Pressekonferenz der Fahrer zum GP Monaco 2012

Das Sextett der Monaco-PK stellte sich am Mittwoch

den Fragen der Journalisten

Vor kaum einer Rennstrecke haben die Piloten der Formel 1 so viel Respekt wie vor dem Stadtkurs in Monte Carlo. Und gleichzeitig gibt es nur wenige Grands Prix, die einen ähnlich hohen Stellenwert im Kalender genießen. Deshalb ist Monaco etwas Besonders, was Romain Grosjean (Lotus), Lewis Hamilton (McLaren), Pastor Maldonado (Williams), Charles Pic (Marussia), Michael Schumacher (Mercedes) und Mark Webber (Red Bull) in der FIA-Pressekonferenz von Monte Carlo erläutern.

Frage: Romain, erzähle uns zuerst einmal ein bisschen über deine Erfahrungen mit der Rennstrecke in Monte Carlo ...

Romain Grosjean: Nun, in Monaco hat man zunächst ganz andere Gefühle: Es ist eine spezielle Strecke und ein besonderer Grand Prix. Natürlich fühlt es sich ein bisschen wie ein Heimspiel für mich an, weil wir Frankreich so nahe sind. Ich freue mich sehr darüber, vor den Fans zu fahren, von denen hoffentlich viele blau-weiß-rote Fahnen schwenken werden. Monaco ist eine besondere Strecke. Es war eine gute Erfahrung, hier 2009 in der GP2 zu siegen. Im vergangenen Jahr zeigte ich hier ein starkes Rennen. Ich begann als 26. und wurde Vierter. Ich hatte hier aber auch schon ein paar Unfälle. Schauen wir einmal, wie es sich in einem Formel-1-Auto darstellt. Viel besser, nehme ich an. Wir alle freuen uns sehr darauf, hier zu fahren.

Es gab Strecken, auf denen du vielleicht ein bisschen besser warst als auf anderen. Ist Monte Carlo ein Kurs, von dem du glaubst, dass er gut für dich sein könnte?

Grosjean: Ich mag die Strecke. Schauen wir einmal, was wir hier erreichen können. Du musst aber wissen: Monaco ist ein bisschen anders. Normal ist es so: Wenn du in einer schnellen Kurve gut bist, weißt du, dass du mehr oder weniger auch in allen anderen schnellen Kurven gut sein wirst. Hier ist es aber holprig, weil es normale Strassen sind. Die Strecke verbessert sich zudem extrem im Verlauf des Wochenendes. Es gibt vieles zu lernen und während der Veranstaltung geht alles ganz schnell. Es dürfte also interessant werden. Wir versuchen einfach, das Auto bestmöglich abzustimmen und ein weiteres gutes Ergebnis für mich und das Team zu erzielen. Wir wollen gute Punkte holen - und warum nicht auch mehr?

In Frankreich wird die sicherlich grosse Unterstützung zuteil. 2012 hat dein Heimatland vermutlich die beste Chance seit Langem, dieses Rennen zu gewinnen ...

Grosjean: (lacht) Der letzte französische Sieger bei diesem Rennen war Olivier Panis 1996. Es wäre schön, am Sonntag die Marseillaise zu hören, doch erst einmal müssen wir arbeiten und schauen, was drin ist. Es ist aber sicherlich immer gut, viele Fans und eine gute Unterstützung zu haben. Das macht es zu etwas Besonderem, wenn du auf der Strecke unterwegs bist und die Fahrerparade bestreitest.

Pastor, was hast du nach Barcelona gemacht? Was ist passiert, wie waren die Reaktionen in Venezuele und warst du bereits wieder in deiner Heimat? Hast du Williams einen Besuch abgestattet? Berichte uns ...

Pastor Maldonado: Ja, ich war in der Williams-Fabrik, habe mir den Ingenieuren und mit dem Team gearbeitet. Ich habe einige sehr gute Tage in der Fabrik verbracht. Es war etwas Besonderes, denn sie hatten schliesslich acht Jahre lang kein Rennen gewonnen. Man kann sich sicher vorstellen, wie es für sie war, diesen Sieg einzufahren. Es ist natürlich ein klasse Gefühl, Rennen zu gewinnen. Das Team macht so viel Druck - und das gilt auch für mich. Wir haben ein gutes Gefühl und freuen uns auf die nächsten Rennen.

Auf dieser Strecke hast du schon einige gute Ergebnisse eingefahren. Denkst du, du bist ein Monaco-Spezialist?

Maldonado: Ich war hier schon immer schnell. Vor allem in der GP2, aber auch in der Renault-World-Series. Im vergangenen Jahr leistete ich gute Arbeit, denn ich lag an sechster Stelle. Es ist aber immer schwierig. Auf einer solchen Strecke weisst du nie, wie es mit dem Verkehr und all diesen Dingen läuft. Der Kurs verändert sich im Verlauf des Wochenendes dramatisch. Wir müssen das genau im Auge behalten und zusehen, eine gute Balance ins Auto zu bekommen. Dann gilt es auch, zur richtigen Zeit auf der Strecke zu sein. Schauen wir einmal. Ich werde wieder mein Bestes geben. Ich glaube, es sollte möglich sein, auch hier konkurrenzfähig zu sein. Wir werden sehen.

Fühlst du dich ein bisschen erleichtert, nachdem du deinen ersten Grand Prix gewonnen hast?


Maldonado: Es ist etwa ganz Besonderes, zu gewinnen - vor allem beim ersten Mal. Jetzt wird es aber ohne Zweifel eine schwierige Nummer. Die Abstände sind gering und das Niveau der Teams ist ähnlich. Da können Kleinigkeiten den Unterschied machen. Wir müssen alles auf die Reihe kriegen, um einen Fortschritt zu erzielen. Ich muss sagen: Williams leistet im Augenblick wirklich tolle Arbeit. Ich spüre regelrecht, wie sehr die Angestellten motiviert sind. Sie machen so viel Druck - auch ich. Wir haben eine gute Stimmung im Team. Wir müssen uns aber trotz allem weiter steigern. Noch sind wir nicht bei einhundert Prozent. Wir sind nicht das beste Team. Davon sind wir vielleicht nicht weit entfernt, doch wir müssen uns trotzdem jedes Mal aufs Neue steigern.

Charles, du hast in Monaco bereits in der GP2 und auch in der Renault-World-Series gewonnen. Kannst du dir vorstellen, wie es in einem Formel-1-Auto sein wird? Ist es ein grosser Unterschied? Was denkst du?

Charles Pic: Es wird sicher sehr interessant, denke ich. Die Strecke verändert sich aber nicht. Es wird meine erste Formel-1-Erfahrung auf diesem Kurs sein. Monte Carlo ist eine sehr nette Bahn. Sie ist ein bisschen besonders, denn Fahrfehler sind hier nicht drin. Es könnte also ein richtig interessantes Wochenende werden - vor allem für uns. Wir sind gespannt auf unser Tempo auf einer solchen Strecke. Der Kurs unterscheidet sich ja sehr von anderen Strecken. Ja, schauen wir einmal.

Dein Saisonstart war alles andere als einfach: Du hattest vor Saisonbeginn kaum Gelegenheit, um zu testen. Wie, glaubst du, lief es im ersten Viertel der Meisterschaft für dich und das Team?

Pic: Gut. Ich denke, unser Hauptziel ist, das Auto von Rennen zu Rennen zu verbessern. Das ist, was wir tun. Wir müssen aber weiterhin sehr hart arbeiten und weiterhin Druck machen, um zu versuchen, das Fahrzeug zu optimieren. Ich selbst habe noch viele Dinge zu lernen. Die ersten Rennen waren nicht einfach für mich, wo ich doch kaum getestet hatte. Ich machte aber das Beste daraus und fühlte mich von Rennen zu Rennen besser vorbereitet. So müssen wir weitermachen.

Mark, du hast hier in Monte Carlo dein erstes Formel-1-Podest erzielt. Daran erinnert man sich bestimmt immer. Ist es aus deiner Sicht eine besondere Strecke?

Mark Webber: Ja, das war sie schon immer. Ich habe hier schon in der Formel 3000 gewonnen, hatte ein paar Podestplätze und 2010 einen schönen Sieg. Es ist ein erstaunlicher Rennplatz, ein klasse Wochenende. Für die Mechaniker ist es ziemlich stressig. Das gilt für alle Teams, die Medien und alle weiteren Beteiligten. Es ist schon erstaunlich, wie es uns noch immer gelingt, einen Event in dieser Enge des Fürstentums abzuhalten. Es ist eine prima sportliche Veranstaltung und bei jedem von uns steht sie sehr hoch im Kurs. Und ja, ich freue mich darauf, das Auto hier zu fahren. Es ist immer toll, hier zu fahren. Am Donnerstag ist es endlich so weit.

Eine solche Saison haben wir bisher noch nicht erlebt. Ich denke, das ist für alle von euch etwas Neues. Es scheint einfach keine Konstanz zu geben. Es ist ein Auf und Ab. Ist das gut oder schlecht? Was denkst du darüber?

Webber: Es kommt ganz darauf an, wer du bist. Wenn wir von einem Puristen reden, dann wird er sicherlich ein bisschen Zeit brauchen, um sich daran zu gewöhnen. Im Hinblick auf die Ergebnisse der Teams hat noch niemand wirklich den Durchblick. Es gibt aber einige Leute, die den Sport verfolgen, die es so lieben, wie es ist. Es hängt davon ab, wen du fragst. Wenn es dir darum geht, möglichst viele konkurrenzfähige Teams zu haben, dann bist du derzeit vollkommen richtig. Ich denke nicht, dass das so schlecht ist, aber warten wir ab. Ich denke, unterm Strich werden die grossen Teams auch am Ende des Jahres noch gut abschneiden.

Frage: Michael, du erhältst hier eine Strafversetzung um fünf Positionen. Andererseits musstest du in Monaco auch schon von ganz hinten starten. Das war 2006. Vor zwei Wochen hast du gesehen, was Lewis aus einer solchen Ausgangslage machte. Mit welchen Gefühlen gehst du in das anstehende Rennen?

Michael Schumacher: Nun, im Prinzip gehe ich davon aus, dass wir uns hier in einer konkurrenzfähigen Position befinden sollten. Das Profil dieser Strecke sollte uns liegen. Und es stimmt: Ich kam hier schon von ganz hinten und wurde Fünfter, wenn ich mich nicht irre. Schauen wir einmal, wo ich mich letztlich qualifiziere, von wo ich dann losfahren werde und was damit zu machen ist. Es ist sicherlich nicht ideal, aber so ist es nun einmal. Ich freue mich darauf. Mir steht wahrscheinlich eine sehr aufregende Geschichte ins Haus.

Deine Bilanz auf dieser Strecke - wie auch auf den meisten aktuellen Kursen - ist beeindruckend. Du hast hier in der jüngeren Geschichte öfter gewonnen als irgendjemand sonst. Wie gelingt es dir, hier die ultimative Leistung abzurufen?

Schumacher: Naja, Monaco ist sicherlich etwas Besonderes. Es geht um dich und dein Auto - alles muss bis ins Detail zueinander passen. Das gilt auf jeder Strecke, doch hier umso mehr. Du brauchst den Rhythmus, den Flow, das Momentum ... Wenn du all das hast, macht sich das bei der Rundenzeit viel stärker bemerkbar als auf anderen Strecken, weil hier alles so entscheidend und schwierig ist.

Ich wollte gerade fragen: Ist Monte Carlo noch immer ein Kurs, auf dem der Fahrer den Unterschied ausmachen kann? Mehr als auf jeder anderen aktuellen Strecke?

Schumacher: Definitiv.

Lewis, vor zwei Wochen hast du eine klasse Fahrt hingelegt. Hat es dir Spass gemacht? Du meintest vorher, es könnte eine unterhaltsame Nummer werden ...

Lewis Hamilton: Hallo erstmal. Ja, absolut. Ich war sehr, sehr zufrieden mit der Leistung des Teams, aber auch mit meiner eigenen Leistung.

Du hast bisher bei jedem Rennen dieser Saison gepunktet und liegst derzeit acht Zähler hinter der Spitze. Du bist also konstant in den Punkten unterwegs. Ist es aus deiner Sicht eine konstante Saison?

Hamilton: Für uns?

Generell aus der Perspektive der Fahrer ...

Hamilton: Ich weiss nicht, ob es eine nicht konstante Saison ist ... Nun, möglicherweise ja, ein bisschen - aufgrund der Reifen. Manchmal bekommst du die Pneus in das Arbeitsfenster, manchmal gelingt dir das einfach nicht. Ich denke, viele Teams kämpfen damit, zu verstehen, weshalb es hin und wieder klappt, hin und wieder aber nicht. Das ist die Herausforderung, der wir uns gegenüber sehen. Ich glaube allerdings, dass es den Leuten Spass macht. Mir fällt auf: Die Leute fragen danach, wir es sein kann, dass es fünf unterschiedlicher Sieger gab. Die Fans, die ich getroffen habe, meinen, es sei bisher eine fantastische Saison. Ich hoffe, das setzt sich so fort.

Ist es ein bisschen enttäuschend für dich, auf der Pole-Position gestanden zu haben und der Schnellste gewesen zu sein, aber noch immer keinen Saisonsieg eingefahren zu haben?

Hamilton: Ich bin deshalb nicht frustriert, nein. So ist das manchmal im Rennsport. Natürlich: Wenn man sich die Qualifikationsergebnisse der ersten fünf Rennen ansieht, hätten wir natürlich gern ein bisschen weiter vorn die Zielflagge gesehen. Wir müssen uns ganz klar steigern, um dafür zu sorgen, dass wir bleiben, wo wir sind oder sogar noch weiter nach vorn gelangen. Ja, wir hatten gute Startplätze und kamen etwas dahinter an. In gewisser Weise haben wir in den Rennen also leichte Rückschritte gemacht. Wir arbeiten aber hart daran, dass sich dieser Trend nicht fortsetzt.

Pastor, wie schwierig war es, mit der Feuersituation in Barcelona umzugehen? Wie knifflig war es für das Team, alles für diesen Grand Prix vorzubereiten?

Maldonado: Nach dem Feuer haben wir hart gearbeitet, um alles neu aufzubauen. Die Jungs leisteten klasse Arbeit, denn wir sind bereit, um das Rennen zu fahren - mit allem, was wir brauchen, um das Maximum zu erzielen. Ich muss betonen, dass die Jungs komplette Tage dafür aufgewendet haben, um alles vorzubereiten. Sie haben einen guten Job gemacht.

Eine Frage an alle Fahrer: Glaubt ihr wirklich, dass es am Sonntag insgesamt sechs Saisonsieger geben wird? Und an alle ausser Pastor: Denkt ihr, ihr werdet der sechste Sieger des Jahres sein?

Webber: Ja. Ich glaube, es könnte einen sechsten Sieger geben. Natürlich. Warum auch nicht? Und es wäre schön, wenn ich es wäre, klar. Ich bin überzeugt davon, dass jeder von uns dergleichen sagen würde.

Wie schätzt ihr - alle ausser Pastor - eure Siegchancen ein? Ist ein erster Platz realistisch oder nicht?

Schumacher: Ich bin ziemlich sicher, dass um uns herum einige sind, die bisher nicht gewonnen haben, die in diesem Rennen aber die Möglichkeit haben, zu gewinnen. Ich denke, jeder von uns hier wäre glücklich darüber, dieser Sieger zu sein.

Hamilton: Ich stimme Michael zu. Wie er schon sagte: Es gibt einige Fahrer, die das Potenzial haben, um zu siegen, doch zwischen einigen Teams geht es wirklich sehr eng zu. Ich denke, es ist völlig offen. Schauen wir einmal.
Besonders bei diesem Rennen kann der Fahrer einen großen Unterschied ausmachen. Ein Auto, das auf Kursen wie Barcelona nicht so prächtig funktioniert, könnte in Monte Carlo ein bisschen besser laufen, also ...

Romain, wie schätzt du deine Chancen ein, der sechste Siegfahrer des Jahres zu werden?

Grosjean: Im Augenblick ist das schwierig zu sagen, da wir noch nicht auf der Strecke waren. Ich wünsche mir aber, der sechste Saisonsieger zu werden.

Charles?

Pic:
Ich stimme zu: Es ist in diesem Jahr noch enger, doch wir befinden uns nicht in einer Position, um darum zu kämpfen. Wir konzentrieren uns vielmehr darauf, Schritt für Schritt eine Steigerung an den Tag zu legen. Für den Moment ist das alles.

Pastor, du hast erwähnt, wie sehr sich Williams ins Zeug gelegt hat, um das Boxenfeuer zu kompensieren. Viele Teams kamen Williams bei der Ausrüstung, der Infrastruktur und dergleichen zu Hilfe. Wie gross werden aber die Auswirkungen auf das Team an diesem Wochenende sein, wenn man den Verlust der Ausrüstung bedenkt?

Maldonado: Ja, das war ganz sicher ein frustrierender Moment für uns alle. Wir waren ja schliesslich in diesem Augenblick in der Garage und sahen alles. Ich persönlich erschreckte mich sehr, denn wir waren alle zusammen und sprachen gerade mit Frank. Und ja, ich muss mich bei allen Teams bedanken, die uns geholfen haben - vor allem beim Löschen des Brandes. Wie ich schon sagte: Das Team hat unermüdlich gearbeitet, um alles auf dieses Rennen hier vorzubereiten. Wir hatten nicht viel Zeit, sondern nur eine Woche oder eineinhalb, um alles herzurichten. Es war wenig Zeit. Ich möchte mich wirklich bei allen Teams bedanken, die uns geholfen haben, indem sie uns sogar Extradinge für dieses Rennen angeboten haben.

Lewis, du bist offenbar kürzlich nach Monaco gezogen. Wie anders ist es, zuhause zu fahren - oder nahe deiner Heimat? Vielleicht kann auch Michael etwas dazu sagen, denn auch er hat einmal hier gewohnt, und Pastor ebenfalls ...

Hamilton: Mir gefällt es hier sehr. Es ist ein fantastisches Gefühl, in deinem eigenen Bett aufzuwachen und einfach nur die Strasse hinunterzufahren, um bei der Arbeit anzukommen. Das erlebe ich heute zum ersten Mal, doch ich bin mir sicher: Es wird einen großen Unterschied ausmachen. Ich habe auch mein früheres Zuhause geliebt, doch das hier ist ein ganz anderer Ort. Ich mag ihn noch ein bisschen mehr, scheint mir.

Schumacher: Im Prinzip fühlst du dich hier - wie Lewis schon sagte - nicht nur zuhause, sondern du bekommst auch hautnah mit, wie die ganze Rennstrecke hier entsteht. Du wohnst hier und läufst durch die Strassen, wenn der Kurs aufgebaut wird, wenn die ganze Geschichte auch in deinem Kopf an Fahrt gewinnt. Und ganz zum Schluss kommt erst die Aufregung ins Spiel, dass du darauf fahren darfst. All dies macht es natürlich umso spezieller.

Maldonado: Ich stimme Michael und Lewis zu. Es ist natürlich richtig toll, hier zu leben und auch noch Rennen zu fahren. Ich kann noch dazu ein bisschen länger schlafen. Auch das ist gut.

Michael, in einer deutschen Zeitung wird Ross Brawn heute mit den Worten zitiert, dass dich das Team in Schwierigkeiten gebracht hätte. Ich weiss nicht, ob ich das korrekt übersetzt habe. Ich glaube, es soll heissen, dass sie dir beim Auto nicht so sehr entgegen gekommen sind, dass sie dir kein Auto hingestellt haben, das gut genug gewesen wäre. Stimmst du ihm zu? Ist da etwas dran oder nicht?

Schumacher: Nein. Ich stimme dem nicht zu, was du da vielleicht übersetzt hast. Ich denke nämlich, wir haben ein ziemlich gutes Auto. Ganz ehrlich. Denn wenn man bedenkt, wo wir im vergangenen Jahr standen, dann ist uns ein riesiger Fortschritt gelungen. Wir haben unter Beweis gestellt, dass wir Rennen gewinnen können. Ja, es stimmt: Ich hatte das Pech ein bisschen auf meiner Seite. Du musst aber auch sehen: Wir sind ein Team, eine grosse Familie. Wir gewinnen gemeinsam und wir verlieren gemeinsam. Das ist ein Teil des Spiels. Wahrscheinlich wollte er darüber reden. Doch nein, ich fühle mich ganz und gar nicht enttäuscht. Wenn, dann ist es genau umgekehrt: Ich bin noch mehr motiviert, weil wir so viele Fortschritte machen. Ich sehe die künftigen Fortschritte - und darauf konzentriere ich mich noch viel mehr.

Du warst in der vergangenen Woche in Le Mans und warst Zeuge davon, wie Casey Stoner seinen Rücktritt bekannt gab. Er meinte, nicht zufrieden mit den Regeln in der MotoGP und im Motorrad-Sport allgemein zu sein - und auch mit der Art und Weise, wie sich der Sport entwickelt hat. Kannst du sagen, wie du über diese Entscheidung denkst? Vielleicht ziehst du auch eine Parallele zu deinen Empfindungen, wie sich die Formel 1 entwickelt - in einer Situation, die du selbst nicht besonders magst ...

Schumacher: Den ersten Teil kann ich ganz bestimmt beantworten. Was ist mein Gefühl? Nun, ich habe vermutlich das Gleiche gefühlt wie diejenigen, die ein bisschen mit der Materie vertraut sind - sie waren überrascht. Mir erging es nicht anders. Du musst es aber respektieren. Ich kenne seine Gründe oder seine genauen Gründe nicht, doch er ist jung genug, um ein Sabbatical einzulegen, statt komplett aufzuhören. Es gibt sicherlich keine Parallele zu mir. Jeder ist doch sehr einzigartig darin, warum und weshalb er sich zu seinem Rücktritt entscheidet. Ich hatte vor drei Jahren das Gefühl, dass ich müde war. Das ist alles. Mit anderen Gründen hatte das rein gar nichts zu tun.

Lewis und Mark, Michael hat schon darüber gesprochen. Mark, du meintest, die Öffentlichkeit habe die ersten fünf Saisonrennen genossen. Lewis, du sagtest, dass im Hinblick auf die Regeln und die Reifensituation alle im selben Boot sitzen würden. Macht es euch abgesehen davon Spass, unter diesen Regeln zu fahren? Könnt ihr einhundert Prozent aus dem Auto herausholen und euer Talent zu einhundert Prozent unter Beweis stellen?

Webber: So, wie die Rennen in den vergangenen Jahren vonstatten gingen, war es in den Jahren davor nicht. Als wir noch Boxenstopps mit Nachtanken hatten, waren die Rennen unheimlich aggressiv. Es war im Prinzip ein Qualifying, das über die komplette Renndistanz ging. Du musstet viel Druck machen, um die beste Strategie durchzubringen. Wenn man so will, wurde damit der Ausdauer-Aspekt ein bisschen an Bord geholt. Das betraf wahrscheinlich auch den Fahrstil und die persönliche Ausrichtung des Piloten im Rennen. Dann kam der Wechsel auf Pirelli. Dabei handelte es sich wahrscheinlich um die grösste Umstellung bei der Fahrtechnik und dem Fahrstil, an den ich mich erinnern kann. Und ich habe in meiner Karriere ja schon einige Grands Prix bestritten. Es gibt ein paar Rennen, die ich gewonnen habe - und die Mehrzahl davon auf Pirelli. Doch selbst wenn die Sieger siegen, fahren sie nicht bei einhundert Prozent, denn so ist es nun einmal - es geht nicht. Du musst das Auto ins Ziel bringen und dabei die besten Rundenzeiten fahren, die du über die Dauer des Rennens aufrecht erhalten kannst. So ist es im Augenblick. Ich mag es noch immer, ein Formel-1-Auto zu fahren. Ich liebe es weiterhin, mit den Ingenieuren zu arbeiten und auf den tollsten Strecken gegen grosse Gegner zu fahren. All das liebe ich, doch wir müssen uns immer verändern. Wir müssen uns stets weiterentwickeln, weil sich auch die technische Seite des Sports verändert. Es wird immer angenehmere Wege geben, um ... Ich persönlich habe die Sprintrennen und das Nachtanken gemocht. Wahrscheinlich ging das allen Fahrern so. Die Rennen waren aber nicht so aufregend. Es war mehr Präzisionsarbeit. Du musstest präzise sein und mehr am Limit. Es ging darum, für die kompletten zwei Stunden ein Gefühl für das Auto zu haben. So ist es aber jetzt nicht mehr. Wir haben es mit anderen Herausforderungen zu tun und diesen müssen wir uns stellen.

Hamilton: Ich weiss gar nicht, was ich da noch sagen soll, wirklich. Mark hat alles gesagt. Ich mag das Rennfahren, wie es jetzt ist. Ich habe es in jedem Jahr gemacht. Jedes Jahr ist aber auch eine neue Herausforderung. Deshalb gibt es Regeln, um uns eine neue Herausforderung zu bescheren. Es ist ein bisschen anders, wenn du im Rennen nicht zu einhundert Prozent Druck ausübst. Es gibt Augenblicke im Rennen, an denen du wirklich für geraume Zeit richtig Gas geben kannst, doch das hält nicht lange an. Es geht mehr um Ausdauer, wie Mark schon sagte. Du musst deine Reifen am Leben halten. Es ist trotzdem noch immer eine anspruchsvolle Aufgabe, über einen langen Zeitraum das Beste aus deinen Reifen herauszuholen. Dazu braucht es Talent, Technik und Raffinesse. Wir alle - ich spreche da für mich - versuchen, da den Feinschliff hinzukriegen. Es ist auf jeden Fall trotz allem noch immer die Formel 1. Es macht Spaß und es gibt mehr Überholmanöver. Das wollen die Leute sehen.

Zwei Fragen an Pastor: Wie fühlt sich dein neues Leben als Grand-Prix-Sieger an? Hat sich in den vergangenen zwei Wochen etwas verändert? Ziehst du nun mehr Aufmerksamkeit auf dich? Zweite Frage: Du hast hier in Monaco schon in der GP2 gewonnen. Ist dir dieser Kurs wir auf den Leib geschneidert? Träumst du davon, diesen Sieg nun in der Formel 1 zu wiederholen?

Maldonado: Okay. Was den Sieg angeht: Er verändert überhaupt nichts. Ich denke, wir müssen einfach so weiterarbeiten und auch künftig Druck machen. Wie ich schon sagte: Wir befinden uns im Vergleich zu den anderen Teams nicht in der besten Position. Wir müssen uns weiter steigern. Vor uns liegt eine Menge Arbeit. Das Auto wird jedes Mal noch konkurrenzfähiger. Mir ergeht es nicht anders. Wir haben ein gutes Gefühl. Die Atmosphäre im Team wird besser und besser - vor allem natürlich nach dem Sieg. Damit müssen wir nun fortfahren und weiter Gas gaben. Und ja, Monaco ist etwas Besonderes für mich. Es ist meine Lieblingsstrecke. Ich war hier schon immer schnell. Ich werde sicherlich mein Bestes geben, um auch an diesem Wochenende das Maximum zu erzielen. Wir werden konkurrenzfähig sein. Davon bin ich überzeugt, aber schauen wir einmal. Es ist eine klassische Strecke. Du musst alles auf die Reihe kriegen, um einen Unterschied zu machen. Gemeinsam mit dem Team werde ich versuchen, das Beste zu tun. Dann werden wir sehen.

Michael, dein Saisonstart war nicht so berauschend. Schaust du bereits nach vorn? Hast du schon entschieden, ob du auch 2013 fahren wirst? Denkst du darüber nach, ob du trotz deiner sieben Titel noch die Motivation und auch die Energie hast? Siehst du dich weiterhin bei Mercedes oder ist es einfach nur eine Frage, ob du 2013 weiterfahren willst oder nicht?

Schumacher: Nein, die Entscheidung hat sich eigentlich nicht verändert. Bisher hatten wir uns nicht darauf konzentriert, was 2013 oder in der Zukunft passiert. Es geht mehr darum, was derzeit passiert. Das Team und ich werden uns zusammensetzen. Noch gibt es aber leider keine Neuigkeiten für euch. Ich möchte auch nicht zu tief in diese Diskussion einsteigen - abgesehen von dem, was ich gerade gesagt habe. Belassen wir es dabei.

Lewis, du meintest vorhin, hier in Monaco würdest du dich wohler fühlen als in der Schweiz. Kannst du uns Gründe dafür nennen? Was ist der Unterschied zwischen diesen beiden Orten? Zweite Frage: Du wachst in deinem eigenen Bett auf und fühlst dich generell wohler hier. Macht das einen Unterschied, wenn du in dieses Wochenende gehst? Wird das deiner Leistung an Schwung verleihen?

Hamilton: Als ich in der Schweiz lebte, war das eines der schönsten Länder, die ich je besucht hatte. Das Wetter war ein bisschen wie in Grossbritannien, doch es war meist viel schöner. Ich wohnte etwas weit weg von der Stadt und es war dort ziemlich ruhig. Es dauerte eine Ewigkeit, um bis zu einem Restaurant zu gelangen. Ich konnte nicht einfach nur hinlaufen oder hinfahren. Hier scheint die Sonne jeden Tag, was einen Unterschied ausmacht. Wenige Minuten von meinem Zuhause gibt es einige tolle Restaurants. In der Nähe ist auch ein Fitnessklub, außerdem gibt es dort ein Schwimmbad. Vorher habe ich eine halbe Stunde mit dem Auto gebraucht, um zum Fitnesscenter zu gelangen. Das hat nicht so viel Spass gemacht. Ich bin noch immer ein Twen. Ich habe das Gefühl, das muss ich weiterhin geniessen. Seit ich hier bin, bin ich viel glücklicher. Ich laufe jeden Tag auf der Strecke und laufe sie fast komplett ab. Es ist schon unglaublich, jeden Tag auf seiner Lieblingsstrecke herumlaufen zu können. Ich laufe durch den Tunnel und kann kaum glauben, dass ich hier bin. Du musst dich jeden Tag aufs Neue kneifen. Du denkst: 'Wow, ich laufe durch den Tunnel, durch den solche Legenden wie Michael und Ayrton (Senna) gefahren sind. Jetzt bin ich einer dieser Rennfahrer und wohne noch dazu hier.' Das ist schon klasse - und spektakulär. Was das Rennwochenende betrifft: Ich weiss nicht, ob das einen Unterschied machen wird. Es wird mein Wochenende aber sicher nicht schädigen, wenn ich eine Umgebung habe, in der ich mich wohlfühle. Das zählt doch sicher auch etwas.

24.5.2012