Force India ist optimistisch gestimmt

Paul di resta bei einem Schwätzchen mit

Sauber-Pilot Sergio Perez

Das Force-India-Team zeigt sich nach dem Freien Training zum Grossen Preis von Kanada am Freitag optimistisch, es in der Qualifikation mit beiden Autos in die Top 10 zu schaffen. Am Nachmittag fuhr Paul di Resta in Montreal mit nur 0,285 Sekunden Rückstand auf Position fünf, Teamkollege Nico Hülkenberg beendete den Tag mit 0,540 Sekunden Abstand als Achter.

"Das Wetter bereitete heute etwas Sorgen", so di Resta. "Denn es drohte ständig Regen, weswegen wir auch einen sehr arbeitsreichen Vormittag hatten und womöglich im 1. Freien Training mehr Runden fuhren, als wir das normalerweise machen. Die Basis des Autos war gut, und wir arbeiteten mit jedem Versuch daran, die Dinge weiter zu verbessern. Am Ende des Tages war ich mit dem Gefühl des Autos in Bezug auf die Balance sehr glücklich. Natürlich ist davon auszugehen, dass die Bedingungen sich über Nacht verändern, und wir müssen einmal sehen, wie sich dies auf uns morgen auswirkt. Auf der heutigen Leistung basierend denke ich, dass wir uns den dritten Qualifying-Durchgang vornehmen können, vorausgesetzt es klappt alles."

"Ich habe beide Einheiten genossen", so Hülkenberg. "Den Tag habe ich mit einem sehr positiven Gefühl beendet. Die Balance des Autos ist dort, wo ich sie haben möchte, und die Veränderungen, welchen wir während der Mittagspause gemacht haben, scheinen uns in die richtige Richtung gebracht zu haben. Es gibt heute Abend noch jede Menge Hausaufgaben zu erledigen und Raum, um die Dinge weiter zu verbessern. Aber es war ein guter Start in das Wochenende."

"Dies war ein arbeitsreicher und produktiver Trainingstag in Montreal", so Chefingenieur Jakob Andreasen. "Wir haben hart daran gearbeitet, um unsere Autos auf diese herausfordernde Strecke anzupassen. Die Wetterbedingungen waren den gesamten Tag über bedeckt, und der drohende Regen hielt uns in Atem und zwang uns dazu, unser Programm anzupassen, um sicherzustellen, dass wir alle Daten bekommen, die wir benötigten. Aus diesem Grund fuhr Nico mit dem superweichen Reifen heute Vormittag, einfach für den Fall, dass der Nachmittag regnerisch ist, während sich Paul auf die weichen Reifen konzentrierte. Schlussendlich blieb der Regen fern und wir waren in der Lage, mit beiden Autos unser komplettes Trockenreifen-Programm durchzuführen. Eine weitere Priorität lag auf dem Verständnis der Anforderungen an die Kühlung der Bremsen und des Motors, um sicherzustellen, dass die verwendeten Lösungen adäquat sind. Bisher sind wir von unserer Geschwindigkeit ermutigt, und die Rückmeldungen der Fahrer lassen uns vermuten, dass die zwischen den Einheiten vorgenommenen Veränderungen positiv waren."

Force India setzt auf kontinuierliche Verbesserung


Bei Force India verfolgt man in dieser Saison weiterhin die Philosophie, sich Schritt für Schritt zu verbessern. In diesem Jahr reiste der indische Rennstall mit Sitz in Silverstone zu jedem Rennen mit Verbesserungen. Beim Europa-Auftakt in Barcelona setzte man zudem ein erstes grösseres Upgrade-Paket ein. Diese Philosophie verfolgte man bereits im Vorjahr.

"Wir werden den gleichen Plan verfolgen wie im Vorjahr, indem wir kontinuierlich bei jedem Rennen neue Teile einsetzen. So wie die meisten anderen Teams", so Andrew Green, Technischer Direktor bei Force India. "Wir werden versuchen, so viel wie möglich zu erreichen, das ist unser Ziel." Der Trend der kontinuierlichen Verbesserungen soll auch bei den kommenden Rennen nicht abreissen. Beim Rennen an diesem Wochenende in Kanada werden bereits neue Teile eingesetzt, genauso wird es beim nächsten Rennen in Valencia sein. Für das Heimspiel des Teams in Silverstone - die Fabrik liegt in Sichtweite der Strecke - ist dann wieder ein größeres Upgrade geplant. All diese Verbesserungen seien nötig, um nicht den Anschluss im hartumkämpften Starterfeld zu verlieren. "Es geht extrem eng zu und Bruchteile einer Sekunde können direkt ein paar Startplätze ausmachen. Es ist schwieriger denn je", weist Green auf die enorme Leistungsdichte in der diesjährigen Formel-1-Saison hin. Sein Team sei jedoch moralisch gut aufgestellt: "In der Fabrik sind alle motiviert, motivierter denn je!"

Die technischen Verbesserungen gepaart mit der hohen Motivation haben bei Force India offenbar auch in Kanada Früchte getragen: Im Freien Training am Freitag landeten beide Piloten in den Top-Ten. Paul di Resta fuhr die fünftschnellste Zeit, Nico Hülkenberg belegte Platz neun. In den Augen von Green sei die Fahrerpaarung von Force India aber nicht nur aufgrund der Ergebnisse eine gute: "Sie sind beide Teamplayer", sagt Green. "Sie wollen das Team nach vorne bringen, sie sind nicht einfach nur Individuen, sondern stellen sich in den Dienst des Teams. Wir arbeiten alle als Team, wollen weiter nach vorne und sie werden praktisch mitgerissen", schildert Green die Einstellung seiner Mannschaft. "Sie arbeiten beide sehr gut zusammen und es ist gut, dass sie sich gegenseitig zu höheren Leistungen bringen. Sie sind beide extrem talentiert und wir sind zufrieden mit ihrer Arbeitsweise. Es ist schön, in diesem Team zu arbeiten."

Force India: Warten auf den Knalleffekt


Williams sorgte mit Pastor Maldonados Sieg in Spanien für die Sensation und Sauber mit dem zweiten Platz von Sergio Perez in Malaysia für einen Knalleffekt. Lotus redet sogar im Kampf um die WM ein Wörtchen mit. Von den einstigen Mittelfeldmannschaften ist in der Saison bislang nur Force India ein Topresultat schuldig geblieben. "Die Teams um uns herum sind alle stark, aber wir haben Konstanz demonstriert und können es mit ihnen aufnehmen", meint Paul di Resta.

Der Schotte ist davon überzeugt, im Machtgefüge der Formel 1 nicht an Boden verloren zu haben. "Ich denke, wir haben gezeigt, dass wir da weitermachen können, wo wir im vergangenen Jahr aufgehört haben", bekräftigt er. Auch Teamkollege Nico Hülkenberg sieht Force India gut aufgestellt. "Wir sind nicht weit hinter Williams und Sauber zurück. Im vergangenen Jahr hat das Team bewiesen, wie gut es entwickeln kann", so der Emmericher.

Di Resta fordert Optimismus ein: "Wir stehen mit der Punktausbeute besser da als im vergangenen Jahr. Daraus können wir Positives ziehen, müssen weiter Zähler sammeln und in der zweiten Saisonhälfte sogar noch stärker werden", so der 26-Jährige. Hülkenberg hebt hervor: "Es gab schon einige gute Momente. Aber es gab auch welche, in denen ich Pech hatte. Viele Rennen waren unvorhersehbar, aber unser Tempo ziemlich konstant", lautet das Fazit nach einem Saisondrittel.

Auf den Kanada-Grand-Prix freut sich Hülkenberg: "Eine meiner Lieblingsstrecken und ich mag auch Montreal als Stadt. Die Atmosphäre ist toll, weil die ganze Region hinter dem Rennen steht und alles voller Fans ist", erklärt er. Vor dem Circuit Gilles Villeneuve hat er Respekt: "In einigen Kurven sind die Mauern sehr nahe an der Strecke. Einen Fehler zu machen ist relativ einfach, weil du die Kerbs benutzen und für eine gute Rundenzeit nahe an die Mauern fahren musst", weiss Hülkenberg.

Auch di Resta kennt die Besonderheiten, die auf der Insel im Sankt-Lorenz-Strom warten: "Eine ungewöhnliche Strecke mit langen Geraden. Hier ist eine gute Höchstgeschwindigkeit gefragt", so der frühere DTM-Champion, der sich auf ein neues Fahrgefühl wird einstellen müssen: "Wir werden ein spezielles Paket mit wenig Abtrieb verwenden, ähnlich zu dem für Monza. Das Auto fühlt sich also anders an und am Anfang etwas wackelig", meint er.

9.6.2012