Red Bull in Singapur wieder siegfähig?

Red Bull will in Singapur wieder vorne mitmischen

Für die Titelambitionen von Red Bull war der Grand Prix von Italien ein klassischer Reinfall. Weder Sebastian Vettel noch Mark Webber sahen in Monza die Zielflagge. Vettel rutsche dadurch auf den vierten Gesamtrang in der Fahrerwertung ab. Teamkollege Webber ist nur noch Fünfter. Auf WM-Spitzenreiter Fernando Alonso im Ferrari fehlen bereits 39 beziehungsweise 47 Punkte. Unterdessen schob sich McLaren-Pilot Lewis Hamilton mit seinem Sieg beim gleichzeitigen dritten Platz von Alonso bis auf 37 Zähler an den Spanier heran und ist nun WM-Zweiter vor Kimi Räikkönen im Lotus.

Für die anstehenden Rennen setzt Red Bull die Hoffnungen nicht zuletzt in Reifenhersteller Pirelli. Sowohl in Spa-Francorchamps als auch in Monza mussten die Teams für die Zeitenjagd im Qualifying die Medium-Mischung heranziehen, da diese an den beiden zurückliegenden Rennwochenenden die weichere der beiden mitgebrachten Mischungen war. Vor allem das Weltmeisterteam hatte mit den Medium-Reifen nachhaltig Probleme. Die Folge: Startpositionen ausserhalb der ersten beiden Reihen machten die Chance auf Siege im Rennen nicht grösser. "Die zurückliegenden Rennen waren hart für uns. Da waren auch keine wirklich starken Qualifying-Leistungen dabei", bekennt Red-Bull-Teamchef Christian Horner gegenüber 'ServusTV' und verdeutlicht, welchen Anteil ein erfolgreicher Samstag am Gesamterfolg eines Rennwochenendes hat: "Die Statistik bei Fernando wird natürlich auch dadurch beeinträchtigt, dass er in Silverstone bei Regen die Pole hatte, auch in Deutschland hatte er die Pole." In Silverstone konnte Red Bull den Ferrari-Piloten mit Webber noch überlisten. In Hockenheim fuhr Alonso zum Sieg.

Horner schiebt die jüngsten Entwicklungen in Sachen Kräfteverhältnis vor allem den Reifen zu. "Wir verstehen jetzt so langsam, was man machen muss, damit der Reifen am Samstag über eine Runde und auch am Sonntag funktioniert. Da muss man ständig neue Erkenntnisse gewinnen. Wir hatten in diesem Jahr vier Poles, wir wollen natürlich noch mehr, aber es kommen in diesem Jahr noch Strecken, die zur Charakteristik unseres Autos noch besser passen sollten." Bei den vier nun anstehenden Grands Prix in Singapur, Japan, Südkorea und Indien bringt Pirelli wieder jene Mischung mit, mit der das Weltmeisterteam aus Milton Keynes in dieser Saison bisher am besten zurechtkam: Soft. Auf dem Stadtkurs in Singapur und der südkoreanischen Piste in Yeongam ist der Soft gar der härtere der beiden Reifen, da dort auch die Supersoft-Mischung zum Einsatz kommt.

Qualifying für Danner nicht entscheidend

Für Ex-Formel-1-Pilot Christian Danner indes führt der Weg zum Weltmeistertitel 2012 nicht zwangsläufig über eine starke Performance im Qualifying. "Die WM besteht dieses Jahr darin, dass du die Reifen zum Laufen bringst und sie am Laufen hältst. Außerdem musst du brav wie ein Eichhörnchen deine Pünktchen mit nach Hause nehmen", so Danner gegenüber 'ServusTV'. Um seine These zu bekräftigen, führt der heutige Co-Kommentator von 'RTL' an, dass Alonso in Monza von Startplatz zehn bis auf Rang drei nach vorn fuhr. Zum Zeitpunkt der beiden Red-Bull-Ausfälle lag Alonso schon längst vor Vettel respektive Webber. "Diese Saison verlangt keine Überlegenheit in der Startaufstellung, sondern ein schnelles Auto im Rennen", ist Danner überzeugt und erinnert: "Sebastian startete in Spa auch weiter hinten und wurde Zweiter. Das Rennen ist also nach wie vor wichtiger."

So oder so gibt die von Pirelli am Mittwoch bekanntgegebene Auswahl der Reifenmischungen für die kommenden vier Rennen Anlass zur Hoffnung im Weltmeisterteam. Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko glaubt gegenüber 'Sport Bild', dass "alleine wegen dieser Reifenwahl unsere Qualifying-Schwäche der vergangenen Rennen abgestellt sein müsste". Auch Red-Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz wirft die Flinte im Titelkampf nicht voreilig ins Korn. "Solange wir auf dem Papier noch eine Chance haben, kämpfen wir."

14.9.2012