McLaren will den Südkorea-Sieg

McLaren hat den Kampf um die Weltmeisterschaft

noch nicht aufgegeben

In Suzuka stand erstmals seit dem Rennen in Valencia kein McLaren-Pilot auf dem Podium. Dennoch blickt das Team zufrieden auf das Rennen in Japan zurück und will den Schwung zum Grossen Preis von Südkorea mitnehmen, der am kommenden Wochenende in Yeongam stattfindet. "Japan war ein starkes Rennen, hoffentlich können wir den Schwung ins Freien Training, Qualifying und Rennen am kommenden Wochenende mitnehmen", sagt Jenson Button. "Am Ende des Rennens in Japan hat sich das Auto grossartig angefühlt, daher bin ich zuversichtlich, dass wir auch in Südkorea ein starkes Paket haben werden", meint auch Lewis Hamilton.

Obwohl Fernando Alonso und Sebastian Vettel in der Fahrer- und Red Bull in der Konstrukteurswertung einen deutlichen Vorsprung haben, gibt McLaren den Kampf um die Titel der Formel-1-Saison 2012 noch nicht auf. "Das Resultat von Suzuka hat gezeigt, dass in der Weltmeisterschaft immer noch alles möglich ist", sagt Teamchef Martin Whitmarsh. "Ich bin davon überzeugt, dass wir um beide Titel kämpfen und sie gewinnen können. Wir wollen in Südkorea den Abstand zur Spitze in beiden Wertungen verringern." Der Korean International Circuit ist für die Teams eine technische Herausforderung. "Yeongam ist eine anspruchsvolle Strecke", erklärt Button. "Jedes Mal, wenn du glaubst, deinen Rhythmus gefunden zu haben, wechselt die Strecke unerwartet die Richtung. Die Strecke hat keinen Fluss wie einige der anderen modernen Strecken wie Noida oder Istanbul", so der 32-Jährige. Die erste Hälfte des Kurses enthält einige Hochgeschwindigkeitskurven und eine 1,2 Kilometer lange Gerade, während am Ende der Runde enge Kurven folgen, die von Betonmauern umrandet sind.

Lange Geraden, enge Kurven

Das zwingt die Teams bei der Abstimmung zu einem Kompromiss zwischen guter Höchstgeschwindigkeit auf den Geraden und gutem Grip in den langsamen Kurven. "Der erste Sektor besteht vor allem aus langen Geraden. Vor den Kurven ein, drei und vier wird stark abgebremst, am Kurvenausgang benötigt man gute Traktion", beschreibt Button die Anforderungen. "Der Schlusssektor ist viel langsamer, dort fühlt es sich wie auf einem Stadtkurs an. Auch das hindert dich daran, während der Runde einen Rhythmus zu finden." Der Kurs bietet zahlreiche Überholmöglichkeiten, vor allem vor Kurve drei, wo sich auch die DRS-Zone befindet. Eine Bodenwelle in der Bremszone sorgt jedoch oft für blockierende Räder. Andere Überholmöglichkeiten bieten sich vor den Kurven vier und zehn. Bei den beiden bisherigen Rennen in Südkorea sorgte bedeckter Himmel für niedrige Streckentemperaturen, was das Aufwärmen der Reifen, vor allem im Qualifying, schwierig machte. Pirelli stellt in am kommenden Wochenende die weiche und die superweiche Reifenmischung zur Verfügung.

Passt diesmal alles in Südkorea?

Bei den bisherigen beiden Rennen in Yeongam erzielte McLaren nicht die gewünschten Resultate. "Ich glaube, wir hatten das Potenzial, um beide bisherigen Grands Prix in Südkorea zu gewinnen, aber es hat an den Rennwochenenden nie alles gepasst", meint Hamilton. Dabei lief es für den 27-Jährigen im Vorjahr zumindest im Qualifying richtig gut. "Im vergangenen Jahr stand ich dort auf der Pole-Position. Das war ein entscheidender Moment für mich. Ich hatte während des gesamten Jahres hart darum gekämpft, auf die Pole zu kommen und alles aus dem Auto herausgeholt", erinnert sich Hamilton. "Daher war es ein grossartiger Erfolg, fast schon überwältigend. "Im Rennen waren wir leider nicht schnell genug, um Sebastian im Red Bull zu folgen, er hat mich überholt und ist dann davongezogen. Ich wurde letztlich Zweiter, obwohl es ein unglaublich schwieriges Rennen war", sagt Hamilton. "Ich hatte Probleme mit dem Handling, weil Reifenabrieb meinen Frontflügel verstopft hatte. Ich hatte alle Hände voll zu tun, um Mark hinter mir zu halten."

Formel 1 ist in Südkorea noch nicht angekommen

Auch die Südkorea-Bilanz von Teamkollege Button ist durchwachsen: "2010 hatte ich dort kein gutes Rennen, aber im vergangenen Jahr war es viel besser", so der Brite. "Dort wurde ich Vierter, allerdings war es die einzige Strecke in der zweiten Saisonhälfte, auf der ich nicht auf dem Podium stand. In den vergangenen Rennen war unsere Pace konstant gut, daher bin ich zuversichtlich, dass ich am kommenden Wochenende mit bisher bestes Resultat in Südkorea erzielen kann." Das hofft auch Hamilton. "Der Trend spricht aber für uns, daher bin ich entschlossen, in Südkorea um den Sieg zu kämpfen."

"Der Grand Prix von Südkorea ist immer noch ein recht neuer Schauplatz für die Formel 1. Ich hoffe, die dritte Auflage des Rennens wird dabei helfen, unseren Sport in dieser Technologie-Nation weiter zu verankern", blickt Teamchef Whitmarsh auf die bisher mässige Formel-1-Begeisterung in Südkorea. "Die Strecke ist in vielerlei Hinsicht eine der Beeindruckendsten des gesamten Jahres. Das Layout sorgt für enge und spannende Rennen, was wir im letzten Jahr erlebt haben, als Lewis darum kämpfen musste, vor Mark Webber zu bleiben. Damals musste er alle möglichen Tricks anwenden, um Zweiter zu werden."

Wieder Twitter-Fehltritt von Hamilton


Mit einem Lachen quittierte Martin Whitmarsh noch in Monza die durchaus ernst gemeinte Frage, ob denn ein neuer McLaren-Vertrag für Lewis Hamilton eine eigene Twitter-Klausel beinhalten würde. Eine Woche zuvor hatte Hamilton in Spa-Francorchamps ein Telemetrie-Overlay veröffentlicht, um zu beweisen, dass er rein fahrerisch nicht langsamer war als Teamkollege Jenson Button. Seither ist Twitter bei McLaren ein Reizwort.

Und auch wenn inzwischen feststeht, dass Hamilton 2013 ohnehin für Mercedes fahren wird, reissen dessen Twitter-Verfehlungen nicht ab. So postete er gestern nach dem Rennen in Suzuka eine Nachricht, in der er sich darüber ärgerte, dass Teamkollege Button seinen Tweets nicht mehr folgt: "Das ist schade. Nach drei Jahren als Teamkollegen dachte ich, dass wir einander respektieren, aber das tut er eindeutig nicht. Das Lustige daran ist, dass wir IMMER NOCH Teamkollegen sind!"

Eine Stunde später ruderte er vor seinen über 1,1 Millionen Followern zurück: "Mein Fehler. Habe gerade herausgefunden, dass mir Jenson nie gefolgt ist. Gebt ihm keine Schuld! Ich muss mehr auf Twitter sein!" Übrigens: Button hat ebenfalls über eine Million Follower, folgt selbst aber nur 93 Personen - darunter seit einigen Stunden auch sein künftiger Teamkollege Sergio Perez. Hamiltons jüngsten Twitter-Fauxpas liess er bisher aber unkommentiert.

Hamiltons Standing bei McLaren scheint ohnedies schwer angekratzt, auch wenn er es selbst nicht zugeben will. "Sehr professionell" handhabe das Team die Bekanntgabe seines Wechsels, findet der 27-Jährige: "Klar sind sie irgendwie enttäuscht, weil wir nicht mehr zusammenarbeiten werden, aber wir haben gemeinsam viele schöne Erfahrungen gemacht. Wir wollen es mit einem Höhenflug beenden und gemeinsam unser Bestes geben, jeden Moment geniessen." Aber McLaren scheint eine vorzeitige Vertrags-Freistellung, um die Zusammenarbeit mit Mercedes früher beginnen zu können, nicht in Erwägung zu ziehen: "Ich werde nicht zur Mercedes-Fabrik nach Brackley kommen. Ich bin vertraglich gebunden", bestätigt Hamilton. "Ich komme aus meinem Vertrag bis Ende Dezember nicht raus. Das ist ein bisschen spät, aber so ist es nun mal." Zum Beispiel wäre es von Vorteil gewesen, möglichst früh einen Sitz anpassen zu lassen.

Und dann sorgte am vergangenen Wochenende auch noch ein schwarzes Armband für Aufsehen, das der McLaren-Pilot trug. "Ich decke damit etwas ab", antwortete er. Genauer gesagt eine neue Tätowierung, wie im Paddock gemunkelt wird. Die, so vermutet man, dürfte McLaren nicht ins PR-Konzept passen, weshalb Hamilton seinen Oberarm erst einmal verstecken muss...

8.10.2012