Mercedes im Qualifying-Trim konkurrenzfähig

Michael Schumacher gibt sich vor dem Qualifying

bewusst zurückhaltend

Das Mercedes-Team präsentierte sich am Freitag wie schon vor einer Woche in Melbourne durchaus konkurrenzfähig. Michael Schumacher belegte mit 0,361 Sekunden Rückstand den zweiten Rang, Nico Rosberg kam mit etwas über einer halben Sekunde Abstand auf die vierte Position. Unter den heissen Bedingungen konzentrierte sich das Team auf die derzeit größte Schwäche, die Abnutzung der Reifen auf Longruns.

"Wir hatten heute auf der Strecke einen guten Tag", so Schumacher. "Ich bin sehr glücklich über die Arbeit, die seit Australien verrichtet wurde. Sie hat es uns ermöglicht, ordentliche und konstante Longruns durchzuführen, was unter diesen Bedingungen natürlich wichtig ist. Gleichzeitig wissen wir aber natürlich, dass freitags alle an verschiedenen Programmen arbeiten. Ich würde also sagen, dass wir noch nicht alles gesehen haben. Wir sind uns absolut bewusst, dass wir im Hinblick auf den morgigen Ausgang nicht allzu optimistisch sein sollten."

Schumacher rechnet nicht mit der Pole

"Was die Longrun-Performance betrifft, waren wir ganz konstant, aber was das wert ist, werden wir erst am Sonntag herausfinden. Wir haben hart an der Geschwindigkeit im Rennen gearbeitet. Um ehrlich zu sein, ich denke, dass die fünfte oder sechste Position morgen das Maximum ist, das wir erreichen können."

"Wir hatten heute bei einem unserer Heimrennen hier in Malaysia einen ordentlichen Start, also bin ich glücklich", so Rosberg. "Wir haben viel darüber gelernt, wie wir unsere Reifen verwenden müssen, und ich habe das Gefühl, dass die Dinge in die richtige Richtung gehen. Ich weiß jedoch nicht, wo wir im Vergleich zu den anderen stehen. Es wird interessant sein zu sehen, wie wir mit der Situation am Sonntag umgehen können."

Reifen stellen das grösste Problem dar

"Heute haben wir im Hinblick auf das Rennen gearbeitet, versuchten, die Geschwindigkeit für das Rennen zu verbessern. Es war ein sehr interessanter Tag, besonders im Hinblick auf die Reifen. Es ist so heiss dort draussen, dass die Reifen überhitzen. Generell haben wir heute die Longruns herausgearbeitet. Im Qualifying sollten wir ganz gut aussehen - ich denke, dass wir irgendwo in der Nähe der Top 10 sein werden. Da machen wir uns auch gar keine Sorgen, die haben wir mehr in Bezug auf das Rennen." Das Problem mit den Reifen sei man gezielt angegangen: "Wir werden kämpfen, aber alle werden kämpfen. Es ist wichtig, dass wir es einen Tick besser machen. Ich weiss jedoch nicht, wie es in Bezug auf die Rundenzeit den beiden anderen aussieht."

Brawn freut sich über "guten Start"

"Wir hatten heute zwei gute Trainingseinheiten", so Teamchef Ross Brawn. "Wir haben viele positive Arbeit erledigt bekommen. Wir wissen, dass wir uns auf die Konstanz und Haltbarkeit der Reifen konzentrieren müssen. Heute haben wir ein paar wertvolle Dinge gelernt, welche wir hoffentlich mit in das Rennen nehmen können. Wir müssen zudem sicherstellen, dass wir die Entwicklung der Strecke während den kommenden paar Tagen verfolgen können, so dass wir schlussendlich im Rennen am Sonntag das richtige Auto haben. Alles in allem war dies ein sehr guter Start in eines unserer Heimrennen hier in Malaysia."

"Unser Fokus heute lag auf den Longruns unter Rennbedingungen", so Mercedes-Sportchef Norbert Haug. "Wir wollten dabei lernen, wie wir beide Mischungen am besten nutzen konnten, welche uns Pirelli hier zur Verfügung stellt. Sepang ist in dieser Beziehung eine sehr anspruchsvolle Strecke, denn sowohl die Hitze als auch die Luftfeuchtigkeit tragen zu dieser Herausforderung auf diesem wunderbaren Kurs in der Heimat unseres Titelsponsors Petronas bei. Wir haben heute viel gelernt, hoffentlich können wir die Basis schaffen, auf der wir morgen und am Sonntag aufbauen können."

Haug: "Wir waren einigermassen vorsichtig"


Auch zum Auftakt des zweiten Formel-1-Events des Jahres präsentierte sich Mercedes in guter Form. Michael Schumacher und Nico Rosberg kamen im Tagesklassement auf die Ränge zwei und fünf und legten erneut viele Runden zurück. Dies stimmt Mercedes-Sportchef Norbert Haug sehr zuversichtlich, auch wenn derzeit noch keine Prognose zum Rennausgang möglich ist. Das Ziel der Silberpfeile lautet in Malaysia ohnehin, die Situation zu stabilisieren und weitere Fortschritte zu erzielen, erläutert Haug.

Frage: Norbert, Mercedes startete ordentlich in das zweite Wochenende des Jahres. Wie zufrieden sind sie denn mit dem ersten Trainingstag in Malaysia?

Norbert Haug: Wir müssen jetzt das Gelernte umsetzen und schauen, wie sich die Temperaturen entwickeln. Das ist noch immer ein Rätsel. Wir sind bei den Testfahrten sehr konstant gefahren, so wie auch heute, und konnten es dann im Rennen nicht umsetzen. Nach elf Runden fehlte natürlich das Auto von Michael. Ob es da ein bisschen konstanter zugegangen wäre, keine Ahnung. Am Anfang der Saison ist es sicherlich ärgerlich, wenn man es nicht auf den Punkt hinbekommt. Ich denke aber, in diesem Auto steckt Potenzial. Es handelt sich um ein sehr komplexes Gebilde, doch das gilt für die meisten Formel-1-Autos. Man muss sie Schritt für Schritt kennenlernen. Das Qualifying von Melbourne hat es gezeigt, auch wenn es keine typische Strecke ist - mit einem langsamen Auto kann man keine gute Zeit fahren.

Wie positiv stimmt es sie, dass Sepang bereits die zweite Rennstrecke ist, auf der es recht gut für ihr Team zu laufen scheint?


Realistisch gesehen, dürfen wir nicht davon ausgehen, dass wir die Teams vor uns im Griff haben. Natürlich wollen wir stabilisieren und dann angreifen, aber wir reden hier von Red Bull, McLaren und Ferrari. Diese Teams stehen natürlich nicht umsonst da, wo sie sind. Ich hoffe aber, dass wir uns mit einem konstanten Rennen da hineinmischen können. Wir waren jetzt einigermaßen vorsichtig unterwegs. Das ist auch wichtig, um das Auto über die Distanz zu bekommen. Es ist eine Anforderung hier, mit den Reifen entsprechend umzugehen. Ich glaube nicht, dass ein Fahrer in Sepang sagen wird: 'Ich gebe in jeder Runde alles.' Die Herausforderung mit den Pirelli-Reifen ist, sich einfach so zu positionieren, dass man möglichst mit zwei Stopps über die Distanz kommt. Wahrscheinlich wird es mehr als zwei geben. Im vergangenen Jahr gab es hier, so glaube ich, eine Rekordanzahl an Boxenstopps.

Was muss an diesem Wochenende passieren, dass wir sie euphorisch erleben?

Euphorisch? Kann ich mir nicht vorstellen. Freudig, das wäre schon schön.

Denken sie, dass Mercedes hier in Sepang einen Podestplatz erreichen kann? Daran glauben zumindest 66 Prozent der User bei einer Umfrage von 'Sky'.

Hoffentlich haben sie recht. Ich glaube schon, dass wir eine gute Unterstützung haben. Ich glaube auch, dass es viele gibt, die uns die Daumen drücken. Ich kann versprechen: Schritt für Schritt entwickeln wir uns in diese Richtung. Wenn man angreift, bleibt man zwischendurch schon einmal hängen oder geht auch mal kurzzeitig in die Knie. Wir stehen aber anschliessend rasch wieder.

Mercedes vor der Lösung der Reifenfrage?


Beim Formel-1-Saisonauftakt in Australien wusste Mercedes positiv zu überraschen. Die beiden W03-Fahrzeuge kamen speziell in der Qualifikation sehr gut zurecht, doch im Rennen mussten Michael Schumacher und Nico Rosberg einige Federn lassen. Dies lag auch daran, dass die Silberpfeile in Melbourne keinen optimalen Reifenhaushalt hatten. Daran möchte das Team nun gezielt arbeiten. "Schauen wir einmal, was wir hier tun können", sagt Mercedes-Sportchef Norbert Haug vor dem zweiten Wochenende des Jahres. "Es ergibt keinen Sinn, weitere Vorhersagen anzustellen. Wir müssen einfach sehen, was auf der Strecke passiert. Wir denken jedenfalls, dass die Grundlagen im Auto vorhanden sind. Wir müssen dies jedoch noch im Rennen umsetzen", erläutert Haug. "Vor Melbourne dachten wir, wir würden über eine schnelle Runde in Probleme geraten. Wir waren hingegen überzeugt von der Geschwindigkeit über die Longruns. Es war dann genau andersherum. So ist das manchmal in der Formel 1", wird Haug von 'Autosport' zitiert. Was dem Deutschen Mut macht: "Mit einem langsamen Auto kannst du keine schnelle Runde drehen." Mercedes ist also auf Kurs. "Wir müssen uns jetzt halt alle Faktoren ganz genau anschauen. Haben wir bei den Veränderungen am Setup vielleicht überreagiert? Es ist schwierig, genau auf den Punkt zu gelangen", meint Haug und stellt klar: "Andere Teams klagten, dass sie es im Qualifying nicht perfekt hinbekamen, profitierten dann aber im Rennen. Für uns lief es andersherum. Ein Stück weit ist es aber ein Rätselraten."

Holt Mercedes dank F-Schacht in Sepang die Pole?


Für Mercedes gab es beim Saisonauftakt in Melbourne Licht und Schatten. Abgesehen vom enttäuschenden Rennen trumpften die Silberpfeile im Qualifying auf - Michael Schumacher beeindruckte mit dem vierten Startplatz. Das ist vor allem auf das innovative F-Schacht-System zurückzuführen, das die Piloten durch das im Qualifying freigegebene Verstellen des Heckflügels via DRS-Knopf am Lenkrad auslösen - im Rennen darf dies nur in der DRS-Zone geschehen, wenn man im Abstand von einer Sekunde hinter dem Vordermann fährt. Über die Legalität des Systems wurde zuletzt heftig debattiert, doch der Technische Delegierte der FIA, Charlie Whiting, sieht dabei keinen Regelverstoss. Red-Bull-Teamchef Christian Horner geht in die Opposition und findet, dass die Piloten das System via DRS-Knopf direkt bedienen - andere interpretieren die Öffnung des Schachts durch das Verstellen des Heckflügels als Zweitfunktion.

Schumacher glaubt nicht an Pole

Fix ist jedenfalls, dass Schumacher und Nico Rosberg in Malaysia definitiv noch einmal mit System ausrücken werden, das beim Frontflügel auf der Geraden mittels Schacht, der quer durchs Auto verläuft, einen Strömungsabriss verursacht und so die Höchstgeschwindigkeit verbessert. Das könnte sich vor allem auf dem Kurs in Sepang positiv auswirken, denn im Gegensatz zu Melbourne kommen die Mercedes-Piloten hier in den Genuss von zwei langen Geraden. Einige im Fahrerlager rechnen daher schon jetzt mit einer Pole-Position für die Silberpfeile. Doch Schumacher und Rosberg wollen davon nichts wissen. "Sicher nicht", verneint der Rekord-Weltmeister, dass man sich die Pole nur noch abholen braucht. "Zweifellos haben wir eine Entwicklung am Auto, die uns zu mehr Performance verhilft, aber so gross ist der Unterschied nicht, sodass wir ausschließlich davon leben. Wir werden sehen. Ich kann es nicht genau bemessen."

Opfert Mercedes Qualifying für besseres Renntempo?

Rosberg ist sogar noch skeptischer: "Im Qualifying werden wir vorne dabei sein, und dann im Rennen müssen wir schauen, dass wir eine bessere Leistung bringen. Das wird möglicherweise erfordern, dass wir im Qualifying Performance opfern." An einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz glaubt er nicht, obwohl sein Team "natürlich auf den Geraden gut aussieht." Für die Pole-Position sei man aber jedenfalls "nicht schnell genug. Vor allem, weil wir wie gesagt vielleicht einen grösseren Kompromiss im Qualifying eingehen müssen, als wir es in Melbourne getan haben." Schumacher will nicht ausschliessen, dass Mercedes mit dem F-Schacht-System "aufgrund der Streckencharakteristik" womöglich "ein wenig besser sein wird". Dennoch findet er, dass der Trick überbewertet wird: "Ich finde, es gibt ein wenig zu viel Aufregung um das Thema. Das liegt daran, dass es vielleicht eine ungewöhnliche Geschichte ist."

23.3.2012