Vettel gewinnt das 1. Freie Training in Singapur

Sebastian Vettel will in Singapur seine

WM-Aufholjagd beginnen

Nach der Lichtmaschinen-Pleite in Monza, wo Red Bull generell nicht besonders konkurrenzfähig war, erwischte Sebastian Vettel heute Abend in Singapur einen positiven Start ins 14. Rennwochenende der Formel-1-Saison 2012. Der Vorjahressieger blieb im ersten Freien Training zwar um mehr als vier Sekunden hinter seiner Freitagsbestzeit von 2011 zurück, war aber der Schnellste der ersten eineinhalb Stunden auf dem 5,073 Kilometer langen Marina-Bay-Circuit.

Vettel absolvierte insgesamt 24 Runden und zählte damit zu den fleissigsten Piloten. Am Ende hatte er gerade mal 49 Tausendstelsekunden Vorsprung auf Lewis Hamilton (McLaren). Interessant der Vergleich der einzelnen Sektoren: Im ersten war Hamilton um zwei Zehntelsekunden schneller, im zweiten und dritten hatte Vettel um eine beziehungsweise vier Zehntelsekunden die Nase vorne. Außerdem reichten Hamilton 15 Runden, um auf 1:50.615 Minuten zu kommen. Aus den erzielten Rundenzeiten seriöse Rückschlüsse auf das Kräfteverhältnis an diesem Wochenende zu schliessen, ist aber aus zwei Gründen nicht möglich: Erstens war die Strecke zu Beginn der Session noch feucht, sodass teilweise mit Intermediates und sogar Full-Wets gefahren werden mussten und sich erst langsam Grip aufbaute, und zweitens ist nicht gesagt, dass es am Samstag und Sonntag trocken bleiben wird.

Fast eine Sekunde Vorsprung auf den Rest

Mit Vettel und Hamilton konnte niemand richtig mithalten; erster Verfolger der beiden war Jenson Button (McLaren), der sich in letzter Minute vom zehnten auf den dritten Platz verbesserte, dem aber trotzdem fast eine Sekunde auf die Spitze fehlte. Knapp hinter Button sicherten sich Fernando Alonso (Ferrari), Pastor Maldonado (Williams), Mark Webber (Red Bull) und Nico Hülkenberg (Force India) die weiteren Positionen. Hülkenberg lag zwischenzeitlich sogar in Führung und genau wie sein Teamkollege Paul di Resta (8./+1,377) stets im Spitzenfeld. Das lässt hoffen. Unerwartet stark auch Daniel Ricciardo, mit 1,709 Sekunden Rückstand gerade noch vor Sergio Perez (Sauber) in den Top 10 - ob da schon der James-Key-Effekt greift? Vermutlich eher nicht, denn Teamkollege Jean-Eric Vergne musste mit Platz 17 Vorlieb nehmen. Rückstand: 2,623 Sekunden.

Für die meisten Teams standen zunächst aber nicht die Rundenzeiten, sondern Tests mit den jüngsten Updates im Vordergrund. So drehte Alonso wie so oft mehrere Aerodynamik-Runs, ehe er erstmals eine Zeit setzte, und auch bei Sauber konzentrierte man sich darauf, die neue Motorenabdeckung und weitere Bodywork-Teile zu probieren. Für die Schweizer ist das Singapur-Update eines der letzten der Saison und damit sehr wichtig im Kampf um WM-Platz fünf. Hauptgegner von Sauber ist übrigens Mercedes. Die Silberpfeile von Michael Schumacher (14./+2,420) und Nico Rosberg (18./+2,661) hatten diesmal kein Dreifach-DRS drauf, dafür aber den neuen Coanda-Auspuff, der - bei erfolgreichen Freitags-Evaluierungen - auch morgen und am Sonntag zum Einsatz kommen könnte. Am effektivsten ist der neue Auspuff auf Strecken, wo gute Traktion erforderlich ist - also eine Geheimwaffe für Singapur?

Mercedes mit Coanda, aber ohne Dreifach-DRS

"Wir müssen erst alle Daten analysieren", bleibt Teamchef Ross Brawn zurückhaltend. "Es sieht in Ordnung aus, aber natürlich ist derzeit alles relativ, denn wir wissen nicht, wie die anderen in Sachen Sprit unterwegs sind. Die Bremsen geben hier Anlass zur Sorge. Das ist der Grund, warum wir stets mit viel Sprit gefahren sind - damit wir wissen, wie wir in Bezug auf die Bremsen aussehen." Diesbezüglich seien aber keine Probleme zu erwarten.

Unauffällig blieben am Abend (die Session begann um 18:00 Uhr Ortszeit, ab etwa 18:45 Uhr wurde es dunkel) Lotus und Felipe Massa im zweiten Ferrari, ebenso wie die beiden HRT-Fahrer, obwohl ihnen in Singapur ein neuer Unterboden zur Verfügung steht. Tadellos schlug sich allerdings der Chinese Qing-Hua Ma, der 20 Runden ohne Fahrfehler absolvierte, phasenweise sogar schneller war als Pedro de la Rosa - und am Ende dann doch um eineinhalb Sekunden langsamer.

Eine weitere wichtige Erkenntnis für alle Teams war, als Kamui Kobayashi (13./Sauber/+2,273) mit den härteren Soft-Slicks von Pirelli der Erste war, der die 2:00-Minuten-Barriere durchbrach. Das bedeutet, dass der Crossover-Punkt für den Wechsel von Intermediates auf Slicks bei abtrocknender Strecke in etwa bei einer Rundenzeit von 2:00 Minuten liegt. Angesichts der schlechten Wetterprognose sollten sich das alle genau notieren...

21.9.2012

  • 1 S. Vettel Red Bull Racing 1:50,566 24 Runden
  • 2 L. Hamilton McLaren + 0,049 15 Runden
  • 3 J. Button McLaren + 0,893 17 Runden
  • 4 F. Alonso Ferrari + 0,959 20 Runden
  • 5 P. Maldonado Williams + 1,010 20 Runden
  • 6 M. Webber Red Bull Racing + 1,089 19 Runden
  • 7 N. Hülkenberg Force India + 1,092 24 Runden
  • 8 P. di Resta Force India + 1,377 21 Runden
  • 9 D. Ricciardo Scud. Toro Rosso + 1,709 24 Runden
  • 10 S. Perez Sauber + 1,730 19 Runden
  • 11 B. Senna Williams + 2,063 25 Runden
  • 12 K. Räikkönen Lotus + 2,150 16 Runden
  • 13 K. Kobayashi Sauber + 2,273 23 Runden
  • 14 M. Schumacher Mercedes AMG + 2,420 21 Runden
  • 15 R. Grosjean Lotus + 2,462 20 Runden
  • 16 F. Massa Ferrari + 2,514 17 Runden
  • 17 J. Vergne Scud. Toro Rosso + 2,623 25 Runden
  • 18 N. Rosberg Mercedes AMG + 2,661 26 Runden
  • 19 T. Glock Marussia + 4,342 20 Runden
  • 20 H. Kovalainen Caterham + 4,525 16 Runden
  • 21 C. Pic Marussia + 4,769 22 Runden
  • 22 V. Petrov Caterham + 5,194 22 Runden
  • 23 P. de la Rosa Hispania Racing + 6,090 21 Runden
  • 24 Q. Ma Hispania Racing + 7,487 20 Runden