Lotus: Reif für den ersten Sieg ?

Fans und Experten sind einer Meinung:

Lotus ist reif für den ersten Sieg

Lotus musste beim Grand Prix von Monaco einen Rückschlag hinnehmen. Die Truppe aus Enstone erwies sich diese Saison als enorm konstant, obwohl man nach wie vor dem ersten Saisonsieg hinterherläuft, doch im Fürstentum konnte Kimi Räikkönen als Neunter gerade einmal zwei WM-Punkte ergattern, während sein Teamkollege Romain Grosjean Opfer einer Startkollision wurde und somit ein weiteres Mal früh aus dem Rennen gerissen wurde. Dabei war der Franzose in Monaco das heisseste Lotus-Eisen, da er sich im Qualifying auf Startplatz vier gesetzt hatte.

Nun steht der Grand Prix von Kanada in Montreal auf dem Programm. Lotus strotzt jedenfalls vor Optimismus - Räikkönen glaubt, dass der Circuit Gilles Villeneuve dem E20 entgegenkommen könnte. Grundsätzlich gilt bei Lotus immer: je höher die Temperaturen, desto besser funktioniert der Bolide. "Wir waren auf den meisten Strecken konkurrenzfähig und rechnen damit auch in Kanada", glaubt Räikkönen an ein starkes Wochenende. "Eine Einschätzung ist nach dem ersten Tag aber immer einfacher." Der Finne hat gute Erinnerungen an den Traditionskurs, der seit Anfang der 1980er-Jahre im Kalender ist: "Ich habe den Grand Prix von Kanada immer gemocht und dort 2005 gewonnen, daher habe ich gute Erinnerungen an Montreal. Die Stadt ist einer der besten Orte, die wir im Kalender besuchen. Ich genieße das Stop-and-Go-Layout des Kurses und die Herausforderung der Strecke."

Lotus liegt das Räubern über die Randsteine

Obwohl die Mauern, die sich wie in Monaco direkt neben der Piste befinden, kaum Spielraum für Fehler lassen, erkennt der Lotus-Pilot klare Unterschiede: "Es handelt sich um einen Strassenkurs, aber es gibt immer noch Plätze, wo man überholen kann, daher muss man nicht seinen gesamten Fokus auf das Qualifying legen wie man es in Monaco tut. Um in Kanada gut abzuschneiden, muss das Auto beim Bremsen stark sein, denn dieser Kurs ist sehr hart für die Bremsen. Zudem nutzt man die Randsteine, und unser Auto war in diesem Bereich bisher sehr gut. Auf diesem Kurs gibt es unterschiedliche Streckenbeläge, und es kann sogar vorkommen, dass sich der Belag im Laufe des Rennwochenendes verändert. Das ist interessant, da es zu unterschiedliche Gripniveaus kommt - eine weitere Herausforderung."

Räikkönen hat Sieg im Visier

Dazu kommt die hohe Wahrscheinlichkeit eines Safety-Car-Einsatzes, die das Rennen noch unberechenbarer macht. "Es gab wahrscheinlich keinen einzigen Kanada-Grand-Prix ohne Safety-Car", vermutet Räikkönen. "Wahrscheinlich wird das wieder passieren. Ein Safety-Car erschwert die Strategie, da man nie voraussagen kann, wann es kommen könnte. Wenn das Safety-Car zum Einsatz kommt, dann muss man hoffen, dass es zum richtigen Zeitpunkt passiert." Sollte das Timing also stimmen, dann könnte es endlich zum ersten heissersehnten Saisonsieg für die Lotus-Truppe kommen. Der Routinier aus Finnland hält dies nicht für abwegig: "Wir waren bisher überall schnell und wir waren auf dem Podest. Es ist schwierig, alles überall zum richtigen Zeitpunkt perfekt hinzukriegen, was aber nötig ist, um einen Grand Prix zu gewinnen. Ich habe bereits mit anderen Teams Rennen gewonnen, und ich habe ein gutes Gefühl, dass Lotus zu starken Ergebnissen fähig ist. Unsere Zeit wird kommen."

Grosjean ging Monaco-Pleite nahe

Während Räikkönen zuletzt immerhin punktete, musste Teamkollege Romain Grosjean den dritten Ausfall in der Anfangsphase im erst sechsten Rennen hinnehmen. "Das Rennen war für mich sehr kurz", bestätigt er. "Ich hatte nicht den besten Start, neben der Ideallinie staut sich in Monaco das Feld, was manchmal dazu führt, dass einfach nicht genug Platz da ist. So war es zumindest in meinem Fall, und mein Rennen war damit vorbei." Der Franzose fiel nach der Enttäuschung von Monaco in ein kleines Loch, wie er offen zugibt: "Es war frustrierend. Ich habe wirklich ein paar Tage gebraucht, um meine Enttäuschung nach Monaco zu verarbeiten. Ich war so rasch aus dem Rennen, und es war mein Heimrennen, wo ich mich vor meinen Fans wirklich gut schlagen wollte. Wir hatten das Auto, um ein starkes Ergebnis einzufahren - das weiß jeder. Aber so ist der Motorsport manchmal." Grosjean wünscht sich nun nichts mehr "als ein ordentliches Rennen. Hoffen wir mal, dass das in Kanada der Fall sein wird und wir dort zeigen können, wozu wir imstande sind."

Neuland für Grosjean

Die Strecke auf der Ile de Notre Dame bedeutet für ihn Neuland: "Es wird mein erstes Mal in Kanada sein und daher eine weitere neue Erfahrung in diesem Jahr. Das bedeutet natürlich auch, dass ich zum ersten Mal auf dem Circuit Gilles Villeneuve fahren werde. Darauf freue ich mich, denn viele Fahrer haben gesagt, dass sie die Strecke mögen. Es handelt sich auch um eine Strecke, die keine Fehler verzeiht - das haben wir über die Jahre bei der Wall of Champions gesehen. Obwohl ich kein Formel-1-Weltmeister bin, werde ich dieser Stelle besonderen Respekt zukommen lassen." Dennoch gilt Grosjean als Pilot, der sich sehr rasch auf neue Strecken einschiessen kann. "In den vergangenen Jahren scheine ich neue Strecken immer gelernt zu haben, also schätze ich, dass meine Herangehensweise nicht so schlecht ist", sagt er selbstbewusst. "Diese Saison ist aber auch sehr hilfreich, dass der E20 sehr gutmütig ist und wir ein sehr gutes Basissetup haben, das wir verfeinern können, wodurch wir unser Tempo steigern, anstatt ein schlecht balanciertes Chassis oder ein schwieriges Handling beim Auto kompensieren zu müssen." Auch die Arbeit mit den Ingenieuren hilft ihm beim Erlernen neuer Strecken: "Ich arbeitete sehr eng mit dem Team und mit den Ingenieuren, um all die Anforderungen eines neuen Kurses zu verstehen - außerdem gibt es bei jeder Strecke Aspekte, die man von einer anderen Strecke kennt. Am Ende muss man einfach auf die Strecke gehen und schnell fahren."

Grosjeans Kampf gegen den Jetlag

Dass er dabei den Mauern sehr nahe kommen wird, stört ihn nicht: "Normalerweise mag ich Stadtkurse - ich war in Monaco gut in Schuss. Ich geniesse den Nervenkitzel, den Mauern nahe zu kommen. Es gibt wirklich lange Geraden und einige harte Bremspunkte. Auch der Streckenbelag kann für Herausforderungen sorgen, wie wir schon in anderen Saisons gesehen haben - es wird also interessant, wie sich das Gripninveau für mich anfühlen wird. Am Ende kann auch das Wetter in Montreal ziemlich wechselhaft sein, wie wir im Vorjahr gesehen haben. Ich bin sicher, dass es ein herausfordernder und aufregender Grand Prix sein wird." Davor muss er sich aber noch an die Zeitumstellung gewöhnen, denn Kanada liegt in einer anderen Zeitzone. Sein Plan: "Ich reise am Montag an, um den Jetlag zu bekämpfen. Manchmal ist diese Herausforderung an sich und einen guten Schlaf zu bekommen, so schwer wie das richtige Setup für das Auto zu finden. Ich freue mich darauf, Montreal zu erkunden, die Strecke zu lernen - und hoffentlich kann ich zur richtigen Zeit auch gut schlafen."

Räikkönen: "Unsere Zeit wird kommen"


Nach zahlreichen Podestplätzen wurde der Grand Prix von Monaco für Kimi Räikkönen mit Platz neun zur Enttäuschung. Die niedrigen Temperaturen am Renntag waren "Gift" für den E20 - dem Finnen fehlte zudem das erste Freie Training, das er wegen eines Umbaus der Lenkung ausgelassen hatte. Im Interview spricht er über den Rückschlag im Fürstentum und seine Erwartungen für das Wochenende in Kanada.


Frage: Kimi, freust du dich auf den Grand Prix von Kanada?

Kimi Räikkönen: Ich habe den Grand Prix von Kanada immer gemocht und dort 2005 gewonnen, daher habe ich gute Erinnerungen an Montreal. Die Stadt ist einer der besten Orte, die wir im Kalender haben. Ich geniesse das Stop-and-Go-Layout des Kurses und die Herausforderung der Strecke.

Welche Herausforderungen magst du im Speziellen?

Es handelt sich um einen interessanten Ort. Das Qualifying ist wichtig, aber nicht essentiell, um ein gutes Ergebnis zu erreichen, denn es gibt ein paar Plätze, wo man überholen kann. Um in Kanada gut abzuschneiden, muss das Auto beim Bremsen stark sein, denn dieser Kurs ist sehr hart für die Bremsen. Zudem nutzt man die Randsteine, und unser Auto war in diesem Bereich bisher sehr gut. Auf diesem Kurs gibt es unterschiedliche Streckenbeläge, und es kann sogar vorkommen, dass sich der Belag im Laufe des Rennwochenendes verändert. Das ist interessant, da sich das Gripniveaus verändert - eine weitere Herausforderung.

Es handelt sich um einen weiteren Stadtkurs - ändert sich dadurch deine Herangehensweise?

Es handelt sich um einen Stadtkurs, aber es gibt immer noch Plätze, wo man überholen kann, daher muss man nicht seinen gesamten Fokus auf das Qualifying legen wie man es in Monaco tut. Bei diesem Rennen gibt es normalerweise immer wieder Safety-Car-Phasen. Es gab wahrscheinlich keinen einzigen Kanada-Grand-Prix ohne Safety-Car. Wahrscheinlich wird das wieder passieren. Ein Safety-Car erschwert die Strategie, da man nie voraussagen kann, wann es kommen könnte. Wenn das Safety-Car zum Einsatz kommt, dann muss man hoffen, dass es zum richtigen Zeitpunkt passiert.

Glaubst du, dass die Strecke dem E20 liegen wird?

Wir waren auf den meisten Strecken konkurrenzfähig und rechnen damit auch dort, aber eine Einschätzung ist nach dem ersten Tag immer einfacher.

Monaco lief nicht wirklich nach Plan.

So ist der Rennsport. Platz neun war das beste, was wir an diesem Tag erreichen konnten. Ich startete aus keiner guten Position, und ich hatte während des Rennens ein paar Schwierigkeiten, daher war es nicht das einfachste Wochenende. Aber immerhin haben wir ein paar Punkte geholt. Es ist besser als nichts, aber auch nicht genau das, was wir wollten. Wenn wir ein schlechtes Rennen haben und dennoch zwei Punkte mitnehmen, dann ist das nicht das Ende der Welt. Es könnte am Ende der Saison einen Unterschied machen, wenn wir auf diese Weise Punkte mitnehmen, obwohl wir nicht in Bestform sind.

Ändert die Enttäuschung von Monaco deine Herangehensweise an die restliche Saison?

Ein Rennen ändert nichts an der Tatsache, dass wir eigentlich überall ziemlich stark waren - selbst in Monaco über weite Strecken des Wochenendes. Monaco unterscheidet sich gravierend von jeder anderen Strecke, und ich denke nicht, dass uns die Tatsache, dass es nicht unser bestes Wochenende war, zu grosse Sorgen machen sollte.






Frage: "Welche Fortschritte machst du mit dem Team bei der Einstellung der Lenkung?"
Räikkönen: "Wir haben wegen der speziellen Herausforderung Monaco etwas anderes probiert, aber es hat für mich nicht funktioniert. Es ist unmöglich, etwas für Monaco zu testen, wenn man nicht nach Monaco geht. Testfahrten sind nicht erlaubt, und die Straßen wären für ein Formel-1-Auto ohnehin zu stark befahren. Ich bin mit der Basis-Einstellung zufrieden, obwohl das immer noch ein Bereich ist, an dem ich mit dem Team arbeite."
Frage: "Bisher gab es in dieser Saison sechs Sieger in sechs Rennen. Wirst du der siebte Sieger im siebten Rennen?"
Räikkönen: "Wir waren überall schnell und wir waren auf dem Podest. Es ist schwierig, alles überall zum richtigen Zeitpunkt perfekt hinzukriegen, was aber nötig ist, um einen Grand Prix zu gewinnen. Ich habe bereits mit anderen Teams Rennen gewonnen, und ich habe ein gutes Gefühl, dass Lotus zu starken Ergebnissen fähig ist. Unsere Zeit wird kommen."

Lotus für Alguersuari stärkstes Team


Sechs Rennen - sechs Sieger aus fünf verschiedenen Teams. Doch der Geheimtipp der Saison wartet immer noch auf den ersten Triumph in dieser Saison: Lotus. In Monaco sah es am Donnerstag tatsächlich so aus, als könnte am Sonntag die grosse Stunde des Teams aus Enstone schlagen - McLaren-Pilot Lewis Hamilton schätzte den E20 in den Häuserschluchten als "extrem schnell" ein.

Immerhin startete Romain Grosjean aus Startposition vier, doch die Startkollision zerstörte die Träume des Franzosen. Ob er allerdings überhaupt Chancen auf ein Top-Resultat gehabt hätte, ist im Nachhinein fraglich, denn Teamkollege Kimi Räikkönen hatte im Rennen grosse Probleme mit den Reifen und wurde nur Neunter. Der Grund: Der E20 ist dann stark, wenn die Asphalttemperatur hoch ist, und im Fürstentum rasselte diese im Laufe des Rennens immer mehr in den Keller - Lotus-Bedingungen sehen anders aus. Der ehemalige Toro-Rosso-Pilot und nunmehrige Pirelli-Testfahrer Jaime Alguersuari ist trotz der Enttäuschung in Monaco der festen Überzeugung, dass die Lotus-Durststrecke bald enden wird.

"Ich glaube immer noch, dass sie das konkurrenzfähigste Paket besitzen - sowohl mechanisch, als auch aerodynamisch", sagt der Spanier gegenüber 'AS'. Ein Indiz dafür, dass Alguersuari recht haben könnte, sind die konstanten Ergebnisse in dieser Saison. Der Pirelli-Testfahrer ist der Meinung, dass vor allem der Umgang des E20 mit den Hinterreifen ein Schlüsselfaktor sein könnte: "Sie haben eine grossartige Traktion und sehr wenig Abbau bei den Hinterreifen. Es ist schade, dass sie das in Monaco nicht nutzen konnten, aber wir werden sehen, dass sie in Kanada wieder die Favoriten sein werden."

Der Grand-Prix-Kurs auf der Ile de Notre Dame in Montreal ist bekannt für seinen hohen Reifenverschleiss - wenn es richtig heiss wird, könnten sich Räikkönen und Grosjean tatsächlich in aussichtsreichen Positionen befinden.

Minardi: Lob für Massa, Schelte für Grosjean


Der Grosse Preis von Monaco hielt auch in diesem Jahr einige Überraschungen parat. Mit der nicht unbedingt erwarteten Bestzeit von Michael Schumacher im Qualifying und dem leichten Regen im Rennen war es aber nicht getan. Vor allem Felipe Massa (Ferrari) trat positiv in Erscheinung, als man eigentlich nicht damit rechnete. Der Brasilianer fuhr jedoch einen sehr soliden sechsten Platz ein.

Dafür bedachte ihn das Ferrari-Team mit reichlich Lob, und auch weitere Beobachter zollten Massa ihren Respekt. Einer davon ist der ehemalige Formel-1-Teameigner Giancarlo Minardi, der sich für den Ferrari-Piloten freut. "Massa nahm endlich wieder an Q3 teil und befand sich im Rennen in der Spitzengruppe. Das könnte dafür sorgen, dass er frisches Selbstbewusstsein sammelt", sagt Minardi.

Der Italiener erwartet, dass die Monaco-Form von Massa keine Eintagsfliege ist. "Ich denke, er kann dabei helfen, Ferrari den dritten Platz bei den Konstrukteuren zu bescheren", meint Minardi. Ob Massa wirklich dazu im Stande sein wird, bleibt jedoch abzuwarten. Romain Grosjean (Lotus) trauen die Experten indes ebenfalls mehr zu, als er bisher zeigen konnte. In Monaco enttäuschte er aber. Schon im Qualifying galt Grosjean als heisser Kandidat auf die Pole-Position, verpasste jedoch den Prestige-Startplatz im Fürstentum. Im Grand Prix kam er nur wenige Meter weit - Startcrash. "Er war zu hastig unterwegs", findet Minardi. "Grosjean muss mehr aufpassen, denn er leistet sich zu viele Fehler. Sehr schade für Lotus, denn das Auto scheint über eine sehr gute Leistung zu verfügen."

Boullier: Der E20 hat das Tempo eines Siegerautos


Mund abwischen und weitermachen: So lautet bei Lotus das Motto nach dem Rennen in Monaco. Nach starken Leistungen in den Trainingssitzungen fuhr das Team nach dem frühen Ausfall von Romain Grosjean und dem neunten Platz von Kimi Räikkönen mit einer mageren Ausbeute von zwei WM-Punkten nach Hause. Teamchef Eric Boullier ist jedoch vom Speed des Autos und seiner Piloten überzeugt und will daher auch in Kanada wieder in der Spitze mitkämpfen. Im Interview erklärt er, wie sich das Team nach der Enttäuschung Monaco auf das Rennen in Montreal vorbereitet.

Frage: Eric, wie bereitet ihr euch auf den kanadischen Grand Prix vor?

Eric Boullier: So, wie auf jeden anderen Grad Prix auch. Unser Auto ist schon seit Saisonbeginn schnell, und unsere beiden Fahrer haben in einer sehr ausgeglichenen Saison gezeigt, dass sie auf das Podium fahren können. Natürlich war das Wochenende in Monaco enttäuschend, aber wir haben schon größere Rückschläge verkraftet.

Was ist in Monaco schief gelaufen?

Einfach gesagt: Wir haben nicht die Ergebnisse erzielt, die wir uns vorgenommen hatte und die möglich gewesen wären. Wenn eines der Autos nicht einmal bis zur ersten Kurve kommt, so wie es Romain passiert ist, dann wird es schwierig, ein gutes Resultat zu erzielen. Es war ein Rennunfall, was aber auch kein Trost ist, denn er war während des gesamten Wochenendes sehr schnell. Bei Kimi hat zu keinem Zeitpunkt alles zusammengepasst. Im Rennen hatte er zu wenig Grip und konnte deswegen keinen Druck machen. Wir dürfen dem aber nicht zu sehr hinterhertrauern. Es war ein Wochenende von 20, hoffentlich liefern wir bei den verbleibenden 14 Rennen eine bessere Vorstellung.

Wir verarbeitet das Team ein solch schwieriges Wochenende?

Wir schauen auf die positiven Dinge. Der E20 ist schnell, stark und zuverlässig. Am Donnerstag und Samstag waren beide Fahrer auf Anhieb schnell und fühlten sich wohl im Auto. Wir wissen, dass Monaco eine Strecke ist, die ganze besondere Anforderungen stellt. Es ist also wesentlich besser, auf solch einer Strecke Problem zu haben als auf einem normalen Kurs.

Hat das Ergebnis aus Monaco Einfluss auf eure Vorbereitung auf das Rennen in Kanada?

Jeder im Team weiss, was er zu tun hat und dass wir uns darauf konzentrieren müssen, gute Resultate zu erzielen. Wir gehen das Rennen nicht anders als andere Rennen an. Wir kennen unsere Stärken und die Bereiche, in denen wir uns noch verbessern müssen. Darauf konzentrieren wir unsere Anstrengungen. Rückschläge und Erfolge sind Bestandteil unseres Sports, aber wir hoffen, dass im Laufe des Jahres er Letzteres der Fall sein wird.

Welche Aussichten hat das Team in der Meisterschaft?

Die Saison ist bislang sehr interessant, da niemand dominiert, weder in der Fahrer- noch in der Konstrukteursmeisterschaft. Wir haben als Dritte der Konstrukteurswertung genau so viele Punkte wie Ferrari, während Kimi in der Fahrerwertung einen Rückstand von 25 Punkten auf Fernando Alonso hat. Es kann noch immer alles Mögliche passieren, die Meisterschaft ist völlig offen.

Was ist momentan die grosse Stärke des Sports Formel 1?

Es ist ein sehr gutes Umfeld. Ich kann nicht für andere Teams sprechen, aber wir haben erfreulich viele neue Sponsoren gewonnen und führen Gesprächen mit weiteren potenziellen Partnern. Das Interesse an der Formel 1 ist gross, der Sport wächst in vielen Bereichen.

Sechs Sieger in sechs Rennen. Werdet ihr der siebte Sieger im siebten Rennen sein?

Das wollen wir hoffen. Sowohl Kimi als auch Romain sind in der Lage zu gewinnen, und der E20 hat das Tempo eines Siegerautos. Einen Grand Prix zu gewinnen ist aber alles andere als einfach, und ich glaube nicht, dass wir in diesem Jahr bei jedem Rennen einen anderen Sieger sehen werden. Es sollte sich bald ein gewisses Muster zeigen. Wir freuen uns auf Montreal. Es ist die erste Strecke in dieser Saison, auf der wenig Abtrieb gefragt ist. Das sollte dem E20 liegen. Unser 500. Rennen war keines unserer besten, hoffentlich ist das 501. besser.

Boullier: "Sollten die Tests überdenken"


Seit vielen Jahren findet die Entwicklung von Formel-1-Fahrzeugen auch an den Grand-Prix-Wochenenden statt. Die Zeiten, in denen alle Mannschaften nach Herzenslust testen durften, sind seit Einführung der kostensenkenden Massnahmen zur Saison 2009 vorbei. Erst in diesem Jahr erlaubte man den Teams die Teilnahme an einem gemeinsamen Test während der Saison. Die Probefahrten in Mugello kamen aber nicht überall gut an.

Immerhin konnten einige Teams an den Tagen in Italien neue Teile ausprobieren, bevor diese an Rennwochenenden eingesetzt wurden. Dies ist seit Einführung des Testverbots kaum noch möglich gewesen, die Testarbeit findet seither an Freitagen eines Grand-Prix-Wochenendes statt. Wer an solchen Tagen mit seinem Updates daneben liegt, kann nur noch einen Schritt zurück machen, um das Wochenende halbwegs schadlos zu überstehen.

"Ein Teil der Unvorhersehbarkeit der aktuellen Formel 1 ist auch in fehlenden Testmöglichkeiten begründet", wird Lotus-Teamchef Eric Boullier von 'Autosport' zitiert. "Man kann seine neuen Ideen und Teile nur an Freitagen ausprobieren. Man kann nicht mal eben in der Woche zuvor in Spanien ein paar Dinge auf der Teststrecke ausprobieren, sondern man muss es am Rennwochenende erledigen." Aus Sicht des Franzosen müsse man sich Gedanken über die Verteilung der Testtage machen.

"Das Problem ist, dass Tests viel Geld kosten. Das Testverbot war eine der Massnahmen, die wirklich beim Sparen helfen. Über das Format der Tests sollten wir jedoch noch einmal nachdenken", sagt Boullier. Bis zur Saison 2011 absolvierten alle Teams gemeinsam vier Tests vor dem Saisonstart, in diesem Jahr machte man drei Tests vor dem Start des ersten Rennens, einen weiteren absolvierte man vor dem Europaauftakt. "Wir sind keine Freunde von Tests während der Saison", schildert der Lotus-Teamchef, "denn es fehlt uns die Ausrüstung, das Personal und es passt nicht sonderlich gut in den Kalender. Eine spezielle Testmannschaft können wir uns nicht leisten. Vielleicht sollten wir darüber nachdenken, die Tests aufzuteilen. Wenn im Kalender im Juni eine gewisse Lücke ist, dann könnte man vielleicht im Juni einen Test abhalten."

Fiel Räikkönen dem Jo-Jo-Effekt zum Opfer?


Es war ein verkorkstes Wochenende für Lotus. Kimi Räikkönen konnte in Monaco am Freitag kaum trainieren, weil er die Lenkung auswechseln liess und dann Pech mit dem Regen hatte. Dann fehlte dem Finnen das nötige Tempo. Das hatte Romain Grosjean, jedoch auch - zum wiederholten Male - einen Unfall in der Startrunde. Im Interview erklärt Technikchef James Allison, wieso in Kanada das Bild wieder ganz anders aussehen kann.

Frage: James, was lief für das Team in Monaco schief?

James Allison: Es ist schwierig abzuwägen, ob das, was Kimi im vergangenen Rennen abgeliefert hat, auch von Romain zu erwarten gewesen wäre. Nichts von dem, was wir am Donnerstag und am Samstag gesehen haben, deutet darauf hin. Aber wenn wir ähnliche Probleme mit dem Reifenabbau gehabt hätten, wäre es für ihn sicher auch ein schwieriges Rennen geworden.

Kimi hat das erste Freie Training wegen eines Tauschs der Lenkung verpasst. Erregt das eure Besorgnis?

In Monaco braucht es ein spezielles Setup für die Lenkung, welches wiederum andere Aufhängungsteile verlangt - um wiederum den nötigen Einschlagwinkel zu garantieren. Ausserdem wollten wir bei Kimi im Freien Training ein dynamischeres Setup ausprobieren. Das geht im Vorfeld, also nutzten wir die Session dafür. Es wurde aber schnell klar, dass das Setup nicht passte. Es zu ändern, erfordert Zeit. Und so begannen wir schon während des Freien Trainings. Kimi kennt die Strecke schliesslich gut. Wir konnten ausserdem erkennen, dass Romain trotz seiner mangelnden Erfahrung in Monaco schnell war. Kimi hingegen hatte mit Auto und Reifen das Wochenende über Probleme. Es wäre so oder so für ihn ein Rennen mit vielen Hürden geworden. Unser Basis-Setup für die Lenkung hat Kimi auf das Podest gebracht, aber wir arbeiten daran, es nach seinen Wünschen zu verfeinern.

Waren Strecken- und Reifentemperatur im Rennen ein Faktor?

Das ist immer schwierig zu sagen. Die Streckentemperatur war während des Rennes meistens unter der 30-Grad-Marke, was nicht ungewöhnlich ist. Das hatten wir in dieser Saison schon mehrmals und es gab keine Probleme, die Reifen im Arbeitsfenster zu behalten. Das Ungewöhnlichste an Monaco ist wohl der glatte Asphalt. Der E20 hat auf Strecken mit rauer Oberfläche bestens funktioniert.

Kimi hatte mehr Reifenabbau als alle anderen. Zuvor sah der E20 noch sehr gut aus auf den Reifen.

Es war eine Überraschung. Alle Teams scheinen einen Jo-Jo-Effekt zu haben, was die Reifen betrifft. Aber uns schien das weniger zu betreffen. Im Grunde sogar gar nicht, bis wir nach Monaco kamen. Aber es ist doch eine gute Perspektive, nach fünf guten Rennen ein schlechtes gehabt zu haben. Da wären wir in guter Verfassung für den Rest der Saison.

Von einem Strassenkurs auf den anderen - ist in Montreal das Gleiche zu erwarten?

Montreal ist das Kontrastprogramm zu Monaco. Es mag ein weiterer Strassenkurs sein, der auch in Richtung einer glatten Oberfläche tendiert. Das ist die Chance, zu sehen, wie sehr uns dieser Sachverhalt in Monaco betroffen hat. Und, ob wir unter diesen Bedingungen Leistung abliefern können.

Wie unterschiedlich wird das Auto sein?

Wir werden einen kleineren Heckflügel nutzen und das mit der Frontflügel-Einstellung ausgleichen. Einer der Schlüssel ist es, die richtige Bremsbalance und -kühlung einzustellen. Es ist ein sehr anstrengendes Rennen für die Bremsen. Glücklicherweise war das Auto sehr gut im Umgang mit ihnen und es gab in diesem Jahr keine Probleme.

Wie gross ist das Problem mit den Bremsen in Kanada und was ist zu unternehmen?

Es gibt mehrere Hochgeschwindigkeits-Geraden, die in langsamen Kurven münden. Also werden die Bremsen im Verlauf einer Runde mehrmals extrem beansprucht. Montreal ist die herausfordernste Strecke des Jahres, was die Bremsen betrifft. Ihre Abnutzung entsteht infolge einer erhöhten Temperatur, es muss also daran gearbeitet werden, eine adäquate aerodynamische Kühlung zu gewährleisten.

2.6.2012