Räikkönen schon wieder von Grosjean geschlagen

Kimi Räikkönen war mit Startplatz acht nicht ganz

zufrieden

Vor dem Wochenende galten die Lotus-Piloten als Geheimfavoriten für das Rennen in Monaco. Die gute Traktion des E20 und das sanfte Ansprechverhalten des Renault-Motors schienen für den engen Stadtkurs an der Cote d'Azur wie gemacht. Während Romain Grosjean diese Erwartungen in den Freien Trainings bestätigte und morgen von Startplatz vier ins Rennen gehen wird, erlebt sein Teamkollege Kimi Räikkönen ein schwieriges Wochenende und wird morgen von Position acht starten.

Bereits am Donnerstagvormittag nahm das Unheil für den Finnen seinen Lauf. Nach nur einer Runde kehrte Räikkönen in die Lotus-Box zurück und beklagte sich über die Lenkung seines Fahrzeugs. "Wir haben hier etwas Neues ausprobiert, aber das hat nicht so funktioniert, wie es sollte", erklärt der 32-Jährige. Der Umbau gestaltete sich schwierig, sodass Räikkönen in der ersten Trainingssitzung gar nicht mehr zum Fahren kam.

"Dadurch, dass wir im ersten Freien Training nicht fahren konnten, laufen wir schon das ganze Wochenende lang einem Rückstand hinterher", sagt der Finne. "Das Auto hat sich nicht allzu schlecht angefühlt, aber das Problem ist halt, dass du die Reifen zum Arbeiten bringen musst. Manchmal gelingt es, manchmal nicht." Vor allem zu Beginn der Qualifikation gelang die Räikkönen offensichtlich nicht. Nachdem er an der ersten Hürde zu scheitern drohte, musste der Lotus-Pilot schon im ersten Abschnitt der Qualifikation auf die superweiche Reifenmischung zurückgreifen.

In Q3 verhinderte schliesslich ein Fahrfehler ein besseres Resultat. "In meiner letzten Runde war ich etwas schneller, aber dann habe ich in der zweiten Schikane beim Bremsen das Vorderrad blockiert. Das hat mich einige Positionen gekostet." Letztlich stand eine Zeit von 1:15.199 Minuten zu Buche. Damit war Räikkönen über eine halbe Sekunde langsamer als sein Teamkollege Grosjean. "Natürlich hatte ich erwartet, unter den ersten fünf zu stehen. Aber wie ich schon sagte, wir haben durch das Problem am Donnerstag viel Zeit verloren. Daher haben wir einen Rückstand. Wir haben unsere Bestes gegeben, um diesen Rückstand aufzuholen", ordnet der Finne seine Qualifying-Leistung ein. Die Probleme mit der Lenkung sind mittlerweile behoben. "Es ist okay", so der knappe Kommentar des 32-Jährigen.

Während für die meisten Experten das Qualifying in Monaco wichtiger als auf jeder anderen Strecke ist, vertritt Räikkönen die Meinung, dass gerade in Monaco von Startplatz acht aus noch einiges drin ist. "In einem normalen Rennen wäre es sicherlich schwierig. Aber in Monaco ist alles möglich, hier brauchst du auch Glück, ein Fehler passiert hier schnell. Hier kann so viel passieren, daher ist es nicht aussichtslos."

Über die Trainingsbestzeit seines alten Rivalen Michael Schumacher war Räikkönen weit weniger erstaunt als mancher Beobachter. "Sie sind sehr schnell, und er war bei verschiedenen Gelegenheiten schon sehr schnell, vor allem im Qualifying. Und heute hat offensichtlich alles zusammengepasst. Er wird zwar nicht von der Pole starten, aber er ist gut gefahren. Das ist keine so grosse Überraschung, wie einige Leute vielleicht denken. Er hatte einige schwierige Rennen, aber hat bei einzelnen Trainings immer wieder gezeigt, dass er schnell ist."

Grosjean: "Auf die erste Kurve kommt es an"


Romain Grosjean ist ein Vollblutrennfahrer. Und so klingt sein Fazit nach Platz fünf im Qualifying zum Grossen Preis von Monaco am Samstagnachmittag eher nach Ehrgeiz als nach Vernunft. "Einerseits bin ich enttäuscht. Anderseits ist es mein erstes Formel-1-Qualifying auf dieser Strecke - und ich sollte damit zufrieden sein", meint der Franzose etwas halbherzig.

Starten wird er wegen der Strafversetzung von Michael Schumacher von Rang vier. Grosjean rätselt: "Ich weiss nicht, warum ich so viel Zeit verloren habe. Nach Q1 dachte ich, dass die Pole-Position möglich wäre und habe mir gedacht, dass ich sie holen könnte", erklärt er. Immerhin meint der Lotus-Pilot: "Wir wissen, dass wir normalerweise im Rennen immer etwas schneller sind als im Qualifying."

Hinzu kommt, dass Grosjean nach einer früh gefahrenen starken Zeit im ersten Qualifikationsabschnitt wertvolles Gummi sparen konnte. "Die Reifensituation ist nicht schlecht. Ich habe noch einen Satz superweiche Reifen", bemerkt er und wittert einen arbeitsreichen Sonntag für seine Mannschaft. "Es wird ziemlich hart für die Ingenieure an der Boxenmauer. Die Strategie wird eine wichtige Rolle spielen", so die Prognose. Laut Grosjean wird es auf die Anfangsphase ankommen: "Mit einem guten Start kann ich schnell einige Positionen nach vorne kommen. Mal sehen, wo wir nach der ersten Kurve sind." Alain Prost glaubt noch an seinen Landsmann, der der erste französische Sieger seit dem Triumph von Olivier Panis 1996 werden könnte. "Ich glaube, er hat eine Chance. Seine Stunde könnte schlagen, aber Monaco ist Monaco. Auch das Wetter ist ein Fragezeichen", gibt der vierfache Weltmeister zu bedenken.

Überhaupt ist Prost nicht davon überrascht, dass der amtierende GP2-Champion bei seiner zweiten Chance in der Formel 1 brilliert. "Er war immer sehr schnell, ein sehr schneller Fahrer. Mental hat er sich komplett verändert - er geht ganz anders an die Sache heran als vor zwei oder drei Jahren", erklärt Prost und will die Ergebnisse nicht als Sensation gelten lassen: "Das Auto ist gut. Eine grosse Überraschung ist es nicht."

27.5.2012