Massa möchte bei Ferrari bleiben

Massa kommt in Monte Carlo besser zurecht als bei

den vorherigen Rennen

Felipe Massa fährt nach einem völlig verkorksten Saisonauftakt bei Ferrari unter Bewährung - gelingt ihm nicht bald die Wende, dann könnte er schon vor Auslaufen seines Vertrags am Jahresende entlassen werden, hört man. Doch mit Platz sieben im Qualifying in Monte Carlo, in Q2 sogar mit der besseren Tagesbestzeit als Teamkollege Fernando Alonso, gab er endlich ein wichtiges Lebenszeichen von sich.

Da sich das Interesse von anderen Teams in Grenzen hält, hofft der 31-Jährige, dass er das Blatt wenden und bei Ferrari verlängern kann: "Natürlich würde ich gerne länger bleiben", erklärt er gegenüber 'Sky Sports F1'. "Ich habe nicht mein bestes Jahr, daher wäre es unsinnig, schon an nächstes Jahr zu denken. Das Wichtigste ist immer die Gegenwart. Ich weiss, wie wichtig die für mich ist, und nur darauf konzentriere ich mich. Nächstes Jahr interessiert mich derzeit nicht so." Massa fährt seit 2005 für Ferrari, hatte Teamkollegen wie Michael Schumacher und Kimi Räikkönen, aber noch nie stand er intern so unter Druck wie neben Fernando Alonso. "Es hat schon schwierige Zeiten gegeben. Jetzt ist vielleicht die schwierigste, meine siebte Weltmeisterschaft für Ferrari", gesteht er. "Ich bin mir aber sicher, dass ich diese schwierige Zeit überstehen und wieder gewinnen werde. Ich hatte ja immer in meiner Karriere grossartige Resultate."

Zum Beispiel 2008, als er für einige Sekunden schon Weltmeister war. Das tut heute noch weh: "Es ist sehr schwierig, zu verstehen, warum so etwas passiert", erinnert er sich ans dramatische WM-Finale von 2008. "Ich glaube aber daran, dass Gott weiß, was er tut, und dass es für alles einen Grund gibt. Es war nicht wegen des letzten Rennens, sondern den einen Punkt habe ich davor schon liegen gelassen. Nur ein Punkt, dann wäre alles anders gewesen!"

Ein weiteres Schlüsselerlebnis war der bizarre Unfall am Hungaroring 2009, wo Massa von einer Stahlfeder am Helm getroffen und für den Rest der Saison eliminiert wurde. Aber: "Die Art und Weise, wie ich ins Auto einsteige, wie ich fahre, das hat sich alles nicht verändert. Ich bin auch gesund", winkt er ab. "Vor dem Unfall war ich auf dem Höhepunkt, da hat alles funktioniert - in jedem Rennen, in jeder Meisterschaft. Aber ich glaube, da kommen wir wieder hin." Mut schöpft er nicht nur aus der bisher starken Performance in Monte Carlo, sondern vor allem auch aus der Tatsache, dass die Saison 2012 völlig unberechenbar ist. Eine Verschiebung der Kräfteverhältnisse findet quasi von Rennen zu Rennen statt. "In der Formel 1 kann es sehr schnell gehen", glaubt Massa. "Niemand hätte darauf getippt, dass Pastor in Barcelona gewinnt, aber in der Formel 1 können sich die Dinge schnell ändern."

Massa erstmals in Q3: Wende geschafft?


Zweimal Zwölfter, einmal 14., zweimal 16.: Felipe Massas Startpositionen waren 2012 alles andere als berauschend. Im Qualifying-Stallduell mit Fernando Alonso steht es 0:6, nach Punkten 2:61 - kein Wunder, dass die Gerüchte, er könne schon nach Monaco abgelöst werden, nicht verstummen. Doch in letzter Minute könnte er die Kurve gerade noch gekratzt haben.

Denn Massa lieferte heute ein starkes Qualifying ab, fuhr in Q2 sogar schneller als Alonso in Q3 und belegte unterm Strich den siebten Platz. Wenn er nicht in Verkehr geraten wäre, hätte er sogar Sechster werden können, doch die Pole-Position war nicht in Reichweite: "Ich glaube nicht, dass es möglich gewesen wäre, sechs Zehntel zu finden", gibt Massa zu. Auf Michael Schumacher fehlten heute 0,748 Sekunden. Ausserdem weiss er spätestens seit der internen Kritik durch Präsident Luca di Montezemolo, dass Monaco ein "sehr wichtiges" Rennen für ihn ist: "Für mich beginnt die Weltmeisterschaft hier neu", zeigt sich der 31-Jährige optimistisch und ergänzt: "Ich habe jetzt endlich wieder ein Setup, das für mich funktioniert. Das war vorher nicht der Fall. Ich hoffe, dass wir damit die richtige Richtung eingeschlagen haben. Ich fühle mich hier im Auto wohl, schon vom ersten Tag, vom ersten Training an. Sehr positiv", so Massa. "Ich habe mich heute zum ersten Mal für Q3 qualifiziert. Vielleicht wäre es sogar noch zwei Positionen weiter nach vorne gegangen, denn ich wurde im Verkehr aufgehalten und bekam keine perfekte Runde hin. Aber ich fühle mich im Auto wohl, was sehr positiv für das morgige Rennen ist, vor allem aber auch für den Rest der Saison."

Der frühere Formel-1-Teamchef Eddie Jordan will die heutige Performance aber nicht überbewerten: "Alle haben Massa schon abgeschrieben. Das geht dir in die Knochen, das macht dich verletzlich. Er muss sich gewaltig steigern. Ja, hier war er bisher stark, aber ich bin mir nicht sicher, ob ein starkes Rennen genug ist", spekuliert er. Gerade Monte Carlo sei ein ungewöhnliches Wochenende und daher nicht zwingend ein repräsentativer Gradmesser.

Alonso jubelt über "bestes Qualifying des Jahres"


Ferrari scheint sich nach einem schwierigen Saisonstart in der Spitze zu etablieren. Und so war Fernando Alonso mit Rang sechs beim Qualifying zum Grossen Preis von Monaco am Samstagnachmittag dann auch sehr zufrieden. "Für das Team ist es das beste Qualifying des Jahres - mit grossem Abstand", sagt der Spanier, der auch den siebten Platz des gescholtenen Kollegen Felipe Massa würdigt.


Der Spanier kommt zu einem positiven Fazit der vergangenen Tage: "Alles in allem war das Wochenende gut. Im Freien Training waren wir schon einer guten Position", so Alonso. Die gute Leistung der Scuderia erklärt er sich dadurch, dass das Team aus den veränderten Rahmenbedingungen Kapital, allen voran den höheren Temperaturen, schlagen konnte. "Es war möglich, von der Verbesserung der Strecke zu profitieren", bemerkt Alonso. Er lobt die Entwicklungsarbeit, die Maranello jüngst auf Trab gehalten hat. "Das bestätigt uns in der Annahme, dass wir einen Schritt nach vorne gemacht haben. Das haben wir schon in Barcelona gesehen", meint der Doppelweltmeister. Weil Ferrari im Vorfeld des Qualifying wenig Erfahrung auf den superweichen Reifen sammeln konnte, auf den Pneus aber ins Rennen starten muss, wagt Alonso nur einen vorsichtigen Ausblick auf den Sonntag: "Wir müssen versuchen, eine flexible Strategie zu fahren. Wenn ich an das Rennen im vergangenen Jahr denke, könnte unser Tempo ganz gut sein", hofft der Mann aus Oviedo.

Beide Fahrer im letzten Qualifying-Durchgang


Das Ferrari-Team präsentierte sich in der Qualifikation zum Grossen Preis von Monaco in starker Form, jedoch nicht stark genug, um ein Wörtchen um die Pole-Position mitzusprechen. Fernando Alonso platzierte sich mit 0,647 Sekunden Rückstand auf Position sechs. Teamkollege Felipe Massa konnte dieses Mal gut mithalten, ihm fehlten auf Position sieben liegend nur 0,101 Sekunden auf den Spanier. Für Alonso geht es aufgrund der Strafversetzung von Schumacher um eine Position nach vorn.

"In Italien sagt man: 'Derjenige, der langsam geht, kommt gut voran und weit', richtig?", fragt Alonso. "Nun, das machen wir. Schritt für Schritt kommen wir der Sache näher. Ich bin mit diesem Qualifying glücklich, das Beste, welches das Team in dieser Saison gesehen hat. Ich hatte das gesamte Wochenende über ein gutes Gefühl. Vielleicht hätten wir im dritten Qualifying-Durchgang hier und dort ein paar Hundertstelsekunden wegkratzen können. Ich denke jedoch nicht, dass ich angesichts der Tatsache, dass der Fahrer vor mir rund drei Zehntelsekunden entfernt ist, Plätze gut gemacht hätte. Für gewöhnlich fällt der Kampf um den Sieg hier an die Top 3 in der Startaufstellung. Ich denke aus diesem Grund, dass unser realistisches Ziel ein Platz auf dem Podium ist. Aber wir wissen auch, dass an diesem Tag Überraschungen an der Tagesordnung sind. Das haben wir heute wieder gesehen, mit Michael auf der Pole. Ich war für ihn sehr froh, selbst wenn er aufgrund der Strafe nicht in der Lage sein wird, das Maximale aus ihr zu machen. Heute Nachmittag und morgen Früh werde ich neben dem Team daran arbeiten, zu entscheiden, was die beste Strategie ist. Die weichen Reifen verhalten sich gut, aber wir werden auf den superweichen starten. Aus diesem Grund sind wir in Bezug auf die Tatsache, wie lange sie halten werden, etwas blind. Wir werden im Rennen herausfinden, welche Leistung wir zeigen. In Bezug auf die Meisterschaft ist es eine gute Startaufstellung, denn von den direkten Gegner startet lediglich Hamilton vor uns und Vettel ist tatsächlich Neunter. Dass Michael neben mir in der Startaufstellung steht? Das ist schon eine Weile her, und es wird schön sein, dass ich ihn nahe neben mir habe. Aber ich werde mich mehr darauf konzentrieren, diese vier vor mir zu überholen, als über den sechs Mann neben mir nachzudenken."

"Das war ein gutes Qualifying", so Massa. "Ich hätte definitiv besser abschneiden können als dieser siebte Platz. Der fünfte Rang war innerhalb meiner Reichweite angesichts dessen, was wir im ersten und im zweiten Qualifying-Durchgang gesehen haben. Unglücklicherweise habe ich es im dritten Qualifying-Teil nicht geschafft, aufgrund von Verkehr eine perfekt saubere Runde hinzubekommen. Aber hier trifft man schnell auf Verkehr. Gleichzeitig bin ich sehr glücklich darüber, wie dieser Grand Prix bisher verlaufen ist. Schlussendlich habe ich am Lenkrad des F2012 viel Spass. Das Setup, das wir für hier ausgewählt haben, gestaltet es viel leichter, das Maximale aus seinem Potenzial zu machen. Das ist auch ein Punkt, den man für den Rest der Meisterschaft im Hinterkopf behalten muss. Wir kämpfen immer noch ein wenig an den Stellen, an denen die Traktion entscheidend ist, was man schnell sehen kann, wenn man unser Auto Kurve für Kurve mit den Besten vergleicht. Aber auch auf diesem Gebiet haben wir Fortschritte erzielt. Michael fuhr eine grossartige Runde und ich gratuliere ihm. Es ist schade, dass er sich morgen in der Startaufstellung sehr nah bei mir befindet. Lasst uns hoffen, dass wir morgen ein gutes Rennen haben und dass für mich eine neue Meisterschaft wirklich losgeht."

"Alles in allem können wir mit dem Gesamtergebnis dieses Qualifying zufrieden sein", so Teamchef Stefano Domenicali. "Dies ist das erste Mal in dieser Saison, dass wir es geschafft haben, unsere beiden Fahrer in den dritten Qualifying-Durchgang zu bekommen. Ich bin besonders glücklich für Felipe, der es endlich geschafft hat zu zeigen, zu was er fähig ist. So wie das schon das ganze Jahr über der Fall war, sind alle drei Teile, welche zum Qualifying gehören, sehr eng umkämpft. Es braucht nur den kleinsten Fehler, um es in die Hose gehen zu lassen. Im morgigen Rennen muss man alles geben, von der ersten bis zur letzten Runde. Wir wissen, wie viele Dinge in diesem Rennen den Ausgang beeinflussen können. Und dieses Mal kommt noch der Faktor des Verhaltens der Reifen auf einem Longrun hinzu. Denn niemand war während der Freien Trainings in der Lage, dies zu überprüfen. Wir müssen bereit sein, mit jeder Eventualität umzugehen, und auf sich jeder verändernde Situation zu reagieren. Abschliessend möchte ich Michael Schumacher seiner fantastischen Pole-Position gratulieren. Ich denke, dass dieses Ergebnis für ihn zur richtigen Zeit kommt und auf einer Strecke, auf der er in seiner Karriere eine wirklich signifikante Rolle gespielt hat."

"Ich denke nicht, dass wir in Bezug auf die Leistung hätten besser abschneiden können", so Chefingenieur Pat Fry. "Wie ich schon gestern sagte, wir sind den Schnellsten näher gekommen, aber nicht derart, dass wir um die Pole-Position kämpfen können. Wir müssen noch Arbeit erledigen, um diese Lücke zu schliessen. Es ist jedoch sehr positiv, dass wir es endlich geschafft haben, mit unseren beiden Fahrern in den dritten Qualifying-Durchgang zu kommen. Morgen wird es sehr wichtig sein, die Strategie für das Rennen so gut wie möglich zu interpretieren, denn die Anzahl der sich im Spiel befindlichen Variablen ist größer als gewöhnlich, denn es gibt nicht ausreichend Daten über das Verhalten der Reifen. Ich denke, dass wir Zeuge einer ziemlich großen Vielfalt an Strategien werden können, und wir müssen gute Arbeit leisten, um auf jede Eventualität zu reagieren. Auf dieser Strecke spielt das Safety-Car häufig eine Rolle. Hinzu kommt, dass das Wetter immer ein Fragezeichen darstellt. Im Moment wird kein Regen vorhergesagt, aber man weiss nie, was hier passiert!"

27.5.2012