Alonso sauer auf Pic

Alonso fiel nach der Behinderung durch Pic hinter

Maldonado zurück

In seinem fünften Fromel-1-Rennen spielte Charles Pic beim Kampf um den Grand-Prix-Sieg erstmals eine aktive Rolle - wenn auch eine höchst unglückliche. Gegen Rennmitte des Grossen Preises von Spanien in Barcelona behinderte der Franzose den zu diesem Zeitpunkt Führenden Fernando Alonso beim Überrunden, was nicht nur ein deutliches Handzeichen des Ferrari-Piloten zu Folge hatte. "Das war wohl ein bisschen unglücklich. Es war ein Marussia, der später aber eine Strafe erhielt, glaube ich", blickt Alonso nach dem Rennen auf die Situation zurück.

Nicht nur der Spanier, sondern auf die Rennkommissare waren der Ansicht, dass Pic Alonso zu spät Platz gemacht habe und verhängten wegen des Ignorierens blauer Flaggen eine Durchfahrtsstrafe gegen den Marussia-Piloten. Doch das brachte Alonso die verlorene Zeit auch nicht zurück. "Das ist jetzt natürlich keine Hilfe, doch hoffentlich verstehen die Leute jetzt allmählich, dass sie die Regeln respektieren müssen. Das war heute nicht der Fall, also bezahlten sie den Preis dafür", sagt der 30-Jährige. "Wir bezahlten aber eigentlich noch viel mehr - vielleicht mit dem Rennsieg."

Die Behinderung durch Pic geschah in einer rennentscheidenden Phase. Pastor Maldonado hatte gerade seinen zweiten Boxenstopp absolviert und fuhr auf frischen Reifen schneller Rundenzeiten. "Die Idee war immer, in der gleichen Runde oder eine Runde später zu stoppen, um zu versuchen, die Position zu verteidigen", beschreibt Alonso die Taktik, die vom Hinterbänkler jedoch durchkreuzt wurde. "Als Williams zum zweiten Mal abbog, hatten wir gerade den Marussia für eineinhalb Runden vor uns." Für eine Reaktion auf dieses Problem war es nach Aussage von Alonso jedoch schon zu spät. "Als wir das im zweiten Sektor bemerkten, lagen wir schon hinter Pastor zurück. Wir entschieden, noch ein paar Runden zu fahren, um am Ende des Rennens noch einmal eine Möglichkeit zu haben. Es drehte sich um einen kürzeren Stint", sagt der Spanier. Doch auch diese Taktik ging nicht auf. "Sie waren aber schneller als wir und verdienen deshalb den Sieg."

Alonso kehrte nach seinem zweiten Boxenstopp hinter Maldonado auf die Strecke zurück und war im weiteren Rennverlauf nicht in der Lage, den Venezolaner anzugreifen. "Nach dem Rennen ist es immer einfacher, die Taktik unter die Lupe zu nehmen", wiegelt Alonso Spekulationen über einen anderen Rennausgang ab und stellt klar: "Ich denke nicht, dass wir den Sieg aufgrund des Marussia verloren haben. Sie (Williams) leisteten klasse Arbeit und hatten das Tempo. Wenn wir im letzten Stint schneller als Williams gewesen wären, dann hätten wir die Möglichkeit zum Überholen gehabt. Sie waren aber schneller als wir und verdienen deshalb den Sieg", zollt der zweimalige Weltmeister seinem Konkurrenten Anerkennung. Dennoch ärgert er sich über die Behinderung durch Pic. "Tatsache ist aber, dass uns der Hinterbänkler einen Strich durch die Rechnung, unseren Plan, gemacht hat. Deshalb bin ich ein bisschen enttäuscht."

Alonso: "Es war ein bisschen unglücklich"


Die spanischen Fans auf den Tribünen in Barcelona brachen in Jubel aus, als ihr Fernando Alonso beim Grossen Preis von Spanien sensationell den Start für sich entschied und als Führender aus der ersten Runde zurückkehrte. Der Ferrari-Pilot konnte den Spitzenplatz aber nicht behaupten, sondern verlor Rang eins im Rennverlauf an den überraschend starken Pastor Maldonado (Williams), der sich in Barcelona zur Riege der Grand-Prix-Sieger gesellte. In der Pressekonferenz spricht Alonso darüber.

Frage: Fernando, ein zweiter Platz bei deinem Heimrennen. Dir und deinem Team gelangen gute Fortschritte. Und wieder einmal hattest du einen klasse Start ...


Fernando Alonso: Ja, der Start war wieder fantastisch. Das Team hatte die Kupplung und dergleichen wirklich gut vorbereitet. Eben die Abläufe, die man für einen guten Start braucht. Auf der Geraden war es bis Kurve eins sehr eng mit Pastor. Dann hatten wir die bessere Seite, die Innenseite. Wir nahmen diesen Schwung mit und führten das Rennen in der ersten Phase an. Williams antizipierte aber unseren Stopp und ging in Führung. Zum Schluss war es dann noch einmal eng. Wir hatten zwar die frischeren Reifen als Pastor und versuchten auch ein paar Mal, ihn zu überholen. Es war aus der letzten Kurve heraus aber nicht möglich. In den letzten zehn Runden fühlte sich das Auto dann seltsam an. Wir büssten an Grip ein. Vielleicht verloren wir ein aerodynamisches Teil oder dergleichen, denn wir wurden richtig langsam. Kimi kam immer näher. Wir dürfen uns daher glücklich schätzen. Der zweite Platz im Heimrennen fühlt sich fantastisch an. Danke an alle, die hierher kamen, und danke an die Leute zuhause. Hoffentlich war das ein Schritt nach vorn, was unsere Möglichkeiten in der Gesamtwertung anbelangt.

Beschreibe bitte dein Gefühl, als Pastor beim zweiten Boxenstopp an dir vorbeizog. In der entscheidenden Runde lagst du hinter einem Hinterbänkler, nicht wahr?

Ja. Das war wohl ein bisschen unglücklich. Es war ein Marussia, der später aber eine Strafe erhielt, glaube ich. Das ist jetzt natürlich keine Hilfe, doch hoffentlich verstehen die Leute jetzt allmählich, dass sie die Regeln respektieren müssen. Das war heute nicht der Fall, also bezahlten sie den Preis dafür. Wir bezahlten aber eigentlich noch viel mehr - vielleicht mit dem Rennsieg. Deshalb bin ich ein bisschen enttäuscht. Sie (Williams; Anm. d. Red.) leisteten aber klasse Arbeit und hatten das Tempo. Wenn wir im letzten Stint schneller als Williams gewesen wären, dann hätten wir die Möglichkeit zum Überholen gehabt. Sie waren aber schneller als wir und verdienen deshalb den Sieg.
War es eine schlechte Entscheidung, so spät nach Pastor Maldonado zum Stopp hereinzukommen, nachdem es ein Problem mit dem Marussia gegeben hatte? Aus aerodynamischer Sicht ist es in der aktuellen Formel 1 ja sehr wichtig, freie Fahrt zu haben ...

Ja, aber das weisst du nie. Nach dem Rennen ist es immer einfacher, die Taktik unter die Lupe zu nehmen. Die Idee war immer, in der gleichen Runde oder eine Runde später zu stoppen, um zu versuchen, die Position zu verteidigen. Als Williams zum zweiten Mal abbog, hatten wir gerade den Marussia für eineinhalb Runden vor uns. Als wir das im zweiten Sektor bemerkten, lagen wir schon hinter Pastor zurück. Wir entschieden, noch ein paar Runden zu fahren, um am Ende des Rennens noch einmal eine Möglichkeit zu haben. Es drehte sich um einen kürzeren Stint. Ich denke nicht, dass wir den Sieg aufgrund des Marussia verloren haben. Wenn du im letzten Stint das Tempo gehabt hättest, dann hättest du Pastor auch überholen können. Das gelang uns aber nicht, weil er schneller war. Tatsache ist aber, dass uns der Hinterbänkler einen Strich durch die Rechnung, unseren Plan, gemacht hat.

Der Sieg schien in greifbarer Nähe zu sein, doch dann glitt er dir durch die Finger. Am Ende schienst du massive Probleme mit den Reifen zu haben ...

Ja. Zehn Runden vor Schluss war es sehr eng. Wir attackierten Pastor und kamen bis auf eine Sekunde an ihn heran. In den letzten sieben oder acht Runden verloren wir aber an Grip. Ich fühlte es in Kurve sieben. Ein paar Ecken später, es war wohl in Kurve neun, informierte ich das Team darüber und bat sie, alles zu überprüfen. Ich dachte, wir hätten vielleicht ein aerodynamisches Teil am Frontflügel oder am Unterboden verloren, denn wir hatten gar keinen Grip mehr. Ab diesem Zeitpunkt, sieben Runden vor Schluss, ging es nur noch darum, den Abstand zu Kimi zu kontrollieren. Wir wussten, es würden lange sieben Runden werden. Am Ende war es ganz schön knapp. Eine Runde mehr und Kimi hätte uns überholt, denke ich. Wir durften uns letztendlich also glücklich schätzen. Ich bin zufrieden mit dem Wochenende als Ganzes, nicht nur mit dem Rennen. Wir hatten nämlich ein sehr starkes Wochenende. Am Freitag hatten wir ein gutes Training. Am Samstag fühlte sich das Auto mehr oder weniger konkurrenzfähig an. Ich denke, wir holten wieder alles aus dem Fahrzeug heraus und maximierten das Potenzial, was wir zur Verfügung haben. Der Start ins Rennen war gut, das Tempo war gut. Irgendwann überrundeten wir sogar einen Red Bull. Das war sehr seltsam. In Bahrain lagen wir noch 57 Sekunden hinter Vettel, hier überrundeten wir Webber. Das versteht wahrscheinlich keiner. Wir auch nicht.
Kam der Gripverlust wirklich so plötzlich? Es schien fast, als würde ein Hebel umgelegt ...

Ja, ja. Es geschah in Kurve sieben. Vielleicht auf dem Randstein. Möglicherweise fiel etwas vom Auto ab. Das müssen wir überprüfen. Es war schwierig. In der letzten Kurve, Kurve 16, ist es schwierig, jemandem ausgangs der Schikane zu folgen. Wir wussten also: Wenn wir nach dem Stopp eine Position verlieren würden, würde es einen Leistungsvorteil brauchen, um jemanden zu überholen. Angesichts der Leistung von Williams war uns klar: Das wird schwierig.
Hattest du daran geglaubt, dass Pastor dein Hauptrivale im Rennen sein würde? Wie sehr überraschte dich das?

Ja, ich denke schon. Wir hatten das gesamte Wochenende über gesehen, dass Williams recht flott unterwegs war. Lewis war vielleicht der Favorit für dieses Rennen, wenn man die Leistung von Ferrari am Freitag du seine Pole-Position mit fünf Zehnteln Vorsprung bedenkt. Aufgrund der Strafe gegen Lewis war Pastor der Schnellste an der Spitze. Daher war das keine Überraschung.
Wahrscheinlich will ganz Italien jetzt vor allem wissen: War das die Wende für Ferrari? Ist Ferrari wieder vorn mit dabei?


Das werden wir sehen. Wenn wir im Qualifying auf den Positionen eins und zwei liegen und das auch im Rennen schaffen, dann dürfen wir sagen, das beste Auto zu haben. Bis dahin sind wir am Kämpfen. Ich denke, in diesem Jahr ist es sehr schwierig, einen Leistungsvorteil zu haben oder mit dem eigenen Auto zufrieden zu sein. Alles ist so eng beisammen. Konstanz und kontinuierliche Entwicklung sind in dieser Meisterschaft ungeheuer wichtig, denn 2012 können schon zwei Zehntel bis zu sechs oder sieben Positionen in der Startaufstellung ausmachen. Was wir aber sagen können, ist, dass wir wahrscheinlich den bisher schwierigsten Saisonstart mit Ferrari hatten. Das Auto war überhaupt nicht konkurrenzfähig. Jetzt ist das erste Saisonviertel gelaufen - wir hatten das fünfte von insgesamt 20 Rennen - und wir führen in der Gesamtwertung oder liegen zumindest gleichauf mit Vettel. Wir müssen sehr, sehr stolz auf und sehr zufrieden mit den Punkten und der Platzierung sein. Vielleicht dürfen wir nicht so stolz auf unsere Konkurrenzfähigkeit sein, doch daran arbeiten wir.
Wie fällt dein Zwischenfazit nach fünf Rennen aus? Wie du schon sagtest: Niemand hat bisher mehr Punkte geholt als du ...

Ich bin definitiv überrascht von der Menge an Punkten, die wir haben. Auch das Ergebnis aus Barcelona überrascht mich ein bisschen. Wir waren zuversichtlich, das Auto verbessert zu haben. Wir hatten gehofft, hier in Barcelona ein paar Anzeichen der Verbesserung zu sehen. Wie ich schon sagte: In Bahrain wären wir beinahe nicht in Q3 eingezogen und kamen als Neunter fast eine Minute hinter dem Sieger an. Wir hatten also aufgrund unserer Updates ein paar Hoffnungen für Barcelona. Unsere Geschwindigkeit war an diesem Wochenende ein bisschen besser als erwartet. Wir waren schnell im Qualifying und nun auch schnell im Rennen. Ich weiß aber trotzdem noch nicht, wo wir stehen. Das ist mein Gefühl nach diesem Wochenende. Ich denke, wir müssen noch mehr Rennen abwarten, bis sich die Meisterschaft stabilisiert hat. Wir könnten bisher nämlich ein bisschen zu gut abgeschnitten haben, wenn man unser Potenzial bedenkt. Vielleicht haben sich einige Teams unter Wert verkauft oder hatten Probleme mit den Reifen oder dergleichen. Wie ich schon sagte: Einige Ergebnisse dieses Wochenendes scheinen mir sehr seltsam zu sein.

Du sagtest schon: Vieles ist möglich. Derzeit scheint alles drin zu sein und nicht alles lässt sich erklären. Das ist sehr seltsam in der Formel 1. Ich glaube nicht, dass wir schon einmal eine solche Situation gehabt haben. Gefällt dir als Fahrer eine solche Unsicherheit oder hättest du lieber ein paar mehr Antworten auf offene Fragen?

Ich weiss nicht. Ich weiss nicht, wie ich darauf antworten soll. Wahrscheinlich gefällt uns die unvorhersehbare Situation, wie wir sie derzeit haben. Du kommst also in einigen Tagen nach Monaco und hast keine Ahnung, ob du siegen oder keine Punkte holen wirst. So fühlen wir im Augenblick - und nicht nur wir. Nach elf Jahren in der Formel 1, von denen Ferrari die meisten dominiert hat, würde ich gern etwas mehr Stabilität und ein dominantes Auto haben - jetzt, wo ich bei Ferrari bin."

Domenicali: "Unser Ziel hat sich nicht verändert"


Teamchef Stefano Domenicali sieht Ferrari nach Fernando Alonsos zweitem Platz in Spanien offenbar auf dem richtigen Weg. Bei der Einschätzung des aktuellen Kräfteverhältnisses tut sich der Italiener angesichts der unterschiedlichen Sieger bei den ersten fünf Grands Prix noch schwer, dankt seinem Team aber für die bisherige Arbeit.

Frage: Wie schätzen Sie das aktuelle Kräfteverhältnis ein?


Stefano Domenicali: Es ist schwierig, die Leistungen der Autos zu beurteilen, da sie sich ständig ändern. Deshalb müssen wir bei jedem Rennen versuchen, uns zu verbessern. Bislang waren so viele unterschiedliche Autos vorne, das Klassement ist geradezu auf den Kopf gestellt. Red Bull hatte heute offenbar Probleme. Bei McLaren war Hamilton mit zwei Boxenstopps sehr stark und wurde Achter. Lotus war ebenfalls sehr schnell, was bei den bisherigen Saisonrennen schon der Fall war. Für Williams lief es heute perfekt. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, ihnen zum Sieg zu gratulieren. Ein großer Teil ist Frank Williams zu verdanken und ich freue mich für ihn.

Fernando hatte vom schlechtesten Saisonstart gesprochen seitdem er bei Ferrari ist. Jetzt führt er die Meisterschaft an. Verstehen Sie das?

Ich sehe das Glas immer als halb voll an. Ich denke, dass das ein Ansporn für die Ingenieure ist, das Auto weiter zu verbessern. Wenn wir diese Meisterschaft gewinnen wollen, müssen wir einen grossen Schritt nach vorn machen, den Abtrieb weiter verbessern. Nach all den Problemen zum Jahresbeginn jetzt an der Spitze der Fahrerwertung zu liegen, bedeutet, dass wir zumindest noch da sind. Wir müssen uns allerdings noch weiter verbessern, da sich unser Ziel nicht verändert hat.

Sind Sie erleichtert, dass es nun besser für Ferrari läuft?

Na ja, man hat kaum Zeit um erleichtert zu sein, da wir uns ab morgen direkt schon auf das nächste Rennen vorbereiten müssen. Es war aber natürlich wichtig. Ich freue mich zumindest für die Leute Zuhause in der Fabrik, die ihr Bestes geben und hart arbeiten. Das ist eine gute Belohnung für sie. In einer schwierigen Situation mit viel Druck habe nicht ich das Problem, sondern all die Ingenieure, die daran arbeiten müssen. Ich freue mich für sie, da wir in den vergangenen Wochen offenbar richtig gearbeitet haben.

15.5.2012