Pressekonferenz der Fahrer GP Ungarn 2012

Fernando Alonso regiert derzeit die Formel 1 -

auch bei der FIA-PK in Ungarn

In der Formel 1 dreht sich in Ungarn alles um Fernando Alonso - das wurde auch bei der offiziellen FIA-Pressekonferenz vor dem Rennwochenende auf dem Hungaroring ganz klar deutlich, wo der Ferrari-Superstar Kimi Räikkönen, Heikki Kovalainen, Kamui Kobayashi, Pastor Maldonado und Narain Karthikeyan zumindest in punkto Redezeit klar in den Schatten stellte.

Der Spanier führt trotz eines zu Saisonbeginn deutlich unterlegenen Ferrari bei Halbzeit souverän. 2003 sicherte er auf dem Kurs in der Nähe von Budapest seinen ersten Grand-Prix-Sieg, am vergangenen Wochenende In Hockenheim feierte er mit Triumph Nummer 30 Jubiläum.

Frage: Narain, euer Team hat über die Jahre unterschiedliche Gestalten angenommen. Wie ist die Situation derzeit? Inwiefern hat es sich verändert?

Narain Karthikeyan: Seit Australien hat sich bei uns viel getan. Alles ist bei uns jetzt unter einem Dach. Wir engagieren viele Leute für unser Designbüro, und das Auto wird langsam besser. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, und hoffentlich geht es in der restlichen Saison so weiter. In der Sommerpause sollten ein paar Updates fertigwerden, und hoffentlich können wir sie bald einsetzen und die Lücke schließen. Das Auto ist jetzt unserer Ansicht nach auf einem ähnlichen Niveau wie die Marussias, aber wir können uns immer noch ein bisschen verbessern. Das ist es, was wir jetzt vorhaben.

Es ist zwar eine unglückliche Tatsache, aber in deiner Situation bist du mit vielen Blauen Flaggen konfrontiert. Wie schwierig macht das das Fahren, und bis zu welchem Grad wird dein Rennen dadurch beeinträchtigt? Wie wichtig ist das erste Viertel deines Rennens?

Karthikeyan: Ja, das ist der Teil des Rennens, wo man nicht mit Blauen Flaggen konfrontiert ist. Man versucht, was möglich ist, und pusht. Danach - wenn die Blauen Flaggen herauskommen - muss man manchmal von der Linie abweichen. Da sammelt man sehr viele Gummibrocken auf. Danach geht es darum, sich um die Reifen zu kümmern. Für uns ist es sehr schwierig, aber wir bemühen uns, den Führenden nicht im Weg zu stehen. Das ist es im Grunde.

Kamui, in Hockenheim haben beide Sauber-Autos eine tolle Performance gezeigt. Glaubst du, dass ihr die Probleme der letzten paar Rennen damit aussortiert habt?

Kamui Kobayashi: Ich denke nicht, dass wir so grosse Probleme hatten. Der Speed war grundsätzlich immer da, aber es fehlten in unserem Puzzle ein paar Teile. Das hat uns am Ende im Rennen oft beeinträchtigt. Wir haben ein gutes Auto und eine gute Performance, aber wir müssen einfach alle Puzzleteile richtig zusammensetzen. Abgesehen davon machen wir uns keine Sorgen über unser Tempo. Unser Auto ist vielleicht nicht das Beste, aber wir können zumindest um die guten Plätze mitkämpfen.

Wenn ihr bessere Startplätze hättet, dann wären vielleicht sogar Siege möglich. Habt ihr ein Problem im Qualifying?

Kobayashi: Auf jeden Fall. In Hockenheim hatte ich im Trockenen ein recht gutes Gefühl, aber bei Nässe hatten wir vor allem im Qualifying in Hockenheim grosse Probleme, die Reifen aufzuwärmen. Ich glaube aber, dass viele Fahrer damit Probleme hatten. Wenn es trocken ist, dann glaube ich, dass wir sehr leicht um den Einzug in Q3 kämpfen könnten. Und wenn wir das schaffen, dann läuft das Rennen komplett anders. Leider hatten wir bei den vergangenen zwei Rennen nasse Qualifyings und daher eine harte Zeit, die Performance unseres Autos zu zeigen. Im Trockenen haben wir auf jeden Fall ein gutes Auto, und bei Nässe schwankt die Performance. Dennoch hat es sich ausgezahlt, dass die Jungs so hart an unserem Auto gearbeitet haben. Dafür muss ich mich bedanken.

Heikki, es gibt derzeit im Fahrerlager viele Gerüchte über deine Zukunft. Was sagst du dazu?

Heikki Kovalainen: Wir befinden uns in der Zeit in der Saison, wo man viele Gerüchte über viele Fahrer hört. Für mich hat sich nichts geändert. Mein einziger Fokus ist es, unser Team und unser Auto zu verbessern und das Beste aus dem zu machen, was wir haben. Irgendwann werde ich mich dann mit meinem Management und zunächst mit Caterham an einen Tisch setzen. Dann werden wir sehen, was wir in der Zukunft machen werden.

Du hast auf diesem Kurs bereits gewonnen. Mit welchen Gefühlen gehst du in dieses Rennen?

Kovalainen: Mit ähnlichen Gefühlen wie bei allen anderen Grands Prix. Es ist schon zu lange her, dass ich hier gewonnen habe. Es ist nur ein Wochenende einer gesamten Saison. Natürlich fühlt sich dieses Rennen ein kleinwenig wie ein Heimrennen an, weil hier immer so viele Leute aus Finnland aufkreuzen. In dieser Hinsicht gehe ich vielleicht mit einem positiveren Gefühl in dieses Wochenende als bei anderen Rennen, aber abgesehen davon ist es das Übliche.

Würde es dich reizen, wie Kimi ein World Rally Car zu fahren?

Kovalainen: Klar hat mich das immer interessiert, aber wie wir bei Kimi gesehen haben ist es nicht so leicht, vor allem der direkte Einstieg auf dem WRC-Niveau... Die Erwartungen müssten also bei null liegen, es müsste einfach nur zum Spass sein. Es würde lange dauern, um irgendein konkurrenzfähiges Niveau zu erreichen. Derzeit konzentriere ich mich aber voll auf die Formel 1. Seit einigen Jahren habe ich das Gefühl, dass meine Karriere nun wieder auf Kurs ist. Derzeit ziehe ich den Rallyesport nicht einmal als Hobby in Betracht. Derzeit bemühe ich mich nur darum, mich in der Formel 1 zu verbessern. Aber wenn ich alt und grau bin, kaufe ich mir vielleicht einen Escort Mark II, aber rein zum Spass.

Kimi, du hast vielleicht ähnliche Gefühle, was deine Landsleute angeht. Aber sprechen wir über das Auto. Macht ihr Fortschritte? Zu Saisonbeginn hiess es, dass es sich um ein Siegerauto handelt. Hält es diesen Ruf nach wie vor aufrecht?

Kimi Räikkönen: Wir haben noch kein Rennen gewonnen, also ist es kein Siegerauto. Wir haben ein gutes Paket, aber aus vielerlei Gründen haben wir noch nicht bei allen Bedingungen und bei allen Rennen das Beste aus diesem Auto herausgeholt, aber das liegt an uns. Dennoch sind wir recht zufrieden, aber natürlich will man immer, dass es besser läuft. Wir wollen Rennen gewinnen, aber das ist noch nicht passiert. Hoffentlich gelingt uns das noch dieses Jahr. Wir wissen aber, dass das nicht leicht ist. Wir versuchen weiterhin, alles zu verbessern. Dann werden wir sehen, was in der zweiten Hälfte möglich ist.

Ist Platz vier derzeit das Maximum für euch, und ist das Qualifying ein grosses Thema?

Räikkönen: Wir hatten beim letzten Wochenende einen guten Speed, - abgesehen vom Regen, wo uns nichts gelang, was uns in keine grossartige Lage brachte. In Silverstone war das Auto aber sogar im Nassen gut, aber aus irgendeinem Grund nicht beim Qualifying beim letzten Rennen. Ich denke, dass wir dort hinkommen, wo ich mit dem Auto und dem Setup und solchen Dingen hinmöchte. Hoffentlich läuft es hier besser als beim vergangenen Wochenende.

Fernando, nach dem vergangenen Wochenende hast du mit Felipe die Erdbebenopfer unweit der Fabrik in Maranello besucht. Kannst du uns über diese Erfahrung erzählen und über das, was du dort gesehen und erlebt hast?

Fernando Alonso: Ja, wir haben einige der Lager besucht, wo immer noch Leute leben. Es ist unklar, wann sie nach Hause kommen werden, denn einige Städte sind immer noch ziemlich beschädigt, und die meisten Gebäude müssen repariert werden. Das ist natürlich keine einfache Situation, und es macht einen traurig. Man versucht, ihnen etwas Unterstützung zu geben - von der gesamten Ferrari-Fabrik und vom gesamten Team. Wenn so ein Erdbeben passiert, dann sorgt sich jeder um diese Menschen. Sie sind täglich in den Nachrichten, aber nun nach zwei oder sechs Monaten tendieren viele dazu, das zu vergessen. Wir haben sie also besucht, um ihnen die volle Unterstützung zukommen zu lassen und um ihnen zu wünschen, dass sich alles Tag für Tag verbessert und am Ende der Alltag wieder einkehrt.

Du kommt als Sieger nach Ungarn, hast hier dein erstes Rennen gewonnen und wirst höchstwahrscheinlich als WM-Leader in die Sommerpause gehen. Siehst du dich als Titelfavorit? Wenn nicht, wer ist es dann?

Alonso: Ich denke, dass wir uns in Hinblick auf die Punkte, die wir in der ersten Saisonhälfte geholt haben, in einer guten Position befinden. Wir sind aber erst bei der Hälfte. Wir haben zehn Rennen hinter uns, aber es stehen noch zehn wichtige Rennen aus, wo alle die gleichen Möglichkeiten haben. Der Abstand zwischen den Top 5 oder Top 6 in der WM ist keiner, den man nicht aufholen könnte. Man benötigt nur ein oder zwei gute Rennen, und man ist schon wieder vorne dabei. Wir müssen also die Konzentration aufrecht erhalten und jedes Wochenende alles, was in unseren Händen liegt, maximieren. Wir wissen, dass das einmal ein Podestplatz und ein anderes Mal ein fünfter oder ein siebter Platz sein kann. Wir dürfen uns aber keine Fehler oder irgendetwas leisten, das wir nachher bereuen würden. Wir müssen weiter konstant sein, aber es ist nicht viel zu früh, um an die Weltmeisterschaft zu denken. McLaren, Red Bull, Lotus, Mercedes - sie sind alle nach noch im Rennen.

Pastor, du hast in Barcelona gewonnen. Danach bist du etwas vom Kurs abgekommen. Was ist seitdem passiert?

Pastor Maldonado: Nach Barcelona haben wir aus welchem Grund auch immer nicht die erhofften Resultate erreicht. Ich habe ein paar Fehler gemacht, und gleichzeitig hatte ich etwas Pech. Wir arbeiten so hart, um unsere Performance beizubehalten. Im Qualifying haben wir großartige Arbeit geleistet. Aus welchem Grund auch immer waren wir in den Rennen nicht sehr stark. Jetzt - im zweiten Teil der Weltmeisterschaft - versuchen wir, die verlorenen Punkte aufzuholen und jedes Mal so stark wie möglich zu sein.

Du warst in Monaco sehr schnell. Hier gibt es mittelschnelle Kurven wie in Barcelona. Ist der Hungaroring eine gute Strecke für dich?

Maldonado: Ja, das hoffe ich. Die Abstände sind jetzt auf jeden Fall sehr knapp, und ich hoffe, dass unser Auto hier grossartig sein wird. Das ist sehr wichtig, um die Reifen zu verstehen und um das Auto für Qualifying und Rennen vorzubereiten. Es handelt sich hier um einen Kompromiss. Ich liebe diesen Kurs. Er ist sehr technisch und sowohl physisch als auch mental sehr anstrengend. Ich bin bereit, und ich hoffe auf ein tolles Ergebnis und eine Rückkehr mit dem Team in die Punkteränge.

Fernando, in Deutschland hast du gesagt, dass das Auto jetzt viel besser ist. Wie stark hat es sich seit den Tests in Jerez verbessert? Bei welchem Rennen gab es das größte Update?

Alonso: Wir haben das Auto auf jeden Fall stark verbessert. Ich kann es nicht in Rundenzeit ausdrücken, wie gross der Schritt war, denn es ist schwierig. Vielleicht sind es zwischen zwei und drei Sekunden, aber das ist natürlich
eine Zahl, die nicht besonders genau sein kann. Ich habe das Gefühl, dass die größte Verbesserung in Barcelona stattgefunden hat. Es war grossteils ein Aerodynamik-Update. Wir wussten, dass das Auto bei den ersten drei oder vier Rennen - als wir in China und Bahrain waren - nicht das machen würde, was wir von ihm erwarteten. Als wir dann nach Barcelona kamen, normalisierte sich für uns alles ein bisschen. An anderen Tagen ging es bei den Updates um die Feinabstimmung, aber in Barcelona war es unser Ziel, alles wieder ins Lot zu rücken.

Fernando, angeblich wirst du bei Ferrari Maestro genannt. Ist das wahr?

Alonso: Bei Ferrari nennen sich mich Fernando - normalerweise. Aber wie ich schon oft gesagt habe, wurde ich bei Ferrari sehr gut aufgenommen. Ich war vom ersten Tag an willkommen. Für mich ist Ferrari wie eine Familie. Ich verbringe 80 Prozent meiner Freizeit in Italien, und meine besten Freunde arbeiten in Italien in der Fabrik - bei den Strassenautos. Ich verbringe dort meine Freizeit. Ich bin sogar öfter in Italien als in Spanien. Das ist schon etwas kurios.

Wie machst du es, dass du dich aus allen Schwierigkeiten heraushältst?


Alonso: Dieses Jahr war das in den Rennen nicht einfach, denn das Feld liegt so eng beisammen - vier oder fünf Autos liegen in einer Zehntelsekunde. In den Rennen haben fast alle die gleiche Performance, nicht wie letztes Jahr, wo sechs Auto vorne waren und dann eine andere Gruppe von Autos kam. Dieses Jahr zählt jedes Detail, jeder Boxenstopp, jeder Start. Vor dem Start ist der Stress daher grösser, bei uns allen. Wir hatten in dieser Weltmeisterschaft einige Male Glück, bei einigen Manövern und Zwischenfällen. Wir haben alle Rennen in den Punkterängen beendet, was uns natürlich geholfen hat. Wir müssen jetzt so weiter machen und hoffen, dass auch die zweite Saisonhälfte problemlos läuft.

Vor neun Jahren hast du hier dein erstes Rennen gewonnen, der Sieg am vergangenen Sonntag war dein 30. Hättest du dir vor neun Jahren vorstellen können, so erfolgreich zu sein?

Alonso: Nein, definitiv nicht. Wenn du deinen ersten Grand Prix gewinnst, dann ist das sehr emotionell und sehr befriedigend. Man ist stolz auf das Team, auf einen selbst, auf die Familie - viele Dinge gehen dir da durch den Kopf. Man kann es sich gar nicht vorstellen, dieses Glücksgefühl öfter oder sogar sehr oft zu erleben. Wenn du über die Jahre mit unterschiedlichen Teams und bei unterschiedlichen Reglements weitersiegst - da gab es seit 2003 grosse Änderungen, V10, V8, Michelin, Bridgestone, Pirelli, Nachtanken, Tankverbot - , dann vergeht sehr viel Zeit. Wenn ich jetzt zurückblicke, dann kann ich es mir gar nicht vorstellen, dass ich dieses Glück und diese Chance hatte, diese zwei Weltmeisterschaften zu gewinnen und nun für Ferrari zu fahren.

Kimi und Fernando, rechnet ihr damit, dass Red Bull wegen des verbotenen Motorenmappings hier Probleme bekommen wird?

Alonso: Ich denke, das ist eine Frage für Red Bull. Für uns ändert das nichts. Wir werden mit dem gleichen Auto fahren wie in Silverstone oder Deutschland. Was sie angeht, habe ich keine Ahnung.

Räikkönen: Ich weiss nicht, was sie tun, also müssen wir abwarten.

Kimi, wenn du nach dieser ersten Saisonhälfte zurückblickst: Haben sich die zwei Jahre Formel-1-Auszeit in irgendeiner Form auf deine Performance ausgewirkt?

Räikkönen: Ich war zwei Jahre weg und habe andere Dinge gemacht. Ich glaube nicht, dass irgendetwas anders gelaufen wäre, wenn ich in diesen zwei Jahren Formel 1 gefahren wäre. Vielleicht habe ich ein paar Trainings und ein paar Rennen gebraucht, um alles wieder genau zu wissen. Natürlich befinde ich mich in einem neuen Team, und da benötigt man Zeit, um jeden kennenzulernen und um genau das zu bekommen, was man haben will. Ich glaube aber, dass wir da jetzt hinkommen. Ich glaube, dass es nicht so schlecht gelaufen ist. Es war schon in Ordnung.

Es gab ein paar Fotos von deinem Unfall bei der Abreise aus Hockenheim. Was ist passiert?

Räikkönen: Ich wäre fast hingefallen, es war knapp.

Kimi, wir haben in der letzten Zeit nicht viel über die berühmte Servolenkung gehört, mit der du ja immer wieder Probleme hattest. Habt ihr diesbezüglich einen Schritt nach vorne gemacht? Hattest du davor irgendwelche Situation, wo dich die Servolenkung um ein besseres Ergebnis gebracht hat?

Räikkönen: Es gibt keinen Grund, darüber zu sprechen, denn wenn wir irgendetwas sagen, dann machen die Leute daraus eine Riesenstory. Wie ich immer gesagt habe, ist es nach wie vor nicht perfekt. Wir haben uns seit dem Saisonanfang stark verbessert, aber wir haben immer noch einen Weg vor uns. Im Rennen ist es okay. Es würde mich nicht eine Sekunde oder eine halbe Sekunde schneller machen. Es ist nicht genau so, wie wir es haben wollen, aber ich verwende die besseren Lösungen. Es gibt auf jeden Fall noch Dinge, die wir verbessern können, und wir arbeiten daran. Es ist aber nicht das Einfachste, es hinzubekommen, daher müssen wir daran arbeiten, und irgendwann werden wir es hoffentlich genauso hinbekommen, wie wir es haben wollen.

Was ist das Maximum, was du mit Lotus in der Fahrer- und in der Konstrukteur-WM erreichen kannst, und welche Wertung ist dir wichtiger?

Räikkönen: Das werde ich erst am Jahresende sagen. Wir versuchen ständig, das Maximum herauszuholen. Ich weiss nicht, wo wir landen werden. Es läuft jetzt ziemlich gut. Man hätte zu Beginn des Jahres wohl nicht damit gerechnet, dass wir uns als Team so gut schlagen würden. Wir versuchen, uns zu verbessern, und hoffentlich gelingt uns das. Wir wollen in der Teamwertung um die Top-3-Plätze kämpfen. In der Fahrer-Wertung schauen wir von Rennen zu Rennen. Ich versuche einfach, so viele Punkte wie möglich zu holen und dem Team zu helfen. Ich schätze, dass sie in der Teamwertung so weit oben wie möglich landen wollen. Das Gleiche gilt auch für mich von meiner Seite. Beide Dinge wirken sich aufeinander aus, daher pushen wir einfach, um besser zu werden. Hoffentlich gelingt das.

Fernando, es ist unglaublich, dass dein letzter Fahrer-Titel schon sechs Jahre zurückliegt. Mit ein paar zusätzlichen Punkten hättest du jetzt vier oder fünf Titel haben können statt zwei. Was würde es bedeuten, diesen dritten Titel zu gewinnen - für dich und für Ferrari? Es würde dich in einen höheren Zirkel von Spitzenfahrer bringen - die Laudas und die Prosts.

Alonso: Ich denke, dass wir abwarten müssen, ob es wirklich eine Möglichkeit gibt, um diese Weltmeisterschaft zu kämpfen. Derzeit bin ich glücklich über die Punkte, die wir in der ersten Hälfte geholt haben. Wir müssen weiter hart arbeiten, müssen konstant bleiben, müssen gute Ergebnisse einfahren, denn alles kann sich in zwei oder drei Rennen sehr schnell ändern. Dann sprechen wir plötzlich über ganz andere Dinge. Daher bringt es nicht viel, jetzt darüber zu sprechen. Als ich 2006 in Brasilien Weltmeister geworden bin, war es mein Traum, in meiner Karriere drei WM-Titel zu holen. Das kann dieses Jahr sein, in zwei Jahren oder in sechs Jahren - ich weiss es nicht. Der dritte WM-Titel ist aber sehr wichtig für mich - so viele Titel wie Ayrton zu haben. Er war mein Idol und meine Referenz, als ich Kart fuhr. Und dann gibt es natürlich andere grosse Namen wie Lauda und einige andere. Ich träume immer von der Zahl drei. Hoffentlich muss ich nicht mehr so lange warten.

Zu Beginn des Jahres hattest du die Rolle, dein Team bei Laune zu halten. Musst du sie jetzt etwas beruhigen, damit sie am Boden bleiben?

Alonso: Nein, alle wissen, wo wir in Sachen Performance liegen, wie viele Punkte wir haben, wie wir diese Punkte erreicht haben, wie viele Punkte wir in der Konstrukteurs-WM haben. Nach jedem Grand Prix gibt es eine Analyse, und die Zahlen lügen nie. Wir wissen also, wo wir stehen.

Es macht den Eindruck, dass das deine bisher beste Saison ist. Nicht nur, was das Auto angeht, sondern auch, was dich betrifft. Hat der Sieg in Malaysia bei dir etwas verändert?

Alonso: Nein. Bisher passen einfach die Ergebnisse, und wir haben viele Punkte geholt. 2008 hatte ich auch eine sehr gute Saison, als ich mit Renault zwei Rennen gewonnen habe. 2009 fuhr ich mit einem Auto, mit dem mein Teamkollege in Q1 hängenblieb, auf das Podest. 2010 kam ich zu Ferrari, und alle haben ständig gesagt, dass das meine beste Saison ist. Wir hatten uns gut erfangen, und ich kam mit diesem Auto als WM-Leader nach Abu Dhabi. Im Vorjahr hiess es auch, dass das meine beste Saison sei, als ich mit einem Auto, das recht weit von Red Bull und McLaren weg war, zehn Podestplätze einfuhr. Ich fühle mich auch dieses Jahr geschmeichelt, aber nach zwei oder drei Rennen mit schwachen Ergebnissen würde man mich wahrscheinlich fragen, warum ich unkonzentriert bin oder so etwas Ähnliches. Ich gebe einfach mein Bestes, und ich bin wirklich glücklich mit meinen letzten vier oder fünf Saisons in der Formel 1 - speziell mit dieser, denn derzeit achten wir auf alle Details, die in dieser Saison besonders wichtig sind. Man muss sich jedes Wochenende der Perfektion annähern. Wenn das nicht gelingt, dann verliert man mehr als in der Vergangenheit. Abgesehen davon fahre ich mit der gleichen Herangehensweise, Performance und Vorbereitung wie in den vergangenen vier oder fünf Saisons.

Du hattest zuletzt einen Erfolgslauf. Machst du dir Sorgen, dass die Sommerpause diese Dynamik unterbrechen könnte?

Alonso: "Die Sommerpause ist dieses Jahr etwas länger als normal, und wir sehen sie daher als gute Gelegenheit, um einige der schnellsten Autos einzuholen, da wir mehr Zeit zur Verfügung haben. Wir denken, dass wir etwas zusätzliche Performance finden können, die uns derzeit noch fehlt. Wir waren zu Saisonbeginn etwas spät dran mit der Entwicklung des Autos. Wir erlebten eine negative Überraschung. Wir brauchen Zeit und Lösungen, um das Auto schneller zu machen. Da kann uns etwas mehr Zeit nur zu Gute kommen.

Glaubt ihr, dass es Fernando dieses Jahr schaffen wird?

Karthikeyan: Ja, das glaube ich. Er fährt sehr gut, und er hat all die nötige Unterstützung. Ich bin der Meinung, dass er es schaffen sollte.

Kobayashi: Fernando ist für mich der Stärkste, und man sieht das. Er wird es schaffen.

Kovalainen: Fernando ist definitiv in der besten Position, aber ich bin der Meinung, dass es zu eng ist, um eine Prognose abzugeben. Es wird für alle einen interessanten Saisonendspurt geben - nicht nur für die Teams und die Fahrern, sondern auch für die Zuschauer.

Räikkönen: Fernando befindet sich derzeit in der besten Position, aber wie er selbst gesagt hat reichen zwei, drei schlechte Wochenenden aus, und alles kann sich sehr schnell ändern. Es liegen noch zu viele Rennen vor uns, um etwas sagen zu können. Wir werden beim letzten Rennen sehen, was passieren wird.

Maldonado: Fernando war in der ersten Saisonhälfte sehr konstant und sehr stark. Mit Sicherheit befindet er sich am besten Ort. Ich wünsche ihm und dem Ferrari-Team wirklich alles Gute für diese Saison. Er fährt so gut.

Morgen beginnen die Olympischen Spiele. Könnt ihr der Idee eines olympischen Formel-1-Rennens etwas abgewinnen oder ist das unrealistisch?

Kovalainen: Ich schätze, dass ihr euch denkt, dass ich der nette Kerl bin, der euch jetzt die Antwort gibt. Ich denke nicht, dass es realistisch ist, aber warum nicht. Ich habe nichts dagegen. Wie passt eine Rennstrecke zu den Olympischen Spielen - ich weiss es nicht... Aber wer weiss?

Werdet ihr euch die Olympischen Spiele ansehen?

Karthikeyan: Die Olympischen Spiele? Ich reise zurück nach Indien.

Kobayashi: Vielleicht werde ich mir ein paar Bewerbe ansehen, aber ich bin kein grosser Olympia-Fan. Ich werde mir die Ergebnisse ansehen.

Kovalainen: Ich werde mir die Olympischen Spiele auf jeden Fall ansehen - so viel wie möglich. Wir haben dort ein paar gute finnische Athleten. Für mich ist der Speerwurf-Bewerb der Männer am Interessantesten. Wir haben dort ein paar Kerle, die in der Rangliste zwar nicht ganz vorne dabei sind, aber hoffentlich passt das Timing ihrer Fitness und ihre Vorbereitung, um eine Medaille zu holen.

Räikkönen: Es ist schwierig, Olympia zu übersehen, selbst wenn man das wollen würde. Ich werde mir aber sicher einige Bewerbe im TV ansehen, aber es ist kein Sport, den ich verfolge. Ich werde mir etwas ansehen.

Maldonado: Ich werde das venezolanische Team unterstützen. Ich bin kein besonders grosser Fan der Olympischen Spiele.

Alonso: Ich werde mir so viel ansehen wie möglich. Wir haben aber Ferien und wenn man am Strand liegt, dann wird man nicht aufspringen um im Fernsehen Sport zu schauen. Da schaut man sich vielleicht eher die Wiederholung in der Nacht an.

27.7.2012