Williams fehlt es an Konstanz

Barcelona-Sieger Pastor Maldonado fehlt es

weiterhin an Konstanz

In Barcelona noch grosser Sieger, in Monte Carlo und in Montreal im Nirgendwo: Pastor Maldonado und das Williams-Team würden ohne die 25 Punkte des Sensationserfolgs beim Grand Prix von Spanien in der Weltmeisterschaft erheblich weiter hinten liegen und laufen mehr und mehr Gefahr, als Eintagsfliege abgestempelt zu werden. Dazu leistete auch das gestrige Qualifying zum Grand Prix von Kanada seinen Beitrag.

Bruno Senna landete nach Platz 14 im dritten Freien Training auf dem 16. Startplatz, verpasste den Top-10-Cut um eine halbe Sekunde. Deutlich besser sah Maldonado aus, der auf seiner letzten Q2-Runde sogar absolute Bestzeit im ersten Sektor fuhr, den Finaleinzug vor Augen aber in der "Wall of Champions" verendete. Für Williams unverständlich: "Pastor war im dritten Training noch Fünfter und fühlte sich ziemlich wohl", wundert sich Chefingenieur Mark Gillan.

Streckentemperaturen ein Grund?

"Wäre schön, wenn wir alle Antworten hätten", ärgert er sich über das enttäuschende Abschneiden mit den Plätzen 16 und 17. "Die Pace heute Morgen war gut. Dann ist die Streckentemperatur gestiegen, aber das Auto war insgesamt ein bisschen schwieriger zu fahren. Und dazu kommt noch, dass ein paar Zehntel schon einen Riesenunterschied machen. Aber so oder so ist es Pastor nicht gelungen, seine Zeit aus dem dritten Training zu wiederholen."

Am Samstagmorgen hatte der Venezolaner eine Zeit von 1:14.755 Minuten erzielt. In Q1 markierte er 1:14.979, in Q2 1:15.231 Minuten. Die Button-Zeit von 1:14.680 Minuten hätte er ohne den Fahrfehler in der letzten Schikane wohl geknackt. Immerhin: Der geschwungene Heckflügel ging bei dem Crash nicht kaputt. "Die Heckflügel sind sehr spezifisch für ein höheres Effizienz-Niveau ausgelegt", bestätigt Gillan, dass es sich dabei um eine Montreal-Spezifikation handelt. "Normalerweise ist unser Auto mit viel Benzin und im Renntrimm besser", blickt er auf heute. "Was die Bedingungen angeht, gibt es kein klares Muster. Es geht darum, sich optimal auf die aktuellen Bedingungen einzustellen. Die Reifen haben ein relativ schmales Peak-Leistungsfenster, und das muss man genau treffen, im Qualifying und im Rennen. Es bringt nichts, zu viel Renn-Performance zu rauben, nur um im Qualifying schnell zu sein. Das ist der Schlüssel."

Qualifying immer wichtiger

Williams will in Zukunft aber sehr wohl mehr Augenmerk auf das Qualifying legen: "Man muss sich schon ein bisschen auf das Qualifying konzentrieren. Das darf nicht so weit gehen, dass man ein schreckliches Rennen riskiert, aber es ist wichtig", stellt Gillan fest. "Es ist sicher ein sehr wichtiger Teil. Nicht der absolute Fokus, denn man braucht ein gutes Renntempo, aber es kommt auf den richtigen Kompromiss an." Und weiter: "Das Haushalten mit den Reifen ist entscheidend, daher ist die Performance im Qualifying sehr wichtig. Wenn du dich in den Top 10 qualifizierst, willst du auch wirklich weit vorne stehen, denn das macht es im Rennen viel einfacher. Wir haben das mit Pastor in Barcelona erlebt, denn er konnte das Tempo von vorne weg kontrollieren. Wenn er Sechster oder Siebter gewesen wäre, hätte es ganz anders ausgesehen..."

Williams: Maldonado hat den Dreh raus


Das Williams-Team erlebte eine enttäuschende Qualifikation, denn es wäre deutlich mehr drin gewesen. Bruno Senna musste sich am Samstag im kanadischen Montreal mit Position 16 zufrieden geben, Teamkollege Pastor Maldonado verlor in der letzten Schikane die Kontrolle über sein Auto und legte nach Berührung der Mauer mit dem rechten Hinterrad einen spektakulären 360-Grad-Dreher hin. Der Venezolaner musste sich mit Position 17 begnügen.

"Es sah im ersten Qualifying-Durchgang viel versprechend aus", so Senna. "Ich habe es geschafft, ein paar gute Runden zusammen zu bekommen, aber die Entwicklung der Strecke hat uns etwas überrascht, und es gab im zweiten Qualifying-Durchgang einfach nicht genügend Haftung. Es ist frustrierend, hinten auf der 16. Position zu stehen, aber wir haben heute eine Menge gelernt. Und ich bin mir sicher, dass wir morgen im Rennen stärker sein werden, denn das Auto hat die ganze Woche über auf Longruns stark ausgesehen."

"Auf meiner letzten Runde habe ich den Randstein einfach zu stark mitgenommen", so Maldonado. "Schlussendlich habe ich die Mauer berührt, was enttäuschend ist, denn ich habe mich auf einer guten Runde befunden, welche mich in den dritten Qualifying-Durchgang hätte bringen sollen. Das Auto hat diese Woche besser ausgesehen, als dieses Qualifying vermuten lässt, und wir verfügen über eine gute Geschwindigkeit im Rennen. Wir haben also eine gute Chance, morgen Positionen gutzumachen."

"Nach einer ganz konkurrenzfähigen Einheit am Vormittag hatten wir Probleme damit, in der Qualifikation Geschwindigkeit zu finden", so Chefingenieur Mark Gillan. "Das müssen wir jetzt analysieren und verstehen, warum Bruno 16. wurde und Pastor sich auf Position 17 qualifizierte, nachdem er sich auf seiner letzten fliegenden Runde drehte. Wir haben eine Menge zu tun, um es in die Punkte zu schaffen. Aber mit viel Benzin an Bord ist unsere Longrun-Geschwindigkeit gut."

Maldonado: Renntempo macht Mut


Nach dem Barcelona-Sieg lief für Pastor Maldonado bisher wenig zusammen. Weder auf seiner Paradestrecke Monaco noch am Wochenende in Kanada hat der Venezolaner Glück. Im Qualifying zum Grand Prix in Montreal krachte der Williams-Pilot im zweiten Abschnitt in die "Wall of Champions". Dabei beschädigte er sein Auto und musste am Ende mit Startplatz 17 Vorlieb nehmen. Im Interview erklärt er, welche Schwächen und Stärken er bei Williams sieht und was am Samstag möglich gewesen wäre.

Frage: Wie schätzt du das Kräfteverhältnis zum jetzigen Zeitpunkt ein?


Maldonado: Wie ich bereits sagte, ist das Auto sehr konkurrenzfähig. Das ändert sich von Strecke zu Strecke etwas. Das ist aber auch bei den anderen Teams so. Auf manchen Strecken kommt man besser zurecht oder das Auto passt besser zur Charakteristik der Reifen, des Fahrers und anderen Dingen. Ich denke aber, dass unser Paket von nun an konstant ist. Jedes Mal wenn wir frische Reifen aufziehen und Benzin ablassen, stimmen die Zeiten. Es ist einfach, eine schnelle Runde zu fahren. Zu Beginn des Jahres war es schwieriger, eine gute Runde zustand zu bringen. Das lag am Auto. Doch jetzt haben wir eine gute Balance gefunden. Wir müssen dennoch weiter versuchen, das Auto zu verbessern, weil wir im Moment noch nicht die Besten sind. Uns fehlt aber nicht viel. Momentan ist es recht eng. Wenn man sich stärker aufs Qualifying konzentrieren würde, wäre das gut für uns, weil unser Renntempo sehr gut ist.

Deine Zwischenzeiten haben Mut gemacht. Wäre Q3 möglich gewesen?

Ja, Q3 war möglich. Ich war beim Schneiden der Schikane zu optimistisch. Der Randstein ist ziemlich hoch. Ich bin direkt in Richtung Mauer geflogen.

Was wäre von der Zeit her noch möglich gewesen?

Ich war zu dem Zeitpunkt zwei Zehntelsekunden schneller als bei meiner bis dahin schnellsten Runde. Am Morgen bin ich 1:14.7 Minuten gefahren. 1:14.5 Minuten war drin.

Wie beurteilst du das Renntempo?

Ich denke, dass unser Renntempo hier gut ist. Hier kann alles passieren. In der Vergangenheit gab es zahlreiche Safety-Car-Phasen. Wir müssen ruhig bleiben und bereit sein, zu reagieren, sollte das Safety-Car zum Einsatz kommen oder etwas anderes passieren. Punkte sind möglich.

Ist eine Einstopp-Strategie möglich?

Das hängt von den Temperaturen ab. Wenn es warm wird, sollte es nicht möglich sein. Das müssen wir im Rennen analysieren.

Freust du dich auf Strecken wie Silverstone?

Ich mag diese Strecken, doch ich mag auch diese Strecken oder Valencia. Ich muss etwas besser verstehen, warum wir im Qualifying nicht so stark sind wie im Rennen.

Hat sich dein Leben nach dem Sieg in Barcelona verändert?

Es hat sich nichts geändert. Man fühlt sich gut. Aber sicher möchte ich mehr. Die Leute in Venezuela sind sehr froh. Sie unterstützen mich seit vielen Jahren. Ich habe in der Formel Renault gewonnen. Ich habe in der GP2 gewonnen. Sicher sind sie im Moment sehr glücklich. Wir müssen weiter hart arbeiten und alles zusammenbringen. In Monaco und hier fehlte etwas das Glück, doch Sonntag ist ein neuer Tag. Ich werde mein Bestes geben.

10.6.2012