Vorschau GP Kanada 2012

Nicht nur auf das Rennen, auch auf die Stadt

Montreal freut sich die Formel 1


Den Grand Prix von Kanada gibt es zwar schon seit dem Jahr 1967, doch wurde er seitdem nur 42 Mal ausgetragen. Das erste Rennen damals gewann Jack Brabham auf seiner Eigenkonstruktion. In den ersten zehn Jahren fand der Kanada-Grand-Prix in Mosport und Mont Tremblant statt. In Mosport wurde 1973 Formel-1-Geschichte geschrieben, als zum ersten Mal in der Königsklasse des Motorsports ein Safety-Car auftauchte - etwas, das man sich von den amerikanischen Rennserien abgeschaut hatte.

1978 wechselte der Grand Prix nach Montreal. Dort verknüpfte man öffentliche Strassen mit extra angelegten Streckenabschnitten zu einer Rennstrecke mit Stadtkurscharakter. Das Auftaktrennen gewann Ferrari-Pilot Gilles Villeneuve von Startplatz drei, der Vater des späteren Formel-1-Weltmeisters Jacques Villeneuve, nach dem der heute 4,361 Kilometer lange Kurs benannt ist. Am 8. Oktober jenes Jahres war es in Kanada so kalt, dass die Piloten eingemummt auf dem Podium standen und bei Schneeflocken ihre Pokale entgegen nahmen...

Unzertrennlich: Montreal und der Mythos Villeneuve

Wer in Kanada an die Formel 1 denkt, denkt zwangsweise auch an den Namen Villeneuve: Zuerst war es Gilles, der 18 Monate vor seinem Sieg in Montreal in die Formel 1 gewechselt war und bis in die frühen 1980er-Jahre sechs Siege feiern sollte, bevor er am 8. Mai 1982 während eines Trainings in Zolder ums Leben kam. Der Kanadier war bei seinen Landsleuten beliebt, weil er ein echter Draufgängertyp war. Nach seinem Tod wurde die Rennstrecke in Montreal in Circuit Gilles Villeneuve umbenannt. Der neue Streckenname wurde 1982 mit einem unschönen Ereignis eingeweiht: Der 23-jährige Italiener Riccardo Paletti kam ums Leben, als er in das Heck von Didier Pironis Ferrari krachte, der am Start wie angewurzelt stehen geblieben war.

Gilles und Jacques Villeneuve sind übrigens nicht die einzigen Väter und Söhne, die beim Grand Prix von Kanada antraten: Graham (1967 bis 1974) und Damon Hill (1993 bis 1999), Wilson (1972 und 1973) und Christian Fittipaldi (1992 bis 1994), Mario (1971 bis 1981) und Michael Andretti (1993), Nelson Piquet (1978 bis 1991) und Nelson Piquet jr. (2008) sowie Keke (1978 bis 1986) und Nico Rosberg (seit 2006) waren jene Familien, die ebenfalls Vater wie Sohn ins Rennen schickten. Wichtig für die Kanadier sind natürlich auch die Lokalmatadoren: Jacques Villeneuve (1996 bis 2006), Gilles Villeneuve (1978 bis 1981), Bill Brack (1968 bis 1972), Al Pease (1967 bis 1969), Eppie Wietzes (1967 bis 1974), George Eaton (1970 und 1971) und John Cordts (1969) hießen sie.

Platz zwei für Jacques Villeneuve bei seinem Montreal-Debüt

In der Saison 1996 war es dann Jacques Villeneuve, der in der Formel 1 für Furore sorgen konnte und dem es gelang, schon in seiner zweiten Formel-1-Saison, 1997, den WM-Titel einzufahren. Seitdem vermissen die Kanadier einen erfolgreichen Fahrer aus dem eigenen Land. Doch - und da unterscheiden sich die Kanadier von vielen anderen Völkern - sie lieben auch all jene Fahrer, die durch ihren besonders aggressiven Fahrstil auffallen und eine Persönlichkeit darstellen wie sie einst Gilles Villeneuve war.

Das Tyrrell-Team (heute Mercedes) fuhr 1970 in Kanada seinen ersten Grand Prix und begann seine Geschichte dank Jackie Stewart mit einem Start aus der Pole-Position. 1973 gab es im Rennen sechs verschiedene Spitzenreiter: Ronnie Peterson, Niki Lauda, Emerson Fittipaldi, Jackie Stewart, Jean-Pierre Beltoise, Jackie Oliver und Peter Revson. 1976 fielen nur vier von 24 Startern aus. Bei Gilles Villeneuves Sieg 1978 betrug die Temperatur knapp über null Grad. Jean Alesi gewann 1995 auf Ferrari an seinem 31. Geburtstag sein einziges Formel-1-Rennen.

Rennstrecke auf einer künstlich aufgeschütteten Insel

Die Strecke liegt im ehemaligen EXPO-Gelände von 1967 auf einer künstlich aufgeschütteten Insel, der Ile de Notre Dame inmitten des Sankt-Lorenz-Stroms, wo immer noch die Ruderanlagen der Olympischen Spiele von 1976 zu sehen sind. Die Strecke kann über Brücken und via U-Bahn erreicht werden. Das Wasser, die Skyline von Montreal, unzählige Bäume, einzigartige Parkanlagen mit den für Kanada typischen Bibern und vereinzelte Schiffe auf dem Fluss bestimmen das Panorama rund um die Rennstrecke.

Montreal ist die trendigste Stadt Kanadas, weswegen der Grossteil des Formel-1-Trosses gerne über den grossen Teich in das Land des Ahornblattes fliegt. Klubs und Bars gibt es zuhauf und seit 2001 hat auch Jacques Villeneuve mit seinem vielseitigen Restaurant Newtown ein entsprechendes Angebot vorzuweisen.

Der Circuit Gilles Villeneuve bleibt eine Ausnahmeerscheinung im Formel-1-Kalender. Mit seinem Mix aus langen, schnellen Geraden und engen Schikanen, eingerahmt von unnachgiebigen Betonmauern, fühlt er sich an wie ein Mix aus Monaco und Monza. Entsprechend vielfältig sind die Herausforderungen bei der Fahrzeugabstimmung.

Beim Aerosetup fahren die Teams mit dem geringsten Abtrieb der bisherigen Saison. "Nur in Monza werden wir noch flachere Flügelstellungen sehen", erklärt Mercedes-Ingenieur Mark Slade. "Wir treten mit ganz speziellen Flügeln an, die wir sonst auf keiner Strecke einsetzen. Sie zeichnen sich vor allem durch geringen Luftwiderstand aus, um uns eine gute Höchstgeschwindigkeit auf den Geraden zu ermöglichen. Dadurch wird sich das Auto natürlich erheblich anders anfühlen. Daran müssen sich die Fahrer erst einmal gewöhnen."

16 Prozent der Runde auf der Bremse

Am Ende der langen Geraden folgt jeweils eine enge, langsame Schikane oder eine Haarnadelkurve. Die Bremsen sind an diesem Rennwochenende deshalb ganz besonders hart gefordert. "Montreal ist mit Abstand der härteste Kurs für die Bremsen. Unsere Fahrer stehen 16 Prozent der Runde auf der Bremse, in Monza sind es nur zwölf Prozent", bestätigt Slade. "In Montreal gibt es in jedem Umlauf vier Stellen, an denen aus über 300 km/h auf rund 120 km/h heruntergebremst wird. Das Bremssystem nimmt dabei riesige Mengen Energie auf. Und weil die Strecke zudem noch relativ kurz ist, wiederholt sich diese Tortur im Rennen 70 Mal."

Weil die Boliden seit einigen Jahren wieder randvoll getankt an den Start gehen, steht den Bremsen ein noch härterer Job bevor als bislang schon. Im Vergleich zum Kanada-Grand Prix 2008 wird das Verzögerungssystem nochmals rund zehn Prozent mehr kinetische Energie aufnehmen. Das hilft natürlich dem Hybridsystem KERS.

Ein weiterer Faktor kommt hinzu: Wegen der auf Topspeed statt auf Downforce getrimmten Flügel können diese - anders als auf konventionelleren Kursen - den Geschwindigkeitsabbau nicht unterstützen. Die Bremsen müssen die gesamte Arbeit allein übernehmen. "In Montreal erreichen die Bremsscheiben nicht nur sehr hohe Spitzentemperaturen, sie müssen diese auch noch sehr viel länger aushalten als anderswo", fährt Slade fort. "Über Sensoren beobachten wir deshalb den Temperaturverlauf und den Abrieb sehr genau. Auf diese Weise erkennen wir sehr früh, ob es mit dem Bremsverschleiß eng werden könnte. Das sind Sachen, die die Fahrer im Auto nicht feststellen können."

Traktion ist entscheidend

Beim mechanischen Setup kommt es auf eine gute Traktion an - und darauf, dass der Wagen mit den vielen Bodenwellen gut zurechtkommt. "Wenn das Auto auf den Unebenheiten anfängt zu springen, verlierst du Grip", erklärt Slade. "Damit die Räder unter allen Bedingungen Bodenkontakt behalten, verwenden wir eine weichere Abstimmung. Die kommt darüber hinaus dem Grip in den Schikanen zugute. Das ist wichtig, weil die Fahrer dort sehr aggressiv ans Werk gehen müssen. Denn dort lässt sich viel Zeit gewinnen oder verlieren."

Die erwünschte gute Traktion beim Herausbeschleunigen aus den Schikanen wollen sich die Teams nicht mit erhöhtem Verschleiß der Hinterreifen erkaufen. "Für die optimale Traktion am Kurvenausgang werden wir voraussichtlich etwas Performance in der Kurvenmitte opfern", schildert Slade. "Dabei wird es fast unvermeidlich zu stärkerem Untersteuern beim Einlenken kommen, aber das nehmen wir in Kauf, denn wir schauen beim Setup immer auf die gesamte Rundenzeit und den Reifenverschleiß über die Renndistanz."

Ein weiterer wichtiger Faktor in Kanada ist das Vertrauen der Fahrer ins Auto. Um die letzten Hundertstelsekunden herauszuquetschen, ist es in Montreal ebenso wichtig wie in Monaco, auf Millimeter an die Mauern heranzudriften oder sie sogar minimal zu touchieren. "Die Mauern stehen am Ausgang der Schikanen unheimlich nah an der Ideallinie, besonders in Kurve vier", bestätigt Robert Kubica, der in Kanada 2008 seinen einzigen Grand Prix gewann, aber auch dieses Jahr nur zusehen wird. "Wenn du dort eine kleine Gummispur hinterlässt, bist du zwei Zehntel schneller, als wenn du sie um einen halben Meter verpasst."

Michael Schumacher ist Rekordsieger in Kanada

Mit der 4,361 Kilometer langen Strecke, wo in diesem Jahr zum insgesamt 33. Mal ein Formel-1-Rennen ausgetragen wird, kam bisher eindeutig Michael Schumacher am besten zurecht. Der Deutsche ist mit sieben Siegen in Montreal der erfolgreichste Pilot. Zweimal schied Schumacher bei 16 Starts aus, ansonsten war ein elfter Platz 2010 das schlechteste Ergebnis. Auffallend ist die gute Ausbeute an Pole-Positions des Deutschen in Montreal: Bei seinen 16 Qualifyings stand der Kerpener sechsmal ganz vorne.

Ferrari hat in Kanada bereits zehnmal gewonnen

Erfolgreichster Pilot beim Grand Prix von Kanada ist Schumacher mit sieben Siegen, gefolgt von Nelson Piquet mit drei Triumphen sowie Jackie Stewart, Jacky Ickx, Alan Jones, Ayrton Senna und Lewis Hamilton mit jeweils zwei Siegen. 21 Fahrer konnten das Rennen jeweils einmal gewinnen, darunter Fernando Alonso, Kimi Räikkönen, Alain Prost, Nigel Mansell, Gerhard Berger, Jean Alesi, Mika Häkkinen, Damon Hill, Ralf Schumacher, Robert Kubica und Jenson Button. In der Teamstatistik hat Ferrari mit zehn Siegen und 241 Punkten auf kanadischem Boden klar die Nase voran, gefolgt von McLaren (210/8) und Williams (148/7).

Aber nicht nur die Rennstrecke ist eine Reise wert, Montreal ist auch eine der faszinierendsten Städte der Welt - und wohl auch eine der einzigartigsten. Hier laufen Flüsse zusammen wie Kulturen miteinander verschmelzen. Nicht weniger als 80 ethnische Gruppen aus fünf Kontinenten haben sich um den Berg auf der Insel zwischen Sankt-Lorenz-Strom und Riviere des Prairies angesiedelt.
Formel-1-Action im Paris Nordamerikas

Montreal, der "königliche Berg", so die wörtliche Übersetzung, hat viele Beinamen: Juwel im Sankt-Lorenz-Strom, Stadt der hundert Glockentürme, das Paris Nordamerikas. Zu letzterem passen die unzähligen Straßencafes und natürlich die französische Sprache, die in der kanadischen Provinz Quebec Amtssprache ist. Mit allen Vororten zählt Montreal ungefähr dreieinhalb Millionen Einwohner und ist eine der grössten französischsprechenden Metropolen der Welt. Besonders beeindruckend aber ist der Kontrast zwischen dem sehr amerikanisch anmutendem Zentrum Montreals und dem eindeutig französischen alten Hafen und dem Quartier Latin auf dem Mont Royal, wo man sich übrigens bestens die Nächte um die Ohren schlagen kann.

Montreal wurde 1642 von französischen Siedlern auf einer 50 Kilometer langen Insel im Sankt-Lorenz-Strom gegründet und gehört zu den ältesten Städten Nordamerikas. Bis weit ins 19. Jahrhundert waren der Sankt-Lorenz-Strom und seine Zuflüsse der wichtigste Verkehrsweg ins kanadische Hinterland. Aus den Anlegestellen wurden Städte. Heute ist die Metropole die zweitgrößte Stadt Kanadas. Obwohl in der Provinz Quebec 70 Prozent der Bevölkerung Französisch sprechen, kommt man auch mit Englisch überall weiter. Dieser amerikanische Einfluss kommt dem nicht französischsprechenden Besucher entgegen, ansonsten überwiegt eine frankokanadische Kultur, die mit europäisch-südländischem Esprit zur Geltung kommt.

In Montreal gibt es noch echte Formel-1-Fans

Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve, der nicht allzu fern von Montreal, in Saint Jean sur Richelieu, geboren wurde, hat natürlich eine ganz besondere Affinität zu seinem früheren Heim-Grand-Prix: "Ich liebe diese Stadt", sagte er vor einigen Jahren. "Es ist etwas ganz Besonderes, vor den Fans in meiner Heimat zu fahren. Die Atmosphäre ist fantastisch, aber die Leute sind auch viel zivilisierter und professioneller als in einigen anderen Ländern." Stimmt: Die kanadischen Fans applaudieren jedem, der schnell ist, und sie pfeifen auch keinen aus, nur weil er nicht ihr Favorit ist. Sie sind eben Formel-1-Fans - auch wenn "JV" inzwischen ja nicht mehr von der Partie ist ...

Die grösste Sehenswürdigkeit ist die Stadt selbst. Man muss sie sich erlaufen, um ihr unvergleichliches Temperament, die Lebensfreude ihrer Bewohner und ihre vielfältige Kultur schätzen zu lernen. Am Südufer der Ile de Montreal liegt Vieux Montreal, die Altstadt mit ihren kopfsteingepflasterten Gassen und zahlreichen Häusern aus dem 18. Jahrhundert. Montreals botanischer Garten gilt als einer der schönsten der Welt. Dazu beherbergt er ein faszinierendes Insektarium, in dem über 4.000 verschiedene Insekten zu bewundern sind (4101, Rue Sherbrooke Est.). Im Olympiapark befindet sich heute das Ökomuseum Biodome, das die vier wichtigsten Ökosysteme des nordamerikanischen Kontinents zeigt (4777, Av. Pierre de Coubertin).

Unterirdische Einkaufspassage lockt Touristen an

Die Ville Souterraine wurde eigentlich zum Einkaufen im Winter gebaut, doch sie lockt auch im Sommer mit 30 Kilometern an unterirdischen Passagen mit 1.700 Läden und 200 Restaurants unter die Erde. Der älteste Teil der Untergrundstadt liegt um die Place Ville - Marie. Die neuesten Prachtpassagen ist Les Promenades de la Cathedrale.

"Bienvenue au Quebec", zu Deutsch: "Willkommen in Quebec", steht in grossen Lettern an der Wand in der Zielkurve, in der 1999 gleich drei Weltmeister ihre Autos zerstörten, und willkommen fühlt sich sicher auch jeder einzelne Besucher der kanadischen Metropole. Zu sehen gibt es hier mehr als man bei einem kurzen Abstecher zum Grand Prix schaffen kann, und das Angebot an Restaurants und Nachtklubs ist schier überwältigend.

Nach den unglaublichen Preisen in Monaco ist Montreal auch in puncto Kosten und Qualität der angebotenen Speisen eine angenehme Abwechslung. Das beste und wohl auch grösste Restaurant der Stadt gibt es im Queue de Cheval, 1221 Rue Levesques ouest - zwar nicht ganz billig, aber absolut empfehlenswert, und wer Glück hat, trifft hier auch schon mal den einen oder anderen Fahrer beim gemütlichen Abendessen.

"JV" hat sein eigenes Restaurant

Lokalmatador Jacques Villeneuve trifft man eher in seinem eigenen Restaurant, dem Newtown, 1500 Rue Crescent. Hier sollte man aber unbedingt frühzeitig reservieren, denn ohne vorherigen Anruf kommen höchstens Jacques' ehemalige Formel-1-Kollegen an der netten Empfangsdame vorbei und können das wirklich hervorragende Essen geniessen.

Sehen und gesehen werden heisst es auch im Mediterraneo Grill, 3500 Boulevard St-Laurent und im Dejardins, 1175 Rue Mackay. Gut gestärkt kann man sich dann ins wirklich pralle Nachtleben stürzen. Bars, Klubs und Discos findet man in Montreal zu Dutzenden in der Rue St. Catherine, in den Nebenstrassen und im Quartier Latin. Die hübschesten Mädchen der Stadt tummeln sich gewöhnlich im Planet Hollywood, 1500 Avenue McGill, in der sich bei einem der 50 verschiedenen Martinis bestens anbandeln lässt. Anschliessend kann man dann entweder ins Hard Rock Cafe, 1458 Rue Crescent, oder in Montreals populärste Disco, ins Thursday's, 1449 Rue Crescent weiterziehen.

Blick über die ganze Stadt gefällig?

Wem es dort zu laut und zu unromantisch ist, der kann auf die Roof-Top-Bar des Hotels De la Montagne ausweichen und vielleicht auch mehr als nur den atemberaubenden Blick über die Stadt geniessen. Freiluftfreaks kommen Freitag- und Samstagabend auch bei Partys und Konzerten auf der Rue Crescent auf ihre Kosten, wer es wärmer mag, geht vielleicht besser gleich um die Ecke in Montreals grösster Disco, dem Le Metropolis, 59 Rue St. Catherine.

Feiern lässt sich auch bestens im Quartier Latin im Au Diable Vert, 4557 Rue St. Denis, oder nebenan in der El Zaz Bar, 4297 Rue St. Denis, wo die heisse Tanzmusik schon mal zu mehr verführt als nur zum Hüftschwung auf der Tanzfläche. Last but not least ist Montreal berühmt für seine Tabledance-Bars. Die Bekannteste ist wohl das Downtown, 1196 Rue St. Catherine, übrigens die Lieblingsbar der Ferrari-Crew. Wer es dann noch am Sonntag zum Rennen auf die Ile Notre Dame schafft, sollte unbedingt mit der U-Bahn fahren, da Parkplätze dort absolute Mangelware sind und sich eine Wochenkarte in Montreal auf alle Fälle auszahlt.

Das sagt Alex Wurz über die Strecke:

"Unmittelbar nach Monaco fühlt sich das Auto sehr seltsam an, denn man fährt mit nur geringem Abtrieb", erklärt der Williams-Fahrercoach, der Pastor Maldonado und Bruno Senna auch in Kanada beim Fahrstil unter die Arme greifen wird. "Man rutscht dann ziemlich viel herum und du musst dich wohl oder übel damit abfinden, dass du nur schwerlich eine gute Balance finden wirst. Das Graining der Reifen ist auch ein wichtiger Punkt. Du kommst an Kurve eins im sechsten Gang an und das ist eine dieser Kurven, die dich zum späten Bremsen verleitet. Die Curbs auf der linken Seite nimmst du voll mit und bremst spät. Das Auto wird dabei instabil und die Curbs fühlen sich schlimmer an, als sie tatsächlich sind. Diese Kurve führt direkt in eine Rechtskurve, die im ersten Gang genommen wird. Da ist am Beginn des Rennwochenendes immer sehr rutschig, aber das gibt sich, je mehr Gummi auf die Straße kommt. Die Kurven drei und vier bilden eine weitere Schikane und wenn die Strecke besser wird, kannst du da richtig aggressiv reindonnern und angreifen. Am Ausgang kommt man den Mauern auf der rechten Seite ziemlich nahe, unmittelbar bevor du dein Auto für die langgezogene Vollgas-Rechtskurve wieder nach links orientierst. Die folgende Schikane ist beim Anbremsen sehr holprig, aber man kann trotzdem sehr spät verzögern und die Curbs auf der linken Seite mitnehmen. Du musst halt aufpassen, das Auto nicht zu destabilisieren, denn du musst den Rechtsknick Vollgas nehmen, woran sich eine lange Gerade anschliesst."

"Wall of Champion" als Schlüsselpassage

"Dann fährst du unter einer Brücke durch und kommst zu einer weiteren Schikane, die aber nur einen Einlenkpunkt aufweist. Den verpasst man gerne einmal und in jedem Jahr sieht man Fahrer, die hier geradeaus düsen. Als nächstes kommt die Haarnadel. Die nimmt man im zweiten oder dritten Gang, je nach Getriebeübersetzung. Es ist besonders wichtig, eine gute Traktion am Kurvenausgang zu haben, denn danach schliesst sich die längste Gerade an. Für etwas 15 Sekunden hast du einen Bleifuß, bevor du hart auf die Bremsen gehen musst, um die letzte Schikane anzubremsen. Man versucht dort, immer später zu bremsen, muss dabei aber aufpassen, denn da kann schnell einmal mächtig etwas schief gehen. Nur ein kleiner Fehler und du hängst in der 'Wall of Champions', ehe du dich versiehst. Die besten Überholmöglichkeiten auf einer Runde gibt es vor der Haarnadel und der letzten Schikane. Das ist aber vor allem gegen Ende des Rennens wegen dem Dreck abseits der Linie keine leichte Geschichte."

Zeitraffer


2011:
Der Grand Prix von Kanada 2011 geht als längstes Formel-1-Rennen in die Geschichte ein - aufgrund des heftigen Regens, der eine Unterbrechung von zwei Stunden und zwei Minuten verursacht, wurde die Zielflagge erst4:04.39,537 Stunden nach dem Start geschwenkt. Im Qualifying setzt sich noch Sebastian Vettel im Red Bull gegen die widererstarkten Ferrari von Fernando Alonso und Felipe Massa durch. Der spätere Sieger Jenson Button fährt nur aus Position sieben los und kollidiert in der verregneten Anfangsphase mit seinem McLaren-Teamkollegen Lewis Hamilton, der dabei ausscheidet. Als das Rennen wegen zu starken Regens unterbrochen wird, führt Vettel. Der Weltmeister kontrolliert das Rennen auch bis zur letzten Runde, wo er von einem furios fahrenden Button in einen Fehler gezwungen wird und sich den Sieg noch rauben lässt. Button war wenige Runden vor Schluss noch auf dem letzten Platz gelegen und absolvierte insgesamt fünf Stopps. Dritter wird Vettels Teamkollege Mark Webber, der den ebenfalls stark fahrenden Mercedes-Piloten Michael Schumacher in den letzten Runden noch um seinen ersten Podestplatz seit dem Comeback bringt. Der Deutsche wird schliesslich Vierter.

2010: Lewis Hamilton (McLaren) ist und bleibt Montreal-Spezialist: Der Brite gewinnt schon vor der Einführung der Pirelli-Reifen (2011) noch auf Bridgestone einen wahren Reifenkrimi, dem Red Bull (Sebastian Vettel Vierter, Mark Webber Fünfter) zum Opfer fällt. Hamilton und Fernando Alonso (Ferrari) kämpfen um den Sieg, letztendlich ist Hamilton aber doch klar der Chef am Ring. Auch Jenson Button (McLaren) geht noch am Ferrari vorbei und besiegelt den zweiten McLaren-Doppelsieg hintereinander. Überraschend: Trotz des turbulenten Rennverlaufs kommt es zu keiner einzigen Safety-Car-Phase! Nico Rosberg (Mercedes/6.) und Adrian Sutil (Force India/10.) holen Punkte für Deutschland. Michael Schumacher (Mercedes) fliegt hingegen mit stark abbauenden Reifen am Ende noch aus den Punkterängen raus und muss dafür einmal mehr Kritik einstecken.

2008: Ein Jahr nach seinem Horrorunfall feiert Robert Kubica (BMW) sensationell seinen ersten Grand-Prix-Sieg! Den totalen Triumph für BMW rundet in einem turbulenten Rennen Nick Heidfeld als Zweiter ab. Dabei geht am Start zunächst Polesetter Lewis Hamilton (McLaren) in Führung, aber der Brite eliminiert sich selbst, als er während einer Safety-Car-Phase die rote Ampel am Boxenausgang übersieht und ins Ferrari-Heck von Kimi Räikkönen kracht! Von da an hat BMW leichtes Spiel. Zunächst liegt noch Heidfeld in Führung, aber mit seiner Einstoppstrategie ist er für Kubica (zwei Stopps) auf der Strecke gefundenes Fressen. Kubica überholt seinen Teamkollegen, bleibt auch nach dem zweiten Stopp in Führung und gewinnt das Rennen. Dritter wird Routinier David Coulthard (Red Bull). Timo Glock (Toyota/4.) und Sebastian Vettel (Toro Rosso/8.) holen Punkte für Deutschland.

2007: Lewis Hamilton (McLaren) feiert in einem chaotischen Rennen seinen ersten Grand-Prix-Sieg, aber die eigentliche Sensation ist, dass Robert Kubica überlebt: Der BMW-Pilot kollidiert kurz vor Rennhalbzeit vor der Haarnadelkurve mit Jarno Trulli (Toyota), hebt wie eine Rakete ab und kracht spektakulär in die Mauer. Kubica hat alle Schutzengel auf seiner Seite. Das Safety-Car muss insgesamt viermal auf die Strecke und sorgt für totales Chaos, nur Sieger Hamilton und der zweitplatzierte Nick Heidfeld (BMW) lassen sich nicht beirren. Dritter wird sensationell Alexander Wurz (Williams), der vom 19. Startplatz aus ins Rennen gegangen war.

2006: Fernando Alonso ist der dominierende Mann des turbulenten Kanada-Grand-Prix 2006, bei dem nur 14 von 22 gestarteten Autos ins Ziel kommen. Der Renault-Pilot fährt einen weitgehend ungefährdeten Sieg nach Hause und lässt sich auch von mehreren Safety-Car-Phasen nicht beirren. Kimi Räikkönen (McLaren) verliert seinen sicher geglaubten zweiten Platz wegen eines kleinen Fahrfehlers kurz vor Schluss noch an Michael Schumacher (Ferrari). Juan Pablo Montoya (McLaren) scheidet nach einer Mauerkuss an der "Wall of Champions" aus, Lokalmatador Jacques Villeneuve (BMW) bei seinem allerletzten Formel-1-Heimrennen ebenfalls.

2005: Kimi Räikkönen gewinnt 2005 einen turbulenten Grand Prix von Kanada. Dabei steht das Rennen zunächst ganz im Zeichen von Renault, doch Giancarlo Fisichella bricht in Führung liegend der Hydraulikdruck zusammen, Teamkollege Fernando Alonso landet unfreiwillig in der Streckenbegrenzung. In der folgenden Safety-Car-Phase holt McLaren-Mercedes zunächst Kimi Räikkönen auf Rang zwei liegend herein. Der führende Juan Pablo Montoya muss warten, verliert wertvolle Zeit und übersieht beim Herausfahren auch noch die rote Ampel am Ende der Boxengasse - die Disqualifikation ist die Folge. In einem durch viele Ausfälle geprägten Rennen kommen Michael Schumacher und Rubens Barrichello für Ferrari auf die Ränge zwei und drei. Es folgen Felipe Massa (Sauber), Mark Webber (Williams), Ralf Schumacher (Toyota), David Coulthard und Christian Klien (beide Red Bull).

2004: Obwohl nur vom sechsten Startplatz ins Rennen gegangen, kann Michael Schumacher (Ferrari) den Grand Prix dank seiner Zweistoppstrategie souverän für sich entscheiden. Zweiter wird auf der Strecke Williams-Pilot Ralf Schumacher, der aber nach dem Rennen wegen zu großer Bremsbelüftungsschächte disqualifiziert wird - genau wie drei weitere Piloten. Dadurch rückt Rubens Barrichello (Ferrari) auf Platz zwei nach vorne. Timo Glock sichert sich durch die Disqualifikationen bei seinem Grand-Prix-Debüt den siebenten Rang und zwei WM-Punkte.

2003: Nach 2001 kommt es zum zweiten Mal zu einem Duell zwischen Michael und Ralf Schumacher, diesmal behält jedoch der Ferrari-Pilot die Oberhand. Ralf behält zwar von der Pole-Position aus zunächst die Führung, muss diese aber beim ersten Boxenstopp abgeben. Erst in der Schlussphase, als sein Bruder mit Bremsproblemen ringt, kommt er wieder nahe heran, er wagt jedoch keine Attacke. Montoya und Alonso bleiben bis zum Fallen der Zielflagge auf den Plätzen drei und vier in Schlagdistanz. Das Rennen wird charakterisiert von einer hohen Ausfallsrate wegen technischer Defekte, jedoch kommt es nicht zur in Kanada fast schon üblichen Safety-Car-Phase.

2002: Auf dem Weg zum fünften WM-Titel können die Konkurrenten Michael Schumacher nicht stoppen: Der Deutsche macht nicht nur seinen sechsten Saisontriumph perfekt, sondern hilft mit dem 150. Jubiläumssieg auch Ferrari, die Führung in der Weltmeisterschaft weiter auszubauen. Auf den zweiten Platz fährt David Coulthard, der von Startplatz acht ins Rennen gegangen war. Rang drei belegt Rubens Barrichello im zweiten Ferrari. Rang vier geht an Kimi Räikkönen im "Silberpfeil". Den dritten fünften Platz in Folge sichert sich Giancarlo Fisichella im Jordan-Honda. Der letzte Punkterang geht an Jarno Trulli und das Renault-Team. Den Start und die erste Kurve überstehen alle Fahrer ohne größere Probleme. Juan Pablo Montoya kann zwar zunächst seine Pole-Position verteidigen, muss sich aber wenig später Barrichello und schlussendlich in der 56. Runde einem Motorschaden geschlagen geben.

2001: Zum ersten Mal in der Geschichte der Formel 1 gelingt einem Bruderpaar ein Doppelsieg: Michael Schumacher startet von der Pole-Position, kann seine Position aber nur bis zum Boxenstopp vor Bruder Ralf verteidigen, der für das Williams-Team das Rennen gewinnt. Mika Häkkinen kommt im McLaren auf den dritten Platz und beendet damit eine Serie von vielen Ausfällen. Teamkollege David Coulthard scheidet nach einem Motorschaden aus. Williams-Pilot Juan Pablo Montoya und Jacques Villeneuve geraten zweimal auf der Strecke aneinander, was in einem schweren Unfall Villeneuves endet. Die Rennleitung zitiert die Streithähne zu sich.

2000: Michael Schumacher trotzt dem Regen und holt seinen 40. Formel-1-Sieg vor Teamkollege Rubens Barrichello, der in den letzten Runden den mit Bremsproblemen kämpfenden Schumacher nicht überholen darf. Benetton-Pilot Giancarlo Fisichella fährt - wie von ihm gewohnt - in Kanada ein starkes Rennen und wird Dritter. David Coulthard würgt vor der Einführungsrunde sein Auto ab und muss aus diesem Grund eine Zehn-Sekunden-Strafe absolvieren. Später kollidiert er im Rennen mit Jos Verstappen, der im Arrows ein starkes Rennen fährt und mit einem fünften Platz belohnt wird. Coulthard wird nur Siebenter. Ralf Schumacher scheidet im Rennen aus, als sich Jacques Villeneuve verbremst und ihm heftig in die Seite kracht. Mika Häkkinen kommt auf Platz vier.

1999: Michael Schumacher geht aus seiner Pole-Position in Führung, doch drei ehemalige Weltmeister landen vor Start und Ziel in der Mauer und müssen aufgeben: Damon Hill, Michael Schumacher und Jacques Villeneuve. Mika Häkkinen erbt die Führung und den Sieg. Heinz-Harald Frentzen wäre Zweiter geworden, hätte nicht eine Bremsscheibe kurz vor Rennende ihren Geist aufgegeben, was zu einem heftigen Abflug führte. Die sechs Punkte erben Giancarlo Fisichella und Benetton. Ferrari-Pilot Eddie Irvine wird im von zwei Safety-Car-Phasen bestimmten Rennen Dritter.

1998: Im Qualifiying sieht es mit einer Doppelpole für McLaren noch gut aus, doch Mika Häkkinen scheidet schon am Start mit Getriebeproblemen aus und David Coulthard folgt 18 Runden später. Der Start wird von einem heftigen Unfall überschattet, bei dem sich Alexander Wurz überschlägt, sich dabei aber nicht verletzt. Michael Schumacher wird wegen Abdrängens von Heinz-Harald Frentzen eine Zehn-Sekunden-Zeitstrafe aufgebrummt, die ihn auf den dritten Platz zurückwirft, doch der Ferrari-Pilot arbeitet sich mit einer starken Fahrt wieder auf den ersten Platz vor und kann das Rennen gewinnen. Giancarlo Fisichella wird Zweiter, Eddie Irvine Dritter.

1997: Nach 54 der 69 Runden wird Michael Schumacher vorzeitig zum Sieger erklärt, nachdem Olivier Panis im Prost in die Leitplanken gekracht war, wobei er sich an beiden Beinen schwer verletzte. Jean Alesi wird Zweiter, Giancarlo Fisichella Dritter. David Coulthard hätte das Rennen vielleicht gewinnen können, hätte er vor dem Unfall nicht die Box aufgesucht und dabei den Motor abgewürgt.

1996: Damon Hill gewinnt in seinem Weltmeisterjahr von der Pole-Position, Teamkollege Jacques Villeneuve wird bei seinem Heimdebüt Zweiter. Michael Schumacher muss nach einem Problem in der Aufwärmrunde von ganz hinten starten und scheidet später in Runde 43 endgültig aus, als ein Teil der Antriebswelle bei der Boxenausfahrt aus dem Auto fliegt. Jean Alesi wird nach einem Unfall im Qualifying am Samstag für das Benetton-Team Dritter.

1995: Ausgerechnet an seinem 31. Geburtstag kann Jean Alesi seinen ersten und auch einzigen Formel-1-Sieg feiern. Im Ferrari überquert der Franzose die Ziellinie vor den beiden Jordans von Rubens Barrichello und Eddie Irvine. Michael Schumacher fällt souverän in Führung liegend wegen technischer Probleme zurück und wird Fünfter.

7.6.2012