Williams: Weitere Siege ?

Jubelt Maldonado schon bald wieder?

Obwohl Pastor Maldonado als Monaco-Spezialist gilt und der kurvenreiche Kurs im Fürstentum dem Williams-Renault FW34 liegen müsste, gibt sich das Williams-Team nicht der Illusion hin, dass der Sieg beim Grand Prix von Spanien nun zur Regel werden könnte: "Barcelona war sehr gut. Wir sind aber noch weit davon entfernt, regelmässig so gut zu sein", gesteht Chefingenieur Mark Gillan. "Unser Ziel für dieses Wochenende ist, beide Autos in die Punkte zu bekommen. Alles, was darüber hinaus geht, würde uns glücklich machen."

Barcelona war eine Sternstunde für Williams, die das Team bei einem kleinen Empfang in Grove gefeiert hat. Nach einer Ansprache an die Belegschaft stellte sich Pastor Maldonado für Autogramme und Fotos zur Verfügung. Die Stimmung war wegen des Boxenfeuers in Barcelona aber getrübt: "Wir konnten den Sieg nicht so richtig geniessen", so Gillan, "aber wir kommen mit einem grossartigen Ergebnis im Rücken hierher. Wir freuen uns wirklich auf dieses Wochenende - beide Fahrer. Wir haben im Simulator gearbeitet und das Auto war in Barcelona sehr stark."

Dass vor allem das Team besser geworden ist, lässt er nicht als einzige Erklärung für den überraschenden Sieg gelten: "Ich würde sagen, es war auch eine sehr gute Fahrt von Pastor", sagt Gillan. "Da sind viele Dinge zusammengekommen. Das Feld ist im Moment so umkämpft, dass du Zweiter oder ganz schnell nur noch Zehnter sein kannst, abhängig davon, ob du alle Parameter richtig triffst - Performance des Fahrers eingeschlossen." Vor allem die Reifen zu verstehen, sei "eine unendliche Geschichte. Selbst die Eigenschaften des gleichen Reifensatzes können auf unterschiedlichen Strecken komplett verschieden sein. Der Schlüssel zur Rennstrategie ist, die schnelle Einzelrunde ebenso zu verstehen wie das Ausmass des Abbaus auf eine längere Distanz", erläutert Gillan.

Williams: Bei anderen Teams Material ausgeborgt


Beim Williams-Team zeigte man sich nach dem verheerenden Boxenfeuer in Barcelona bemüht, die Folgen herunterzuspielen, doch offenbar wurde doch mehr Equipment zerstört als zunächst angenommen. Komplett verschont blieb immerhin das Siegerauto von Pastor Maldonado, das sich zu jenem Zeitpunkt noch im Parc ferme befand, während Bruno Sennas Chassis ebenfalls in Flammen stand.

"Wir haben 90 Prozent unserer Garagen-Infrastruktur verloren und so ziemlich alles, was mit der IT zu tun hat. Dazu alle Funkgeräte, alle Intercom-Anlagen, das komplette Rack, das IT-Speichersystem", klagt Chefingenieur Mark Gillan. "Und an Brunos Auto haben wir wegen Korrosion ebenfalls so ziemlich jede Komponente aus Metall verloren. Das eigentliche Chassis ist in Ordnung, aber die metallischen Teile sind kaputt und mussten ausgewechselt werden."

Ursache noch nicht bekannt

Noch immer nicht hundertprozentig geklärt ist, wie das Feuer ausgelöst wurde. Als wahrscheinlich gilt, dass ein Funkenschlag, entstanden zum Beispiel durch die Spannung der KERS-Batterie, die brennbaren Gase im Tankschlauch entzündet haben könnte. "Die genaue Ursache haben wir aber noch nicht herausgefunden", gibt Gillan zu. "Wir arbeiten mit der FIA zusammen, um Präventivmassnahmen zu entwickeln, damit so etwas nicht wieder passieren kann."

Bereits am Freitag kam es zu einem Treffen der Technischen Arbeitsgruppe, bei dem der Vorfall besprochen wurde. "Wir haben unsere Prozeduren verändert und die anderen Teams darüber informiert. Das ist eine lange Liste, die wir ihnen und der FIA ausgehändigt haben", sagt Gillan und gibt Robert Fernley von Force India recht, der den Rettungseinsatz der Streckenposten kritisiert hatte: "Infolge dieses Zwischenfalls werden sich einige Dinge ohne jeden Zweifel ändern."

Für das bevorstehende Rennwochenende in Monte Carlo ist das Williams-Team trotz des Feuers nahezu normal ausgestattet: "Wenn man in die Garage geht, merkt man nicht, dass wir ein Feuer hatten - eine unglaubliche Leistung von allen Beteiligten. Wir sind voll betriebsbereit", zeigt sich Gillan zufrieden. "Es gibt ein paar Dinge, die wir nicht haben, etwa eine Fülle von Headsets, aber das kann uns operativ nicht aufhalten."

Dank an die anderen Teams

"Wir haben auch von anderen Teams Material ausgeborgt", lobt er die Solidarität der elf Williams-Konkurrenten. "Sie haben nicht nur beim Löschen geholfen, sondern auch anderwärtig Unterstützung angeboten. Bei einigen Teams haben wir das Angebot angenommen und uns Material ausgeborgt - überwiegend IT-Material wie zum Beispiel Festplatten-Speicher. 90 Prozent konnten wir selbst auftreiben, zehn Prozent mussten wir uns ausborgen." Auch das Personal - einige Mitarbeiter hatten sich Rauchgasvergiftungen zugezogen - ist wieder fit. Nur ein Williams-Mechaniker hat schwerwiegendere Verbrennungen erlitten. Gillan: "Einer unserer Mitarbeiter befindet sich immer noch im Krankenhaus. Er ist auf dem Weg der Besserung. Wir haben ihn nach ein paar Tagen von Spanien nach England fliegen lassen. Innerhalb der nächsten zehn Tage wird man ihn wohl entlassen."

Frank Williams glaubt an weitere Siege


Lange Zeit war Frank Williams eine der prägenden Figuren der Formel 1. Mit nachlassendem sportlichen Erfolg verschwand er nicht von der Bildfläche, doch es rückten andere Charakterköpfe in den Vordergrund. Für den Teamchef, der kürzlich seinen 70. Geburtstag feierte, waren Grand-Prix-Siege schon kein Thema mehr. "Ich hatte keine Angst. Es war eher eine stärker und stärker werdende Verlegenheit", blickt Williams im Gespräch mit dem 'Telegraph' auf die Durststrecke zurück.

Es schien ein schleichender Untergang zu sein: "Als die Jahre ins Land gingen, begannen wir zu verschwinden", erzählt Williams über die Jahre seit 2004, als ihm und seiner Mannschaft keine Siege mehr gelangen. Depressionen bereitete ihm das nicht: "Ich kann nicht behaupten, dass ich wochenlang im Bett gelegen und mir deswegen Gedanken gemacht hätte. Glücklicherweise kamen fähigere Leute als ich und räumten die Probleme aus", so Williams.

Fähige Leute wie Adam Parr, der das Team vor wenigen Wochen unter kontroversen Umständen verliess. Williams schüttet Lob über seinem ehemaligen Mitarbeiter aus: "Er ist ein wahnsinnig kluger Kopf und ich habe oft mit ihm gesprochen. Er war Feuer und Flamme für das Team und hat seinen Anteil am Erfolg." Denn es sei Parr gewesen, der Personal wie Mike Coughlan, Jason Somerville oder Ed Wood verpflichtete. Williams glaubt daran, den Ex-Geschäftsführer bald wieder in der Formel 1 zu sehen, "möglicherweise in einer kommerziellen Funktion". Ebenfalls nicht mehr Teil des Teams ist Co-Gründer Patrick Head, der die Mannschaft im Winter verliess. "Er war schon etwas neidisch, nicht Teil des Sieges gewesen zu sein", bemerkt Williams schmunzelnd und würdigt die Leitung seines langjährigen Weggefährten. "Aber er hat ja das Fundament gelegt."

Er glaube an einen weiteren Sieg für Williams, gibt sich Sir Frank überzeugt: "Barcelona mag eine Überraschung gewesen sein, aber wir wussten, dass wir uns im Vorfeld verbessert hatten. Das Auto hat eine gute Balance", sagt er. Williams weiss genau, was er an seinem venezolanischen Piloten hat. "Und die grösste Überraschung ist, dass Maldo (Pastor Maldonado) sehr, sehr konkurrenzfähig ist. Er bringt eine Menge Sponsorengelder mit."

Senna: "Alles Klatsch und Tratsch"


Während in den Medien nicht erst seit Pastor Maldonados Grand-Prix-Sieg in Spanien fleissig über einen unfreiwilligen Abschied Bruno Sennas von Williams diskutiert wird, bleibt der Betroffene ganz cool: "Es ist immer wichtig, gute Resultate und Konstanz zu zeigen", räumt er im Vorfeld des WM-Laufes in Monaco ein. "Es gab viel Gerede - davon, dass ich Schwierigkeiten hätte. Aber die Leute vergessen, dass ich bis zum vergangenen Rennen in der Meisterschaft vor Pastor lag", insistiert Senna.

Für den Brasilianer ist alles nur der übliche Klatsch und Tratsch im Fahrerlager. Er verweist auf die guten Auftritte, die er in dieser Saison bereits abgeliefert habe, und eine übertriebene Reaktion der Fachwelt auf sein schlechtes Wochenende in Barcelona. "Das ist typisches Formel-1-Geschwätz, wie ein Strohfeuer. Der einzige Weg, es zu löschen, ist, die Leute mit guten Resultaten eines Besseren zu belehren", so Senna.

Ab Spa zurück auf bekanntem Terrain

Zuversichtlich stimmt ihn auch, dass Strecken im Kalender folgen, auf denen er im vergangenen Jahr im Renault zum Einsatz gekommen ist. "Wenn ich darüber nachdenke, ist es einige Jahre her, dass ich auf dieser Strecke Formel 1 gefahren bin", überlegt er mit Blick auf Monaco. "Und damals war ich nicht besonders konkurrenzfähig", erinnert sich der 28-Jährige an seine Zeit bei HRT in der Saison 2010. Doch es wird noch bis September dauern, ehe Senna auf bekanntes Terrain zurückkehrt. "Wenn ich nach Spa komme, bin ich mit den Dingen sehr viel vertrauter. Aber bei diesem Rennen und in Montreal kann ich im ersten Freien Training fahren", erklärt er. Denn freitags darf bei Williams oft der Testpilot ans Steuer: "In Valencia, Silverstone, am Nürburgring und in Budapest sitzt dann wieder Valtteri (Bottas) im Auto", weiss Senna.

Senna sieht den "Faktor Pastor"

Er ist auch deshalb optimistisch, weil er mit seiner Crew das Setup analysiert hat, das Maldonado in Spanien zum Sieg verholfen hat. "Wir haben eine Menge gelernt. Da gab es einige Unterschiede und ich denke, diese weisen uns die richtige Richtung", hofft Senna, der seinen FW34 in bestimmten Punkten nach dem Vorbild des Teamkollegen abstimmen will. "Dann sehen wir, wie es funktioniert", bemerkt er. Den Schlüssel zum Williams-Erfolg sieht Senna darin, dass der Wagen auf dem Circuit de Catalunya im wichtigen dritten Sektor schnell war. Er sieht das als "ermutigend" an, möchte aber fair bleiben und gratuliert Maldonado zu einem "grossartigen Job beim Schonen der Reifen" - so hätte der Venezolaner es geschafft, die Pneus einigermassen frisch durch die zwei übrigen Abschnitte zu bringen. "Es gibt den Faktor Auto, aber eben auch den Faktor Pastor", lobt er.

Monaco-Training: Williams hält sich bedeckt


Kreise sollte Pastor Maldonado laut Helmut Marko in Monaco um die Konkurrenz fahren. Am Donnerstag waren die noch ziemlich klein. Der nach seinem Sieg in Barcelona zum Topfavoriten stilisierte Venezolaner kam im Gesamtergebnis der Freien Trainings auf Rang sieben (1:16.760 Minuten, + 1,014 Sekunden). Auch Teamkollege Bruno Senna fiel nicht besonders auf und landete auf Platz 15 (1:17.655 Minuten, + 1,909 Sekunden).

Chefingenieur Mark Gillan spricht nüchterner als mancher Experte über das erste Freie Training: "Es war eine produktive Session. Beide Fahrer haben sich erfolgreich durch ihre Programme gearbeitet", bestätigt der Williams-Verantwortliche. "Aber leider fand die zweite Session dann bei Nässe statt und stellte sich als problematisch heraus. Nützliche Fahrten waren äußert begrenzt", so Gillan. Dennoch gab es am Kommandostand positive Erkenntnisse: "Beide Fahrer waren glücklich mit der Balance des Autos, aber wir haben für Sonntag noch viele Dinge vorzubereiten", blickt Gillan voraus. Maldonado klingt optimistischer: "Das Auto fühlt sich in diesem Jahr wirklich gut an und wirkte auch heute konkurrenzfähig. Wir sind zufrieden", lautet sein Fazit.

Allerdings hätte Maldonado gerne mehr Kilometer unter die Räder genommen: "Schade, dass wir am Nachmittag nicht so viel fahren und kaum Daten zu den Reifen sammeln konnten", meint er, ohne zu früh Bilanz ziehen zu wollen: "Es gibt ja immer noch das dritte Freie Training am Samstag. Ich liebe diese Strecke und denke, es wird ein umkämpfter Grand Prix", prognostiziert Maldonado.

Auch für Bruno Senna, der im vergangenen Jahr kein Cockpit für den Monaco-Grand-Prix sein Eigen nannte, gab es positive Erkenntnisse: "Es ist schon eine Weile her, dass ich hier gefahren bin. Es war also gut, etwas zusätzliche Zeit zur Verfügung zu haben, um mir die Strecke wieder ins Gedächtnis zu rufen", resümiert der Brasilianer, der ein paar Tropfen vom Himmel nicht so tragisch findet: "Das Nachmittags-Training wurde vom Regen gestört, aber jedes Bisschen hilft."

Berger rechnet auch in Monaco mit Maldonado


Gerhard Berger übt zwar keine offizieller Funktion mehr in der Formel 1 aus, dennoch ist er ein gern gesehener Gast im Fahrerlager. An diesem Wochenende sind dabei die Wege für den Österreicher recht kurz, denn wie viele der Piloten lebt er in Monaco. Berger kennt die Formel 1 sowohl aus der Perspektive des Fahrers als auch aus dem Blickwinkel von der Boxengasse aus, wo er als Motorsport-Direktor von BMW und Mitinhaber von Toro Rosso am Kommandostand sass. Doch an ein Rennjahr wie 2012 kann sich der 52-Jährige spontan auch nicht erinnern.

"Es ist bisher eine ganz besondere Saison. Bei jedem Rennen gibt es einen anderen Sieger", sagt Berger im Gespräch mit 'SkySportsF1'. "Wir sehen einen sehr starken Williams, einen starken Sauber, einen sehr konkurrenzfähigen Ferrari. Vettel und Alonso führen die WM an. Es ist eine völlig andere Saison als in den vergangenen Jahren." In einer ohnehin turbulenten Saison, in der die Vorhersage des Sieger vor dem Rennwochenende kaum möglich ist, folgt nun mit Monaco ein Grand Prix, der von sich aus schon unberechenbar ist.

Auch Berger freut sich auf das Rennen an der Cote d'Azur. "Jetzt kommen wir hier nach Monaco und es wird sehr interessant sein zu sehen, war hier alles zusammenbekommt." Doch der Österreicher ist sich schon jetzt sicher, welche Piloten im Kampf um den Sieg eine Rolle spielen werden. "Alonso wird einer derjenigen sein, die um den Sieg mitkämpfen. Hamilton, Alonso, Rosberg, und auch Maldonado dürfen wir nicht vergessen. Er war mit jedem Auto schnell, mit dem er hier gefahren ist", erinnert Berger an Maldonados Glanzleistungen in der GP2. "Vielleicht wird er auch an diesem Wochenende wieder eine Rolle spielen."

Beeindruckender ist für Berger aber einer der Piloten seines ehemaligen Teams. "Ein grosser Faktor bei Ferrari ist Alonso", sagt der 52-Jährige. "Er ist einer der besten, wenn nicht sogar der beste Fahrer im Feld. Er macht einen unglaublichen Job. Er fährt ständig am Limit, egal ob im Freien Training, Qualifying oder im Rennen. Er ist eine Garantie für gute Resultate. Aber Ferrari hat einen Schritt nach vorne gemacht. Vor allem beim vergangenen Rennen, aber auch heute Morgen. Er ist in guter Form."

Sein ehemaliger Schützling Sebastian Vettel, mit dem Berger 2008 in Monza den Sieg bei Toro Rosso feiert, sticht in dieser Saison trotz der Sieges in Bahrain nicht so heraus wie noch im Vorjahr. Für Berger eine Folge der aktuellen Entwicklung der Formel 1. "Eine dominierende Rolle gibt es in diesem Jahr nicht", sagt der Österreicher bei den deutschen Kollegen von 'Sky Sport'. "Aber letztendlich führt Sebastian immer noch in der Weltmeisterschaft."

Daran wird sich nach Ansicht von Berger auch bis zum Ende der Saison nichts ändern. "Sie sind immer dabei und werden am Ende auch wieder mitkämpfen." Die unberechenbare Formel 1 2012, die bei manchem Beobachter für Verwirrung, sorgt bei Berger, der nurmehr die Rolle des Zuschauers innehat, für Begeisterung. "Für uns Fans ist es natürlich besser, wenn es knapper zugeht, als wenn einer vorne wegfährt."

Williams will noch nicht zurücktreten


Mit 70 Jahren ist Frank Williams der älteste Teamchef der Formel 1, aber während der 68-jährige Peter Sauber schon seinen Rücktritt mit Jahresende angekündigt hat, will der an den Rollstuhl gefesselte Brite noch nicht loslassen. Zwar zieht er sich schrittweise aus dem Tagesgeschäft zurückziehen - ein Prozess, der bereits eingeleitet wurde -, aber vorerst möchte er weiterhin an der Spitze des Rennstalls bleiben.

Dass er seinen Sitz im Vorstand an Tochter Claire übergeben hat, ändere "nichts", denn: "All die Einzelpersonen mit ihren aufgeteilten Verantwortungsbereichen machen einen super Job. Ich bin aber immer noch kontrollierender Mehrheitseigentümer und Teamchef", stellt Williams im Interview mit dem 'Telegraph' klar. "Jemand muss zu mir kommen und mir sagen: 'Frank, du vergisst zu viel' oder 'Frank, du stehst langsam im Weg'."

Williams sieht die Zeit noch nicht gekommen

Das sei momentan noch nicht der Fall, meint der liebevoll "Rollstuhlgeneral" genannte Brite und widerspricht damit Kritikern, die nur hinter vorgehaltener Hand flüstern, dass sein Gesundheitszustand schon bald einen Wechsel erforderlich machen könnte. Würdest du dann zurücktreten, Frank? "Wenn ich wirklich glauben würde, dass ich die Dinge aufhalte, dann ja", sagt er. "Aber ich glaube nicht, dass es schon so weit ist." Teamintern war Adam Parr derjenige, der in den vergangenen Jahren den besten Draht zu Williams hatte, aber der Vorstandsvorsitzende musste im Zuge der Concorde-Verhandlungen mit Bernie Ecclestone gehen. Die neue Garde um Claire Williams und Grossaktionär Toto Wolff steht schon eher für die nächste Generation. Wolff freute sich zuletzt in Barcelona "rasend, dass Frank das miterleben kann". Gemeint war der erste Sieg seit acht Jahren.

Auch sonst gönnt man Williams die Rückkehr auf die Siegerstrasse. Viele sind der Meinung: Es wäre ein unwürdiger Abgang eines großen Mannes gewesen, wenn Williams bis zu seinem endgültigen Rücktritt jahrelang sieglos geblieben wäre. "Er ist einer der Besten in unserem Zirkus, ein harter Kerl, ein Kämpfer", lobt Gerhard Berger. "Wir haben alle riesigen Respekt vor ihm, sind alle Fans von ihm. Und wir alle haben ein bisschen gelitten, als er immer mehr ins Hintertreffen geraten ist."

Berger freut sich auch für Landsmann Wolff

"Den letzten Sieg habe ich ihm sehr gegönnt - und das auch noch zu seinem Geburtstag! Das war wirklich toll", sagt Berger. "Ich freue mich auch für Toto Wolff, der als Österreicher jetzt Miteigentümer in dem Team ist. Ich glaube, die sind auf einem guten Weg. Die machen in diesem Jahr schon die ganze Zeit eine gute Figur. Und Maldonado scheint ein Treffer zu sein. Aber dafür hatte Frank immer schon ein Näschen." Die Frage ist: Wie lange noch? Der Racing-Virus lässt den 70-Jährigen jedenfalls nicht los: "Ich bin immer noch renn- und geschwindigkeitsverrückt", gibt der seit einem Vierteljahrhundert querschnittgelähmte Gründer des dritterfolgreichsten Formel-1-Teams aller Zeiten zu. "Seitlich mit 140 km/h durch eine Kurve zu rutschen, packt mich. Die Weltmeisterschaft nicht zu gewinnen, ist eher Nebensache. Es geht mir ums Racing."

25.5.2012