltete das Rennen seit 1994 mit seiner Agentur, verstarb aber im Juni 2012 unerwartet im Alter von 65 Jahren.

Zuschauerfreundliche Rennstrecke

Der Hungaroring, die Einheimischen nennen ihn liebevoll den "Mogyorodi Palya", liegt direkt an der A3, die von Budapest nach Miskolc führt. Drei der vier Seiten der Rennstrecke sind umschlossen von Hügeln, deren Naturtribünen Einblick in bis zu 80 Prozent der Rennstrecke zulassen. Somit ist der Hungaroring sicherlich eine der zuschauerfreundlichsten Kurse der Gegenwart. Die ersten drei Jahre gehörten den Brasilianern: Nach zwei Siegen von Nelson Piquet gewann 1988 Ayrton Senna im McLaren-Honda, 1991 und 1992 wiederholte er diesen Erfolg. Mika Häkkinen trat mit zwei Siegen im McLaren-Mercedes 1999 (Doppelsieg vor seinem Teamkollegen David Coulthard) und 2000 in die Fußstapfen des Brasilianers. McLaren hat den Grand Prix bei Budapest insgesamt bereits zehnmal gewonnen - Rekord.

Die Strecke

Der ursprünglich 4,014 Kilometer lange Kurs war und ist bei den Fahrern wegen der wenigen Überholmöglichkeiten und des von Jahr zu Jahr holpriger werdenden Belages nicht beliebt. Vor dem Rennen 1989 wurde die Strecke durch das Begradigen einer Kurve im Geschlängel nach dem Start auf 3,975 Kilometer verkürzt, die Durchschnittsgeschwindigkeit stieg dadurch innerhalb eines Jahres von 155,401 km/h auf 167,197 km/h. Dennoch gehört der Grand Prix von Ungarn zu den langsameren Rennen im Formel-1-Kalender. Mika Häkkinen siegte 2000 mit einem Schnitt von 173,964 km/h. Das erste Rennen 1986, obwohl im Trockenen ausgetragen, musste nach Erreichen des Zwei-Stunden-Limits eine Runde früher als geplant abgewinkt werden. Aufgrund der vielen langsamen Kurven und Schikanen wird die Strecke oftmals auch "Monaco ohne Leitplanken" genannt.

Streckenumbau ermöglicht mehr Überholmanöver

Mit 4,381 Kilometern Länge präsentiert sich der Hungaroring den Formel-1-Piloten und -Teams seit 2003 in einer modifizierten Form. So wurde die Strecke nicht nur um 411 Meter verlängert, sondern teilweise neu asphaltiert und vor allem mit der Absicht, mehr Überholmanöver zu ermöglichen, umgebaut. Zu diesem Zweck wurde zum Beispiel die Start- und Zielgerade, die jetzt in eine engere Rechtskurve mündet, um etwa 250 Meter verlängert. Im hinteren Teil wurde eine Passage gestreckt und eine Schikane entfernt, die früher aufgrund der hohen Randsteine leicht zu Beschädigungen am Auto führen konnte. Durch die Umbauten erwartet die Teams eine geringfügig leichtere Beanspruchung der Reifen.

Staubig und rutschig

Während die Stadt bei den Touristen und auch bei den Teammitgliedern beliebt ist, ist die Strecke nicht jedermanns Sache. Sie ist mit ihren 15 Kurven auf 4,381 Kilometern sehr eng. Insbesondere am Freitag ist die an für sich schon wellige Strecke sehr staubig und damit auch rutschig. Die fast immer hochsommerlichen Temperaturen verbunden mit einem über 70 Runden andauernden, verhältnismäßig langen Rennen führen dazu, dass die Fahrer teilweise bis an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gelangen, wenn sie sich nicht optimal vorbereitet haben. Das Zauberwort für den Hungaroring heisst Grip. Der wird zum einen durch einen sehr hohen Abtriebslevel erreicht, denn alle Flügel sind steil gestellt. Zum anderen werden auch besonders weiche Reifenmischungen mitgebracht, die den Autos zusätzliche Haftung verleihen sollen. Nur 56 Prozent der Runde wird Vollgas gefahren, nur etwas mehr als ein Drittel des Kurses besteht aus Geraden.

Überholmanöver sind Mangelware

Die Charakteristik der Strecke sorgt dafür, dass Überholmanöver selten sind, was dem Qualifying am Samstag und der gewählten Rennstrategie eine wichtige Bedeutung zukommen lässt. Die vergangenen Jahre haben jedoch gezeigt, dass ein guter Start oder eine außergewöhnliche Strategie dennoch dafür sorgen kann, dass es während des Rennens zu Positionswechseln kommt. Überholmanöver scheitern oft deshalb kläglich, weil die karge und staubige Landschaft um die Strecke durch einen fast immer vorhandenen Wind die Piste versanden lässt und die Fahrer ins Rutschen geraten, sobald sie von der Ideallinie abkommen. Aus diesem Grund kommen kleinere Dreher, insbesondere in der trickreichen Kurve nach Start und Ziel, verhältnismäßig häufig vor. Aber dank DRS gibt es seit 2011 neue Chancen auf der einzigen langen Geraden.

Das sagt Christian Klien über die Strecke

"Wenn man in der Formel 1 über Hitzerennen spricht", geht Ex-Formel-1-Pilot Christian Klien auf die Tücken des Hungarorings ein, "dann zumeist über Malaysia. Und wenn es um körperlich und geistig anstrengende Rennen geht,
reden alle von Monaco. Das Rennen in Budapest ist aber auch nicht ohne. Im August heizt die ungarische Sonne das Gelände auf wie einen Backofen. Und am Hungaroring schuftest du als Fahrer genauso wie in Monaco - nur halt ohne die Mauern und Leitplanken." Daran haben auch die Änderungen über die Jahre nichts gerüttelt: "Das Layout ist auch nach dem Umbau noch so, dass man kaum Gelegenheit hat, mal durchzuatmen. Eine Kurve folgt der nächsten. Die Strecke ist mindestens so buckelig wie jeder gute Stadtkurs, und weil in Budapest kaum Rennen stattfinden, ist der Asphalt immer sehr 'grün', wie wir sagen, also ohne Grip. Das Ganze ist also kaum weniger anstrengend als Sepang oder Monte Carlo." Überholen sei so gut wie unmöglich: "Auch die verlängerte Start- und Zielgerade reicht in der modernen Formel 1 nicht aus, um sich richtig heranzusaugen. Der Windschatten wirkt schon ab 100 Meter Entfernung ganz gut. Das kann man auch auf der Telemetrie ganz deutlich sehen. Um am Vordermann mit Tempoüberschuss vorbeizuziehen, muss man allerdings auf ein paar Wagenlängen dran sein, wodurch man aber den Anpressdruck auf den Vorderflügel verliert. Da wird es dann ungemütlich. Dazu kommt, dass du meist nur eine saubere Linie hast, und wenn du die verlässt, fährst du auf dem ganzen Dreck manchmal wie auf Eis", ergänzt er. "Und letztlich muss man bedenken, dass man den Überholvorgang auch noch vor dem Einlenkpunkt wieder beendet haben sollte, um nicht über die Kurve rauszurodeln."

Zeitraffer


2011:
Im Qualifying setzt sich Red-Bull-Pilot Sebastian Vettel mit einer tollen Runde gegen die starke Konkurrenz von McLaren durch. Hinter ihm reihen sich Lewis Hamilton und Jenson Button, die beiden Ferrari-Piloten Fernando Alonso und Felipe Massa sowie Vettels Teamkollege Mark Webber ein. Das Rennen wird von wechselhaften Wetterbedingungen gezeichnet. In der Anfangsphase tobt ein heisses Duell zwischen dem Weltmeister und McLaren-Rivale Hamilton, der sich schliesslich durchsetzt. Doch der Brite verpokert sich bei der Strategie und wechselt wegen einiger Regentropfen in der Schlussphase auf Intermediates. Zudem kassiert er eine Durchfahrtsstrafe, weil er nach einem Dreher beinahe für eine Kollision sorgt. Schliesslich triumphiert Jenson Button bei seinem 200. Grand Prix vor Vettel und Alonso. Hamilton muss sich mit Platz vier begnügen. Nick Heidfeld sorgt für die Schrecksekunde des Rennen. Sein Renault-Bolide geht nach dem Boxenstopp in Flammen auf, der Mönchengladbacher kann sich aber rechtzeitig befreien. Nach dem Grand Prix wurde er von seinem Team vor die Türe gesetzt.

2010: Sebastian Vettel sah lange Zeit wie der grosse Dominator des Rennwochenendes aus, doch am Sonntag patzte der Heppenheimer. In einer Safety-Car-Phase liess der spätere Champion den Abstand zum zwischenzeitlich führenden Teamkollegen Mark Webber zu gross werden, kassierte dafür eine Strafe. Hinter Webber und Fernanso Alonso (Ferrari) wurde Vettel schliesslich nur Dritter. Während Nico Rosberg am Boxenausgang ein Rad verlor, zog sein Mercedes-Teamkollege Michael Schumacher am Ende des Zorn vieler Beobachter auf sich. Der Rekordchampion drückte seinen Ex-Teamkollegen Rubens Barrichello (Williams) bei einem Überholmanöver brutal ab. Während der Brasilianer tobte, kommentierte Schumacher eiskalt mit den Worten: "Es war genügend Platz. Wir haben uns nicht berührt und Rubens ist vorbeigefahren."

2009: Das Rennwochenende am Hungaroring wurde vom schweren Unfall von Felipe Massa im Qualifying überschattet. Dem Brasilianer war bei hohem Tempo eine Stahlfeder an den Helm geflogen, schwere Kopfverletzungen waren die Folge. Massa lag anschliessend mehrere Tage im künstlichen Koma, erholte sich aber später wieder. Den Sieg am Sonntag holte sich Lewis Hamilton, der nach einer langen Durststrecke von McLaren-Mercedes gleichzeitig Geschichte schrieb: Es war der erste Sieg eines Formel-1-Fahrzeugs mit KERS. Die Plätze zwei und drei erreichten Kimi Räikkönen (Ferrari) und Mark Webber (Red Bull). Dessen Teamkollege Sebastian Vettel hatte bereits beim Start viel verloren, Pole-Mann Fernando Alonso (Renault) war aufgrund seiner geringen Benzinmenge beim Start ein Opfer seiner eigenen Strategie. Der spätere Weltmeister Jenson Button kämpfte sich mit seinem Brawn-Mercedes auf den siebten Rang, einen Platz hinter Timo Glock (Toyota).

2008: Wie schon 2006, so gab es auf dem Hungaroring auch 2008 eine echte Premiere: In Heikki Kovalainen (McLaren-Mercedes) nahm die Formel 1 beim Grossen Preis von Ungarn einen neuen Piloten in den Kreis der Rennsieger auf - der tragische Held des Grand Prix war allerdings Felipe Massa (Ferrari). Der brasilianische Rennfahrer hatte sich beim Start spektakulär die Führung erobert, um anschliessend souverän das Geschehen zu dominieren. Drei Runden vor Schluss dann das Unfassbare: Auf der Zielgeraden hauchte Massas Motor sein Leben aus und verabschiedete sich mit einer grossen Rauchwolke. Kovalainen nahm dieses Geschenk dankend an und sicherte sich seinen ersten Sieg - Timo Glock (Toyota) kam nach einem starken Rennen als Zweiter ins Ziel und kletterte erstmals auf das Podium. Dritter wurde Kimi Räikkönen (Ferrari), Fernando Alonso (Renault) holte sich P4 und der spätere Weltmeister Lewis Hamilton (McLaren-Mercedes) kam nach einem Reifenschaden auf Rang fünf ins Ziel. Nelson Piquet (Renault), Jarno Trulli (Toyota) und Robert Kubica (BMW Sauber F1 Team) komplettierten die Top 8.

2007: Der Ungarn-Grand-Prix 2007 ging eher wegen seiner politischen Geräusche im Hintergrund (Stichwort Spionageaffäre) in die Geschichte ein als wegen des sportlichen Geschehens. Im Qualifying sorgte die inzwischen legendäre Boxenblockade für Wirbel, als Fernando Alonso seinen McLaren-Teamkollegen Lewis Hamilton so lange zum Warten zwang, bis dieser jede Chance verlor, noch eine Runde zu drehen und auf die Pole-Position loszugehen. Alonso wurde dafür mit einer Rückversetzung auf Platz sechs bestraft, Hamilton erbte den ersten Platz. Im Rennen lieferte Hamilton dann eine souveräne Performance ab - nur am Ende geriet er wegen eines schlechten letzten Reifensatzes ein wenig unter Druck von Kimi Räikkönen (Ferrari). Nick Heidfeld im BMW wurde Dritter vor Alonso, der mit einer Menge Wut im Bauch einige tolle Überholmanöver zeigte. Ralf Schumacher (6./Toyota) und Nico Rosberg (7./Williams) holten WM-Punkte. Sebastian Vettel beendete sein erstes Rennen für Toro Rosso an 16. Position.

2006: Zum ersten Mal in der Geschichte des Ungarn-Grand-Prix gab es 2006 auf dem Hungaroring ein Regenrennen, in das das komplette Feld auf Intermediates startete. Michael Schumacher (Ferrari) erwischte vom 15. Startplatz aus einen Raketenstart und war nach der ersten Runde schon Sechster. Auch sein WM-Rivale Fernando Alonso (Renault) kam von Rang elf gut weg. In der Anfangsphase hatten die Michelin-Fahrer einen klaren Reifenvorteil, sodass Alonso in Runde vier mühelos an Schumacher vorbeigehen konnte. Alonso fuhr dann ein phänomenales Rennen, schied aber in Führung liegend nach seinem Stopp mit einer losen Radmutter aus. Kurz vor Schluss hatte auch Schumacher Pech: Er verzichtete bei abtrocknender Strecke auf einen Wechsel auf Trockenpneus und wurde so nur als Achter gewertet. Den Sieg staubte in einem verrückten Rennen Jenson Button (Honda) vor Pedro de la Rosa (McLaren) und Nick Heidfeld (BMW) ab. Debütant Robert Kubica (BMW) landete ebenfalls in den Punkten, wurde aber nachträglich wegen Untergewichts disqualifiziert.

2005: Ferrari feierte in Ungarn in einem Jahr, in dem nicht viel zusammenlief, einen Achtungserfolg: Von der Pole Position gestartet, belegte Michael Schumacher Rang zwei. Er musste sich nur Kimi Räikkönen im McLaren beugen, der zunächst beim Boxenstopp am Deutschen vorbeiging und dann beherzt einen Vorsprung herausfuhr. Ein Wochenende zum Vergessen erlebte Fernando Alonso: Der zu diesem Zeitpunkt WM-Führende kollidierte bereits in der ersten Runde mit einem Kontrahenten und schaffte es in der Folgezeit nicht mehr in die Punkteränge. Ein Erfolgserlebnis hatte unterdessen Ralf Schumacher, der seinen Toyota als Dritter durch das Ziel fuhr. Die weiteren Punkteränge gingen an Jarno Trulli (Toyota), Jenson Button (BAR), Nick Heidfeld, Mark Webber (beide Williams) und Takuma Sato (BAR).

2004: Nachdem man im Vorjahr noch eine Schlappe einstecken musste, dominierte Ferrari im Jahr 2004 auch in Ungarn. Michael Schumacher und Rubens Barrichello fuhren einem ungefährdeten Doppelsieg entgegen, der den Roten auch vorzeitig die Konstrukteurs-WM sicherte. Fernando Alonso im Renault hatte als Drittplatzierter bereits einen Rückstand von mehr als 40 Sekunden. Nur die ersten sechs Fahrer blieben in der gleichen Runde wie der Sieger.

2003: Das Renault-Team dominierte das gesamte Wochenende - Fernando Alonso fuhr auf Pole-Position und sicherte sich am Sonntag nach einem ungefährdeten Auftritt auch den ersten Sieg seiner Karriere. Kimi Räikkönen wurde im McLaren Zweiter vor Juan Pablo Montoya (Williams). Keine Rolle spielte Ferrari: Nach miserablem Qualifying konnte Michael Schumacher seinen achten Platz auch im Rennen nicht verbessern. Rubens Barrichello schied mit Unfall aus.

2002: Vom Start weg setzten sich Rubens Barrichello, der auf der Pole-Position stand, und Michael Schumacher vom Feld ab. In einem recht langweiligen Rennen kam erst Spannung auf, als Juan Pablo Montoya vor der Schikane durch das Kiesbett fuhr und danach von Kimi Räikkönen hart attackiert wurde. Nach mehreren Versuchen schaffte es der Finne vorbeizugehen. Die McLaren-Piloten schafften es zudem mit späten Stopps, sich weit nach vorne zu arbeiten. So gewann Rubens Barrichello sein zweites Rennen der Saison 2002 und das dritte seiner Karriere. Dritter wurde Ralf Schumacher aus dem Williams-Team vor den McLaren-Piloten Räikkönen und Coulthard. Den letzten Punkt holte Giancarlo Fisichella im Jordan.

2001: Mit einem perfekten Start- und Zielsieg sicherte sich Michael Schumacher vier Rennen vor Ende der Formel-1-Weltmeisterschaft seinen vierten WM-Titel. Der Kerpener siegte vor Ferrari-Teamkollege Rubens Barrichello und McLaren-Pilot David Coulthard. Auf den vierten Platz kam Ralf Schumacher aus dem Williams-Team vor Mika Häkkinen und Nick Heidfeld auf Platz sechs im Sauber.

2000: Schon in der ersten Kurve ging es heiss zu Sache, als sich Mika Häkkinen sensationell an Michael Schumacher vorbeizwängen konnte und von Startplatz drei die Führung übernahm. Mit rund acht Sekunden Vorsprung kam der Finne zur Begeisterung seiner zahlreich anwesenden finnischen Fans vor dem Deutschen ins Ziel. David Coulthard kam auf den dritten Platz. Rubens Barrichello im zweiten Ferrari wurde Vierter vor Ralf Schumacher (Williams) und Heinz-Harald Frentzen im Jordan.

1999: Das McLaren-Team beendete den Renntag in Ungarn auf den Plätzen eins und zwei. Ferrari-Ersatzfahrer Mika Salo hatte mit der Strecke riesige Probleme und fuhr dem Feld hinterher, Teamkollege Eddie Irvine rutschte unter Druck von der Strecke und schenkte damit Coulthard den zweiten Platz. Der Ire kam jedoch noch als Dritter ins Ziel. Heinz-Harald Frentzen im Jordan wurde Vierter vor Rubens Barrichello im Steward und Damon Hill im zweiten Jordan.

1998: Mit einer ungewöhnlichen Dreistoppstrategie und sensationell schnellen Rundenzeiten von Michael Schumacher gelang es Ferrari, den Sieg zu holen. David Coulthard kam im McLaren auf den zweiten Platz, Teamkollege Mika Häkkinen trug sein Auto mit technischen Problemen auf dem sechsten Platz ins Ziel. Jacques Villeneuve wurde im Williams Dritter. Rang vier ging an Damon Hill im Jordan vor Heinz-Harald-Frentzen im zweiten Williams.

1997: Dramatik pur in der letzten Runde, als Damon Hill im eigentlich völlig unterlegenen Arrows dank Bridgestone bei der Hitzeschlacht in Führung lag, dann aber wegen Hydraulikproblemen langsamer wurde und Jacques Villeneuve im Williams den Sieg überlassen musste - es wäre der erste und einzige Sieg von Arrows gewesen. Dritter wurde Johnny Herbert im Sauber vor Michael Schumacher im Ferrari, Ralf Schumacher im Jordan und Shinji Nakano im Prost.

1996: Mit einem marginalen Zeitvorsprung konnte Formel-1-Neuling Jacques Villeneuve Williams-Teamkollege Damon Hill in dessen WM-Jahr bezwingen. Jean Alesi im Benetton wurde Dritter, beide Ferraris sahen die Zielflagge nicht. Nur vier Fahrer kamen ins Ziel, darunter Jean Alesi, der im Benetton Dritter wurde, vor Mika Häkkinen im McLaren, Olivier Panis im Ligier und Rubens Barrichello im Jordan.

27.7.2012